DJANGO - DIE BIBEL IST KEIN KARTENSPIEL - Domenico Paolella

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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nerofranco
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DJANGO - DIE BIBEL IST KEIN KARTENSPIEL - Domenico Paolella

Beitrag von nerofranco »

Django – die Bibel ist kein Kartenspiel (Execution; ITA 1968)
R: Domenico Paolella


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Clint wird nach einiger Zeit aus dem Gefängnis entlassen. Er wurde wegen der Beteiligung an einem großen Goldraub eingebuchtet. Unterdessen ist sein damaliger Komplize John Coler mit der gesamten Beute abgehauen und untergetaucht. Clint ist darüber natürlich mächtig stinkig und will sich an seinem ehemaligen Kumpan rächen.

Gefängniswärter zu Clint: "Da hast du dir ja was vorgenommen. Aber mir kanns egal sein. Auch für 20.000 Dollar würd ich mir die Wampe nicht voll Blei pumpen lassen."

Regisseur und Autor Domenico Paolella ist ja in so ziemlich jedem Genre zu Hause gewesen und war seit den 30’er Jahren im Filmgeschäft tätig. Abgesehen von seiner Regietätigkeit ist Paolella auch als Filmkritiker und Theoretiker bekannt geworden. Neben seinen zahlreichen Sandalenschinken sind wohl vor allem seine beiden Nonnen-Filme in Fankreisen recht beliebt. Dazu gehören die beiden 1973 entstandenen Le monache di Sant'Arcangelo (Die Nonne von Verona) mit Rita Hayworth und Ornella Muti und Storia di una monaca di clausura (Der Nonnenspiegel) mit Catherine Spaak und Suzy Kendall. Zum Westerngenre steuerte Paolella immerhin auch zwei kleine Filme bei. Den ersten inszenierte er 1967 mit Antonio Sabato und John Ireland in den Hauptrollen und trägt den tollen Titel Odio per odio (Hass für Hass), der in Deutschland den leider weniger spektakulären Titel Die gnadenlosen Zwei erhielt. Bedauerlicherweise habe ich den Streifen noch nicht zu Gesicht zu bekommen. Es heißt aber zumindest meist Odio per odio wäre der bessere von beiden.

Mit Execution (Django – die Bibel ist kein Kartenspiel) folgte der zweite Western bereits ein Jahr darauf. Auch wenn im deutschen Titel ein Django vorkommt, ist im Original weit und breit keiner zu entdecken. Da meine Erstsichtung schon einige Jahre zurücklag, dachte ich mir, den kram ich mal wieder hervor. Den Film habe ich mir zum ersten Mal angesehen als die Koch DVD, die im Übrigen erste Sahne ist, herauskam und war damals doch recht enttäuscht von dem Streifen. Aber ab und zu kommt es vor, dass sich die Meinung bei einer weiteren Sichtung ändert, und da ich nicht allzu viel erwartet habe, war ich dieses Mal wirklich mehr als positiv überrascht. In erster Linie war ich von Paolellas Inszenierung sehr angetan, Execution sieht optisch wirklich erstklassig aus. Man merkt den ganzen Film über, dass Paolella, weiß was er tut, und sein Handwerk versteht.

Die (doppelte) Hauptrolle hat diesmal John Richardson übernommen. Richardson spielt das Brüderpaar John und Bill Coler, bei denen es wie, häufig in solchen Geschichten, einen guten und einen bösen Bruder gibt. In der deutschen Fassung wird aus Bill Django und aus dem Bruder ein ehemaliger Partner. Die deutsche Synchronisation sollte man sowieso meiden wie der Teufel das Weihwasser, denn sie unterscheidet sich häufig sehr deutlich von der italienischen Sprachfassung und macht den Sinn der Geschichte des Öfteren vollkommen unverständlich. Bill ist der recht gutmütige und nette kleine Bruder, während John der fiese und ungemütliche Bruder ist. Den guten Bruder spielt Richardson recht ordentlich, aber beim fiesen John hat er mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen. Der gute John Richardson war ja angeblich sogar mal als Nachfolger von Sean Connery als James Bond im Gespräch, hat die Rolle aber letztendlich nicht bekommen. Das war mit Sicherheit die richtige Wahl, denn George Lazenby hat ja seinerzeit eine recht ordentliche Figur als Superagent gemacht. Richardson hat in seiner anderen Hauptrolle in einem Western, und zwar in Armando Crispinos John il bastardo, eine wesentlich bessere Figur gemacht als hier.

