Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

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alex_wintermute
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Tetsuo (1989)

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Ausnahmetalent Shin'ya Tsukamoto hat mit "Tetsuo" einen der besten Underground Filme aller Zeiten erschaffen. Das mit einem sehr geringen Budget und einer 16mm Filmkamera. Der Film ist komplett in SW gedreht, was ihn optisch noch interessanter und intensiver macht. Shin'ya Tsukamoto hat dieses Independent Werk auch geschrieben, inszeniert, fotografiert, geschnitten, sowie Regie geführt und selbst als Darsteller agiert. Es ist ein sehr experimenteller Film voller verstörender, surrealer und alptraumhafter Bilder. Auch kommen alle erdenklichen filmischen Techniken in Schnitt, Fotografie und Musik zum Einsatz. Shin'ya Tsukamoto schafft mit diesen Elementen eine extrem bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die nie aufhört, dazu dienen vor allem die harten Klänge seiner elektronischen Industrial Musik, eines der wichtigsten Elemente dieses Films, die wilden Effekte und schnellen Schnitte und die exzellente Performance seiner Darsteller inklusive ihm selbst. Die Effekte sind absolut herausragend und handgemacht. Der Regisseur hat sie selbst erstellt. Es wird keinerlei CGI verwendet. Gerade die Stop Motion Effekte in Verbindung mit Drähten, Kabel, Metallgegenständen und Metallschrott sind atemberaubend und wirken extrem bedrohlich. Es ist alles sehr kinetisch, sehr schnell, immer in Bewegung. Der Film besteht aus sehr schnellen Schnitten, Rückblenden, alptraumhaften Sequenzen und Bildern und schnellen Vorwärtsaufnahmen. Kinematographie und Kameraführung sind seiner Zeit weit voraus. Bei mittlerweile über 5 Sichtungen hat mich "Tetsuo" mit seinem fesselnden visuellen Stil immer noch überwältigt. Von dem Werk geht eine atemberaubende Atmosphäre und Kraft aus, das man vollständig nicht in Worte fassen kann. Man muss den Film zumindest 1x im Leben gesehen haben. Unabdingbar. Viele reduzieren die Handlung von "Tetsuo" meist auf das Thema Angst vor der Technologie und wie weit sie entwickelt wird oder im Zeitalter von lernfähiger KI wie weit sie sich unabhängig vom Menschen ausbreiten wird. "Tetsuo" ist aber viel mehr als das, ein Spielfeld konkurrierender Kräfte, bezieht man den inneren Konflikt eines Menschen mit ein. Die Geschichte schreitet in einem rasanten Tempo voran und lässt einem kaum eine Chance zum Durchatmen. Wer noch mit keinem Werk von Shinya Tsukamoto vertraut ist, sollte dringend mit diesem einzigartigen Experimentalfilm anfangen."Tetsuo" ist ein absolutes Meisterwerk und ein Meilenstein der Filmkunst. 10/10

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alex_wintermute
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Femina Ridens (1969)

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Eine erotische, stilvolle Perle von Piero Schivazappa aus den glorreichen Zeiten des italienischen Kinos. Für mich eines der faszinierendsten psychedelisch angehauchten Erotikdramen seiner Zeit. "Femina Ridens" besitzt einige wirklich erotische Momente, die mit überraschend wenig Nacktheit erreicht werden. Auch punktet das Werk mit einer unglaublich stimmungsvollen und unheimlichen sexy Atmosphäre, die über dem Film zu schweben scheint. Das Setting mitsamt Ausstattung, was den Stil der 60er/70er Jahre widerspiegelt, ist sehr gut gewählt. Unterstrichen wird das Ganze von der durchweg hervorragenden Musik von Stelvio Cipriani. Alle Hauptdarsteller sind perfekt besetzt. Philippe Leroy glänzt als Dr. Sayer, der gerne Frauen aus Spaß erniedrigt und psychisch foltert, Dagmar Lassander ist ebenso gut als liberale neugierige Journalistin Maria, die unverhofft in Dr. Sayers bösartigen SM Spielchen involviert wird. Völlig unerwartet entwickelt sich der Film aus der anfänglich psychologisch gewalttätigen "Beziehung" zu einer SM eingefärbten Liebesgeschichte, zumindest auf den ersten Blick, die später aber in eine Art von Kampf der Geschlechter übergeht. Kunst und Trash mit vielen psychedelischen Einflüssen liegen in dem Werk sehr nahe beieinander. Schwarzer Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Höhepunkt ist eine großartige Szene, die man am besten als "Lassandars Tanz" beschreiben kann und die legendäre "Leroy Pool Szene". Ein wirklich seltsam anmutender Film, der fernab des Mainstream Kinos angesiedelt ist. Ich wurde jedenfalls prächtig unterhalten. Wahrhaftig ein kleines Juwel aus Italien. 9-10/10

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Skinford: Death Sentence (2023)

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Nun ja... der Film fängt ganz nett an, geht dann leider aufgrund seiner zunehmend wirren Handlung komplett den Bach runter. Das Werk gerät in der 2. Hälfte völlig aus den Fugen. Einige Sequenzen mögen ganz nett sein, aber die Auflösung gegen Ende des Films, das größte Manko, ist absolut lächerlich. Völlige Zeitverschwendung. Es gibt wesentlich bessere Filme aus Australien. 4/10

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Beyond the Black Rainbow (2010)


