MORD IN BARCELONA - Jacques Deray

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Maulwurf
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MORD IN BARCELONA - Jacques Deray

Beitrag von Maulwurf »

Mord in Barcelona
Un papillon sur l'épaule
Frankreich 1978
Regie: Jacques Deray
Lino Ventura, Claudine Auger, Paul Crauchet, Jean Bouise, Nicole Garcia, Roland Bertin, Xavier Depraz, Dominique Lavanant, José Lifante, Jacques Maury, Laura Betti


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https://ssl.ofdb.de/film/31753,Mord-in-Barcelona

Nach 2 Monaten auf See kommt Roland Feriaud in Barcelona an. Ab ins Hotel, ein Stadtbummel, und morgen trifft die Ehefrau mit dem Zug ein und es wird eine Woche gemeinsam Urlaub in Barcelona gemacht. So der Plan. Doch im Hotel öffnet Feriaud die falsche Tür. Er sieht einen Toten, bekommt einen Schlag auf den Kopf, und wacht in einem sogenannten Erholungsinstitut auf. Der Arzt erklärt ihm ganz klar, dass diese Hirngespinste mit dem Toten bald wieder verschwinden werden. Allerdings wird Feriaud nach seiner Entlassung aus dem Institut bald kontaktiert und lernt schmerzhaft, dass es sich mitnichten um ein Hirngespinst handelt: Wenn er den Koffer des Toten besorgt, sieht er seine Frau lebendig wieder …

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Im Prinzip eine klassische Hitchcock-Handlung: Ein Mann in einer (fremden) Stadt, verstrickt in eine Verschwörung die er nicht einschätzen kann. Die ihn wie auf einem Schachbrett hin und her bewegt und mittels Angst oder Belohnungsanreiz blindlings durch die Gegend manövriert. Verständnislosigkeit und Panik wechseln sich ab, und schon bald wird klar, dass der einzige Ausweg aus dem Labyrinth der Tod ist.
Diese Handlung kennt und schätzt man als Thrillerfreund, und insofern kann man hier wenig falsch machen. Die frühsommerliche Stadt ist atmosphärisch eingefangen und untermalt Feriauds Irrgarten perfekt, die Bösen sind klar zu erkennen und dabei doch undurchdringlich. Und weder der Zuschauer noch Feriaud wissen um die Zuverlässigkeit oder die Funktion der einzelnen Figuren auf dem Schachbrett. Nichts ist sicher zu fassen, jeder Fingerzeig löst sich auf wie Rauch und führt doch gleichzeitig zu weiteren wagen Vernutungen und Rauchwolken. Geschickt baut Jacques Deray ein Dickicht aus Fallen und falschen Hinweisen auf, in dem eine freie Bewegung überhaupt nicht mehr möglich ist. Und in dem der Hauptdarsteller mit der menscheneigenen Neugier ("Ich möchte wissen in was ich hier geraten bin.") zielstrebig dem eigenen Untergang entgegen eilt. Assoziationen zu Filmen wie AUGENZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG oder KILLER STELLEN SICH NICHT VOR werden wach, und die damit verbundene Ungewissheit, das Schweben zwischen den Halb- und Unwahrheiten, stellt sich sofort wieder ein.
Einzig der Schluss ist etwas sehr spröde geraten. Hier hat das Drehbuch leider versucht die geheimnisvolle Atmosphäre zu bewahren, weswegen zumindest ich mir etwas allein gelassen vorkam. Aber das schmälert den guten Gesamteindruck nur minimal, insgesamt ist MORD IN BARCELONA ein klassischer Normalo-ist-zur-falschen-Zeit-am-falschen-Ort-Thriller à la FRANTIC oder DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE. Hitchcock eben …

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6/10

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