● DAS WIRTSHAUS VON DARTMOOR (D|1964)
mit Heinz Drache, Ingmar Zeisberg, Paul Klinger, Judith Dornys, Mady Rahl, Friedrich Joloff,
Dieter Eppler, Stanislav Ledinek, Friedrich Schoenfelder sowie Kai Fischer und Ralf Wolter
eine Produktion der Arca Winston Films Corp. | im Constantin Filmverleih
ein Film von Rudolf Zehetgruber
»Glaubst du, ich will hier mit dir in diesem Sumpf leben?«
In der Nähe des Zuchthauses von Dartmoor befindet sich ein Wirtshaus, in dem sowohl ehemalige Sträflinge, als auch Beamte des Gefängnisses ein und aus gehen. Da es in den letzten Jahren mehreren Sträflingen gelingen konnte, aus dem Zuchthaus über das Moor zu fliehen, und von ihnen außer ein paar Ansichtskarten aus dem Ausland bislang jede Spur fehlt, glaubt Inspektor Cromwell (Paul Klinger) Hinweise im Wirtshaus von Dartmoor finden zu können, das von dem ehemaligen Aufseher Simmons (Friedrich Joloff) geführt wird. Auch der angesehene Londoner Anwalt Gray (Dieter Eppler) gerät unter Verdacht, da alle der entflohenen Männer Mitglied in seinem Verein namens Schmetterling waren. Bei den Ermittlungen stößt Cromwell auf falsche Fährten und heiße Spuren, außerdem kommt ihm ein Fremder namens Anthony Nash (Heinz Drache) in die Quere, der sich ebenfalls für den Fall interessiert...
Im Zuge der seit 1959 sehr erfolgreich angelaufenen Edgar-Wallace-Reihe entstanden in den Folgejahren zahlreiche Epigonen, die sich alternativer Romanvorlagen bedienten, im Programm anderer Produktionsfirmen für Konkurrenz sorgen, und in diesem Fahrwasser auch selbstverständlich für wirtschaftliche Erfolge sorgen sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass es manchmal mehr und manchmal weniger geglückt ist und "Das Wirtshaus von Dartmoor" stellte den Constantin Filmverleih zur damaligen Zeit nicht zufrieden, da man mit einem wesentlich besseren Geschäftsergebnis gerechnet hatte. Aus diesem Grund wurden auch keine weiteren Adaptionen von Victor Gunn verfilmt. Die Gründe liegen auf der Hand, handelt es sich eben doch nur um eine Kopie bekannter Formate, außerdem hatte sich das Konzept handelsüblicher Krimis bereits reichlich abgenutzt. Mit dem Wiener Regisseur Rudolf Zehetgruber hatte man einen ambitionierten Herrn auf dem Regiestuhl, allerdings trägt der Verlauf, und alles was dazu gehört, auch seine typische Handschrift, was einerseits Grund zur Kritik sein, andererseits aber auch für Wiedersehensfreude sorgen kann. Generell lässt sich sagen, dass "Das Wirtshaus von Dartmoor" kein uninteressanter Beitrag geworden ist, hebt er sich thematisch und stilistisch doch von vielen seiner Konkurrenten ab. Was den Stab und die Besetzung angeht, so sieht man eine Riege, die ausschließlich Krimi-, beziehungsweise Wallace-Erfahrung vorzuweisen hatte, was man schon einmal zu den günstigen Voraussetzungen zählen darf. Die Geschichte rund um die Ausbruchsserie und potentielle Morde wirkt frisch, wenngleich auch nicht immer wahrscheinlich, allerdings können Tempo, Spannung und diverse Wendungen für genügend Aufmerksamkeit beim Zuschauer sorgen. Auch dass das Szenario mit vielen unterschiedlichen und sehr überzeugenden Charakteren angereichert wurde, entwickelt sich zur großen Stärke des Verlaufs, unter Garantie sieht man jedenfalls eine der am besten besetzten Epigonen dieses Zeitfensters.