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Exzellenter kanadischer SciFi-Experimentalfilm und Debütwerk von Panos Cosmatos. Das Werk wurde von ihm geschrieben und inszeniert und besticht vor allem wegen seinem audiovisuellen Stil. Die eigentliche Handlung ist auf den ersten Blick ziemlich einfach erklärt. Ein junges schweigsames Mädchens mit übernatürlichen Kräften, Opfer eines bizarren Experiments, ist in einem abgelegenen Wissenschaftsinstitut namens Arboria eingesperrt und unter der Kontrolle eines seltsamen anmutenden Wissenschaftlers namens Dr. Barry. Sie versucht ihrem Gefängnis zu entkommen, um zu wissen was sich hinter den Mauern des Arboria Instituts verbirgt. Klingt zunächst nicht unbedingt interessant, aber was Panos Cosmatos daraus gemacht hat, ist in meinen Augen und Ohren absolut großartig. Die Art und Weise wie er es filmisch erzählt und wie sich der Film entfaltet, ist der Grund dafür, warum dieser Film zumindest in meinen Augen und Ohren so herausragend ist. "Beyond the Black Rainbow" ist vor allem ein Sinneserlebnis. Optisch ist es voller ausdrucksstarker Farben, die an Bestzeiten von Mario Bava und Dario Argento erinnern. Der visuelle Stil des Films ist einfach atemberaubend. Kameraführung und Schnitt erinnern stark an Stanley Kubrick. Der Film lebt von langen Filmsequenzen, die in ihrer Lauflänge schon stark in Richtung "2001 - Odyssee im Weltraum" gehen. Manchmal extrem langsam, aber immer interessant. Als Gegenpol gibt es bei den Rückblenden auch bizarre Stakkato Schnitte zu sehen. Unterstrichen wird das Ganze von einem wirklich gelungenen hypnotisierenden Synthesizer Soundtrack, der zu den traumhaften Bildern des Films wie die Faust aufs Auge passt. Ein wahrlich audiovisuelles Erlebnis der besonderen Art. Die wunderbare Kinematographie kann man nicht ignorieren. Perfektion in Reinform. Das Werk weist Handlungsstränge auf, die größtenteils frei von linearen Erzählungen sind, eine tiefgründige Interpretation bleibt dem Zuschauer überlassen. Logisches und assoziativen Denken zur Entschlüsselung sind vielleicht gefragt, die bei jedem Menschen anders gelagert sind. Mich hat der Film bzw. das Werk in der Gesamtheit völlig mitgenommen, dass es mir mittlerweile vollkommen egal ist, ob der gesamte Film überhaupt einen tieferen Sinn ergibt. Vielleicht ist es auch ein Film, der unsere Sinne absichtlich überwältigt, ohne uns jemals zu sagen, worum es wirklich geht. Wer weiß das schon genau. Der Film ist definitiv nicht jedermanns Sache. Es ist ein Film, der Menschen polarisieren wird. Ein Film fernab des Mainstream Kinos. Mir hat "Beyond the Black Rainbow" extrem gut gefallen. Ein zutiefst faszinierender und fesselnder Experimentalfilm, den man vor seinem Ableben unbedingt mal gesehen haben muss. 9/10

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Ninja Scroll (1993)

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Eine exzellente Anime Perle aus dem Jahre 1993 von Ausnahmetalent Yoshiaki Kawajiri, unter dessen Regie bemerkenswerte Animes wie "Vampire Hunter D: Bloodlust", "Wicked City", "Goku Midnight Eye", "Demon City Shinjuku", "Manie-Manie" und "Cyber City Oedo 808" entstanden sind. "Ninja Scroll" ist sein bester. Es ist ein absolut fantastischer Action Adventure Anime im Samurai Stil, der im feudalen Japan zur Edo Zeit angesiedelt ist. Voller Fantasie und Detailreichtum. "Ninja Scroll" hat zwar weniger Tiefgang als z.B. das Meisterwerk "Prinzessin Mononoke" von Hayao Miyazaki aus dem Hause Studio Ghibli, aber dafür punktet das Werk mit einem sehr hohen Unterhaltungswert, der sich in Form von zahlreichen Actionsequenzen, fantastischen Charakteren und einer tragischen Liebesbeziehung unseres Helden offenbart. Wer den Anime nur auf harte Actionkost reduziert, hat ihn nicht wirklich verstanden. Vollgepackt mit Action mag "Ninja Scroll" sein, oftmals mit hohem Gewaltgrad und Blutzoll, aber das ist wahrlich nicht alles. "Ninja Scroll" hat wesentlich mehr zu bieten als das. Da wäre zum einen der Detailreichtum des Animationsstils, alles ist sehr detailreich gezeichnet, die Qualität der Animation liegt auf einem sehr hohen Niveau. Das Anfang der 90er Jahre, um genau zu sein 1993. Des Weiteren kommen die exzellent gezeichneten und mit Leben eingehauchten Charaktere hinzu. Hier glänzen vor allem der junge Held Jubei und die Kriegerin Kigero, deren tragische Liebesgeschichte ebenfalls sehr schön rüberkommt. Aber auch die faszinierenden Bösewichte, die "8 Teufel von Kimon", wissen zu überzeugen. Sie erstrahlen in einem ganz besonderen Licht und geben dem Anime die gewisse Würze. Die Vielfalt der Bösewichte, alle mit unterschiedlichen übernatürlichen Kräften ausgestattet, verleiht den Kämpfen eine wirklich schöne Abwechslung. Die Kampfszenen gehören bis heute zu den besten und innovativsten, die das Anime Genre jemals hervorgebracht hat. Neben all der Action gibt es aber auch noch sehr einfühlsame Szenen, die wunderbar funktionieren. Musik und Soundeffekte sind ebenfalls nicht zu verachten. Unterstrichen wird das Ganze durch die einzigartige Stimmung und Atmosphäre, die über dem Werk schwebt. Eines der innovativsten Animes, die ich kenne. Innovation, Kreativität, Originalität und Detailreichtum zeichnen dieses Werk besonders aus. Es stimmt wirklich alles. Perfektion in Reinform. Es ist kein Anime für Kinder, sondern für Erwachsene, wie so häufig bei Animes von Yoshiaki Kawajiri. Alles in allem ein fesselnder, klassischer, äußerst unterhaltsamer und beeindruckender Anime mit fantastischen Charakteren eingebunden in einer interessanten Story. Das originale Bildformat ist übrigens 1,33:1 und nicht 1,78:1. Bei Letzterem gehen sehr viele Bildinformationen verloren. Uncut muss das Werk ebenfalls sein. Ein absolutes Muss für jeden Anime Fan. 10/10

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The Heavenly Kid (1985)

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Eine 80er Jahre Teenagerkomödie vom Feinsten, die im Schatten des Meisterwerks "Back to the Future", der ebenfalls 1985 im Kino erschienen ist, vollkommen unterging. Dieses Werk hätte schon damals viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ziemlich geradlinig ist die Story erzählt. Sie handelt von einen jungen Mann namens Bobby, sehr gut gespielt von Lewis Smith, der in den 60er Jahren bei einem Chicken Run Autorennen im Stile von James Dean zu früh ums Leben kommt. Um in den Himmel zu gelangen, muss er zur Erde zurückkehren und einen Teenager aus den 80er Jahren unter die Arme greifen bzw. ihm dabei helfen cooler und selbstbewusster zu werden. "The Heavenly Kid" wurde damals von unzähligen Kritikern mehr oder weniger zerrissen, floppte an den Kinokassen und blieb lange Zeit relativ unbekannt. Mich hat das Werk jedenfalls prächtig unterhalten, schon damals in jungen Jahren, als ich den Film durch Zufall im TV sehen konnte. Der Film zeichnet sich durch eine unglaubliche Menge an Charme aus und einer gewissen Portion von Coolness. Witzig ist er dabei auch noch. Das liegt vor allem an Bobby (Lewis Smith) in seiner Beziehung zu seinem jungen Schützling und an der Situationskomik wie z.B. sich Bobby an die radikal andere Popkultur der 80er Jahre gewöhnen muss. Auch wenn das Ende völlig vorhersehbar ist, bleibt "The Heavenly Kid" für mich eine der faszinierensten und unterschätzten Teenagerkomödien aus den 80er Jahren. Aufgrund des gelungenen Schauspiels und des Nostalgiefaktors hat besonders dieser Film einen emotionalen Nerv bei mir getroffen und einen gewissen Stellenwert unter all den Komödien der 80er Jahre. Klare Empfehlung. 8/10

