SERGEANT BERRY

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Prisma
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SERGEANT BERRY

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SERGEANT BERRY






● SERGEANT BERRY (D|1973-74)
mit Klausjürgen Wussow, Harald Juhnke, Hannes Messemer, Marie Versini, Gerhard Frickhöffer, Klaus Dahlen Käthe Haack und Andrea Rau
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
eine Serie von Harald Philipp



Sergeant Albert Berry (Klausjürgen Wussow/ Harald Juhnke) ist ein Verkehrspolizist in L.A. Tag für Tag steht er an einer Kreuzung am Sunset Boulevard/Beverly Drive und regelt den Straßenverkehr. Dabei ist er bereits eine so feste Instanz an dieser Ecke geworden, dass ihn die vorbeifahrenden Leute und sogar Prominente schon kennen und mitunter Smalltalk mit ihm halten. Durch Zufall wird sein bislang eher geregeltes Arbeitsleben durch einen turbulenten Kriminalfall gestört, denn er kann den skrupellosen Boss eines Drogen-Rings dingfest machen. Ab sofort ermittelt der furchtlose Sergeant Berry mit Absolution seiner Vorgesetzten Captain Donavan (Gerhard Frickhöffer) und Commissioner Deeds (Hannes Messemer) aus der zweiten Reihe, kann dabei beachtliche Erfolge erzielen und etliche Kriminelle hinter Schloss und Riegel bringen, was ihm die Karriereleiter immer näher bringt. Doch wie das Schicksal es will, kommt es immer anders...

Die 26-teilige Serie "Sergeant Berry" lief seinerzeit in zwei Staffeln im Vorabendprogramm des ZDF, und das nur mit mäßigem Erfolg. In den ersten 13 Folgen ist Klausjürgen Wussow in der Titelfigur zu sehen, für die restlichen Folgen wurde Harald Juhnke verpflichtet. Vom Prinzip her ist diese mit Humor angereicherte Kriminalserie übrigens vielleicht sogar ein wenig an Herbert Selpins gleichnamigen Film aus dem Jahr 1938 angelegt, in welchem Hans Albers die Hauptrolle spielt. Für die Regie in allen Folgen zeigte sich Harald Philipp verantwortlich, die Musik steuerte Spezialist Peter Thomas bei. Insgesamt ist der Serie schon anzusehen, dass es sich um eine niedrig budgetierte Angelegenheit handelt, die auch dramaturgisch oft wenig ausgefeilt wirkt. Bekannte Gäste des deutschen Fernsehens lassen einige der Folgen erst richtig interessant wirken, und es bleibt abzuwarten, welche Wirkung Berrys Fälle nach jahrelanger Abstinenz entfalten können.

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Prisma
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● SERGEANT BERRY | FOLGE 01 | ... UND DER ZUFALL (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Andrea Rau, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Käthe Haack, Klaus Dahlen
Gäste: Ivan Desny, Alexander Allerson, Heidi Brühl, Ron Ely und Marika Maas
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Sergeant Albert Berry ist Verkehrspolizist an einer Kreuzung am Sunset Boulevard. Als eines Tages ein Herr bei ihm anhält, um nach dem Weg zu fragen, beobachtet er im dahinter stehenden Fahrzeug verdächtige Personen. Er hat den gesuchten Unterweltboss Marcello Santone identifizieren können, der mit dem Wagen des bekannten Anwalts William Dulac chauffiert wurde. So stattet Berry der Villa Dulac einen eigenmächtigen Besuch ab, um den Boss der sogenannten 1000-Dollar-Bande dingfest zu machen. Mit seinem Kollegen Goofy gerät er dort in ungeahnt gefährliche Komplikationen...

Bei der Serie "Sergeant Berry" muss einem vielleicht wirklich der Zufall zu Hilfe kommen, um die Serie sehen zu können, da sie mittlerweile wieder weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Die Pilot-Folge startet mehr als vielversprechend, denn es bahnt sich Tempo an, das allerdings nicht aufrecht erhalten werden kann, außerdem kommt es zu handwerklichen Mängeln, die sich vor allem in miserablen Rückprojektionen und einem oft schwach simulierten Umfeld widerspiegeln. So wurden die Schauplätze durchgehend auf amerikanisch getrimmt, sehen aber entweder nur durch und durch deutsch oder spanisch aus, wobei auch das einkopierte Archiv-Material nichts ändern wird, das offenbar an Originalschauplätzen entstanden ist. Ohne dieses verkrampfte Bemühen hätte man es eigentlich mit schönen Locations zu tun gehabt, auf die man sich gerne einlassen würde. Diese erste Folge hat mit ihren nur 25 Minuten bereits große Probleme, unbeschadet ans Ziel zu kommen, da eine Handlung dünn ist und die Titelfigur Probleme beim Wiedererkennungswert bereitet. Schwache Dialoge und wirklich nervtötende Personen verschärfen diese eigentlich niederschmetternden Eindrücke erheblich, aber es kommt zu ein paar ganz gelungenen Action-Einlagen, gleichzeitig zu viel zeitgenössischem Klamauk. Hin und wieder schimmert sogar eine gelungene Situationskomik durch das Szenario, allerdings wirkt die Angelegenheit trotz Nötigung, Mordanschlag und krimineller Energie kaum bedrohlich, geschweige denn atmosphärisch. Klausjürgen Wussow ist in der Titelrolle zu sehen, was sich zunächst einmal sehr vielversprechend anhört, aber nicht restlos überzeugend funktionieren möchte.