John Colers früherer Partner Clint wird dargestellt vom Muskelmann Mimmo Palmara. Clint ist mächtig sauer auf John, da der sich mit dem gesamten Gold aus dem Staub gemacht hat, während er sich im Knast den Arsch platt gesessen hat und sich mit Wanzen herumschlagen musste. Als er aus dem Kittchen rauskommt macht er unerbittlich Jagd auf den irren John. Dabei wird auch der vermutlich unbeteiligte Bill mit in deren Angelegenheit gezogen, da es natürlich zu Verwechslungen kommt. Ob Billy auch in den Goldraub verwickelt war, kommt nicht ganz klar heraus. Auch der mysteriöse Billiardprofi Charlie heftet sich an die Fersen von Clint und John. Was der aber vorhat weiß keiner so genau. Und weil das noch nicht genug ist für eine zünftige Schlussballerei, mischen auch noch ein paar Mexikaner mit.

In der düsteren Welt von Domenico Paolella sind Frauen rar gesät, einzig Dali Bresciani und Rita Klein dürfen ihre Vorzüge zur Schau stellen. Bresciani beißt allerdings recht schnell ins Gras, was äußerst bedauerlich ist, da es sich bei ihr um einen ziemlich heißen Feger handelt. Schauspielerisch wird von den Damen allerdings nicht allzu viel abverlangt. Burt, den Freund von Bill, spielt der füllige Piero Vida. Bill und Burt arbeiten in einem Circus und treten dort als Kunstschützen auf. Vida durfte in Liliana Cavanis Galileo den ziemlich mächtigen und fiesen Gangsterboss einer großen Verbrecherorganisation spielen, und zwar Papst Urban VIII., der Galileo ans Leder will. Ansonsten sind die Nebendarsteller leider etwas blass und unbekannt. Da fehlen einfach ein paar finstere Typen, aber die waren in Israel, wo der Film gedreht wurde, wohl auf der Stelle nicht aufzutreiben.

Wie erwähnt kann sich die Inszenierung von Domenico Paolella absolut sehen lassen. Execution beginnt gleich mit einer richtig atmosphärischen Szene als Clint aus dem Gefängnis entlassen wird. Darauf folgt gleich eine weitere wunderbare Szene. Bill und Burt spielen in einem Saloon ein Duell und erschießen sich dabei gegenseitig. Clint steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, schließlich sieht er seine 20.000 Dollar Kopfgeld und das Gold schon flöten gehen. Als Burt dann doch unverletzt wieder aufsteht, kommt bei Clint schön langsam die Erleichterung durch. Das Ganze ist von Palmara wirklich herrlich gespielt. Es gibt aber im gesamten Film immer wieder richtig tolle Einstellungen, Kamerafahrten und Schnitte. Hinzu kommen schöne Landschaftsaufnahmen und jede Menge Brutalitäten. Außerdem hat sich Paolella einige nette kleine Ideen einfallen lassen. Im Mittelteil fehlt dem Streifen ein wenig das Tempo, dafür krachts am Schluss nochmals so richtig. Das Ende ist sogar fast ein bisschen tragisch. Die Musik von Lallo Gori ist auch wieder recht flott geworden, kennt man aber teilweise schon aus so manchem Fidani Filmchen.

Execution dürfte wohl zur selben Zeit wie Gianfranco Baldanellos Black Jack (Auf die Knie, Django) entstanden sein. Beide Filme wurden in Israel gedreht, haben in den Nebenrollen einen ähnlichen Cast zur Verfügung und der Soundtrack von Gori ist ebenfalls derselbe. Mit Fernando Franchi haben beide Filme auch denselben Produzenten. Black Jack ist zwar weitaus schwächer gemacht als Execution, dafür aber noch etwas unterhaltsamer, was vor allem an einem groß aufspielenden Robert Woods liegt, der einen mächtig fiesen Psychopathen spielen darf.

Domenico Paolellas Execution ist ein mehr als ordentlicher kleiner Genrebeitrag, der von einer guten Inszenierung und reichlich Action profitiert. Was dem Film noch gut zu Gesicht gestanden hätte, wäre vielleicht noch etwas mehr Tempo und ein geeigneterer Hauptdarsteller gewesen, aber auch so kann sich der Streifen sehen lassen. Wem der Film beim ersten Mal nicht gefallen hat, sollte ihm vielleicht noch eine zweite Chance geben, denn so schlecht wie er oft gemacht wird, ist er beileibe nicht. In meinen Augen handelt es sich hierbei sogar um richtig guten Stoff.

Links:
(1) https://www.spaghetti-western.net/index.php/Execution


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