ZOMBIE LAKE (DER SUMPF DER LEBENDEN TOTEN) - Jean Rollin, Julian de Laserna

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Sid Vicious
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ZOMBIE LAKE (DER SUMPF DER LEBENDEN TOTEN) - Jean Rollin, Julian de Laserna

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Le lac des morts vivants
Regisseur: Jean Rollin, Julian de Laserna
Kamera: Max Monteillet
Musik: Daniel White
Drehbuch: Julián Esteban, Jesús Franco
Darsteller: Howard Vernon, Pierre-Marie Escourrou, Anouchka, Antonio Mayans, Lynn Monteil, Youri Radionow, Bertrand Altmann, Gilda Arancio, Marcia Sharif, Yvonne Dany, Jean Rene Bleu, Jean Rollin, Edmond Besnard, René Douglas, Julián Esteban, Alain Petit, Jean Roville, Claude Sendron, Pascale Vital
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Ein Trupp von deutschen Wehrmachtssoldaten wird, gegen Ende des 2. Weltkriegs, von französischen Partisanen niedergemetzelt. Die Leichen versenkt man in einem See. 40 Jahre später erwachen die „toten“ Soldaten, sie entsteigen dem „Tümpel der Verdammten“, um Rache zu nehmen.

„Zombie Lake“ aka „Sumpf der lebenden Toten“ ist eine Produktion der Eurociné. Ein kleines, berühmt-berüchtigtes Familienunternehmen aus Paris. 1937 von Marius Lesoeur gegründet. In den frühen 1960er Jahren rückte Daniel Lesoeur (der Sohn von Marius) verstärkt in den Mittelpunkt des Unternehmens. Die Eurociné bietet einen umfangreichen Output von Filmproduktionen. Diese bedienen sich unterschiedlicher Filmgenres wie Horror, Western, Erotik und Eurospy. Die produktivste Phase des Unternehmens begann in den 1970er Jahren und lief bis in die frühen 1980er. In diesem Zeitraum findet man (auch gleichzeitig) die bekanntesten Produktionen aus dem Hause Eurociné. Eines ihrer skurrilsten Werke (Eigentlich sollte ich Schrott oder Ausschuss schreiben. Gewisses Audiokommentar-Trio könnte hingegen von verkannten Meisterwerken sprechen.) ist „Zombie Lake“. Eine Billigproduktion bei der - so ziemlich - alles schief ging.

Der „Sumpf der lebenden Toten“ sollte ursprünglich von Jess Franco gedreht werden. Dieser sagte jedoch kurz vor Beginn der Dreharbeiten ab. Die Eurociné kontaktierte Jean Rollin und bat ihn „Zombie Lake“ (so schnell wie möglich) „runterzukurbeln“. Jess hatte schließlich alles vorbereitet. Ganz bestimmt, das Projekt konnte also nur „in die Hose gehen“.

„Sie kennen doch Franco. Vielleicht drehte er zu dem Zeitpunkt einen anderen Film." (Jean Rollin)

Durchaus möglich das Franco den Fokus auf „Lolita am Scheideweg“ legte, anstatt seine kostbare Zeit am „Pfuhl der lebenden Toten“ zu verschwenden. In einem Interview teilte der Filmschrottlieferant Jess Franco übrigens mit, dass er absolut nichts zum „Sumpf der lebenden Toten“ beigetragen hat.

„Zombie Lake“ wirkt (was für die Eurociné eine typische Untugend ist) wie aus mehreren Filmen zusammen geschnitten. Der Anfangslook (eine junge Frau zieht sich aus, räkelt sich auf einem Baum und erfrischt sich anschließend im Wasser) ist vollkommen divergent zu den späteren Bildern. Dieser Weichzeichnerlook passt zu einem Erotikfilm, aber keinesfalls zu einem Zombiefilm mit Schmuddelsexelementen.

Einer der raren Höhepunkte ist der nächtliche Einmarsch der Wehrmachtszombies. Sie torkeln durch dunkle Gassen, vorbei an alten Gemäuern und Ruinen. Bei Betrachtung dieser Szenerie, fühle mich ein wenig an die Atmosphäre von Rollins „Foltermühle der gefangenen Frauen“ erinnert. Wenn jetzt noch Brigitte Lahaie auf der Treppe gestanden hätte - keine falschen Hoffnungen, Lahai hätte den Film nicht retten können.

(Bereits) 1977 lieferte Ken Wiederhorn (mit „Schreckensmacht der Zombies“) eine Einheit von deutschen Soldaten die als Untote aus einem See steigen um anschließend die „Inselbewohner“ abzuschlachten. Diese, dem Volksmusikbarden Heinz Georg (Heino) Kramm nicht unähnlichen, Nazi-Zombies sind jederzeit in der Lage für eine ausgelassene Stimmung beim Publikum zu sorgen. Das unterscheidet sie deutlich von ihren Pendants aus dem „Sumpf der lebenden Toten“. Denn bei „Zombie Lake“ kann der unfreiwillige Humor einfach nicht zünden. Der Film ist schlichtweg langweilig, was Stanley Kubrick - vollkommen zu Recht - als die Todsünde des Kinos bezeichnet.
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