Sergeant Berry, von der Dramaturgie als Playboy und Frauenheld ausgewiesen, entwickelt bei Damen aller Altersklassen einen Schwindel erregenden Charme, den jede Darstellerin dankbar anzunehmen hat. Seine Eigenmächtigkeiten werden aus den eigenen Reihen gebilligt, da sie Erfolg versprechen, aber dennoch gibt es von vielen übergeordneten Stellen einige kalte Schultern. Es ist erstaunlich, dass die Figur nicht wie erwartet in dem uneingeschränkten Maß greifen kann, denn Berry ist weder sonderlich interessant, noch besonders sympathisch oder witzig, allerdings spielt Klausjürgen Wussow seine Routine aus. Gerd Frickhöffer gibt den völlig unmotivierten und mürrischen Vorgesetzten, Hannes Messemer seinen offenbar körperlich und geistig beinahe zerrüttet wirkenden, weichen Commissioner, und Andrea Rau die verführerisch bis einfältig erscheinende Klischee-Sekretärin. Käthe Haack rundet das Ensemble wie Klaus Dahlen eher suboptimal ab. Bei den Gästen funktioniert nur Ivan Desny in seiner kurzen Gast-Rolle als zwielichtiger Gentleman-Ganove Dulac, der alleine wegen seiner weltmännischen aber ebenso zweifelhaften Erscheinung einen sehr überzeugenden Eindruck hinterlassen kann. Seine Partnerin Marika Maas, deren Karriere nur zwei Berry-Episoden umfasst, versucht sich mit ihren weiblichen Argumenten in den Vordergrund zu spielen. Ganz interessant sind die Mini-Auftritte von Heidi Brühl und Ron Ely, wenngleich sie eher nach einem unverblümten Griff ins Archiv aussehen. Positiv hervorzuheben ist die sehr schmissige Musik von Peter Thomas und der passende Titel der Episode, denn es müsste wirklich mit dem Zufall zugegangen sein, wenn man diese erste Folge als gut oder durchweg gelungen bezeichnen würde. So ist definitiv Luft nach oben vorhanden.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 02 | ... UND DIE 1000 DOLLAR BANDE (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Käthe Haack, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Ivan Desny, Alexander Allerson, Marika Maas, u.a.
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Nach der Verhaftung des Gangsters Santone glauben die Verantwortlichen bei der Polizei, dass die berüchtigte 1000-Dollar-Bande ihren Chef endgültig verloren hat und die Organisation somit unschädlich gemacht wurde. Doch urplötzlich wird ein Coup gelandet, bei dem die eindeutige Handschrift der Gangster zu erkennen ist. Gibt es andere Hintermänner? Sergeant Berry, der durch seinen jüngsten Erfolg zum Leutenant aufgestiegen ist, wird mit den nicht ungefährlichen Ermittlungen betraut. Santone konnte mit fremder Hilfe fliehen und alle Wege führen tatsächlich wieder zu dem zwielichtigen Star-Anwalt William Dulac...

Sergeant Berrys zweiter Fall knüpft unmittelbar an die Pilot-Folge an, denn man bekommt es mit den gleichen, zugegebenermaßen sehr authentisch wirkenden Verbrecher-Visagen zu tun, die aber nicht immer genügend bedrohlich wirken, da der Humor seine hartnäckigen Überholmanöver startet. Seltsamerweise wirken die Handlungsstränge trotz der Bezugnahme auf die Pilotfolge sehr inkohärent und es ist mehr als erstaunlich, dass die relativ schwache erste Folge nicht vom Nachfolger überboten werden kann. Ivan Desny kann mit seinem kurzen Auftritt dennoch überzeugen. Interessant wirkt das Thema der Vetternwirtschaft, denn Dulac hat bei seinem Schwiegervater, der Senator ist, Berrys Beförderung erwirkt, damit dieser dazu animiert wird, die Füße stillzuhalten. Mit diesem plump angelegten Vorhaben hat sich der feine Herr aber offensichtlich gründlich verrechnet, da man sich nämlich wieder in einem zweifelhaften Etablissement namens "Topaz-Bar" trifft, in der die Frau des Anwalts arbeitet, was nichts anderes heißt, dass sie Stripperin ist. Hierbei handelt es sich um eine äußerst merkwürdige Ausgeburt des Drehbuches, aber ebenso um einen passenden Zufall, um die richtige Spur zu ebnen. Die Szenen in der Bar transportieren eine angemessene Atmosphäre, da es dort nur von dubiosen Gestalten zu wimmeln scheint. Bei dem Prinzip des gleichen Gauners innerhalb einer Serie handelt es sich immer um eine gelungene Variante, vor allem, wenn es sich um ein Kaliber wie Ivan Desny handelt, der unterm Strich dann doch zu sehr an Kressins Gegenspieler Sievers aus der Serie "Tatort" erinnert.

Auch die weitere identische, teils plump agierende Besetzung scheint diesem Fall um die 1000-Dollar-Bande nicht besonders zuträglich zu sein, da sie etwas zu ausgebrannt wirkt. Im Besonderen sind ein fast regungsloser Alexander Allerson und natürlich Marika Maas dafür verantwortlich, welche vor allem schwach wirkt, wenn auch nicht gerade auf der Brust. Der Aufbau der Folge ist ebenfalls obligatorischerweise der selbe. Zu Beginn kommt die Frau des Bürgermeisters, samt Chauffeur und Rolls-Royce, um einen kleinen Plausch zu halten, solange sie an der Ampel warten muss. Danach wird Berry von seinem grimmigen Vorgesetzten Donavan in einem Streifenwagen abgeholt, da er ihn dem Chef vorführen soll. Dazwischen folgt natürlich noch ein kleines Tête-à-tête mit einer hyper-verführerisch wirkenden Andrea Rau, der Sekretärin, die dort dem Anschein nach nur arbeitet, um Berry zu bezirzen, doch ausgerechnet Klaus Dahlen darf sich die rhetorische Frage des Publikums stellen, was sie nur an einem wie ihm finde. Der ausladende Humor ist und bleibt auch hier eine sehr holprige Angelegenheit und es tauchen nur wenige Sequenzen auf, die ohne Vorbehalt als gelungen betrachtet werden können. So bleibt dieser Fall insgesamt haarsträubend schwammig und nahezu langweilig, sodass selbst die kurze Spieldauer von nur 25 Minuten arg gestreckt wirkt und unter Umständen zur Geduldsprobe ausartet. Wie angenehm wirkt da die turbulente Musik von Peter Thomas, die für manchen Durchhänger entschädigen kann. Alles in allem sollte man aber auch hier wieder einige Augen zudrücken und sich optimistisch auf die positiven Elemente der noch jungen Serie stützen, welche noch Besseres zutage bringen wird, immerhin werden sich noch einige interessante Gäste die Ehre geben.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 03 | ... UND DAS SANFTE BIEST (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Eva Pflug, Simone Rethel, Alfredo Mayo, Sean Weyer, u.a
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Carol, die siebzehnjährige Enkelin eines Senators a.D., ist verschwunden. Sobald sie das achtzehnte Lebensjahr erreicht hat, soll sie in den Genuss eines Millionen-Vermögens kommen. Ihr Großvater ist allerdings sehr besorgt, dass sie einem Nichtskönner in die Hände fallen könnte, der nur auf ihr Geld aus ist, was sich tatsächlich auch bewahrheitet. Sergeant Berry wird beauftragt, eine sehr wahrscheinliche Hochzeit zu verhindern. In einem malerischen Hotel stellt er sich der naiven Carol somit als Mann des Adels vor, und versucht fortan, positiv auf sie einzuwirken. Der Erfolg bleibt nicht lange aus...

