● FRÜHLING AUF IMMENHOF (D|1974)
mit Heidi Brühl, Horst Janson, Bettina Westhausen, Birgit Westhausen, Franz Schafheitlin, Katharina Brauren, Dieter Stabenow, Wolfram Schaerf,
Thomas Balzer, Günter Lüdge, Vera Gruber, Henry Vahl, Söhnke Rowedder, Esther Rudat, Martina Glietz und Giulia Follina sowie Olga Tschechowa
eine Produktion der Arca-Winston Films Corporation | Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Wolfgang Schleif
Die Reanimation der Serie nach weit über 10 Jahren brachte mit "Die Zwillinge vom Immenhof" eine recht kurzweilige Fortsetzung der Serie zutage, vor allem wenn man die Geschichte im Vergleich zu diesem fünften und letzten Teil ansieht, der leider substanzlos und nur leidlich unterhaltsam ausgefallen ist, da es von bekannten Versatzstücken nur so wimmelt. Brigitte und Alexander wollen nach zahlreichen Komplikationen doch heiraten, ahnen aber noch nicht, dass die schwerwiegenden erst auf sie zukommen werden. Diese Storyline frisst einen großen Anteil dieser erneut in schönen sommerlichen Bildern eingefangenen Geschichte gnadenlos auf, bis sich Staunen über so viel Fantasielosigkeit einstellt. Das Publikum wird beinahe ausschließlich mit infantilen Meinungsverschiedenheiten, nervtötendem Stolz und anderen Allüren aus dem Erwachsenen-Kindergarten konfrontiert, bis es einem fast egal wird, ob sich die beiden wieder finden oder ob Alexander mit der ebenso reizenden Giulia Follina in ihrem Porsche davonfährt. Horst Janson gibt sich in jeder freien Minute herrisch und stur, Heidi Brühl hat so wenig Screentime und zu sagen, dass man sich den Rest denken muss. Wie erwähnt läuft die Story - zugegeben recht flüssig - unter Verwendung längst dagewesener Inhalte, die hier tatsächlich 1:1 übernommen wurden. Diese Repetition erscheint nicht nur ermüdend, sondern irgendwo auch ärgerlich, da es sicherlich mehr Stoff als den hier angebotenen gegeben hätte. Leider wird das sich auf einem Silbertablett anbietende Potenzial hier unter der Leitung von Wolfgang Schleif vergeudet, sodass es auch die mittlerweile routinierten Mitwirkenden nicht mehr in der bröckelnden Idylle richten können. Erschweren kommt hinzu, dass hier Themen des gängigen Paukerfilms und weitere Kostproben schlechten Humors Einzug finden. Heidi Brühls wichtige Rolle wirkt leider deutlich herunter rationalisiert, was bei ihrer Spiellaune und Ausstrahlung wirklich schade ist. Übrig bleiben Querelen zwischen ihr und Filmpartner Horst Janson.
Das massive Zerwürfnis entsteht wegen der glorreichen Idee von Reiterferien auf Immenhof, was Brigitte alias "Dalli" kategorisch ablehnt, und bei dieser Gelegenheit darauf verweist, dass sie alleinige Eigentümern des Guts ist, was Alexander als Pächter in seinem Stolz und seiner Eitelkeit so tief beleidigt, dass er Kinder, Ponys und Kegel einpackt, und auf einen benachbarten Hof ausweicht, den er ab sofort für seine Pläne bewirtschaften will. "Dalli" versucht derweil Hof, Traktor und ein renitentes Pferd in den Griff zu bekommen, da auf Immenhof immer noch das getan werde, was sie wolle. Ansonsten kommen überall Frühlingsgefühle auf, bei dieser Gelegenheit auch noch die am meisten abgedroschenen Relikte der Verwechslungskomödie zum Tragen, und ansonsten ist es einfach nur müßig, der Handlung ohne ein kritisches Auge zu folgen. Überraschend gut spielen die Kinder aus dem Dorf und die hübsche Giulia Follina, ansonsten bieten Henry Vahl, Günter Lüdge, Vera Gruber, Katharina Brauren oder Franz Schafheitlin echte Originale an. Olga Tschechowa die hier von allen nur "Zarin" genannt wird, versucht es hoheitsvoll, steht aber jeder noch so brenzligen Situation milde gegenüber. Den letzten Rest bekommt die Story durch die unumstößliche Vorhersehbarkeit verpasst, denn die auf Happy End getrimmte Produktion möchte sich keine neuen Impulse erlauben. "Frühling auf Immenhof" ist als finaler Teil der beliebten Serie sicherlich die größte Enttäuschung der fünf Filme, dürfte jedoch seine Fangemeinde haben, da hier doch alte Nerven getroffen werden und man die Nostalgie bemüht. Die Schauplätze und die topografische Idylle sind schön anzusehen, die Musik ist erneut passend gewählt, einige der Darstellungen glänzen durch gutes Timing und überzeugende Momente, aber das war es dann auch irgendwie schon. Wolfgang Schleif und seinem Co-Drehbuchautor Kurt Nachmann gingen in dieser Immenhof-Verfilmung ganz offenkundig die Ideen aus, sodass man als Fan oder Interessent nichts Neues angeboten bekommt. Leider ein ziemlich durchwachsener Abschluss.