Sicherlich reicht Zehetgrubers Beitrag nicht an den zuvor entstandenen Arca-Film "Die weiße Spinne" heran, was man im qualitativen und inszenatorischen Sinne einfach anmerken muss, und auch wenn die Darsteller über weite Strecken identisch sind, haben die Hauptrollen hier eindeutig das Nachsehen. Heinz Drache muss sich Vergleichen zu namhaften Kollegen aus persönlicher Ansicht immer wieder beugen, wenngleich man ihn hier wesentlich agiler und sympathischer sieht, als bei seinen meisten Krimi-Auftritten. Seine Routine verhilft ihm zu einer überzeugenden Präsentation seiner gewollt ambivalent angelegten Rolle, wobei hier unterm Strich einfach einige Feinheiten im Rahmen der Dramaturgie fehlen. Ein interessantes Zusammenspiel entsteht vor allem mit Ingmar Zeisberg, die sich offensichtlich entgegen ihrer Maxime zu ehrlichen Empfindungen hinreißen lässt und genau solche Darstellerinnen machten sich stets gut neben Drache, beziehungsweise eher umgekehrt. Ein derartiges Beispiel liefert leider Judith Dornys, die ein Musterbeispiel im Rahmen dieses Beuteschemas darstellt, aber im Vergleich mit ihren eigenen Darbietungen dennoch eine sehr ansprechende Leistung abliefert. Allerdings braucht man sich nichts vorzumachen, weil es ihr gerade gegen ihre Kontrahentin Ingmar Zeisberg nicht gerade leicht gemacht wird, sich durchzusetzen. Paul Klinger sorgt insgesamt für Augenhöhe und verleiht dem Ermittler ein sehr angenehmes und glaubhaftes Profil, das von Durchsetzungsvermögen und Erfahrung geprägt zu sein scheint. Erfreuliche Auftritte liefern wie immer Mady Rahl als neugierige Wirtin des "Dartmoor Inn", Dieter Eppler als krimineller Anwalt in der Gestalt eines aalglatten Gentleman, Stanislav Ledinek, Friedrich Joloff und Kai Fischer runden das gut aufgelegte Ensemble ab, sogar Ralf Wolter, der für die humorigen Einlagen in der Pflicht steht, überrascht mit einer angenehmen Dosierung. Haupt- und Nebenrollen funktionieren also in perfekter Manier, sodass die halbe Miete dem Empfinden nach bereits steht.
Das Werbematerial verkündete seinerzeit, dass man bei diesem Beitrag »eine neue Variation der Krimi-Unterhaltung« präsentiert bekommen würde, was im Grunde genommen gar nicht einmal so weit hergeholt zu sein scheint, unterscheidet sich der Film vor allem im Rahmen seiner Gangart von ähnlichen Beiträgen. Die Stärke entfaltet sich mit der dichten Atmosphäre, die durch die aussagekräftigen Schauplätze transportiert werden. Die bedrohlich wirkende Moorlandschaft die zu atmen scheint, das schäbige Wirtshaus das ganz offensichtlich so manches Geheimnis verbergen möchte und das unbehagliche Zuchthaus als Umschlagplatz für Verbrechen und geplanten Mord. Leider passen viele Plot-Fragmente nicht so wirklich in die Realität, beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit, doch man übt mit diesem alternativ angelegten Verlauf Nachsicht, da der Unterhaltungswert hier erfreulicherweise ganz groß geschrieben wird. Tempo und insbesondere Spannung hingegen, bleiben unterm Strich leider ausbaufähig und das vorhandene Potential scheint nicht effizient genug ausgeschöpft worden zu sein. Im musikalischen Bereich liefert Peter Thomas sehr originelle Klänge, der abgewandelte Titeltrack des bekannten englischen Volksliedes "Greensleeves" bleibt im Ohr, außerdem untermalt er die Moorlandschaft und die Kulissen mit weiteren passenden akustischen Alternativen. Auffällig ist die angewandte Brutalität, mit der die Handlanger des unbekannten Drahtziehers agieren, hierbei sieht man vereinzelt recht beeindruckende Szenen, die als kleinere Schockmomente sehr gut greifen. Der Verlauf, der sich mit ein paar Durchhängern auseinandersetzen muss, mündet in ein solides Finale, dessen Überraschungsmoment nicht hauptsächlich in der Entlarvung des Haupttäters besteht, sondern darin, dass es durch extravagante Einfälle gepflastert wird. Insgesamt ist "Das Wirtshaus von Dartmoor" ein gelungener Abstecher in die Sphären atmosphärischer Dichte geworden und ist daher auch immer wieder sehr gerne gesehen.