Die dritte Folge der "Sergeant Berry"-Reihe ist aus mancherlei Hinsicht nur schwer bekömmlich. Dass er einen Fall zu lösen hat, der direkt von der Kreuzung des Sunset Boulevard in ein pittoreskes Hotel führt, soll daher als Kuriosität nur kurz erwähnt sein. Da die Serie sich von Anfang an über ein überdimensional großes Augenzwinkern definiert hat, können die Dinge doch nachvollzogen werden, die eigentlich nicht nachzuvollziehen wären. Sergeant Berry begibt sich samt Urlaubsmontur ganz selbstverständlich auf die Suche nach der jungen Erbin und findet sie schließlich in den Armen eines blonden Jünglings. Mit etwas antiquiert wirkendem Charme, einer guten Portion Hausfrauen-Psychologie und angeblichem Adelstitel, wickelt er die kleine Lady schnellstens um den kleinen Finger, und bringt sie zum Nachdenken, wenngleich man dies gleich zu Beginn eigentlich kategorisch ausgeschlossen hatte. Ob dieses Umdenken nun an Berrys aufgesetztem Wiener Akzent liegt, wird ein ewiges Geheimnis bleiben. Wären in diesen Szenen zwischen Klausjürgen Wussow und Simone Rethel nicht die wunderschönen Schauplätze zu sehen, die hier wohlgemerkt für ein außerordentlich schönes und leichtes Flair sorgen können, so würde man als Zuschauer vermutlich fast den Verstand verlieren, denn die beiden Interpreten bilden ein überaus unglaubwürdiges Gespann, das leider nicht besonders gut ankommen mag. Vielleicht würde man den Plot gar nicht so empfindlich hinterfragen, wenn es Harald Philipp gelingen würde, das anvisierte Augenzwinkern zu transportieren, doch als Grundvoraussetzung dafür müssten die Gags einigermaßen zünden und die Hauptpersonen außerdem als Sympathieträger identifiziert werden.

Simone Rethel ist in Folge 3 dazu verurteilt, freche und lockere Sprüche herunterspulen, sich außerdem mit oppositionellem Gehabe in den Mittelpunkt drängen, um vom Publikum als sanftes Luder identifiziert werden zu können. So ertappt man sich bei der Frage, ob es nicht für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn sie tatsächlich mit dem erstbesten Freier auf nimmer Wiedersehen durchgebrannt wäre, um allen die unmittelbar bevorstehende Prozedur zu ersparen. Dabei ist es wieder einmal erstaunlich genug, dass kaum Identifikationspotential bei den agierenden Personen zu finden ist. Carol bleibt als nervtötende Hauptfigur in Erinnerung. Ob sie schließlich an ihr Erbe kommt, welches mit einer perfiden Klausel im Testament versehen ist, lässt einen leider relativ gleichgültig zurück, da man ahnt, dass diese junge Dame nicht zu kurieren ist. Unter den Gästen befindet sich ebenfalls eine braungebrannte und dem Empfinden nach gut gelaunte Eva Pflug, die schon einmal gut zum sommerlichen Ambiente passt. Sie darf ein paar wenige verbale Spitzen von sich geben, agiert im Endeffekt jedoch untertourig. Die Schauplätze sind wie erwähnt wirklich sehr ansprechend, es gibt einige Aufnahmen im Hotel und am Strand, Peter Thomas' Musik-Thema ist dabei leicht abgewandelt und wirkt versöhnlich auf diese Angelegenheit ein, die Dialoge sind hauptsächlich misslungen und das Finale entpuppt sich leider als Gurke. So bewegt man sich genüsslich im ausgefallenen Konzept der Serie weiter, auch wenn Berrys Fall dieses Mal komplett anders war, was aber leider nicht viel herausreißen kann. Bislang blieben die großen Würde unter Regisseur Philipp leider noch aus und es bleibt zu hoffen, dass es zu Qualitätssteigerungen kommt.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 04 | ... UND DER WASSERSKIHASE (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Heidi Stroh, Eduardo Fajardo und Marie Versini
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



An Sergeant Berrys Kreuzung bleibt ein schickes Cabriolet stehen, über welches die darin sitzende und überaus hübsche Dame noch keine richtige Gewalt hat, da der Wagen neu ist. Schnell eilt er ihr zu Hilfe. Bei Commissioner Deeds bekommt Berry unmittelbar danach einen neuen Auftrag, bei dem es darum geht, einen Drogen-Ring auffliegen zu lassen. Zu diesem Zweck soll er das Vertrauen von Larry Sandor gewinnen, dem Chef des Unternehmens. Da dieser zur Zeit in einer Klinik liegt, wird Berry unter falschem Namen dort eingewiesen und bekommt tatsächlich einen Draht zum Boss. Auf dessen Anwesen kommt es allerdings zu einer Überraschung, da er der Dame aus dem Cabriolet dort wieder begegnet. Wird sie den Sergeant hochgehen lassen..?

