THE BOYS FROM BRAZIL - Franklin J. Schaffner

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Prisma
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THE BOYS FROM BRAZIL - Franklin J. Schaffner

Beitrag von Prisma »




Gregory Peck   Laurence Olivier   James Mason   in

THE BOYS FROM BRAZIL


● THE BOYS FROM BRAZIL (GB|US|1978)
mit Lilli Palmer, Uta Hagen, John Dehner, Rosemary Harris, Anne Maera, John Rubinstein, Denholm Elliott, Steven Guttenberg,
David Hurst, Jeremy Black, Bruno Ganz, Walter Gotell, Wolfgang Preiss, Joachim Hansen, Georg Marischka, Sky du Mont, u.a.
eine Produktion der Producer Circle | ITC Films | im Ascot Filmverleih
ein Film von Franklin J. Schaffner


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»Sie sind jetzt keine KZ-Aufseherin mehr, Madame!«


Barry Kohler (Steve Guttenberg) alarmiert den sogenannten und in Österreich ansässigen Nazijäger Ezra Liebermann über eine unglaubliche Geschichte, die sich gerade in Paraguay abspielen soll. Seinen Informationen zufolge soll Joseph Mengele (Gregory Peck), ein dort im Exil lebender, ehemaliger KZ-Arzt, ein teuflisches Vorhaben verfolgen: Weltweit sollen 94 Klone aus der Erbmasse Adolf Hitlers hergestellt werden, um die arische Rasse zu erhalten und anschließend das »Vierte Reich« aufzubauen. Mit Hilfe seiner Entourage arbeitet der Doktor auf Hochtouren an seinem Ziel, doch Barry hört die geheime Sitzung der Parteigenossen ab, und wird schon wenig später liquidiert. Liebermann, der seine Zweifel an dieser Geschichte hatte, erkennt nun den Ernst der Lage. Wird er den Wahnsinn noch stoppen können..?

Was zunächst wie eine Utopie klingt, wird in Franklin J. Schaffners mutiger Präsentation als beklemmende Horror-Vision gezeichnet und im Endeffekt kann "The Boys from Brazil", der mit einem unscheinbaren, fast unschuldig klingenden Titel ausgestattet wurde, als eine immer wiederkehrende Parabel angesehen werden, die nur ihre Erfüllung findet, falls Wahnsinnige mit kaltem Verstand nach der Macht greifen wollen. Im Großen wie im Kleinen sind derartige Themen mehr als alarmierend und in diesem Beitrag läuft die Schwarzmalerei sogar auf Hochtouren, nicht aber ohne deutliche Positionen zu vertreten und die Kolportage quasi zu den Pforten der Hölle zu verweisen. Die Thematik mutet äußerst absurd an - wahrscheinlich bleibt sie es unterm Strich auch - aber Schaffners Spielfilm gehört letztlich zu denjenigen, die latente Gefahren lediglich auf der Basis des bereits Dagewesenen Skizzieren, indem das Stilmittel der Übertreibung intelligent und effektiv genutzt wird.

Der Film verfolgt nicht die Strategie zu suggerieren, dass das Ende so nah wie nie wäre, weist dementsprechend aber auf, dass ein aufgeklärter Umgang mit sensiblen geschichtlichen Hintergründen betrieben werden sollte. Inszenatorisch gesehen, bleiben so gut wie keine Wünsche offen. Obwohl das Szenario eindeutig angelegt ist und man daher im Vorfeld ahnt, wohin die Reise gehen wird, mangelt es nicht an Hochspannung und halsbrecherischen Wendungen. Auch die Tatsache, dass der Verlauf auf hypothetischer Basis zahlreiche willige Monster einer immer noch nicht zu den Akten gelegten Ideologie präsentiert, kreiert eine Atmosphäre, die einem manchmal den Atem stocken lassen wird. Was bei dieser Produktion wirklich einen phänomenalen Eindruck macht, ist die internationale Star-Besetzung. Hier geben sich Interpreten wie Gregory Peck, Laurence Olivier, James Mason oder Lilli Palmer die Klinke in die Hand und abgerundet wird das Ganze mit bekannten deutschen Interpreten, die bei der braunen Fraktion im Dienst stehen. Ein wirklich interessanter Film, in dem es von Zeit zu Zeit überaus gespenstisch zugeht, insbesondere was das Finale anbelangt.

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Sid Vicious
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Re: THE BOYS FROM BRAZIL - Franklin J. Schaffner

Beitrag von Sid Vicious »

Ich stimme deinen Beobachtungen und Eindrücken im vollen Umfang zu. Ich habe heute, nach einer Ewigkeit, endlich THE BOYS FROM BRAZIL schauen können und wurde nach einem starken Finale euphorisiert aus dem Film entlassen. Der Film konnte mich über die gesamte Spielzeit fesseln, was ihn ohne Zeifel adelt. Die Darsteller/innen sind allesamt große Klasse.
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Prisma
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Re: THE BOYS FROM BRAZIL - Franklin J. Schaffner

Beitrag von Prisma »

Da ich von dem Film im Vorfeld eigentlich gar nicht so viel erwartet hatte, war ich umso überraschter, was dabei heraus gekommen ist. Darstellerisch und besetzungstechnisch ist er ohnehin großes Kino, aber ich fand den Verlauf hervorragend konstruiert, da man tatsächlich merkt, wie sich die große Schlinge zuzieht. Außerdem ist die Thematik durch und durch beunruhigend und das Finale läuft einem eiskalt den Rücken runter. "The Boys from Brazil" kann ich nur jedem empfehlen!

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