Im Zuge der seit 1959 sehr erfolgreich angelaufenen Edgar-Wallace-Reihe entstanden in den Folgejahren zahlreiche Epigonen, die sich alternativer Romanvorlagen bedienten, im Programm anderer Produktionsfirmen für Konkurrenz sorgen, und in diesem Fahrwasser auch selbstverständlich für wirtschaftliche Erfolge sorgen sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass es manchmal mehr und manchmal weniger geglückt ist und "Das Wirtshaus von Dartmoor" stellte den Constantin Filmverleih zur damaligen Zeit nicht zufrieden, da man mit einem wesentlich besseren Geschäftsergebnis gerechnet hatte. Aus diesem Grund wurden auch keine weiteren Adaptionen von Victor Gunn verfilmt. Die Gründe liegen auf der Hand, handelt es sich eben doch nur um eine Kopie bekannter Formate, außerdem hatte sich das Konzept handelsüblicher Krimis bereits reichlich abgenutzt. Mit dem Wiener Regisseur Rudolf Zehetgruber hatte man einen ambitionierten Herrn auf dem Regiestuhl, allerdings trägt der Verlauf, und alles was dazu gehört, auch seine typische Handschrift, was einerseits Grund zur Kritik sein, andererseits aber auch für Wiedersehensfreude sorgen kann. Generell lässt sich sagen, dass "Das Wirtshaus von Dartmoor" kein uninteressanter Beitrag geworden ist, hebt er sich thematisch und stilistisch doch von vielen seiner Konkurrenten ab. Was den Stab und die Besetzung angeht, so sieht man eine Riege, die ausschließlich Krimi-, beziehungsweise Wallace-Erfahrung vorzuweisen hatte, was man schon einmal zu den günstigen Voraussetzungen zählen darf. Die Geschichte rund um die Ausbruchsserie und potentielle Morde wirkt frisch, wenngleich auch nicht immer wahrscheinlich, allerdings können Tempo, Spannung und diverse Wendungen für genügend Aufmerksamkeit beim Zuschauer sorgen. Auch dass das Szenario mit vielen unterschiedlichen und sehr überzeugenden Charakteren angereichert wurde, entwickelt sich zur großen Stärke des Verlaufs, unter Garantie sieht man jedenfalls eine der am besten besetzten Epigonen dieses Zeitfensters.
