DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLAN - Stuart Heisler

Grindhouse- und andere B-Filmfreuden aus den US of A
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3866
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLAN - Stuart Heisler

Beitrag von Prisma »



DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLAN


● STORM WARNING / DIE GEFANGENE DES KU-KLUX-KLAN (US|1951)
mit Ginger Rogers, Ronald Reagan, Doris Day, Steve Cochran, Lloyd Gough, Hugh Sanders, Dale Van Sickel, Raymond Greenleaf, u.a.
Produktion und Verleih | Warner Bros.
ein Film von Stuart Heisler

Die Gefangene (1).png
Die Gefangene (2).png
Die Gefangene (3).png
Die Gefangene (4).png
Die Gefangene (5).png
Die Gefangene (6).png
Die Gefangene (7).png
Die Gefangene (8).png
Die Gefangene (9).png

»Vergessen Sie nicht, wie viel Gutes der Klan tut!«


Aus beruflichen Gründen ist Marsha Mitchell (Ginger Rogers) auf dem Weg nach Riverpoint. Da sie ihre Schwester Lucy (Doris Day) schon länger nicht mehr gesehen hat, möchte sie diese mit einem Besuch in dem Städtchen Rock Point überraschen. Dort kommt es zu einem verstörenden Zwischenfall, denn Marsha wird Zeugin eines feigen Mordes an einem Journalisten, begangen durch Mitglieder des Ku-Klux-Klan. Im Schutze der Dunkelheit kann sie einige der Männer erkennen, die ihre Masken abgenommen hatten, was sich noch zum großen Problem für das Wiedersehen mit ihrer Schwester entwickeln wird, da einer der Männer Marshas eigener Schwager Hank (Steve Cochran) war. Schon bald wird die Zeugin zur Zielscheibe der Klan-Mitglieder...

Betrachtet man den deutschen Titel dieser Anfang der 50er-Jahre entstandenen Produktion, könnte der Eindruck entstehen, dass man es lediglich mit einem von unzähligen Reißern zu tun bekommt, jedoch hat Regisseur Stuart Heislers Film wesentlich mehr zu bieten, als das, was man zunächst annehmen möchte. Der besagte Klan schwebt zwar wie ein schwarzer Schatten über dem Szenario, doch dem Zuschauer bleiben abscheuliche Bilder der Taten weißer Rassisten weitgehend erspart, die ihre Mission - eingehüllt in Kapuzen und den Schutz der Dunkelheit - erfüllen wollen, da sie sich für Heilsbringer halten. Der Film konzentriert sich auf eine quälende psychologische Zange, in der sich die Protagonistin Marsha befindet, und immer weiter von Beteiligten hineingedrängt wird. Die Suche nach der Wahrheit ist uninteressant, nur das Konzipieren einer individuellen Wahrheit, die man den Leuten auftischen kann, bleibt als oberste Priorität zurück. Ein Reporter wird mit Schüssen niedergestreckt, damit er die Machenschaften des Klans nicht verbreiten kann; noch ahnt niemand, dass es eine ungewollte Zeugin gegeben hat, die sich zunächst an die Moral klammert und aussagen möchte. Die Wahrheit würde angesehene Persönlichkeiten der Stadt an den Galgen bringen, ihrer eigenen Schwester den Mann nehmen, aber zur Realität gehört auch, dass Teile des Gerichts und der Geschworenen durchsetzt mit Klan-Mitgliedern sein würden, die Marsha zuvor unter immensen Druck gesetzt hatten. Es deutet sich eine ausweglose Situation an, in der es zahlreiche schuldige und unschuldige Verlierer geben könnte, falls die Gerechtigkeit siegt. Heislers Augenmerk wird auf einen von Ronald Reagan giftig geführten Gerichtsprozess gelegt, der noch bizarre Tendenzen annehmen wird, daher hochinteressant für den Zuschauer verläuft. Es entsteht eine unbequeme Spannung in diesem Vakuum, das zu einem Schauprozess hochstilisiert wird, dessen Ergebnis die gesamte Stadt so oder so schlucken wird.

Ausstaffiert mit exzellenten Interpretinnen und Interpreten, kann sich die ganze Schwere und Brisanz des Verlaufs entfalten. Im Besonderen ist Hauptdarstellerin und Hollywood-Ikone Ginger Rogers hervorzuheben, deren innere Zerreißprobe eindrücklich und leidenschaftlich dargestellt wird. Hin- und hergerissen zwischen Gewissen, Moral und äußeren Zwängen, kommt es zu einer Reihe von Entscheidungen, die oftmals nur schwer zu akzeptieren sind, aber es stellt sich Mitgefühl mit dem unschuldigen Opfer eines perfiden Spiels ein, welches von einem widerwärtigen Mob bedrängt wird, der sich bei sich jeder bietenden Gelegenheit damit rechtfertigt, dass die Straßen wegen ihm sicher seien. Der Film hantiert mit viel Eigendynamik und Emotionen, sodass es stets spannend bleibt, zumal die Zeugin der Anklage unfreiwillig die Seiten wechseln wird. Tatkräftige Unterstützung leisten Doris Day oder Steve Cochran, deren vermeintliche Idylle wegzubrechen droht. »Solange sie in der Stadt ist, sind wir nicht sicher!«, lautet der Tenor des Klans, der dem Empfinden nach wieder zu außerordentlichen Maßnahmen greifen könnte. So schwebt die Protagonistin in latenter Gefahr, und man hofft, dass sie ihre Aussage noch zeitnah machen kann. Die Geschichte behandelt verdrehte Realitäten, die sich mittlerweile in der Stadt etabliert haben. Die Leute scheinen sich unter gewissen Umständen an alles zu gewöhnen; Hauptsache, sie können ihr unbehelligtes Leben weiterführen. Parolen wie »Der Klan tut viel Gutes!« werden als gesellschaftliche und moralische Realität übernommen. "Die Gefangene des Ku-Klux-Klan" spitzt sich dramatisch zu und schlägt Wege ein, die man im Vorfeld so nicht erwartet hätte, da überraschend keine Rassismus-Thematik behandelt wird, sondern man sich hauptsächlich mit den Widersachern der im Verborgenen agierenden Gemeinschaft beschäftigt. Eingefangen in packenden Schwarzweiß-Bildern, entsteht ein überaus atmosphärischer Verlauf, der erschreckend und daher fesselnd wirkt.

Antworten