Die vierte Folge der bislang eher durchwachsen anmutenden Serie fängt überraschend gut an, da es zu so etwas wie Situationskomik kommt. Ein nobler Wagen bleibt stehen und die Fahrerin kommt vor lauter Aufregung nicht mehr von der Stelle. Da sie alle möglichen Knöpfe auf gut Glück betätigt und alle erdenklichen Hebel in Bewegung setzt, aber ihr Auto keinen Zentimeter vorwärts bringen kann, muss nicht nur der Retter in der Not etwas schmunzeln. Stattdessen hebt sich das Verdeck, Scheibenwischer und Spritzanlage werden aktiviert, sodass ihr geholfen werden muss. Bei der hilflosen Dame handelt es sich erfreulicherweise um eine gute Bekannte des deutschen Kino und Fernsehens, die schon alleine durch ihre bloße Anwesenheit für eine gewisse Aufregung sorgen kann: Heidi Stroh, die Jahre zuvor angeblich für die weibliche Hauptrolle in dem James-Bond-Film "Feuerball" vorgesehen gewesen sein soll. Anschließend wird der edle Retter ganz obligatorisch im Büro des Chefs mit seinem neuen Fall betraut, und wird als "Toledo-Champ" in einer Klinik untergebracht, wo er den Drogenboss und Zimmergenossen sofort beeindrucken kann. Diese kurze Passage erinnert leider wieder etwas zu stark an die fließbandartigen Strapazen der Vorgänger-Episoden und lässt erneut vermuten, dass Regisseur Harald Philipp sich auch hier verkalkuliert. Diese Befürchtung bewahrheitet sich glücklicherweise nicht, und diese Folge kann einen spürbaren und Charme transportieren, auch wenn das kriminalistische Element wieder etwas zu vage ausgefallen ist. Daher sollte man sich vielleicht einfach damit anfreunden, dass es hier primär um humorige Unterhaltung gehen soll.

Heidi Stroh kann in der Titelrolle und als begehrenswertes Ganoven-Liebchen im Handumdrehen in Begeisterung versetzen. Sie hat sich am Pool zu räkeln und man sieht sie nicht selten als angekündigten Wasserskihasen, da sie bei der reibungslosen Übergabe diverser verbotener Substanzen eine nicht unwichtige Rolle spielt. Heidi Stroh unverkennbares Schauspiel ist einfach immer wieder ein Spektakel, und rückblickend wurde sie im deutschen Film leider viel zu verhalten eingesetzt. Ihr überaus streng gebändigtes, weißblondes Haar, der harte Kontrast mit dunklem Augen-Make-Up, ihre verführerische Ausstrahlung und die unverkennbare und einerseits markante, andererseits aber ebenso sanfte Stimme, geben eine perfekte Mischung her. Als Kontrast wird Marie Versini zwar punktgenau platziert, doch sie wirkt als biedere und oft zickig wirkende FBI-Agentin wenig sympathisch. Ihr wird allerdings der Star-Bonus gehören und sie sorgt für einen angenehmen Twist in Sachen einer unerwarteten Metamorphose. Auch Eduardo Fajardo als Gangster-Boss gibt eine glaubhafte Vorstellung ab. Ausgezeichnet funktionieren hier die herrlich sonnengefluteten Schauplätze rund um die feudale Villa; am Pool und am Meer kommt ein sommerliches Urlaubsflair auf, das den Kriminalfall ein bisschen zu harmlos erscheinen lässt, aber für eine überaus ausgelassene Stimmung sorgen kann. In diesem Fall springen einem die kleineren Unzulänglichkeiten aber gar nicht so direkt ins Auge, sodass diese Episode einwandfrei funktioniert und einen ordentlichen Unterhaltungswert anbietet. Es besteht schließlich die Hoffnung, dass insgesamt noch mehr Kapazitäten abgerufen werden könnten.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 05 | ... UND DIE LUSTIGE WITWE (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Inken Sommer, Charley Bravo, u.a.
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Der Chef einer mächtigen Versicherungsfirma bittet seinen Freund Commissioner Deeds um Hilfe. Die Gesellschaft soll einer Dame in Mexico die beträchtliche Summe von 300 000 US-Dollar auszahlen, da ihr Mann mit seinem Wagen unter nicht geklärten Umständen tödlich verunglückte. Da sich aber Zweifel etabliert haben und hartnäckig halten, soll Sergeant Berry der Dame auf den Zahn fühlen, da man mittlerweile von Versicherungsbetrug ausgeht. Berry gibt sich als Agent der Versicherungsgesellschaft aus, und schon bald gerät der Ermittler unter falschem Namen in die Fänge der attraktiven und geheimnisvollen Witwe...

Nach dem üblichen Intro, also dem Plausch mit der Gemahlin des Bürgermeisters, der Fahrt mit dem Streifenwagen ins Büro des Commissioners und der Vorstellung des neuen Auftrages, beginnt die fünfte Folge abwechslungsweise mit einem anderen Verbrechen. Bei der Serie ist es insgesamt schon einmal sehr begrüßenswert, dass die Palette der Fälle eine bunte Mischung ergibt, und dass sie auch vom Prinzip her keine Eintönigkeit aufkommen lassen möchten, wenn es bei der teils simplen Umsetzung auch schwierig erscheint und im Endeffekt nur wenig ausmacht. Der Schauplatz Mexico wurde wohlgemerkt recht gut simuliert und man muss es den Folgen schon lassen, dass sie im Rahmen der jeweiligen Umgebung immer hervorragend malerisch und einladend wirken. Um weiteres mexikanisches Feeling aufkommen zu lassen, sind Peter Thomas' Musik-Kompositionen geschickt mit einem derartigen Touch versehen, man hört permanent das Rauschen des Meeres und fühlt sich doch recht angenehm bei dem schwachen Kriminalfall und dem insgesamt kaum originellen Treiben begleitet. Das Publikum bekommt schließlich eine Urlaubsatmosphäre angeboten, die den Kriminalfall widerstandslos in die zweite Reihe verweisen kann. In diesem Zusammenhang kann auch die sogenannte lustige Witwe und deren Anhängerschar nichts Gegenteiliges ausrichten, von Sergeant Berry in Zivil ganz zu schweigen, der neben einer aufkommenden Romanze sogar noch die Zeit und Geduld hat, seinen Auftrag zur Zufriedenheit seines Chefs zu erledigen, wenngleich man als Zuschauer das Nachsehen beim Thema Zufriedenheit haben wird.

