Milano Kaliber 9 (D)
Rocco... sein Befehl war der Tod (D - VHS)
Milano calibro 9 (IT)
Milan calibre 9 (F)
Le sang de la violence (F)
Milán, calibre 9 (ES)
Kaliber 9
Calibre 9
IT 1972
R: Fernando di Leo
D: Gastone Moschin, Barbara Bouchet, Mario Adorf, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Philippe Leroy, Lionel Stander, Giuseppe Castellano, Mario Novelli, Ivo Garrani, Ernesto Colli, Omero Capanna u.a.
Deutsche Erstveröffentlichung: 10.08.1972
Synchronkartei
Schnittbericht: Deutsche Kinofassung - Italienische Fassung
Schnittbericht: FSK 16 DVD - FSK 18 Video
Schnittbericht: FSK 18 Video - FSK 16 DVD
Aushangfotos (kompletter Satz)
Freigabebescheinigung FSK
Score: Luis Enríquez Bacalov & Osanna
IMCDb
OFDb
"Wenn das so weitergeht, dann wird sogar hier in Mailand eine Anti-Mafia geben. [...] Die echte Mafia, die gibt es nicht mehr. Wnn die Drogenhändler ihre Gewinne in Immobilien anlegen, schießen die Bauhyänen. Jeder ist mit jedem verfeindet. Und die Mafia, die wirkliche Mafia ist tot."
Nach drei harten Jahren verlässt Ugo Piazza (Gastone Moschin) endlich den Knast. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Seine Vergangenheit schlägt kaltblütig zu! Neben der Polizei sitzt ihm Rocco Musco (Mario Adorf), der sadistische und unberechenbare Handlanger des „Amerikaners“, im Nacken. Er will Piazza zum Reden bringen. Und das um jeden Preis. Piazza soll dem Amerikaner, vor seiner Verhaftung, 300.000 Dollar gestohlen haben. Seine Erklärungsversuche finden beim Syndikat wenig Anklang. Selbst seine damalige Freundin, Nelly (Barbara Bouchet), ist sich nicht im Klaren darüber, was vor ihren Augen gespielt wird. Nur Piazzas Freund Chino (Philippe Leroy) steht ihm zur Seite. Die Schlinge zieht sich unaufhaltsam zu. Am Ende dreht sich für Piazza alles um die entscheidende Frage: Hat er das Geld wirklich gestohlen? (filmArt)
Ugo Piazza (Gastone Moschin) wird nach drei Jahren Gefängnis entlassen. Leider wartet bereits ein Amerikaner (Lionel Stander) und seine Organisation auf ihn, denn er schuldet ihnen noch 300.000 Dollar, die er damals unterschlagen hat. So beginnt für ihn -von der Polizei und der Mafia gehetzt- ein aufreibender Spießrutenlauf durch die Unterwelt Mailands (Koch Media)
MILANO KALIBER 9 von FERNANDO DI LEO ist ein Meisterwerk und Meilenstein des italienischen Genrefilms. Unglaublich fesselnd in der Charakterzeichnung und Handlungsentwicklung, erzählt der Film die Geschichte von Ugo (Gastone Moschin), der einst als Handlanger eines Gangsterbosses in Lohn und Brot stand. “Der Amerikaner” (Lionel Stander) hat die Stadt fest im Griff und einflussreiche Herrschaften in seiner Tasche. Wer nicht spurt, der wird kaltgemacht. Dafür sorgt Rocco (Mario Adorf), sein psychotischer Schläger. Bei einer Geldlieferung, an der mehrere Kuriere beteiligt sind, verschwinden 300.000 Dollar und Ugo, den “der Amerikaner” für den Schuldigen hält, landet im Knast. Als er Jahre später entlassen wird, scheint er geläutert. Ruhig und nachdenklich geworden, will er in der neu gewonnenen Freiheit nur seine Ruhe. Doch die Polizei und die Lakaien des mächtigen “Amerikaners” sind ihm auf den Fersen, denn das verschwundene Geld ist noch immer nicht aufgetaucht und entfesselt erneut eine Welle der Gewalt, die in einer kriegsähnlichen Auseinandersetzung in der Mailänder Unterwelt gipfelt. (Mediacs)
"Wenn Du einen Mann wie Ugo Piazza siehst, dann musst du den Hut vor ihm ziehen."