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Meatball Machine (2005)

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Ein hervorragender Low Budget SciFi Splatter Film von den beiden japanischen Regisseuren Yûdai Yamaguchi und Junichi Yamamoto, die auch das Drehbuch verfassten. "Meatball Machine" ist ein sehr gelungenes Remake, basierend auf dem 1999 von Junichi Yamamoto geschriebenen, produzierten und inszenierten gleichnamigen Film. Das Werk erinnert mich ein wenig an "Tetsuo" von Shin'ya Tsukamoto, dessen Experimentalfilm zumindest in mancher Hinsicht als Inspirationsquelle diente. Seine eigene Originalität wird aber größtenteils beibehalten. "Meatball Machine" ist ein wirklich interessant verrückter, ausgefallener und origineller Streifen. Neben exzessiver Gewaltdarstellung und all dem Kunstblut, was tonnenweise fließt, ist als Sahnehäuptchen noch eine Liebesgeschichte in dem Film integriert. Ein absolutes Highlight ist das Design der Necroborgs. Die Kostüme wurden von dem japanischen Designer Keita Amemiya entworfen und hergestellt. Die Necroborgs, wie sie in "Meatball Machine" genannt werden, sehen atemberaubend detailliert aus. Eine Verschmelzung von Fleisch und Metall, Mensch und Maschine. Höhepunkt sind auch die gelungenen Effekte neben einem großartigen Soundtrack, der den ganzen Spaß noch verstärkt. Betrachtet man das alles im Bezug zum kleinen Budget, was den beiden Kreativköpfen zur Verfügung stand, haben beide Regisseure sehr gute Arbeit geleistet. Die Handlung ist kurz erzählt. Es geht um einzigartige außerirdische Kreaturen, die Menschen als Parasiten infizieren und sie teilweise in Necroborgs verwandeln. Sie werden dazu gebracht bzw. dazu gezwungen gegeneinander zu kämpfen, mit dem einzigen Ziel, seinen Gegner völlig zu vernichten. Dieses Spiel ist ein wahrer Genuss für die besagten Kreaturen. Zwei Liebende geraten in die Fänge dieser speziellen Alienspezies und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die eingebettete Liebesgeschichte, die manche Leute oftmals bemängeln, und die Nebenhandlung empfand ich zumindest als erfrischend angenehm. Obwohl die Story nicht allzu originell ist, geht zumindest für meinen Geschmack von der filmischen Umsetzung ein gewisser Charme aus. Inszenierung, Schnitt, Kostüme, Musik, Soundeffekte und die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller sind wirklich klasse. Alles in allem eine Low Budget SciFi Splatter Granate vom Feinsten. "Meatball Machine" hat sich bei mir viel Lob verdient und sich seinen Platz in meiner Liste der Splatter Kultklassiker wahrlich gesichert. Ein sehr unterhaltsamer Streifen, der manch einem Splatter/Gore Fan das Herz höher schlägen lässt. 8-9/10

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Tockovi (1999)

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Absolut fantastisches Kammerspiel mit satirischen Untertönen und Debütwerk von Djordje Milosavljevic. "Tockovi" aka "Wheels" ist eine äußerst erfrischende Thriller Komödie aus Jugoslawien. Das Kleinod kommt als Kammerspiel daher, aber als was für eins. Das Werk ist extrem unterhaltsam, fast die gesamte Handlung des Films spielt sich an einem Ort ab, nämlich in einem abgelegenen Motel. Punkten tut "Tockovi" mit einer wirklich interessanten Story, auf die ich besser nicht eingehe, um nicht allzu viel zu verraten. Bei der Auswahl der Schauspieler hat Djordje Milosavljevic ein sehr gutes Händchen bewiesen. Alle Darsteller sind in ihren zugewiesenen Rollen perfekt besetzt. Allen voran Dragan Micanovic, der Protagonist des Films. Er spielt sich wahrlich die Seele aus dem Leib, ihm zuzuschauen macht wirklich Spaß. Kamera, Schnitt und Regie sind hervorragend. Dialoge sind klasse. Rabenschwarzer Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Der Film rockt wie Bohne und könnte in seiner Machart glatt ein Tarantino Film sein. Ein wirklich faszinierender Genrefilm. Für Fans von Thriller Komödien ein wahrer Genuss. Geheimtipp. 9/10

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U-571 (2000)

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Ein kraftvoller U-Boot Action Thriller von Jonathan Mostow, der schon mit Werken wie "Breakdown" und "Terminator 3" auf sich aufmerksam machte. Der Film ist eine actiongeladene Geschichte über die Sicherung der deutschen Enigma durch die US-Marine. Und hier sind wir schon beim ersten Knackpunkt. Nicht wenige Kritiker werfen Jonathan Mostows Werk vor historisch unkorrekt zu sein. Nicht die US-Marine, sondern die Briten sollen es gewesen sein, die die deutsche Enigma aus einem U-Boot gesichert haben. Ob das nun 100% den Tatsachen entspricht, kann ich nicht beurteilen. Dazu fehlt mir das geschichtliche Hintergrundwissen über den U-Boot Krieg im Zweiten Weltkrieg. Natürlich wäre eine solche "Verwechslung" respektlos dem anderen gegenüber, aber mir ist es in dem Fall relativ egal, ob der Film jetzt auf wahren Begebenheiten basiert oder nicht. Historische Ungenauigkeiten sind zwar in der Regel immer ärgerlich, aber hier drücke ich mal ein Auge zu. Abgesehen davon macht der Film trotzdem Spaß. "U-571" ist meiner Meinung nach ein gut gemachter Film, der regelrecht zu unterhalten weiß. Die Hauptbesetzung ist mit Matthew McConaughey, Harvey Keitel und Bill Paxton solide besetzt. Ganz besonders sticht Matthew McConaughey hervor, er spielt seinen Charakter im Film sehr gut, der ist zwar nicht besonders komplex, braucht es auch nicht, aber dafür sehr glaubwürdig. "U-571" ist äußerst temporeich erzählt. Die Spannung fühlt sich wie in vielen Teilen des Films real an. Übermäßig patriotisch ist der Film auch nicht. Dank der großartigen Kameraarbeit und dem gezielten Lichteinsatz kommt der klaustrophobische Aspekt im U-Boot sehr gut rüber. "U-751" ist fast genau so klaustrophobisch wie "Das Boot". Wolfgang Petersens Werk ist definitiv Inspirationsquelle gewesen. Es gibt generell starke Parallelen zu "Das Boot", dem mit Abstand besten U-Boot Film aller Zeiten. "Das Boot" ist in jedem Fall der realistischere und bessere Film und nicht ganz so "sauber" wie "U-571". Auch sind die Charaktere in Wolfgang Petersens Klassiker wesentlich besser und intensiver gezeichnet. Eine glaubwürdige U-Boot Atmosphäre existiert aber auch in "U-571". CGI kommt zwar vor, ist aber nicht omnipräsent vertreten. Mich hat es nicht sonderlich gestört. Die Actionszenen sind fesselnd und sehen gut aus. Für seinen Sound bzw. Toneffekte, der/die wirklich klasse sind, gewann er einen wohlverdienten Oscar, was den Film im richtigen Kino oder Heimkino durchaus lohnenswert macht. Alles in allem nicht so stark wie der Klassiker und Meilenstein des U-Boot Films "Das Boot", aber durchaus unterhaltsam. Wer auf spannende U-Boot Filme steht, sollte diesem Film mal eine Chance geben, trotz historischen Ungereimtheiten. 8/10

