DER BERSERKER - Umberto Lenzi

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
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Richie Pistilli
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DER BERSERKER - Umberto Lenzi

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Der Berserker (D)
Milano odia: la polizia non può sparare (IT)
La rançon de la peur (F)
Kidnappningen (SWE)
Quase Humano (BRA)
Almost Human (GB)
The Kidnap of Mary Lou
The Death Dealer
The Executioner


IT 1974

R: Umberto Lenzi
D: Tomas Milian, Henry Silva, Laura Belli, Ray Lovelock, Anita Strindberg, Gino Santercole, Guido Alberti, Giuseppe Castellano, Luciano Catenacci, Nello Pazzafini, Pippo Starnazza, Francesco D'Adda u.a.



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Deutsche Erstveröffentlichung: 1982 (VHS-Premiere)

Synchronkartei

Schnittbericht: US Fassung - Italienische Fassung

Indizierungsbeschluss (1984)

Folgeindizierungsbeschluss (2009)

Italo-Cinema.de

Score: Ennio Morricone

IMCDb

OFDb



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"Ich werde Dir sagen, was für mich eine Schweinerei ist: Wenn du ohne Kohle auf die Welt kommst und keine Möglichkeit hast, irgendenwann welche zu machen. Das ist eine wirkliche Schweinerei.Hast Du denn immer noch nicht kapiert, dass wir in einem Dschungel leben?"


Kleinganove Giulio Sacchi (Tomas Milian) hat die Nase endgültig voll. Er ist chronisch pleite, die Geschäfte auf der Straße laufen schlecht und die ständigen Schikanen des lokalen Mafiabosses Majone (Luciano Catenacci) hinterlassen immer stärkere Spuren an Giulios Körper. Das alles ändert sich, als Giulio in einer kalten Nacht einen Polizisten auf offener Straße, für ein paar Lira an einem Zigarettenautomaten, ersticht. Giulio hat Blut geleckt. Zusammen mit zwei seiner Freunde (Ray Lovelock und Gino Santercole) plant er die Entführung von Marilu (Laura Belli), die Tochter eines reichen Bankiers (Guido Alberti). Die Situation eskaliert von der ersten Minute an und Giulio verfällt mehr und mehr in eine todbringende Psychose. Er kann nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden. Kommissar Grandi (Henry Silva), von der mailänder Polizei, heftet sich an die Fersen der Bande. Doch das Einzige, was er während der Ermittlungen findet, ist ein Trümmerhaufen aus Blut und Leichen. Kann er den Berserker noch stoppen? (FilmArt)


Der ebenso brutale wie größenwahnsinnige Kleinganove Giulio Sacchi (Tomas Milian) plant den ganz großen Coup: Zusammen mit zwei Kumpanen (Ray Lovelock und Gino Santercole) entführt er die Tochter (Laura Belli) eines Multimillionärs (Guido Alberti). Dabei geht er rücksichtslos über Leichen. Ob Freund oder Feind - Jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird gnadenlos hingerichtet. Kommissar Grandi (Henry Silva) heftet sich an seine Fersen. Um dem grausamen Treiben des Berserkers ein Ende zu setzen muss er jedoch das Gesetz in die eigene Hand nehmen... (NEW Ent.)


Der junge, verwahrloste Giulio (Tomas Milian) ist schnell zur Hand mit der Maschinenpistole. Mit zwei Komplizen (Ray Lovelock und Gino Santercole) kidnappt er Giulio die Fabrikantentochter Marilu (Laura Belli). Sonderdezernatskommissar Grandi (Henry Silva) rät dem Vater (Guido Alberti) ab, das Lösegeld zu bezahlen, da der geisteskranke Mörder, den er verdächtigt, sein Opfer in jedem Fall umbringen werde. Giulio wird durch Zufall festgenommen. Aber man kann ihm nichts beweisen und muss ihn laufen lassen. Für Grandi wird der Fall jetzt zur eigenen, persönlichen Sache. Er quittiert den Dienst und setzt sich selbst auf die Spur des brutalen Verbrechers... (VPS)