"Du solltest mehr Milchreis essen. Du hast keinen Saft."
Basierend auf drei Kurzgeschichten von Giorgio Scerbanenco schuf Fernando di Leo eins der wegweisendsten Filmwerke des italienischen Polizei- und Gangsterfilms, das heutzutage immer noch unverändert glänzt. Dabei war es nicht das erste Mal, dass der Regisseur eine Geschichte Scerbanencos für seine Filme heranzog, denn sein vorausgegangener NOTE 7 - DIE JUNGEN DER GEWALT beruhte ebenfalls auf einem bahnbrechenden Werk des italienischen Schriftstellers mit ukrainischen Wurzeln. In bester Hardboiled-Manier entpuppt sich MILANO KALIBER 9 als ein moderner Film Noir, der sowohl ein düsteres Weltbild als auch mehrere Handlungsstränge vereint, die mehr oder minder gleichberechtigt parallel zueinander ablaufen. Im Mittelpunkt steht der von Gastone Moschin verkörperte Gangster Ugo Piazza, der nach seiner Entlassung aus dem Knast ein ehrbares Leben führen möchte. Doch da er vor seiner Inhaftierung 300.000 Dollar unterschlagen haben soll, die aus dem Vermögen seines ehemaligen Bosses stammten, bleibt sein ehrenhafter Vorsatz zunächst nur ein frommer Wunsch, denn die Handlanger des geprellten 'Amerikaners' nehmen sich Ugo nicht nur zeitnah zur Brust, sondern weichen diesem fortan auch nicht mehr von der Seite. Obwohl Piazza stets seine Unschuld beteuert, glaubt dennoch alle Welt, dass er die unterschlagene Geldsumme vor seinem Haftantritt in einem sicheren Versteck zur Seite gebracht hat. Gleiches gilt für seine Geliebte Nelly, die von keiner Geringeren als der reizvollen Barbara Bouchet dargeboten wird. Die denkwürdigste Szene der Deutsch-Amerikanerin dürfte ihre atemberaubende Tanzeinlage im knappen Perlen-Bikini darstellen, die offensichtlich auch Quentin Tarantino, ein bekennender Bewunderer des Films, zu seiner Tabledance-Szene in DEATH PROOF inspirierte. Ein weiteres Highlight des Films stellen die verbalen Schlagabtausche zwischen den beiden von Frank Wolff und Luigi Pistilli gespielten Kommissaren dar, die in der deutschen Kinofassung leider unter den Tisch fielen. Während Wolff den stockkonservativen Hauptkommissar verkörpert, der seinem Zynismus freien Lauf lässt, spielt Luigi Pistilli einen eher linksgerichteten Kommissar namens Mercuri, dessen politische und gesellschaftlichen Ansichten meistens diametral denen seines Vorgesetzten entgegenstehen. Des Weiteren gibt es noch zwei weitere energische Darbietungen von Mario Adorf und Philippe Leroy zu bestaunen, wobei Erstgenannter ein wenig überspitzt den stets auf Krawall gebürsteten Handlanger Rocco mimt, während sein französischer Schauspielkollege einen todsicheren Auftragskiller verkörpert, der, wenn es hart auf hart kommt, sogar im Alleingang eine komplette Gangsterbande auslöscht.
Abgerundet wird das Spektakel mit einem bombastischen Progrock-Score, für den sich Luis Enriquez Bacalov und die italienische Rockband Osanna verantwortlich zeigen, sowie eine markige Synchro, die aus den Studios der Hermes Synchron GmbH entstammt. Was die Veröffentlichungen hierzulande betrifft, so kann ausschließlich die hervorragende BD von FilmArt empfohlen werden, denn wie ich mich vor einigen Wochen bei einem Bekannten selbst überzeugen konnte, weist die BD von Mediacs eine erhebliche Asynchronität auf, die sich über den Großteil des Handlungsverlaufs hinzieht.
Fazit: Ein unverwüstlicher Meilenstein des italienischen Polizeifilms, der bis zum heutigen Tag rein gar nichts von seiner geballten Wucht eingebüßt hat.
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