Die Titelrolle ist mit Inken Sommer leider nur unspektakulär und langweilig besetzt worden. In ihrem Gesicht taucht zwar immer Sonnenschein auf, wenn vom dem horrenden Scheck die Rede ist, aber ansonsten wirkt ihre Leistung wenig mitreißend für eine Titelrolle. Zwar arbeitet sie das groteske Element ihres Charakters in Facetten recht ordentlich hervor, kann aber mit ihrer sonst zu emotionslosen und im Endeffekt eintönigen Darbietung nicht begeistern. Stets in Schwarz gekleidet, mit einem lüsternen Blick im Gesicht, und sich an Inkognito-Berry heranpirschend, entstehen die sperrigen humorigen Momente, die in der Serie generell anvisiert sind. Überhaupt verfügt diese Folge über eine viel zu schwache Besetzung, vor allem weil die Episoden-Hauptrolle nicht einwandfrei funktioniert. Keiner der übrigen Auftritte wirkt im Konzept der Reihe geistreich, geschweige denn komisch, außerdem sehen lustige Witwen dem Empfinden nach anders aus. Klausjürgen Wussow und Inken Sommer dürfen sich also noch leicht bekleidet am Strand präsentieren und sich ein wenig eindringlicher kennen lernen, bis plötzlich schon das Finale eingeläutet wird. Aufgrund einiger mahnender Sprüche Berrys - andere würden es Erpressung nennen - lenkt die geläuterte Witwe zur Zufriedenheit der Western Insurance ein. Es bleibt schleierhaft, wie Sergeant Berry diese Hintergründe aufdecken konnte, denn davon bekommt man kaum etwas zu sehen oder zu hören. Also erweitert sich letztlich die Palette der Fälle, die sich von alleine lösen und die Bandbreite seiner unfassbaren Kompetenzen: Neben dem bissigen Ermittler und scharfsinnigem Kombinationstalent ist er auch noch Frauenschwarm und Hellseher in einem.

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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 06 | ... UND EIN TANGO ZU DRITT (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau, Klaus Dahlen
Gäste: Brigitte Skay, Beauty Milton und Marie Versini
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Wie es der Zufall will, sieht Sergeant Berry einem Atomphysiker namens Doktor Bernard zum verwechseln ähnlich. Von Commissioner Deeds bekommt er nun den Auftrag, sich als Doktor Bernard auszugeben, welcher eine geheime Formel kennt, auf die es bestimmte Gruppierungen abgesehen haben. Um sie nicht zu verraten, hat dieser Gift genommen. Mit Hilfe von Hypnose will man den Doppelgänger nun zwingen, das Geheimnis auszuplaudern. Mit dieser waghalsigen Aktion kommt Sergeant Berry allerdings dem Geheimdienst in die Quere und er findet sich im Kreuzfeuer von verschiedenen Interessengemeinschaften wieder. Doch wer nichts weiß, kann auch kein Geheimnis ausplaudern...

»Seitdem es Ampeln gibt, sind Verkehrspolizisten Luxus« Diese Aussage gleich zu Beginn dieser sechsten Folge und soll dem Publikum vermutlich erklären, warum Sergeant Berry immer wieder die abenteuerlichsten Fälle zugetragen bekommt. Also erweist sich auch seine allerneuste Aufgabe wieder als vollkommen absurd, sodass die komplette Angelegenheit erfahrungsgemäß auch kein größeres Problem für Berry darstellen dürfte. In seinem Hotel angekommen, doubelt er den besagten Doktor Bernard, und wird sogleich von vielen verschiedenen Gruppierungen belagert und observiert. Im durchaus bestehenden Urlaubsflair und inmitten schönster Schauplätze darf Klausjürgen Wussow also eine weitere seiner mittlerweile berüchtigten Selbstinszenierungen starten, die allerdings beinahe schon im Vorfeld erwartet wird. Schaut man ich das teilweise geistreiche Treiben an, so könnte man beinahe beschwören, dass er bestimmt Spaß an dieser Angelegenheit gehabt haben dürfte, auch wenn es angeblich wohl anders gewesen sein soll. Erneut baut die Musik von Peter Thomas einen Großteil des Flairs auf und wirkt sehr stimmungsbildend, da sie sogar dem Titel der Folge angepasst und in einen Tango verpackt wurde. Wer sich insgeheim fragt, warum diese Folge so heißt, wie sie heißt, bekommt sie spätestens dann beantwortet, wenn Klausjürgen Wussow mit Brigitte Skay aufeinander trifft den Tango tanzt. Zwar tanzt er mit ihr nur zu zweit, aber die unabwendbaren Blicke in das üppige Dekolletee der schönen Blondine verraten, wie der Titel dieser mit verschiedenen Stimmungen aufgeladenen Episode wohl in Wahrheit zu interpretieren ist.