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Paris, Texas (1984)

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Wahre Filmkunst in Perfektion. Die Geschichte wurde vom Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard geschrieben, er hat sich mit "Paris, Texas" selbst übertroffen. Inszeniert wurde das Werk von Wim Wenders. Es ist definitiv sein bestes Werk. "Paris, Texas" ist ein sehr außergewöhnlicher Film. Es ist ein Film, der sich langsam dem Zuschauer offenbart. Das Tempo des Films und die Erzählung der Geschichte ist extrem langsam ausgelegt, das langsame Tempo ermöglicht vollständig in die Welt hineingezogen zu werden und jede Figur wirklich kennenzulernen. "Paris, Texas" ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wer sich aber auf den langsamen und ganz eigenen Rhytmus des Films einlässt, wird am Ende belohnt werden. Travis ist Protagonist des Films, er begibt sich auf eine lange Reise, um mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Dabei trifft er auf Menschen, die ihm einst sehr nahe standen. "Paris, Texas" ist im Grunde ein Film über Verlust, Einsamkeit, Verlorenheit und schließlich Wiederfindung und Erlösung. Absolut beeindruckend ist die Chemie zwischen Stanton und Kinski. Kinski tritt zwar erst in der dritten Hälfte des Films auf, aber ihre anhaltende Präsenz ist überall spürbar. Stanton und Kinski tragen den Film. Auch die Performance von Dean Stockwell, der Travis Bruder Walt spielt, ist überzeugend. Der Höhepunkt der Geschichte ist mit Sicherheit einer der eindringlichsten und kraftvollsten Szenen, die ich je in einem Film gesehen habe: das Wiedersehen von Travis und Jane. Diese Szene gehört mit Abstand zu den besten Momenten, die jemals auf Film festgehalten wurden. Diese Szene ist von einer unglaublichen Intensität, die einem tief im Herz berührt. Die Kameraführung von Robby Müller, der häufig mit Wenders zusammen gearbeitet hat, ist fantastisch. Ebenso die Musik von Ry Cooder, die eine außergewöhnliche Ergänzung zum Film ist. Atemberaubend die Kinematographie. Der Einsatz von Farben und Motiven macht diesen Film wirklich zu einem Genuss. Ich kenne keinen einzigen anderen Film, der Liebe, Schmerz und Verlust mit solcher Unmittelbarkeit und schonungsloser Offenheit darstellt. "Paris, Texas" ist erhaben und schön. Ein völlig einzigartiges Kinoerlebnis, das einem tief in Erinnerung bleibt. Ein absolutes Meisterwerk. 10/10

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Possession (1981)

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Exzellenter Experimentalfim unter der Regie von Andrzej Zulawski, der auch das Drehbuch verfasste. "Possession" war vor Jahren meine erste Erfahrung mit Zulawski. Nach mehreren Sichtungen bleibt das Werk immer noch ein zeitloser Klassiker, das selbst heute nichts an seiner Kraft und Ausdrucksstärke verloren hat. Bei Erstsichtung hat der Film mich sofort komplett umgehauen. "Possession" ist ein äußerst verstörender Film, ein Frontalangriff auf die Sinne. Der mit Abstand bizarrste Film, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Eine surreale Auseinandersetzung von Spaltung, Zusammenbruch und Wahnsinn. Der Schauplatz ist West Berlin im Schatten der Mauer, ein Symbol, das teilt, was früher zusammengehörte, genau wie die Charaktere im Film, einem zerstrittenes Paar, dessen Ehe vor dem Zerfall steht und dessen Schicksal ihren Lauf nimmt. So weit, so gut. Wie Zulawski die Geschichte nun erzählt ist absolut herausragend, der Film hat viele seltsame Untertöne, die Handlung ist recht komplex bis kompliziert und Symbolismen kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Besetzung ist absolut fantastisch, das Paar wird von Sam Neill und Isabelle Adjani gespielt. Sowohl Sam Neill als auch Isabelle Adjani haben den Auftritt ihres Lebens. Beide liefern eine unvergessliche Leistung ab. Isabelle Adjani trägt den Film, sie ist brillant darin, den Zusammenbruch ihrer Figur darzustellen. Eine wirklich beeindruckende Leistung von ihr, in meinen Augen die beste ihrer gesamten Karriere. In jedem Fall eines der intensivsten Erfahrungen mit ihr, die ich jemals auf Leinwand sehen konnte. Hervorragend auch Heinz Bennent in seiner Nebenrolle. Die Rollen waren sicherlich nicht einfach zu spielen, unvorstellbar was die Schauspieler für Strapazen am Set durchmachen mussten. Als Regisseur muss man es erst mal schaffen, seinen Schauspielern solche Darbietungen abzugewinnen. Jedenfalls ist ein absolutes Highlight des Films die Fehlgeburtssequenz in der U-Bahn, in der Isabelle Adjani völlig ausrastet und an Intensität und Ausdruckskraft an ihre Grenze kommt. Und das sehr glaubwürdig rübergebracht. Neben seiner stilistischen und darstellerischen Größe hat "Possession" noch viele andere faszinierende Aspekte. Schnitt und Kameraführung sind absolut atemberaubend. Die Kinematographie einfach nur herausragend. "Possession" ist extrem seltsam, verwirrend, befremdend, manisch, hysterisch, hyperaktiv, bizarr, wahnsinnig und noch viel mehr als das. Es ist ein Film voller faszinierender Bilder. Es wird nie eintönig. Der Film besitzt viele seltsame Untertöne, verknüpft mit Symbolismen, von denen manche nicht leicht zu deuten sind. Jedenfalls liebe ich jede herzzerreißende, hysterische und chaotische Minute von "Possession". Nicht alles im Leben passt eben in ein ordentliches Paket oder ergibt rational einen Sinn. "Possession" ist ein wunderbar skurriler Experimentalfilm, der wirklich seinesgleichen sucht. Auf die berüchtigte Video Nasty List Großbritanniens hat "Possession" es tatsächlich auch geschafft. Fans des bizarren und surrealen Kinos werden definitiv nicht enttäuscht werden. Ein unvergessliches Filmerlebnis. Wahrlich ein Meisterwerk. 10/10

