DIE GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN
● LA NOTTE CHE EVELYN USCÌ DALLA TOMBA / DIE GROTTE DER VERGESSENEN LEICHEN / DIE NACHT, IN DER EVELYN AUS DEM GRAB KAM (I|1971)
mit Anthony Steffen, Marina Malfatti, Giacomo Rossi-Stuart, Enzo Tarascio, Joan C. Davis, Umberto Raho und Erika Blanc
eine Produktion der Phoenix Cinematografica | im Verleih der Apollo
ein Film von Emilio Miraglia
»Leg dich auf den Bock, los!«
Der wohlhabende Lord Alan Cunningham (Anthony Steffen) kämpft seit dem Tod seiner Frau Evelyn mit Wahnvorstellungen. Er steht immer noch dermaßen unter dem Zwang seiner verstorbenen Gattin, sodass er sich Prostituierte aussucht, die Evelyn ähnlich sehen, um sie schließlich in der Folterkammer seines halb verfallenen Schlosses sadistisch zu quälen, was auch Susie (Erika Blanc) schmerzhaft erfahren muss. Doch befreien kann er sich mit diesen Maßnahmen nicht von ihr, bis das Gegenteil eintritt. So rät ihm sein Psychiater Dr. Timberlane (Giacomo Rossi-Stuart) wieder zu heiraten. Auf einer Party lernt er die attraktive Gladys (Marina Malfatti) kennen, die er innerhalb kürzester Zeit heiratet. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer, da sich unheimliche Dinge im Schloss ereignen, denn Evelyn ist bereits mehrmals erschienen und Alan droht endgültig den Verstand zu verlieren. So beschließt Gladys die Familiengruft aufzusuchen und macht eine entsetzliche Entdeckung. Der Sarg ist leer und seitdem geschehen bestialische Morde. Ist Eyelyn tatsächlich aus ihrem Grab gestiegen..?
Diese Produktion von 1971 besteht in isoliert voneinander wirkenden Teilen aus klassischem Giallo, Thriller und Grusel-Horror, trifft jedoch ungern die direkte Entscheidung über die eigentliche Hauptrichtung. Von daher ist eine Einschätzung auch verhältnismäßig schwierig, wenngleich letztlich auch irrelevant. Diese dem Empfinden nach modifizierte Variante sollte womöglich eine neue Richtung mitgeben, um sich im Endeffekt von der üppig vorhandenen Konkurrenz abheben zu können. Gelungen oder nicht? Diese Entscheidung liegt vollkommen in der Eigenregie des Publikums, wobei der intensive und originelle Inszenierungsstil es einem in diesem Zusammenhang sehr leicht macht. Vielleicht sollte man sich trotz der Thematik erst gar nicht mit tiefschürfenden psychologischen Überlegungen herumquälen, denn dafür bleibt "Die Grotte der vergessenen Leichen" gewollt oberflächlich und gibt sich stellenweise beinahe etwas verwirrend, was allerdings nicht bedeutet, dass der rote Faden fehlt. Der italienische Regisseur Emilio Miraglia inszeniert nicht uninteressant und er schafft es zunächst einmal, das Grundinteresse von Anfang bis Ende zu forcieren. Dabei heiligt der Zweck zwar alle Mittel, aber als Zuschauer möchte man schließlich auch etwas Ausgefallenes geboten bekommen. Zugegebenermaßen wird die Vorhersehbarkeit auf einem Silbertablett serviert, jedoch ganz so müde, wie dieser Beitrag oft eingeschätzt wird, ist er dann längst nicht. Die atmosphärische Dichte kann streckenweise für bleibende Eindrücke sorgen und verbreitet eine sehr stimmige Aura, außerdem bekommt man ein Fließband an atemberaubenden Bildern geboten.