Die Episoden-Hauptrolle ist durch Brigitte Skay ein wahrer Eyecatcher geworden. Hier spielt sie eine aufreizende Skandinavierin, die sich schrecklich einfältig präsentiert, um schließlich an ihre Informationen zu gelangen. Aufgrund ihrer exponiert in Szene gesetzten weiblichen Attribute und ihrer permanent signalisierten Bereitschaft eindringlichere Kontakte eingehen zu wollen, geht Berry ihr im Handumdrehen ins Netz. Wie gewöhnlich spielt Brigitte Skay hier hemmungslos mit Klischees, aber auch erfrischenden selbstironischen Tendenzen. Zwar sieht eine Meisterleistung wohl anders aus, aber Skay schafft es, für Situationskomik zu sorgen, die in der Serie so häufig gefehlt hat. Wer um Himmels Willen Beauty Milton ist, lässt sich hier nur erahnen, ist aber bei all den anderen Darbietungen auch vollkommen uninteressant. In diese Kategorie fällt leider auch die Leistung von keiner Geringeren als Marie Versini, hier in ihrem zweiten Auftritt. Erneut wirkt sie lustlos und ausgebrannt, dass sie keine große Schützenhilfe leisten kann. Ihre ständigen Spitzen gegen Berry, dem sie offenbar lieber heute als morgen verfallen würde, nerven erheblich und machen daher auch keinen Spaß, wenn sie abschätzige Bemerkungen macht und herumflucht. Die Thematik der Hypnose, um gewünschte Informationen zu erhalten, und die des eingebauten Abhörgeräts in Berrys Plombe, ist so dermaßen lächerlich, dass es fast schon wieder originell wirkt. Amüsant bleibt, wie Berry von allen Seiten belagert wird und wie über ihn dabei gelästert wird, denn der Zuschauer tut gedanklich das selbe. Insgesamt geht Folge 6 aber in Ordnung und kann besser als manche Vorgänger unterhalten.

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● BRIGITTE SKAY als BIGGI, DIE SCHWEDIN in
SERGEANT BERRY | ... UND EIN TANGO ZU DRITT (D|1974)



»Spinnt der schon lange?« Etwas verwundert aber gleichzeitig auch vollkommen im Trüben fischend, hört man diese Frage bezüglich Sergeant Berry, der sein Inkognito so lange wie möglich vor den reizenden Damen in der herrlichen Urlaubskulissse aufrecht erhalten soll. Brigitte Skay ist als prominenter Blickfang in der Episoden-Hauptrolle der sechsten Episode dieser augenzwinkernden Kriminal-Serie zu sehen, die beim Publikum allerdings nur mäßigen Erfolg hatte. Auch für Skay neigte sich ihre Karriere langsam aber sicher dem Ende zu, denn in fünf Jahren folgten nur noch ein halbes Dutzend Auftritte in Film und Fernsehen. Zunächst spielt es erst einmal keine Rolle, welche Qualität sich das jeweilige Format auserkoren hat, wenn Brigitte Skay mit von der hier heiteren Partie ist, denn ihre Art der Interpretation weiß stets individuell zu fesseln. In diesem eher gestelzt wirkenden Treiben spielt die Deutsche eine Unbekannte, beziehungsweise wegen ihres Aussehens schiebt man ihr vermutlich den Titel der Schwedin zu. Von nordischer Kühle ist bei ihr allerdings nichts zu bemerken, denn ihr erster Auftritt findet unter heißer Sonne in einem Hauch von Textilie statt. Brigitte Skay scheute sich in ihrer gesamten Karriere nicht, mit Klischees entsprechender Anforderungen und Charaktere oder Stereotypen zu jonglieren, was sich insbesondere bei ihren Ausflügen in erotisch angehauchten Rollen zeigt. Skay zeigt dementsprechend gerne, was sie naturgemäß zu bieten hat, und wenn es die Dramaturgie einfordert, zeigt sie es auch umgehend demjenigen, der danach gefragt hat, oder ihr in den Ausschnitt starrt, wie es Klausjürgen Wussow hier tut. Sergeant Berrys erste Avancen werden ihrerseits mit offensichtlich gespieltem Desinteresse zur Kenntnis genommen, doch die sterile Zweisamkeit wird langsam aber sicher feuriger, wenngleich man ahnt, weswegen es so läuft. Nach eigenen Angaben bekommt die Schwedin immer Hunger, wenn sie fummelt, und derartige sprachliche Dreideutigkeiten gibt es hier alle Nase lang zu hören.

Brigitte Skay war zu dieser Zeit sicherlich bereits eine zuverlässige Expertin darin, dem Film fast alle erdenklichen Frondienste zu leisten, was eine Karriere wie diese natürlich sehr eindeutig geprägt und in eine bestimmte Bahn gelenkt hat. Das was sie hier zu leisten hat, ist andernorts in der gleichen Art und Weise wesentlich besser dagewesen. Dennoch erfreut die Schauspielerin wegen ihres sympathischen Gesamtpakets und der Performance mit humorvollen Untertönen. »Biggi ist einsame Klasse!«, hört man eine ihrer beobachtenden Komplizinnen aus vollster Überzeugung sagen, bis die Kamera diese Feststellung in den nächsten Einstellungen mit abtastenden Nahaufnahmen auf Brigitte Skays unübersehbare Attribute unterstreicht. Der interessierte Zuschauer hätte es natürlich auch so gewusst, und in der Zwischenzeit folgt man leidlich originellen Dialogen zwischen Wussow und seiner attraktiven Partnerin, die sich die Zeit mit Champagner und Kaviar vertreiben. Am Ende geben beide noch den angekündigten Tango zum Besten, um für die gewünschte Situationskomik zu sorgen, allerdings endet die Episode recht unspektakulär. Leider wird Brigitte Skay zum Finale hin in die zweite Reihe durchgereicht, aber es bleibt einer ihrer Auftritte, der so oder so in Erinnerung bleibt, weil sie das blonde Naivchen erneut ohne Hemmungen anbietet. Vielleicht ist noch anzumerken, dass der zeitgenössische Film nicht viel mehr mit der begabten Interpretin anzufangen wusste und sie in derartig schwachen Formaten keinerlei Möglichkeiten erhielt, sich in irgend einer Weise anders zu profilieren, wobei sie es im Rahmen dieser Anforderung auch nicht darauf anlegt. So gesehen ist die anvisierte Mission mehr als deutlich erfüllt worden und stellt ein Vergnügen für Fans von Brigitte Skay dar, wenn auch in dürftiger filmischer Präsentation. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, und so bleibt Bigitte Skay im Serien-Kontext als eine der Darstellerinnen der Serie in Erinnerung, die am meisten aus ihrer Rolle herausholen konnten.