Sicherlich reicht Zehetgrubers Beitrag nicht an den zuvor entstandenen Arca-Film "Die weiße Spinne" heran, was man im qualitativen und inszenatorischen Sinne einfach anmerken muss, und auch wenn die Darsteller über weite Strecken identisch sind, haben die Hauptrollen hier eindeutig das Nachsehen. Heinz Drache muss sich Vergleichen zu namhaften Kollegen aus persönlicher Ansicht immer wieder beugen, wenngleich man ihn hier wesentlich agiler und sympathischer sieht, als bei seinen meisten Krimi-Auftritten. Seine Routine verhilft ihm zu einer überzeugenden Präsentation seiner gewollt ambivalent angelegten Rolle, wobei hier unterm Strich einfach einige Feinheiten im Rahmen der Dramaturgie fehlen. Ein interessantes Zusammenspiel entsteht vor allem mit Ingmar Zeisberg, die sich offensichtlich entgegen ihrer Maxime zu ehrlichen Empfindungen hinreißen lässt und genau solche Darstellerinnen machten sich stets gut neben Drache, beziehungsweise eher umgekehrt. Ein derartiges Beispiel liefert leider Judith Dornys, die ein Musterbeispiel im Rahmen dieses Beuteschemas darstellt, aber im Vergleich mit ihren eigenen Darbietungen dennoch eine sehr ansprechende Leistung abliefert. Allerdings braucht man sich nichts vorzumachen, weil es ihr gerade gegen ihre Kontrahentin Ingmar Zeisberg nicht gerade leicht gemacht wird, sich durchzusetzen. Paul Klinger sorgt insgesamt für Augenhöhe und verleiht dem Ermittler ein sehr angenehmes und glaubhaftes Profil, das von Durchsetzungsvermögen und Erfahrung geprägt zu sein scheint. Erfreuliche Auftritte liefern wie immer Mady Rahl als neugierige Wirtin des "Dartmoor Inn", Dieter Eppler als krimineller Anwalt in der Gestalt eines aalglatten Gentleman, Stanislav Ledinek, Friedrich Joloff und Kai Fischer runden das gut aufgelegte Ensemble ab, sogar Ralf Wolter, der für die humorigen Einlagen in der Pflicht steht, überrascht mit einer angenehmen Dosierung. Haupt- und Nebenrollen funktionieren also in perfekter Manier, sodass die halbe Miete dem Empfinden nach bereits steht.
Das Werbematerial verkündete seinerzeit, dass man bei diesem Beitrag »eine neue Variation der Krimi-Unterhaltung« präsentiert bekommen würde, was im Grunde genommen gar nicht einmal so weit hergeholt zu sein scheint, unterscheidet sich der Film vor allem im Rahmen seiner Gangart von ähnlichen Beiträgen. Die Stärke entfaltet sich mit der dichten Atmosphäre, die durch die aussagekräftigen Schauplätze transportiert werden. Die bedrohlich wirkende Moorlandschaft die zu atmen scheint, das schäbige Wirtshaus das ganz offensichtlich so manches Geheimnis verbergen möchte und das unbehagliche Zuchthaus als Umschlagplatz für Verbrechen und geplanten Mord. Leider passen viele Plot-Fragmente nicht so wirklich in die Realität, beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit, doch man übt mit diesem alternativ angelegten Verlauf Nachsicht, da der Unterhaltungswert hier erfreulicherweise ganz groß geschrieben wird. Tempo und insbesondere Spannung hingegen, bleiben unterm Strich leider ausbaufähig und das vorhandene Potential scheint nicht effizient genug ausgeschöpft worden zu sein. Im musikalischen Bereich liefert Peter Thomas sehr originelle Klänge, der abgewandelte Titeltrack des bekannten englischen Volksliedes "Greensleeves" bleibt im Ohr, außerdem untermalt er die Moorlandschaft und die Kulissen mit weiteren passenden akustischen Alternativen. Auffällig ist die angewandte Brutalität, mit der die Handlanger des unbekannten Drahtziehers agieren, hierbei sieht man vereinzelt recht beeindruckende Szenen, die als kleinere Schockmomente sehr gut greifen. Der Verlauf, der sich mit ein paar Durchhängern auseinandersetzen muss, mündet in ein solides Finale, dessen Überraschungsmoment nicht hauptsächlich in der Entlarvung des Haupttäters besteht, sondern darin, dass es durch extravagante Einfälle gepflastert wird. Insgesamt ist "Das Wirtshaus von Dartmoor" ein gelungener Abstecher in die Sphären atmosphärischer Dichte geworden und ist daher auch immer wieder sehr gerne gesehen.