Anthony Steffen als degenerierter Lord zeichnet eine überzeugende Figur, insbesondere wenn es zu seinen manischen Anwandlungen kommt. Dass er sich mit Tortur, Sex, Qual, Folter und schließlich Heirat in ein stabiles psychisches Gleichgewicht bringen möchte - was letztlich auf einer angeblich psychologischen Expertise beruhen soll - ist gelinde gesagt absurd, wenn auch hier irgendwie das nötige Salz in der Suppe. Es bleibt allerdings weitgehend offen, ob man es lediglich mit einem Perversen zu tun hat, oder doch mit einem Psychopathen, bis die Wahl schließlich auf beides fällt. Steffen bleibt somit als kein Zuschauer-Schmeichler in Erinnerung. Dies gilt aber für nahezu alle der Beteiligten dieser interessanten Geschichte, denn es wimmelt von unsympathischen und eigenartigen Gestalten. In darstellerischer Hinsicht löst Steffen seine Aufgabe gewohnt solide. Marina Malfatti wirkt zwar sicher und überzeugend, verblasst aber leider vollkommen im roten Licht der umwerfenden Erika Blanc, die man wie so oft in einer der kleinen, aber wichtigen Star-Rollen sieht. Ohne jeden Zweifel liebt die Kamera dieses atemberaubend schöne Gesicht und alles was dazu gehört sehr: Viele Großaufnahmen, etliche Sequenzen, die sie in den Fokus rücken, ein intensiver Körpereinsatz und wenig Dialog. Erika Blanc transportiert wie immer eine gewisse Unnahbarkeit und Distanz, obwohl man manchmal glaubt, sie berühren zu können. Giacomo Rossi-Stuart und Enzo Tarascio erfreuen zusätzlich mit überzeugenden Leistungen, wobei man auch unter ihnen keinen Helden finden wird, was sich im Sinne der Geschichte als ergiebige und clevere Strategie erweist.
Der Verlauf gibt sich immer wieder trügerisch ruhig, um in eindeutiger Manier aus sich herauszukommen. Peitschen, Würgen, Vergiften, lebendig begraben werden und Erschlagen gehören hier zu kleinen ABC im Bereich der Effekte, auch ein paar Innereien werden serviert und hier beispielsweise von ein paar Gourmet-Füchsen verspeist. Das Blut fließt hingegen eher verhalten, sodass der Nervenkitzel über teils unmotiviertes Handeln, aber auch eine packende und unheimliche Atmosphäre, sowie Traumsequenzen aufgebaut werden kann. Die Tricks bleiben von wechselhafter Qualität, wirken hin und wieder misslungen, aber dennoch kommt insgesamt gesehen eine eigenartig faszinierende Atmosphäre auf, die dem Szenario einen markanten Schliff gibt. Hervorragend ist die musikalische Arbeit von Bruno Nicolai, auch die Bildgestaltung ist wie erwähnt der Stimmung sehr zuträglich, und die Schauplätze mit ihrer opulenten Ausstattung wissen zu gefallen. Kritikpunkte können allgemein beim Spannungsaufbau gesucht werden, der zu einseitig über diffuse Horror- und Grusel-Elemente abläuft, und weniger an einen Giallo reinster Seele erinnert. Glücklicherweise können immer wieder Spuren von feinem Humor und Sarkasmus aufgespürt werden. Im Endeffekt weht in "Die Grotte der vergessenen Leichen" ein angenehm verlässlicher Wind, und das Konzept dieses Unterhaltungsdiktates geht schließlich auf. Insgesamt handelt es sich um einen farbenfrohen und angenehm berieselnden Beitrag, der seine Stärken nicht mit einem Griff nach den Sternen aufzubauen versucht, sondern mit bewährten Elementen des Genres. Daher alle Jubeljahre wieder gerne gesehen.
Diese Produktion von 1971 besteht in isoliert voneinander wirkenden Teilen aus klassischem Giallo, Thriller und Grusel-Horror, trifft jedoch ungern die direkte Entscheidung über die eigentliche Hauptrichtung. Von daher ist eine Einschätzung auch verhältnismäßig schwierig, wenngleich letztlich auch irrelevant. Diese dem Empfinden nach modifizierte Variante sollte womöglich eine neue Richtung mitgeben, um sich im Endeffekt von der üppig vorhandenen Konkurrenz abheben zu können. Gelungen oder nicht? Diese Entscheidung liegt vollkommen in der Eigenregie des Publikums, wobei der intensive und originelle Inszenierungsstil es einem in diesem Zusammenhang sehr leicht macht. Vielleicht sollte man sich trotz der Thematik erst gar nicht mit tiefschürfenden psychologischen Überlegungen herumquälen, denn dafür bleibt "Die Grotte der vergessenen Leichen" gewollt oberflächlich und gibt sich stellenweise beinahe etwas verwirrend, was allerdings nicht bedeutet, dass der rote Faden fehlt. Der italienische Regisseur Emilio Miraglia inszeniert nicht uninteressant und er schafft es zunächst einmal, das Grundinteresse von Anfang bis Ende zu forcieren. Dabei heiligt der Zweck zwar alle Mittel, aber als Zuschauer möchte man schließlich auch etwas Ausgefallenes geboten bekommen. Zugegebenermaßen wird die Vorhersehbarkeit auf einem Silbertablett serviert, jedoch ganz so müde, wie dieser Beitrag oft eingeschätzt wird, ist er dann längst nicht. Die atmosphärische Dichte kann streckenweise für bleibende Eindrücke sorgen und verbreitet eine sehr stimmige Aura, außerdem bekommt man ein Fließband an atemberaubenden Bildern geboten.