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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 07 | ... UND MISS PUERTO RICO (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Andrea Rau, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer
Gäste: Prinz Alfonso von und zu Hohenlohe-Langenburg, Luis Induni und Marie Versini
eine Produktion der Allianz Film | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Sergeant Berry wurde zum Leutenant befördert und bekommt von Commissioner Deeds einen Erholungsurlaub in Puerto Rico verordnet. Im idyllischen Hotel angekommen, staunt Berry nicht schlecht, als er eine junge Dame trifft, die das Zimmer direkt neben ihm bewohnt. Es handelt sich nämlich um Betty McMillan, die aufreizende Sekretärin seines Chefs. Ein Zufall? Betty wird wenig später zur Miss Puerto Rico gekürt und erhält einen Filmvertrag, der sie allerdings mitten in Mädchen- und Drogenhandel verwickeln wird. Leutenant Berry und das FBI veranstalten derweil einen Wettlauf um die Lösung des Falls...

Die Geschichte der siebten Episode wirkt nach dem üblichen Intro wieder vollkommen an den Haaren herbei gezogen, und trotz der schönen Aufmachung leider kaum originell. Wie so häufig reißen die herrlichen Schauplätze rund um das Hotel, den Pool und den Hafen alles raus, und überhaupt werden ausschließlich optische Aspekte für die überzeugenden Phasen dieser Folge sorgen. Es ist und bleibt vermutlich ein fataler Fehler, auch nach sieben Folgen immer noch nach dem Sinn des Ganzen zu suchen, wenigstens gestaltet sich die Angelegenheit in diesem Fall nicht so zäh, sodass es dank Andrea Rau hin und wieder zu ganz netten Passagen kommt, die nicht zuletzt durch ihre verbesserten Dialoge auffallen. Auch die Musik von Peter Thomas ist wieder alternativ interpretiert und untermalt das Geschehen hervorragend. Ansonsten hat man es mit etlichen Selbstinszenierungen zu tun, und der selten auftauchende Spaß der Veranstaltung hält sich aus altbekannten Gründen deutlich in Grenzen, was allerdings nichts Neues bei dieser Serie darstellt. Was die Besetzung angeht, hat man es mit einer recht eigenartigen Crew zu tun. Um sich eine zusätzliche Verpflichtung zu ersparen, übernimmt kurzerhand Andrea Rau die Hauptrolle in dieser Folge, was sich schlussendlich als gelungen herausstellt. Leicht bekleidet und verführerisch, wird sie Miss Puerto Rico und darf gegen Berry auch einmal die Krallen ausfahren. Dabei gestaltet sich das Zusammenspiel als erfrischend: ein bisschen posieren, ein paar Eifersüchteleien und eine kleine Portion Stutenbissigkeit, die die dazu gehörenden Dialoge amüsant wirken lassen.

»Du hältst mich also für ein Flittchen!« oder »Junge, Junge, ist die ordinär!«, sind da nur wenige Kostproben, die für einen gezügelten Spaß-Faktor sorgen können. Andrea Rau scheint hier ganz in ihrem (vorgefertigten) Element zu sein, und es ist angenehm, dass sie die Möglichkeit bekommt, das Publikum auch einmal außerhalb des Büros zu überraschen. Bei der weiteren Besetzung bekommt man es mit hochadeligen Auswüchsen zu tun: Prinz Alfonso von und zu Hohenlohe-Langenburg, einst Ehemann von Ira von Fürstenberg, gibt sein einmaliges cineastisches Gastspiel, ohne sich großartig hervorzuheben, von seinem wohlklingenden Namen abgesehen. Auch Marie Versini als immer kratzbürstiger werdende FBI-Agentin kann erneut nur schwer überzeugen. Beinahe lethargisch, gelangweilt und unpräzise kann sie das Geschehen kaum bereichern, zumal sie sich in einem dramaturgischen Korsett befindet. Es ist ihr förmlich anzusehen, dass sie genau weiß, was sie dort fabriziert, außerdem ist in ihrem Gesicht abzulesen, dass sie sich nicht mit dieser Rolle identifizieren kann. Was gibt es unterm Strich noch über den albernen Plot zu sagen? Betty soll einen Film nach ihrer gewonnenen Miss-Wahl drehen, der angeblich sozialkritisch sein und über eine große Ausstattung verfügen soll, doch man bekommt schnell und ziemlich wahllos die Themen Mädchen- und Drogenhandel aufgetischt, was nicht nur vollkommen zusammenhanglos wirkt, sondern beinahe schon verlässlich. Auch die Unstimmigkeiten zwischen Berry und FBI wirken schlussendlich lächerlich. Optisch stark und inhaltlich schwach, konnte auch diese Episode nicht wirklich überzeugen.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 08 | ... UND DIE KILLER (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Käthe Haack, Hannes Messemer, Andrea Rau, Gerd Frickhöffer, Klaus Dahlen
Gäste: Gitti Djamal, Ricardo Palacios, Dan van Husen und Marie Versini
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



An Sergeant Berrys sonst eher ruhiger Kreuzung wird der Rechtsanwalt Alder gekidnappt, und er konnte den Täter genau erkennen. Commissioner Deeds fürchtet um die Sicherheit seines Kronzeugen und schickt ihn kurzerhand in Urlaub. Eine gute Entscheidung, denn mehrere Killer trachten ihm nach dem Leben. Berry soll niemandem erzählen, wo er sich befindet, und bis auf eine Ausnahme hält sich auch diese Abmachung. Er weiht seine Großmutter Agatha ein. Dies stellt sich als fataler Fehler heraus, denn Cindy Pierce, eine frühere Geliebte Berrys, wird auf Agatha angesetzt um den Aufenthaltsort herauszukriegen. Aber auch sie wird von den Killern erpresst...