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Hellraiser: Inferno (2000)

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Kein Meisterwerk, aber durchaus beachtlich. Regisseur Scott Derrickson hat damals dem verblassenden "Hellraiser" Franchise, nach den beiden grottigen Vorgängerfilmen 3 und 4, wieder Leben eingehaucht. Zumindest etwas. Trotz des geringeren Budgets gibt es einige interessante künstlerische Ansätze. Zwar nutzt man im Grunde den Status von Pinhead als Horrorikone, um ein gewisses Publikum anzulocken, aber man verpasst "Hellraiser 5" doch noch einen ganz eigenen interessanten Anstrich. "Hellraiser 5" ist im Prinzip ein Horrorfilm im Film Noir Gewand. Eine wundervolle Detektivgeschichte eingebettet in ein alptraumhaftes Szenario. Die Cenobiten sind dabei eher auf eine begrenzte Erscheinung ausgelegtt. Das Augenmerk ist vorwiegend auf Craig Sheffer als Detective Joseph Thorne gerichtet und dessen Aufklärung eines mysteriösen Mordfalls, als auf Pinhead und seine Cenobiten. Letztere haben zwar nur eine eher kurze und kraftvolle Leinwandpräsenz, aber die bedrohliche Gefahr, die von den Cenobiten ausgeht, schwebt indirekt über dem Werk. Pinhead taucht im letzten Teil des Films am stärksten auf, wenn die alptraumhafte Atmosphäre am höchsten ist. Doug Bradley als Pinhead ist makellos. Craig Sheffer als Detective Joseph Thorne liefert eine solide und glaubwürdige Leistung ab. Viele Szenen haben eine verschachtelte und traumähnliche Struktur, was manchmal den Handlungsstrang zu verfolgen erschwert. Die düstere Atmosphäre des Film und die interessante bzw. spannende Geschichte ergeben eine der besten Fortsetzungen des Franchise. Die Spezialeffekte sehen überwiegend recht gut aus. Visuell ist "Hellraiser: Inferno" durchaus beeindruckend, genau wie die ersten beiden "Hellraiser" Filme. Für eine DtV Produktion ganz erstaunlich. Insgesamt ist "Hellraiser: Inferno" eine ganz gelungene Fortsetzung mit einer interessanten Story, dichten Atmosphäre und soliden Charakteren. Vergebe mal 7/10.

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Blue Velvet (1986)

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Ein wahres Meisterwerk der Filmkunst. Es ist genau dieses Werk, was David Lynch zu einem der größten amerikanischen Regisseure des bizarren wunderschönen Kinos machte. Nach dem Desaster "Dune", der wohl für Lynch eines der anstrengensten Erfahrungen ständiger Kompromisse gewesen ist, die am Ende zu einem weniger herausragenden Film führten, hatte er in "Blue Velvet" nun volle Kontrolle über seinen Film und schöpfte diese in meinen Augen auch vollkommen aus. "Blue Velvet" ist neben "Eraserhead" sicherlich sein persönlichster Film. In "Blue Velvet" sind wahrlich alle Aspekte enthalten, die einen typischen Lynch Film ausmachen. Lynch steht für das Seltsame und Ungewöhnliche. Und "Blue Velvet" ist das perfekte Beispiel dafür. Zwar nicht so kryptisch wie in Lynchs späteren Werken wie z.B. "Lost Highway", "Mulholland Drive" oder "Inland Empire", aber Lynchs interessante und seltsam anmutende Erzählstruktur und seine Begabung, atemberaubende Bilder zu erschaffen, kommen hier deutlich zur Geltung. Der Film veranschaulicht vielleicht wie kein anderer das eigentliche Kreativpotenzial von David Lynch. "Blue Velvet" ist für mich definitiv sein bester Film. Danach folgt "The Elephant Man", kein anderer Film hat mich emotional mehr berührt, als dieser S/W Klassiker, aber er ist komplett anders konzipiert. Beide Werke gehören definitiv zu den besten Filmen der Filmgeschichte. Lynch ist ein begnadeter Regisseur und gehört für mich in die Top Ten der besten Regisseure aller Zeiten. Er ist einfach ein brillanter Kopf und hat auch einen großartigen Sinn für Humor. In einem Interview sagte er mal: "Witze sind nicht lustig, Absurdität ist lustig." Und von diesem seltsamem, aber subtilem Humor, gibt es einiges in "Blue Velvet" zu bewundern. "Blue Velvet" lässt sich in kein einzelnes Genre unterbringen. Das Werk ist für mich eine wirklich gelungene Mischung aus Neo Noir, Krimi, Drama und Erotikfilm über dem eine Art von Voyeurismus schwebt. Schwarzer Humor kommt ebenfalls nicht zu Kurz. Der Film ist nichts für Zimperliche, düster und verstörend ist "Blue Velvet". Voyeurismus, Gewalt, Sex, Vergewaltigung, Folter und Mord sind allesamt Schlüsselelemente der Handlung. Und noch viel mehr als das. Obwohl wie gewalttätig und oft unangenehm "Blue Velvet" ist, sind im Film auch einige lustige Elemente enthalten, oftmals in bildlicher Symbolsprache verpackt. Neben alledem ist es auch ein Film über Selbstfindung des Protagonisten. Die Charaktere tragen alle zur Geschichte bei und sind sehr interessant geschrieben, die schauspielerische Leistung absolut herausgragend. Kyle MacLachlan ist genau richtig als der verlorene, unschuldige Jeffrey. Laura Dern glänzt als unschuldige Sandy. Isabella Rossellinis Auftritt als mysteriöse Dorothy Vallens ist niederschmetternd und äußerst mutig. Und Dennis Hopper verkörpert den völlig durchgeknallten Psychopathen Frank Booth in Perfektion, einen der bösesten Charaktere der Filmgeschichte. In dieser Rolle übertrifft er sie alle. Kaum vorstellbar, wie das Werk ohne Dennis Hopper funktioniert hätte. Er ist jedenfalls maßgeblich daran beteiligt, dass der Film solche harten Untertöne in sich trägt. Frank Booth ist der totale Kontrast zu Jeffrey Beaumont. Dennis Hopper kontrolliert jede Szene, in der er auftritt, seine Szenen und Dialoge sind wirklich verstörend. Des Weiteren wäre da noch der unvergessliche Auftritt von Dean Stockwell zu erwähnen. Seine lippensynchrone Darbietung zum Roy Orbison Song "In Dreams“ ist einfach großartig. Alle 5 Schauspieler glänzen in ihren Rollen und ihre Performance ist wahrlich eine Augenweide. "Blue Velvet" besticht auch durch seine Schönheit, es ist ein visuell fesselnder Film mit atemberaubender Kameraführung, die Bildkompositionen an den Tag zaubert, wovon zahlreiche Regisseure nur von träumen können. Lebhafte Farben und bedrohliche Schatten bieten einen herrlichen Kontrast. Eine wirklich tolle Optik und Lichtstimmung gibt es im Film zu bestaunen. Das Werk strotzt auch vor Symbolik. Was mir ebenfalls gefällt ist der abwechslungsreiche Soundtrack in "Blue Velvet". Man hört alles von klassischer Musik bis hin zu alten Rock'n'Roll Songs und einer Menge bizarrer Geräusche. Die Musik ist unglaublich wichtig und Angelo Badalamentis wunderschön düstere Filmmusik passt perfekt zu den bizarren, oft beunruhigenden Bildern von David Lynch. Seine Musik ist hypnotisch mit einem sehr eindringlichen Unterton und trägt wirklich zu den seltsamen und mysteriösen Elementen der Geschichte bei. Außerdem werden Pop Hits der 50er Jahre von z.B. Bobby Vinton und Ketty Lesters mit unheimlicher Wirkung eingesetzt, zumindest wenn man sie in Bezug zu gewissen Szenen hört. Dazu jede Menge bizarrer Geräusche in Form von Soundeffekten. Alles in allem ein großartiger Film von David Lynch, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme aller Zeiten, rangiert nach dem besten Film aller Zeiten - "Taxi Driver" von Scorsese - direkt an zweiter Stelle. "Blue Velvet" ist ein Meisterwerk voller unvergesslicher Bilder und ein Meilenstein der Filmkunst. 10/10