Anthony Steffen als degenerierter Lord zeichnet eine überzeugende Figur, insbesondere wenn es zu seinen manischen Anwandlungen kommt. Dass er sich mit Tortur, Sex, Qual, Folter und schließlich Heirat in ein stabiles psychisches Gleichgewicht bringen möchte - was letztlich auf einer angeblich psychologischen Expertise beruhen soll - ist gelinde gesagt absurd, wenn auch hier irgendwie das nötige Salz in der Suppe. Es bleibt allerdings weitgehend offen, ob man es lediglich mit einem Perversen zu tun hat, oder doch mit einem Psychopathen, bis die Wahl schließlich auf beides fällt. Steffen bleibt somit als kein Zuschauer-Schmeichler in Erinnerung. Dies gilt aber für nahezu alle der Beteiligten dieser interessanten Geschichte, denn es wimmelt von unsympathischen und eigenartigen Gestalten. In darstellerischer Hinsicht löst Steffen seine Aufgabe gewohnt solide. Marina Malfatti wirkt zwar sicher und überzeugend, verblasst aber leider vollkommen im roten Licht der umwerfenden Erika Blanc, die man wie so oft in einer der kleinen, aber wichtigen Star-Rollen sieht. Ohne jeden Zweifel liebt die Kamera dieses atemberaubend schöne Gesicht und alles was dazu gehört sehr: Viele Großaufnahmen, etliche Sequenzen, die sie in den Fokus rücken, ein intensiver Körpereinsatz und wenig Dialog. Erika Blanc transportiert wie immer eine gewisse Unnahbarkeit und Distanz, obwohl man manchmal glaubt, sie berühren zu können. Giacomo Rossi-Stuart und Enzo Tarascio erfreuen zusätzlich mit überzeugenden Leistungen, wobei man auch unter ihnen keinen Helden finden wird, was sich im Sinne der Geschichte als ergiebige und clevere Strategie erweist.
Der Verlauf gibt sich immer wieder trügerisch ruhig, um in eindeutiger Manier aus sich herauszukommen. Peitschen, Würgen, Vergiften, lebendig begraben werden und Erschlagen gehören hier zu kleinen ABC im Bereich der Effekte, auch ein paar Innereien werden serviert und hier beispielsweise von ein paar Gourmet-Füchsen verspeist. Das Blut fließt hingegen eher verhalten, sodass der Nervenkitzel über teils unmotiviertes Handeln, aber auch eine packende und unheimliche Atmosphäre, sowie Traumsequenzen aufgebaut werden kann. Die Tricks bleiben von wechselhafter Qualität, wirken hin und wieder misslungen, aber dennoch kommt insgesamt gesehen eine eigenartig faszinierende Atmosphäre auf, die dem Szenario einen markanten Schliff gibt. Hervorragend ist die musikalische Arbeit von Bruno Nicolai, auch die Bildgestaltung ist wie erwähnt der Stimmung sehr zuträglich, und die Schauplätze mit ihrer opulenten Ausstattung wissen zu gefallen. Kritikpunkte können allgemein beim Spannungsaufbau gesucht werden, der zu einseitig über diffuse Horror- und Grusel-Elemente abläuft, und weniger an einen Giallo reinster Seele erinnert. Glücklicherweise können immer wieder Spuren von feinem Humor und Sarkasmus aufgespürt werden. Im Endeffekt weht in "Die Grotte der vergessenen Leichen" ein angenehm verlässlicher Wind, und das Konzept dieses Unterhaltungsdiktates geht schließlich auf. Insgesamt handelt es sich um einen farbenfrohen und angenehm berieselnden Beitrag, der seine Stärken nicht mit einem Griff nach den Sternen aufzubauen versucht, sondern mit bewährten Elementen des Genres. Daher alle Jubeljahre wieder gerne gesehen.