DIE VERDAMMTEN DER BLAUEN BERGE - Robert Lynn

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Prisma
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DIE VERDAMMTEN DER BLAUEN BERGE - Robert Lynn

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Lex Barker

DIE VERDAMMTEN DER BLAUEN BERGE


● VICTIM FIVE / DIE VERDAMMTEN DER BLAUEN BERGE (GB|1964)
mit Ann Smyrner, Walter Rilla, Dietmar Schönherr, Ronald Fraser, Gert Van den Bergh, Gustav Gundelach und Véronique Vendell
eine Towers of London Produktion | im Constantin Filmverleih
ein Film von Robert Lynn

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»Ich bezahle Sie nicht, um mich von Ihnen vernehmen zu lassen!«


Der amerikanische Privatdetektiv Steve Martin (Lex Barker) wird für einen Auftrag nach Kapstadt beordert, um einen Mord aufzuklären. Ein Mitarbeiter des Minenbetreibers Wexler (Walter Rilla) wurde von maskierten Unbekannten erstochen. Vor Ort stellt sich heraus, dass der schwerreiche Auftraggeber in ständiger Angst lebt, als nächstes Opfer zu enden, doch er hält wichtige Hintergrundinformationen zurück, sodass Martin auch gegen seinen Auftraggeber ermitteln muss. Schon bald folgen auch Anschläge auf sein eigenes Leben, bis er herausfindet, dass der Schlüssel in Wexlers bewegter Vergangenheit zu suchen ist...

Bei "Die verdammten der blauen Berge" handelt es sich um einen typischen Abenteuer-Krimi dieser Zeit, dessen deutscher Titel sich wie so häufig als vollkommen irrelevant für die laufende Handlung herausstellt. Filme des britischen Produzenten und Drehbuchautors Harry Alan Towers verfügen oftmals über betont handelsübliche Geschichten, aber auch eine so gut wie immer interessante europäische Besetzung, die im Rahmen gewisser Mankos für genügend Aufsehen sorgen kann. Ein atmosphärisch inszenierter Mord in Kapstadt legt den Grundstein für eine in ferner Vergangenheit liegende Handlung, die Stück für Stück von dem hier exklusiv engagierten Privatdetektiv Steve Martin alias Lex Barker aufgearbeitet wird. Interessant hierbei ist die Tatsache, dass der aufmerksame Schnüffler auch gegen seinen Auftraggeber ermitteln muss, der nicht gerade durch Transparenz oder übermäßige Compliance glänzt. Bei dem Geschäftsmann Wexler handelt es sich um einen unsympathischen, versnobten und im Grunde genommen impertinenten Zeitgenossen, der den Zuschauer auf harte Proben stellen wird, immerhin steht er auf einer ominösen Todesliste. Am Ende wird es daher nicht fraglich sein, ob es ihn erwischt, sondern ob man ihm eine Träne nachweinen wird. Die dargestellte Figur bekommt eine merkliche Intensität von Walter Rilla verliehen, der als Chef unerträglich wirkt. Es liegt nicht in seinem Interesse, dass sein Detektiv jeden Stein umdreht, um Dreck aufzuwirbeln, sondern um sein eigenes Leben, das ganz offensichtlich in Gefahr zu sein scheint. Informationstechnisch lässt er seinen Angestellten am langen Arm verhungern, was einen Haufen Mehrarbeit für einen wie immer agil und aufmerksamen Lex Barker bedeutet. Pluspunkte dieser Produktion sind die herrlichen Schauplätze, die durch eine besonders dynamische und hochwertige Kamera-Arbeit eingefangen werden, somit für ein Abenteuer-Flair und Exotik sorgen können, allerdings schwächelt die Geschichte erheblich beim Thema Spannung, was besonders schwerwiegend ins Gewicht fällt, da es immer wieder zu Action-Einlagen kommt, die jedoch nicht richtig greifen wollen.

Die prominente Besetzung kann sich erneut sehen lassen. Lex Barker trägt den Film in souveräner Manier, Ann Smyrner oder Véronique Vendell schmücken das Szenario in unterschiedlichen Anlegungen ihrer Rollen. Weibliche Anmut und provokanter Sex-Appeal als Ausgleich für einige recht müde wirkenden Herren der Schöpfung, denen man naturgemäß nicht trauen will, bringt das eigentlich vorhersehbare Roulette weitgehend zufriedenstellend in Gang, wenngleich man sich am Ende doch ein paar mehr Überraschungen und vor allem Twists gewünscht hätte. Die Jagd nach dem großen Unbekannten bleibt hier eher ein Synonym für das zur Schau stellen der schönen Landschaft, bleibt unterm Strich aber gut verständlich und angemessen aufgerollt. Obwohl Regisseur Robert Lynn vielleicht das Meiste richtig macht, wirkt der Verlauf teilweise wie abgespult und kann keine starke beziehungsweise ernstzunehmende Genre-Konkurrenz bilden, da sich langatmige Intervalle breit machen. Über die Figur des scheinbar abwesend wirkenden Polizeimannes, dargestellt von Ronald Fraser, lässt sich hier übrigens streiten, denn sein Gehabe wirkt nicht selten überzeichnet und somit etwas deplatziert. Die Todesliste wird nach und nach abgearbeitet, für den Zuschauer handelt es sich bei den Opfern regelrecht um Phantome, da Wexler kaum Informationen herausgeben möchte, und sich somit der Eindruck verhärtet, dass er selbst auch genügend Dreck am Stecken hat, was bei der Performance eines wie immer hochkonzentrierten und überzeugenden Walter Rilla kein Wunder ist. Bevor es schließlich zum imposanten Showdown kommen darf, der hauptsächlich in visueller Hinsicht punkten wird, werden noch viele interessante und obligatorische Etappen genommen, die den Abenteuer- oder Krimi-Fan weitgehend zufriedenstellen können, allerdings steht und fällt "Die Verdammten der blauen Berge" durch den unmittelbaren Vergleich mit ähnlich gelagerten Artgenossen, die insgesamt ein wenig mehr zu bieten haben. Alles in allem bleibt die Geschichte leicht konsumierbar, vor allem, wenn man sich auf ihre ausgewiesenen Stärken konzentriert.

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