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The Killing of a Chinese Bookie (1976)

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Meisterwerk vom Vater des amerikanischen Independent Films. John Cassavetes inszenierte das Werk und schrieb auch das Drehbuch. Er finanzierte seine eigenen Filme ohne die Einmischung Hollywoods, was in meinen Augen absolut vorbildlich ist. Vollkommene Kontrolle über sein Werk als Regisseur zu besitzen zeichnet sich oftmals aus. "The Killing of a Chinese Bookie" ist einer der interessantesten und originellsten Filme, die ich je gesehen habe. Alle Filme von John Cassavetes sind bemerkenswert, aber "The Killing of a Chinese Bookie" sticht in meinen Augen besonders hervor. Das liegt vor allem an Ben Gazzara, der die beste Performance seines Lebens abliefert. Die Handlung von "The Killing of a Chinese Bookie" ist sekundär und recht simpel getrickt. Ein Besitzer eines Stripclubs verschuldet sich bei der Mafia und wird unter Druck gesetzt einen Buchmacher zu ermorden. Was John Cassavetes aber daraus macht ist absolut faszinierend. Man erhält einen unvergesslichen Einblick in die Welt von Cosmo Vitelli, der in die Fänge der Mafia gerät. John Cassavetes konzentriert sich in seinem Werk fast ausschließlich auf den Charakter Cosmo Vitelli, grandios gespielt von Ben Gazzara, der sehr viel Charme in seiner Rolle mit sich bringt. Charaktere, Beziehungen und Momente stehen in John Cassavetes Werk an erster Stelle, die eigentliche Handlung ist sekundär zu betrachten und steht nicht direkt im Fokus. Ben Gazzara als Cosmo Vitelli trägt definitiv den Film. Er liefert ein unvergessliches Porträt eines Mannes ab, der sich mit einem Leben auseinandersetzt, das er nicht kontrollieren kann. Der Film ist im Prinzip ein klassisches Charakterporträt, aber eins vom Feinsten. "The Killing of a Chinese Bookie" beeindruckt durch seine Stimmung, seinen Charakteren und ganz besonders durch die Leistung von Ben Gazarra in der Rolle des Cosmo Vitelli. John Cassavetes Werk stieß damals in den USA auf viel Kritik und öffentliche Gleichgültigkeit. In Europa schnitt der Film bei den Kritikern deutlich besser ab. Für mich ein Juwel aus jener Zeit. In meinen Augen eines der größten Errungenschaften der 70er Jahre. 10/10

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alex_wintermute
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Beitrag von alex_wintermute »

The Elephant Man (1980)

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Ein absolutes Meisterwerk von David Lynch. "The Elephant Man" ist eines der wichtigsten Werke der Filmgeschichte. Und zugleich eines der traurigsten. Der Film besitzt eine emotionalen Tiefe, die man nur selten in Filmen erlebt. Es ist ein zutiefst trauriger aber zugleich auch erhabener Film. Kein anderer Film hat mich mehr berührt als dieser. "The Elephant Man" basiert auf der wahren Geschichte von Joseph Merrick. Der Film ist mit seinen unheimlichen S/W Bildern sehr fesselnd und eindringlich erzählt. Voller Sanftmut und Sensibilität, fernab von Kitsch oder sonstigen Sentimentalitäten. Es trifft einen tief ins Mark. Die Kinematographie ist absolut herausragend. Dank der Regie von David Lynch, Dank den ausdrucksstarken Haupt- und Nebendarstellern, Dank Freddie Francis als Kameramann, Dank der eindringlichen Filmmusik von John Morris und Dank Make-up Künstler Christopher Tucker, ist ein wahres Meisterwerk entstanden. Vor allem aber ist es der exzellenten Performance von John Hurt zu verdanken, der unter dem erstaunlichen Schädel-Make-up von Christopher Tucker, es trotzdem noch schafft Emotionen zu vermitteln. John Hurt spielt John Merrick als einen gütigen, sanftmütigen Menschen, der hart darum kämpft, etwas Würde zu bewahren, aber dennoch Verletzlichkeit in sich trägt. Anthony Hopkins, ebenfalls großartig in seiner Rolle, spielt den humanitären Arzt Dr. Frederick Treves, der sich dem entstellten John Merrick annimmt. Ich habe Anthony Hopkins nie sensibler und einfühliger gesehen. Dr. Frederick Treves Zusammenspiel mit John Merrick ist absolut großartig, es führt von einer distanzierten wissenschaftlichen Faszination zu einer dauerhaften Freundschaft. Was den Film ausmacht, John Merrick ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern jemand der voller Würde ist und das Herz an der richtigen Stelle trägt. Er ist ein sanfter und intelligenter Mensch, der zwar bis zur menschlichen Unkenntlichkeit deformiert und in seinem Körper gefangen ist, aber bei klarem Verstand ist. Wäre John Merrick nur irgendein Durchschnittsmensch, der Film wäre nur halb so intensiv. Und ein Regisseur wie Michael Bay hätte ihn machen können. In den Händen von Lynch wird der Film zu einem eindringlichen, schönen, aber gleichzeitig höchst verstörenden Kunstwerk. Er zeigt die Menschlichkeit des Herrn Merrick aber auch eine knallharte, exhibitionistische, herzlose Gesellschaft, die sich über John Merrick ergötzt und ihn ausbeutet. Die psychische und physische Gewalt gegen John Merrick geht zeitweise an die Grenze des Erträglichen. "The Elephant Man" ist ein sehr düsterer, sehr deprimierter Film, ein Film, der sich nicht davor scheut, den Ungerechtigkeiten der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Das Werk ist voller unvergesslicher Szenen. "The Elephant Man" ist ein emotionales Erlebnis der besonderen Art. Es ist ein Frontalangriff auf die Seele. Eine wahre Glanzleistung hat David Lynch mit diesem Werk vollbracht."The Elephant Man" gehört definitiv zu den besten Filmen aller Zeiten. Und zwar in die Top 10 der besten Filme aller Zeiten. Wahrhaftig ein Meisterwerk. 10/10
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Sid Vicious
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Beitrag von Sid Vicious »

alex_wintermute hat geschrieben:
Fr., 27.10.2023 15:54
Paris, Texas (1984)