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Nachdem Umberto Lenzi bereits seinen ersten Polizeifilm MILANO ROVENTE in Mailand spielen ließ, nutzte er die Hauptstadt der Lombardei auch gleich für seinen zweiten Poliziottesco, der im Vergleich zu seinem Vorgänger um einiges rabiater und garstiger ausfiel. Basierend auf einem hervorragenden Drehbuch von Ernesto Gastaldi inszenierte Lenzi 1974 einen überaus gewaltsamen Genrefilm, der trotz seiner Genialität dem Zuschauer viel abverlangt, denn als Identifikationsfigur bekommt man einen armseligen Soziopathen vorgesetzt, der sich selbst als ein vermeintliches Opfer der kapitalistischen Leistungsgesellschaft sieht. In dem trügerischen Gefühl gefangen, keine Chance auf einen gesellschaftlichen Aufstieg zu haben, radikalisiert sich Giulio Sacchi zu einem größenwahnsinnigen Rächer, der ohne jeglichen Skrupel mit Hilfe seines dauerknatternden Maschinengewehrs soziale Gerechtigkeit schaffen will. Doch leider ist Giulio kein revolutionärer Held, sondern vielmehr ein armes Würstchen, das aufgrund seiner Unfähigkeit aus dem Kreis einer einflussreichen Verbrecherbande ausgeschlossen wurde. Obwohl Sacchi ein absoluter Taugenichts ist, der nicht viel auf die Kette bekommt, sieht er sich selbst als den ultimativen Macher an, der seine verwerflichen Ziele auch ohne den Rückhalt der Gangsterbande Majones (Luciano Catenacci) zu erreichen vermag. Nachdem er eines schönen Nachts zunächst einen Nachtwächter für eine handvoll Lire eiskalt tötete, sucht er sich mit Carmine und Vittorio zwei rückgratlose Verbündete, die er problemlos für seine niederen Zwecke instrumentalisieren kann. Aufgeputscht mit billigem Fusel und hochpotenten Pillen entführen die Drei die hübsche Marilu, um von ihrem vermögenden Vater (Guido Alberti) eine halbe Milliarde Lösegeld zu erpressen. Als Unterschlupf dient ihnen ein alter Industriekahn , in dem sie auch zugleich ihr Entführungsopfer verstecken. Nebenbei kam es auf dem Weg dorthin zu mehreren abscheulichen Mordtaten, bei denen Giulio Sacchi viehische Grausamkeit walten ließ. Dies ruft wiederum Kommissar Grandi auf den Plan, der fortan machtlos der sinnlosen Gewalt Sacchis gegenübersteht.

Obwohl Umberto Lenzi sogar dem hartgesottenen Zuschauer so einiges zumutet, offenbart sich DER BERSERKER als eine der Speerspitzen des italienischen Polizei- und Gangsterfilms. Als Hauptdarsteller verpflichtete der Regisseur keinen Geringeren als Tomas Milian, der seine Rolle als Giulio Sacchi grandios meistert. Laut Angaben im Netz soll sich der Ausnahmeschauspieler mit Alkohol und Drogen auf seine Rolle vorbereitet haben. Was Giulio Sacchi betrifft, so entpuppt sich dieser als ein armseliger Hanswurst, der seine persönlichen Fähigkeiten maßlos überschätzt. Daraus resultiert wiederum seine Unberechenbarkeit, die ihn für die Gesellschaft zu einer tickenden Zeitbombe macht. Das Ergebnis ist schließlich ein blutrünstiger Amoklauf, bei dem er nicht nur sein Entführungsopfer demütigt, sondern auch eine ganze Familie samt Kind auslöscht. Letztendlich entpuppt er sich als ein vulgärer, exzentrischer, irrsinniger, zynischer, bösartiger und ekelhafter Mistkerl, der den Zuschauer mit seinen sinnlosen Gewalttaten ordentlich herausfordert.

Kommen wir zu Henry Silva, der zwar in der Rolle des machtlosen Kommissars Grandi überzeugt, obwohl auch noch ausreichend Luft nach oben bestanden hätte. Was Ray Lovelock betrifft, so verkörpert dieser einen leicht manipulierbaren Himbeerbubi, der keinen eigenen Willen erkennen lässt, denn anstatt gegen Unmenschlichkeit Sacchis aufzubegehren, ordnet er sich diesem widerspruchslos unter. Dann wären da auch noch die beiden reizenden Damen Laura Belli und Anita Strindberg, die ebenfalls exzellente Darbietungen aufs Parkett legen. Dabei spielt ihnen Giulio Sacchi ständig übel mit. Obwohl Lenzis Glanzleistung vor verachtungswürdiger Gewalt nur so strotzt, findet diese nicht im luftleeren Raum statt, sondern wurde in einen sozialkritischen Rahmen eingebettet, der das menschenverachtende Treiben für den Zuschauer zumindest ein wenig nachvollziehbar macht. Dennoch bleibt am Ende trotz der Großartigkeit des Films ein kleiner Beigeschmack zurück. Abgerundet wird das Spektakel mit einer fabelhaften Filmmusik, die von keinem Geringeren als dem Maestro höchstpersönlich stammt.


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