LUDWIG II. - Luchino Visconti

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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LUDWIG II. - Luchino Visconti

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● LUDWIG II. / LUDWIG / LUDWIG OU LE CRÉPUSCULE DE DIEUX (D|I|F|1972)
mit Helmut Berger, John Moulder Brown, Helmut Griem, Trevor Howard, Umberto Orsini, Gert Fröbe, Silvana Mangano, Sonia Petrovna, Nora Ricci,
Marc Porel, Folker Bohnert, Maurizio Bonuglia, Anne-Marie Hanschke, Henning Schlüter, Alexander Allerson, Adriana Asti, Mark Burns, Heinz Moog,
Friedrich von Ledebur, Gérard Herter, Kurt Großkurth, Carla Mancini, Karl-Heinz Peters, Bert Bloch sowie Izabella Teleżyńska und Romy Schneider
eine Produktion der Dieter Geissler Filmproduktion | Divina Film | Mega Film | Cinétel | im Gloria Verleih
ein Film von Luchino Visconti

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Ludwig II. (Helmut Berger), gekrönt im Jahr 1864, stellt ich als großer Liebhaber und Mäzen von Kunst und Kultur heraus, belastet die bayrische Staatskasse jedoch mit astronomisch hohen Summen für seine dekadenten Bauvorhaben. Der als Außenseiter geltende Monarch fühlt sich außerdem zu exzentrischen Personen wie dem Komponisten Richard Wagner (Trevor Howard) oder seiner Cousine, Elisabeth von Österreich-Ungarn (Romy Schneider), hingezogen, die er als faszinierend oder unkonventionell einstuft und ihm etwas Luft innerhalb der strengen Hofetikette verschaffen. Als sich König Ludwig nach Jahren nicht mehr um die laufenden Staatsgeschäfte kümmert, sieht sich die bayrische Regierung zu außerordentlichen Maßnahmen gezwungen...

Geschichtsepen und der Film gingen in Jahrzehnten dem Empfinden nach unzählige Allianzen ein, sodass es zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen kommen konnte - sowohl quantitativ als auch qualitativ gesehen. Es ist nicht zuletzt Luchino Viscontis Fantasie, Mut und Ideenreichtum zu verdanken, dass Überlieferung, Wirklichkeit und Märchen hier so gut zusammenpassen wollen, aber es geht thematisch gesehen auch immerhin um die Titelfigur, deren Ästhetik-Verständnis oft nicht von Prunk, Dekadenz und sogar triefendem Kitsch zu trennen war, was von der Regie nicht nur kolportiert, sondern hier und da auch ausgeschmückt wird. Für die Settings sorgte Ludwig II seinerzeit selbst, eine Voraussetzung, die mit bloßen Kulissen nicht zu simulieren, geschweige denn zu toppen gewesen wäre, immerhin soll die Produktion rund 12 Millionen D-Mark verschlungen haben. Dieses filmische Epos, welches sich über mehrere Akte erstreckt, erfordert aufgrund der immensen Länge von etwa 235 Minuten sicherlich immer wieder Geduld und eine gesteigerte Aufmerksamkeit, aber man bekommt als Zuschauer auch sehr viel geschenkt, sodass es die Aufteilung in verschiedene Intervalle sicherlich wert ist, sie separat und aufmerksam zu betrachten. Für den Massenstart in der Bundesrepublik wurde der Stoff seinerzeit drakonisch auf 185 Minuten heruntergekürzt, was die Aura des Films einengte, wie ein schlecht sitzendes Korsett. "Ludwig II." überwältigt mit einer internationalen Starbesetzung, die zahlreiche Überraschungen parat halten wird, und war seinerzeit gut für einen der üblichen cineastischen Skandale in Bayern, da gewisse Szenen und Andeutungen - je nach Sichtweise - wohl zu nah oder zu fern an der Realität waren.

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