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Wahre Filmkunst in Perfektion. Die Geschichte wurde vom Dramatiker und Schauspieler Sam Shepard geschrieben, er hat sich mit "Paris, Texas" selbst übertroffen. Inszeniert wurde das Werk von Wim Wenders. Es ist definitiv sein bestes Werk. "Paris, Texas" ist ein sehr außergewöhnlicher Film. Es ist ein Film, der sich langsam dem Zuschauer offenbart. Das Tempo des Films und die Erzählung der Geschichte ist extrem langsam ausgelegt, das langsame Tempo ermöglicht vollständig in die Welt hineingezogen zu werden und jede Figur wirklich kennenzulernen. "Paris, Texas" ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wer sich aber auf den langsamen und ganz eigenen Rhytmus des Films einlässt, wird am Ende belohnt werden. Travis ist Protagonist des Films, er begibt sich auf eine lange Reise, um mit sich und seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. Dabei trifft er auf Menschen, die ihm einst sehr nahe standen. "Paris, Texas" ist im Grunde ein Film über Verlust, Einsamkeit, Verlorenheit und schließlich Wiederfindung und Erlösung. Absolut beeindruckend ist die Chemie zwischen Stanton und Kinski. Kinski tritt zwar erst in der dritten Hälfte des Films auf, aber ihre anhaltende Präsenz ist überall spürbar. Stanton und Kinski tragen den Film. Auch die Performance von Dean Stockwell, der Travis Bruder Walt spielt, ist überzeugend. Der Höhepunkt der Geschichte ist mit Sicherheit einer der eindringlichsten und kraftvollsten Szenen, die ich je in einem Film gesehen habe: das Wiedersehen von Travis und Jane. Diese Szene gehört mit Abstand zu den besten Momenten, die jemals auf Film festgehalten wurden. Diese Szene ist von einer unglaublichen Intensität, die einem tief im Herz berührt. Die Kameraführung von Robby Müller, der häufig mit Wenders zusammen gearbeitet hat, ist fantastisch. Ebenso die Musik von Ry Cooder, die eine außergewöhnliche Ergänzung zum Film ist. Atemberaubend die Kinematographie. Der Einsatz von Farben und Motiven macht diesen Film wirklich zu einem Genuss. Ich kenne keinen einzigen anderen Film, der Liebe, Schmerz und Verlust mit solcher Unmittelbarkeit und schonungsloser Offenheit darstellt. "Paris, Texas" ist erhaben und schön. Ein völlig einzigartiges Kinoerlebnis, das einem tief in Erinnerung bleibt. Ein absolutes Meisterwerk. 10/10
Ich habe mich nie an den Film getraut. Da mich HIMMEL ÜBER BERLIN beinahe zu Tode gelangweilt hat. Trotzem habe ich PARIS TEXAS aus der Mediatheke gezogen und werde mir den Film, aufgrund deiner Worte, nun auch anschauen.
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alex_wintermute
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Da haben wir etwas gemeinsam, der hochgelobte "Der Himmel über Berlin" hat auch mich zu Tode gelangweilt. "Paris, Texas" ist ganz anders konzipiert. Für mich ganz klar Wenders bester.

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alex_wintermute
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Ex Drummer (2007)

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Ein nihilistisches Meisterwerk vom Feinsten. Unter der Regie von Koen Mortier ist einer der interessantesten Filme aus Belgien entstanden. Der Film basiert auf dem Buch des umstrittenen Schriftstellers Herman Brusselmans. "Ex Drummer" ist ein äußerst faszinierendes und verstörendes Erlebnis. Es gibt im gesamten Film eigentlich keinen wirklichen sympathischen Charakter mit dem man sich nur ansatzweise identifizieren könnte. Alle Charaktere sind auf ihre Art vollkommen unsympathisch. Eine wirklich seltsame Mixtur, die aus Freaks, Degenerierten, Schwulen, Schwulenhassern, Asosialen und Abschaum besteht. Dazu die wirklich raue Sprache, die aber zutiefst glaubwürdig rüberkommt. Mir gefällt der raue und ungeschliffenen Ton der Dialoge, der oftmals in den untersten sozialen Schichten tatsächlich auch so vorherrscht. Die Handlung des Films dreht sich um drei Verlierer, die davon träumen, berühmt zu werden und deshalb einen berühmten Schriftsteller bitten, Schlagzeuger ihrer Band zu werden. Von seiner Berühmtheit erhoffen sich die Bandmitglieder als Band profitieren zu können. Der Schriftsteller hat aber ganz andere Absichten als nur den Drummer zu spielen. Er glaubt, dass darin eine gute Geschichte stecken könnte und willigt ein. Auf der Suche nach einer guten Geschichte schreckt der Schriftsteller aber vor nichts zurück. Er instrumentalisiert sie gegeneinander, kalkuliert selbst ein Blutbad mit ein. Deshalb willigt er ein und die Geschichte nimmt einen äußerst bizzaren Lauf. Im Film wird die Realität der Verlierer und Außenseiter, die aus den untersten sozialen Schichten kommen, in ihrer schlimmsten Form gezeigt. Koen Mortier konfrontiert den Zuschauer schonungslos mit jener Realität und all ihrem Dreck und ihren dunkelsten Trieben, die ihr innewohnen. Das in einer Form, die gar nicht mal so weit weg von der Realität mancher Leute liegt. Fast schon beängstigend. Trotz einer gewissen Überspitzung bzw. Übertreibung, gibt der Film aber einem tatsächlich das Gefühl, dass diese inszenierte Realität tatsächlich wahr ist. In gewissen sozialen Schichten könnte das, was Koen Mortier uns schonungslos in seinen Bildern zeigt, tatsächlich auch Alltag sein. Zumindest könnte man es annehmen. Technisch gesehen ist "Ex Drummer" durchaus versiert und teilweise auch bildgewaltig, es gibt surreale Szenen, wo z.B. einer der Bandmitglieder auf der Decke in seiner Wohnung Kopf steht. Schauspielerisch schneidet "Ex Drummer" hervorragend ab. Alle Haupt- und Nebendarsteller verkörpern perfekt ihre Rollen. Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau. Unterstrichen wird das Ganze durch einen sehr eindringlichen Soundtrack, der hauptsächlich eine Mischung aus Punk, Punkrock und Noise Rock realer Bands ist. Belgische Pop Rock Bands wie Ghinzu kommen ebenfalls zum Zug. In meinen Augen und Ohren ist "Ex Drummer" aktueller denn je. Gerade im Zeitalter der Political Correctness, das mittlerweile fast schon krankhafte Dimensionen erreicht hat, ist "Ex Drummer" wahrlich eine pure Erfrischung. So herrlich schräg und so politisch inkorrekt, dass es für manche Zuschauer ein wahrer Genuss ist, dem Treiben der völlig durchgeknallten Bandmitglieder, zumindest aus einer gewissen Distanz, zuzuschauen. Für andere sicherlich weniger. Hässlich und ethisch verwerflich ist das Werk, aber man kann den Blick trotzdem nicht von der Leinwand lassen. "Ex Drummer" ist nichts für zartbesaitete Menschen. "Ex Drummer" ist voller Radikalität, Rücksichtslosigkeit, Zynismus, Sarkasmus, Gewalt und Perversion. Der Film möchte nicht wie Punk sein, der Film ist Punk und zwar Punk in Reinform. "Ex Drummer" demonstriert eine ungekünzelte - nicht für den Mittelstand bereinigte - realistische Art von Punk und Anarchie. Und selbstverständlich noch viel mehr als das. Ein verdammt mutiges und ein höchst beeindruckendes Spielfilmdebüt von Koen Mortier. Mich hat "Ex Drummer" prächtig unterhalten. Für Fans des kontroversen Kinos ein absolutes Muss. 10/10

