DAS HAUS AUF DEM HÜGEL - Werner Klingler

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DAS HAUS AUF DEM HÜGEL - Werner Klingler

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DAS HAUS AUF DEM HÜGEL


● DAS HAUS AUF DEM HÜGEL / LE HIBOU CHASSE LA NUIT (A|F|1964)
mit Ron Randell, Paul Esser, Bum Krüger, Barbara Frey, Roger Hanin, Virginia Rodin, Christiane Maybach,
Laya Raki, Demeter Bitenc, Laci Cigoj, Marcel Correnson, Gilles Legris, Jean Panisse sowie Pinkas Braun
eine Produktion der Hoela Film| Dicifrance | im Nora Filmverleih
ein Film von Werner Klingler

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»Anwalt? Guillotine!«


Eine Bande von Bank- und Juwelenräubern terrorisiert Marseille und landet einen Coup nach dem anderen. Die hiesige Polizei rund um Inspektor Creux (Paul Esser) und Chefinspektor Vaudrac (Bum Krüger) ist der Bande auf den Fersen und bekommt prominente Unterstützung durch den Interpol-Kriminalkommissar Allan Wilton (Ron Randell). Gemeinsam wollen sie die skrupellose Bande zur Strecke bringen und die Spur führt in einen dubiosen Nachtclub und zu dem undurchsichtigen Antiquitätenhändler Roger Marton (Pinkas Braun), der mehr zu wissen scheint, als er zugibt. Bevor sich die Verdachtsmomente erhärten können, ist Inspektor Creux plötzlich verschwunden...

Das Angebot zeitgenössischer Kriminalfilme erlebte seine heiße oder auch kalte Phase simultan zur immer noch blendend laufenden Edgar-Wallace-Reihe, sodass die Konkurrenz vor allem an Gegenentwürfen interessiert war, die das interessierte Publikum zusätzlich abschöpfen sollten. Als solch ein Vertreter bemüht unterschiedlicher Herangehensweisen lässt sich Werner Klinglers "Das Haus auf dem Hügel" betrachten. Entstanden in österreichisch-französischer Zusammenarbeit, bekommt das Publikum einen klassischen Krimi präsentiert, dessen ermittelnde Helden es mit Gangstern zu tun bekommen, die nicht aus einer vermeintlichen Märchenwelt entstammen, somit einen deutlicheren Transfer zur Realität herstellen. Abstriche müssen hier allerdings im Dunstkreis des Stabes und insbesondere der Besetzung gemacht werden, die in Teilen nicht uninteressant agiert, jedoch wie eine zweite Garnitur wirkt. Regisseur Klingler, der durchaus Krimi-Erfahrung anzubieten hatte, rollt seinen Stoff zunächst etwas unstrukturiert auf, sodass man sich nicht immer gleich gut orientiert fühlt, was sich allerdings nach dem ersten Drittel komplett ändert, da Spannung und Action deutlichere Akzente setzen können. Die Geschichte an sich ist vielleicht nicht der komplett große Wurf, allerdings wird es auch zu keiner Zeit langweilig. Ausgestattet mit einem Protagonisten, der deutliche Merkmale des Agentenfilms vertritt, muss man mit dem Australier Ron Randell auskommen, der seinerzeit mit der hier ebenfalls auftretenden Laya Raki verheiratet war. Die Präsentation seiner Figur entwickelt uniforme Züge und lässt einige Raffinessen vermissen, die etwas mit Wiedererkennungswert zu tun haben. An seiner Seite kommt es zu einer ungewöhnlichen Wahl der Partner, denn Paul Esser und Bum Krüger stellen gewiss nicht die großen Zugpferde für Hauptrollen dar, wenngleich bei ihren Zeichnungen schon Dynamik aufkommt. Am besten funktioniert das Trio als Einheit, im Alleingang zeigen sich einige Schwächen. Überhaupt ist der Film recht ungewöhnlich aber dennoch nicht uninteressant besetzt, doch es kommt sehr häufig zu recht kurzen Auftritten oder solchen, die sich auf Intervalle reduzieren.

Das Hauptthema der hier operierenden Bank- und Juwelenräuber ist klassisch aufgezogen worden, der deutsche Titel verspricht etwas Unberechenbares oder Geheimnisvolles, was sich allerdings nicht bewahrheitet, denn es kommt zu vorhersehbaren Aufklärungen. In guter Spiellaune präsentieren sich Pinkas Braun, Virginia Rodin oder Roger Hanin, kürzere Wiedersehensfreuden gibt es mit Christiane Maybach, Laya Raki oder der immer gerne gesehenen Barbara Frey. Die Geschichte ist insbesondere in ihren rasanten Zügen bemerkenswert fotografiert und es kommt ein Gespür für zahlreiche Details auf. Übliche Zutaten wie düstere Zeitgenossen, eine dubiose Nachtbar oder Tauziehen zwischen den Fronten geben dem Film mitunter einen guten Drive, der sich in den passenden Momenten entlädt. Was bleibt, ist allerdings eine unbestimmte Komponente, denn dem Film scheint etwas Essentielles zu fehlen. Doch was? Die Anleihen des Gangster-Films kommen gut an, die dubiosen Figuren der Geschichte und entsprechende Vorkommnisse ebenso, doch leider bleibt Werner Klinglers Film als herkömmliches Angebot in Erinnerung, bei dem sich der vorhandene Unterhaltungswert mit dem fehlenden gewissen Etwas kreuzt. Im Fokus bleibt vor allem die dichte Leistung von Pinkas Braun, dessen zwielichtige Aura das Szenario vereinnahmt, wann immer es nur möglich ist. Wie erwähnt verfügt "Das Haus auf dem Hügel" über eine schöne Schwarzweiß-Bildkomposition mit zahlreichen Hinguckern, und trotz sehr gefährlicher Situationen für die Ermittler und den hier agierenden Interpol-Mann entsteht kaum ein Zweifel, dass man die gegnerische Fraktion zur Räson bringen dürfte. Unter der Regie von Regisseur Helmuth Ashley waren für den Film übrigens zunächst die Schauspieler Helmut Schmid, Ann Smyrner, Ingrid van Bergen und Charles Regnier vorgesehen, was vergleichsweise wie die schmackhaftere Variante aussieht. Am Ende kann "Das Haus auf dem Hügel" überzeugen und darüber hinaus gut unterhalten, auch wenn es hier und da etwas mehr hätte sein dürfen. Außerdem schließt sich eine Lücke im deutschen Kriminalfilm, der glücklicherweise immer wieder neue Überraschungsmomente zu bieten hat.

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