Die Gewalttätigen (D)
In eiskaltem Blut (D)
Die Nacht der Gewalttätigen (D- DVD)
La lunga notte di Tombstone (IT)
Crónica de un atraco (ES)
La Nuit du massacre (F)
A Longa Noite do Ódio (BRA)
Night of Hate
IT / ES 1968
R: Jaime Jesús Balcázar
D: Tomas Milian, Fernando Sancho, Anita Ekberg, Claudio Camaso, Mónica Randall, Hugo Blanco, Óscar Pellicer, Luis de Tejada, Tito García, Antonio Almorós u.a.
Deutsche Erstaufführung: 08.03.1968
Score: Willy Brezza & Nora Orlandi
OFDb
"Ach noch was, Fernando. Es wäre doch wirklich ein Jammer, wenn Du Deine Zeit im Gefängnis abgesessen hast und Dein Sohn Dich dann nicht abholen könnte. "
Infolge des unerwarteten Ertönens einer Alarmanlage muss sich eine Safeknackerbande inmitten eines laufenden Raubzuges vorzeitig aus dem Staub machen. Während es Fernando Gonzales (Fernando Sancho) in letzter Sekunde gelingt, samt der Beute unentdeckt zu entkommen, wird Scott (Claudio Camaso), der Kopf der Bande, von der Polizei geschnappt und zu mehreren Jahren Knast verurteilt. Währenddessen macht sich Fernando einen netten Lenz in Mexico, wo er nach einigen Jahren seinen Sohn Chino (Tomas Milian) aufsucht, der sich in einer Taverne als Gitarrero seine Brötchen verdient. Doch die Freude über das Wiedersehen mit Chino wird schnell getrübt, als urplötzlich der frisch aus der Haft entlassene Scott unangemeldet auf der Matte steht und von Fernando verlangt, dass sich dieser erneut an einem Coup beteiligt. Doch Fernando denkt überhaupt nicht daran, sein mittlerweile bürgerliches Leben wieder an den Nagel zu hängen und erteilt Scott somit eine Absage. Nachdem ihn Scott aber damit erpresst, ihn wegen des damaligen Überfalls nachträglich bei der Polizei anzuschwärzen als auch den ahnungslosen Chino zu töten, stimmt Fernando letztlich dem riskanten Unterfangen doch noch zu. Was folgt, ist eine Reise in ein abgelegenes amerikanisches Provinznest, wo Fernando mit Chino, Scott und drei weitere Halunken die durch einen Geldtransport angelieferte Beute aus dem Tresor der ortsansässigen Bank rauben wollen.
Normalerweise stehe ich den meisten Cargo-Labels aufgrund ihrer Vorgeschichten skeptisch gegenüber, aber angesichts der seltenheit von DIE NACHT DER GEWALTTÄTIGEN brannte es mir ähnlich wie bei EROTIK AUF DER SCHULBANK dermaßen stark unter den Nägeln, dass ich mich in der letzten Woche zu einem Gebrauchtkauf durchrang. Jaime Jesús Balcázars Film entpuppt sich in bester BASTARD-Tradition als eine gelungene Mischung aus Western und Gangsterfilm, wobei für das Jahr 1968 eigentlich nur die in Rente geschickten Präriepferde durch brennmotorrisierte Automobile ersetzt wurden. Das Drehbuch, an dem auch Sergio Corbucci mitbeteilgt war, kommt ziemlich schnörkellos daher, denn anstatt sich mit einer tiefergehenden Charakteristika der Protagonisten zu beschäftigen, konzentriert sich die Handlung vielmehr auf das Wesentliche, nämlich eine spannende Gangsterstory, in die ein ungewöhnlicher Vater-und-Sohn-Konflikt eingewoben wurde. Tomas Milian verkörpert dabei den ausgebufften Gino, der während des Handlungsverlaufs nicht nur die meiste Zeit wie ein unbeteiligter Beobachter agiert, sondern auch sonst von seiner Persönlichkeit äußerst verschlossen wirkt. Doch der Scheint trügt, denn hinter der harmlos wirkenden Außenfassade des unscheinbaren Gitarrero scheint es ständig zu brodeln, was Tomas Milian wiederum auf eine beeindruckende Art und Weise schauspielerisch umzusetzen vermag. Obendrein gibt er gemeinsam mit Fernando Sancho eine überzeugendes Vater-Sohn-Gespann zum Besten, obwohl sich Charakterzüge der beiden diametral entgegenstehen. Während Gino ein eher bescheidenes Leben führt, steht für die von dem spanischen Italo-Western-Veteran verkörperte Vaterfigur Geld und Luxus im Vorderund, den er sich aber letzten Endes auch nur aufgrund der unterschlagenen Beute eines schiefgelaufenen Raubes leisten kann, bei dem sein Kompagnon Scott von der Polizei erwischt und von der Justiz strafrechtlich belangt wurde. Dann wäre da auch noch die reizende Schwedin Anita Ekberg, die als stolze Besitzerin einer Bar in Erscheinung tritt, in der sich letztendlich die Gangsterbande mit ihren Geiseln verschanzen, die sie zuvor aus den Reihen der Einheimischen ungefragt rekrutiert haben. Letztendlich nimmt die Bande die komplette Einwohnerschaft des kleinen Örtchens in Quasi-Sippenhaft, um währendessen in aller Ruhe den Tresor mit der wertvollen Beute zu knacken. Doch leider verläuft auch dieses Mal alles anders, nur nicht nach nach Plan, was wiederum zu zahlreichen Keilereien führt, die in der dargebotenen Drastik für die damalige Zeit nicht ohne sind.
Abgerundet wird das westernartige Gangsterfilmspektakel mit einer ohrwurmträchtigen Filmmusik sowie mit einer beeindruckenden Fotografie, bei der die meisten Bildeinstellungen sorgfältig komponiert wurden. Hinzu gesellt eine eine tadellose Synchro, für die ausschließlich erstklassige Sprecher und Sprecherinnen verpflichtet wurden. Leider offenbart sich die Bildqualität der DVD als äußerst mau, für die offensichtlich als Bildvorlage eine spanischsprachige VHS herangezogen wurde.
Fazit: Ein gelungener Gangsterfilm, bei dem mich sowohl die spannungsgeladene Handlung als auch die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller und Hauptdarstellerinnen auf Anhieb überzeugten.
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