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alex_wintermute
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

The Wicker Man (1973)

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Ein wahrer Klassiker und Meilenstein der Filmgeschichte. Ein weiteres Juwel, das schwierig ist einem Genre zuzuschreiben. Der Film ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Mystery, Thriller und Horror. Horror, der aber auf einer anderen Ebene stattfindet, als auf der, die man eigentlich gewohnt ist. In "The Wicker Man" gibt es so gut wie kein Blutvergießen oder harte Gewaltdarstellungen, exzessive Kills oder Jump Scares gibt es ebenfalls nicht. Und trotzdem ist der Horror im Film spürbar, er ist anders manifestiert. "The Wicker Man" besitzt eine Qualität, die den Zuschauer über die gesamte Laufzeit des Films fesselt, bis zum bitteren und eindringlichen Ende bleibt die Spannung komplett aufrechterhalten. Kenne nur sehr wenige Filme, die so etwas schaffen, als Beispiel das Meisterwerk "Sieben" von David Fincher, welcher aber komplett anders konzipiert ist. Jedenfalls geht von "The Wicker Man" eine bedrohliche Atmosphäre aus, die auf eine wirklich interessante Art zum Ausdruck kommt, trotz den idylischen und fast schon paradiesischen Zuständen auf einer sonnigen Insel. Der Fim von Robin Hardy ist klug, intelligent und regt zum Nachdenken an und besitzt eines der schockierensten Finale der Filmgeschichte. Es ist wirklich ein absolut faszinierender Film, den man zweifellos als Kultklassiker betrachten kann, das liegt auch am brillanten Drehbuch von Anthony Shaffer, neben der perfekten Umsetzung von Robin Hardy. "The Wicker Man“ erzählt die Geschichte von Sergeant Howie, der auf eine abgelegene schottische Insel reist, um das Verschwinden eines jungen Mädchens zu untersuchen. Er ist recht schnell verblüfft über das skurrile Verhalten der heidnischen Inselansässigen und die Tatsache, dass niemand etwas von dem vermissten Mädchen zu wissen scheint, was äußerst seltsam ist. Während er seine Suche nach dem Mädchen fortsetzt, stößt er auf immer mehr dunkle Geheimnisse der Inselgemeinde. Edward Woodward liefert als Sergeant Howie eine großartige Leistung ab, er spielt seine Figur überzeugend und glaubwürdig, auch wie er an seinen christlischen Werten festhält und diese verteitigt ist faszinierend. Seine religiösen Überzeugungen kollidieren gründlich mit den Glaubensvorstellungen der freiliebenden heidnischen Gesellschaft. Hervorragend der Auftritt von Christopher Lee als exzentrischer Lord Summerisle, zwar nur ein relativ kurzer Auftritt, aber mit solch großartiger und kraftvoller Präsenz, das man vergisst, dass er nur für kurze Zeit im Film zu sehen ist. Auch die Nebendarsteller sind großartig besetzt, Diane Cilento als Schullehrerin, Lindsay Kemp als Wirtin und insbesondere Britt Ekland als Tochter des Wirts. Die Besetzung ist sehr gut. Die eigentlichen Stars des Films sind zweifellos Woodward und Lee, die diesen Film tragen. Woodward noch mehr, da Lee über längere Zeiträume nicht auftritt. Die Kinematographie ist vom Feinsten. Manche Szenen im Film werden von Folkmusik begleitet, die dabei hilft, den Geist der Inselgemeinde zu vermitteln. Lob auch an die Kostüm Designer, die haben ebenfalls einen wirklich klasse Job geleistet. Alles in allem "The Wicker Man" ist in der Tat ein wahrer Kultklassiker. Ein Status, der ihm auf jeden Fall gebührt. 10/10

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Richie Pistilli
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Richie Pistilli »

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DAS MÄDCHEN MIT DER PEITSCHE (USA 1964) R: Douglas Heyes


- Undank ist der Welten Lohn -

Ein böswilliger Film, in dem die schwedisch-amerikanische Sängerin und Schauspielerin mächtig auf die Tube drückt - und zwar gleich ab der ersten Filmsekunde. Sie spielt dabei die 17-Jährige Jody, die sich wegen irgendetwas Schlimmen auf der Flucht befindet und fortan dem angehenden Politiker David Stratton (John Forsythe) das Leben zur Hölle macht, nachdem sie sich ungefragt in dessen noblen Anwesen eingenistet hat. Hilflos ausgeliefert muss der Politiker mit ansehen, wie Jody von da an mit einer imaginären Peitsche den Ton angibt, denn obwohl er ein sauberes Gewissen hegt, hat ihn die verführerische Psycho-Lady durch eine angedrohte Lügengeschichte fest in der Hand. Als dann auch noch plötzlich Joys Freunde erscheinen, zwei durchgeknallte Brüder sowie deren weibliche Begleitung, maht sich noch mehr Irrsinn in Strattons Bude breit, bevor allesamt einen gemeinsamen Ausflug nach Tijuana unternehmen, bei dem am Ende nur noch der Arzt helfen kann. Ein beeindruckender Film, der mich gestern Abend schwer begeistern konnte. Die deutsche Synchronfassung ist übrigens allererste Sahne!

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