DEN AASGEIERN EISKALT SERVIERT - Don Sharp

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Prisma
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DEN AASGEIERN EISKALT SERVIERT - Don Sharp

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DEN AASGEIERN EISKALT SERVIERT


● CALLAN / DEN AASGEIERN EISKALT SERVIERT (GB|1974)
mit Edward Woodward, Eric Porter, Carl Möhner, Catherine von Schell, Peter Egan, Kenneth Griffith, Michael da Costa, Veronica Lang,
Clifford Rose, Dave Prowse, Don Henderson, Yuri Borienko, Nadim Sawalha, David Grahem, Anne Blake, Joe Dunlop und Russell Hunter
eine Magnum Produktion | Syn-Frank Enterprises | im Gloria Verleih
ein Film von Don Sharp

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»Und ich lebe noch, weil ich immer auf Nummer sicher gehe!«


Der Top-Agent und Fachmann für Liquidierungen, David Callan (Edward Woodward), wurde als zu unsicher vom britischen Geheimdienst eingestuft, da er zu viel Gewissen zeigte und es zu Alkoholproblemen kam. Um den österreichischen Geschäftsmann und Waffenschieber Schneider (Carl Möhner) zu beseitigen, soll Callan diesen Auftrag dennoch ohne viel Staub aufzuwirbeln übernehmen. Sein Vorgesetzter Hunter (Eric Porter) scheint sich mit dieser Auswahl auf einen Schleudersitz zu begeben, doch handelt es sich tatsächlich um eine sachliche Auswahl eines der besten Agenten oder ist Hunter an einem geplanten Scheitern Callans interessiert?

In derartig spät inszenierten europäischen Vertretern des Agentenfilms lässt es sich kaum vermeiden, dass es zu thematischen Wiederholungen kommt, für die Regisseur Don Sharp bereits im Vorfeld selbst hinlänglich gesorgt hatte. In "Den Aasgeiern eiskalt serviert" ist dem Empfinden nach eine recht bekannte inszenatorische Strategie zu beobachten, außerdem verfügt der Plot über zahlreiche Inhalte, die einem aus anderen Produktionen bekannt vorkommen. All das heißt jedoch nicht, dass man es hier mit einem langweiligen und sperrigen Plagiat zu tun bekommt, denn das Gegenteil ist der Fall. Überraschender Weise wirken die zahlreichen Versatzstücke des Genres hier besonders originell und auch turbulent aufgearbeitet, sodass die eigentlich auf der Hand liegende Geschichte trotzdem für ein sehr gutes Level an Spannung sorgen kann. In diesem Zusammenhang sorgt die für den britischen Geheimdienst unsicher wirkende Hauptfigur Callan für besonders intensive Momente, da auch das Publikum permanent mit verschiedenen Möglichkeiten des Ausgangs dieser Aktion konfrontiert wird. Callans Chef und dessen rechte Hand wirken schrecklich unsympathisch, was sich nicht alleine auf ihr unsentimentales Handwerk bezieht, sondern auf deren völlig arrogantes und versnobtes Gehabe. So bekommt es die Hauptfigur mit einer gefährlichen Mehrfachanforderung zu tun, die sich nicht nur auf das zu liquidierende Objekt bezieht, sondern auch auf die eigenen Reihen. Callan arbeitet trotz klarem Auftrag für sich selbst, zumindest empfindet man es so, aber er hat auch mit einigen inneren Dämonen zu kämpfen, was ihn greifbar oder besser gesagt angreifbar erscheinen lässt. So schaut man auf einen Entwurf keines der zahlreichen Super-Agenten aus dem Märchenwald, was diese Angelegenheit umso spannender macht. Beim näheren Kennenlernen der Story machen sich dementsprechend doch einige Abweichungen zur Genre-Konkurrenz bemerkbar, die wirklich gut ankommen. Routinier Don Sharp schickt seinen Helden nicht durch eine Reihe von Affären, erspart ihm abenteuerlich wirkende Technik-Spielereien und zeichnet einen Mann, dessen Alltag alles andere als weltmännisch zu sein scheint, von seiner mentalen Verfassung ganz zu schweigen.

Schöne Londoner Aufnahmen und die der ländlichen Peripherie lassen einen Aufsehen erregenden Eindruck zwischen hauptstädtischem und provinziellem Flair aufkommen, überhaupt verfügt der Verlauf über viele Außenaufnahmen, was zu einem schönen Aushängeschild für die zweite Reihe wird. Hinzu kommen Action und Tempo, das sich vor allem bei wilden Verfolgungsjagden zeigt. Gut aufgelegte und präzise spielende Interpreten lenken die Angelegenheit in die richtigen Bahnen, die zwar auch über ein paar sehr ruhige Phasen verfügt, aber in den fundamentalen Bereichen für Furore sorgen kann. Hauptdarsteller Edward Woodward zeigt eine agile und in Teilen ambivalente Performance, die ganz im Sinne der Story aufgeht. Obwohl es sich um einen Killer handelt, dessen Rücksicht sich lediglich auf ein im Anschluss aufkommendes Gewissen beschränkt, fiebert das Publikum mit ihm, da wesentlich skrupellosere Konsorten in der hinteren Reihe lauern, die entweder die Fäden in der Hand haben, der Allgemeinheit großen Schaden zufügen, oder einfach nur durch und durch widerlich agieren. Woodward zeigt Emotionen und eine gewisse Zerrissenheit, es liegt auf der Hand, warum er beim Geheimdienst als unsichere Komponente eingestuft wird. Mit Eric Porter und Peter Egan sind zwei Widersacher im gleichen Boot wahrzunehmen, die alles daran setzen, ihre eigenen Interessen und deren Rücksichtslosigkeit durchzusetzen. Exzellente Darbietungen liefern der Wiener Carl Möhner als unscheinbare aber achtsame Zielscheibe der gesamten Operation und dessen schöne Freundin Jenny alias Catherine von Schell aus Großbritannien. Das Finale findet auf einem simulierten Schlachtfeld statt, auf dem ausgiebig mit Zinnsoldaten taktiert wird, bis ein doch recht überraschender Showdown einsetzt, der unterm Strich als Überraschung identifiziert werden kann. Bei "Den Aasgeiern eiskalt serviert" handelt es sich um einen Beitrag, dessen Stärken sich aus dem Beachten der Fundamente des Genres ergibt, jedoch nicht ohne eine interessante Kopplung aus gut konstruierter sowie alltagstauglicher Inszenierung einzugehen. So wird dieser bodenständige Vertreter aus der Welt der Agenten ein echter Hingucker, der das Publikum mit intelligenten Kniffen fesseln kann. Sehenswert.

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