Bereits der alternative Anfang dieser achten Episode sorgt für ein paar Hoffnungsschimmer, sodass eine brauchbare Folge zu erwarten ist, was sich erfreulicherweise auch bewahrheitet. Natürlich bekommt man es mit keiner revolutionären Folge zu tun, denn schließlich befindet man sich nach wie vor in der Sergeant-Berry-Welt, aber trotzdem gibt es erstmals kaum etwas an diesem originellen Verlauf auszusetzen. Obwohl sich die Konstruktion dieses Plots erneut fernab jeglicher Wahrscheinlichkeit bewegt und damit sogar ausgiebig kokettiert, kommt es dennoch zu überaus gelungenen Passagen, die von Spannung der gediegeneren Sorte geprägt sind. Auch der bereits hinlänglich angebotene Klamauk wird hier erstaunlicherweise deutlich kleiner als üblich geschrieben, was im Endeffekt sehr angenehm wirkt. Interessant ist, dass Komponist Peter Thomas wieder seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen darf, dem Verlauf somit einen zusätzlichen Schliff gibt. Folge 8 wirkt schlussendlich irgendwie geläutert, wenn man das so sagen darf. Alle beteiligten Charaktere der Stammbesetzung zeigen sich zurückhaltender und deutlich dosierter im Rahmen der Anforderung, was insbesondere sehr positiv bei Marie Versini auffällt, da sie ohne ihre übliche Primitiv-Polemik auskommen darf. So glückt der Versuch, alle Belanglosigkeiten im augenscheinlich ernsthafteren Rahmen abzuhandeln, was die Aufmerksamkeit des Publikums fördert und die Produktivität dieser Episode deutlich steigert, was offen gestanden auch dringend nötig war, da die Serie insgesamt zu strapaziöse Tendenzen angenommen hatte.

Was man der Serie insgesamt gesehen wirklich lassen muss, ist, dass sich das Gäste-Roulette immer wieder sehr spektakulär dreht. So bekommt man es hier mit einer alten Bekannten namens Gitti Djamal zu tun, die ein besonderes Flair verbreiten kann. Als Cindy, eine abgelegte Freundin von Berry, mittlerweile geschieden und Mutter eines Sohnes, muss sich dem Willen der Killer beugen, da sie ihren Jungen vorsorglich entführt haben. Es erweist sich doch als sehr erstaunlich, wie viel die aparte Interpretin, die wesentlich reifer und bodenständiger in ihrer Darstellung wirkt, aus dieser doch sehr kleinen Rolle herausholen kann. Auch die Chemie zwischen ihr und Berry scheint dem Empfinden nach angemessen zu stimmen, was ja in den meisten Fällen mit einigen zuvor aufgetauchten Kolleginnen nicht immer der Fall war. Auch Käthe Haack überrascht, der hier die große Bühne geebnet wird, sodass ihre bemerkenswerte Interpretationsgabe bei dieser Gelegenheit viel deutlicher durchschimmern kann. Die Killer sind recht überzeugend besetzt worden, da es sich in der Auswahl um sehr markante Darsteller handelt, die mit ihren grimmigen und Furcht einflößenden Gangster-Visagen prädestiniert für derartige Rollen sind. So zeigt die Besetzung hier nicht nur Quantität, sondern zum ersten Mal durchgehend auch Qualität. Berry wird also in eine Falle gelockt, in der sein letztes Stündchen schlagen soll, dabei kommt ein bisschen Spannung auf, und das Finale macht wirklich Spaß. "Sergeant Berry ...und die Killer" ist als gelungen zu bezeichnen, im Serien-Kontext kann sie sogar als überzeugend, vor allem aber richtig unterhaltsam genannt werden.

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 09 | ... UND DIE MEXIKANISCHE NACHT (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau
Gäste: Maria Perschy, María José Cantudo, Fabián Conde und Marie Versini
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Von der FBI-Agentin Martha Himes hat es seit mehreren Tagen kein Lebenszeichen mehr gegeben und sie ist unauffindbar. Commissioner Deeds glaubt an eine Entführung und beauftragt Sergeant Berry, die Frau ausfindig zu machen. Zuletzt ermittelte sie in einer mexikanischen Stadt und die Spur führt schließlich in ein Hotel, in dem ein verdächtiger Concierge arbeitet, außerdem in einen zweifelhaften Nachtclub, wo es von potentiellen Verdächtigen geradezu wimmelt. Sergeant Berry ermittelt unkonventionell auf eigene Faust und sieht sich wenige Zeit später mit Tat und Motiv konfrontiert. Wird er Martha aus der Klemme helfen können..?

Folge 9 verfällt nach dem zuvor gesehenen, kleinen und positiv in Erinnerung gebliebenen Ausreißmanöver leider wieder schnellstens in gewohnte Strukturen zurück. Martha ist verschwunden und Berry wird quasi von FBI und seiner Chefetage angefleht, sich auf die Suche nach ihr zu begeben, als ob keine anderen fähigen Leute existieren würden. Eine Erklärung, warum das alles so gekommen ist, sucht man eigentlich vergeblich, aber Berry darf wieder einmal als legerer Tourist auftreten und sich unter falschem Namen ausgeben, weil natürlich ohnehin niemand Verdacht schöpft. Der Fall ist dieses Mal so unglaublich sinnlos und verworren, dass es erhebliche Schwierigkeiten bereitet, ihm komplett und aufmerksam bis zum Ende zu folgen, obwohl es hier durchaus Interessantes zu sehen gibt. Lange Sequenzen sind durch die zwar angenehme aber lediglich nur große Lücken füllende Musik gestreckt, und bedauerlicherweise ist das Szenario auch wieder hemmungslos mit albernen Klamauk-Einlagen angereichert, die ermüden, sodass sich diese undurchsichtige Angelegenheit als nicht nur sehr strapaziös entwickelt, sondern unterm Strich auch tatsächlich wird. Die Charaktere hinterlassen leider nur überaus schwammige Konturen, die Personen wirken farblos und beinahe gelangweilt, daher entsteht der unmissverständliche Eindruck, dass Episode 9 hinsichtlich der Trivialität ganz neue Register zieht, was vielleicht auch am Vergleich liegen mag, der sich aus dem relativ starken Vorgänger ergibt, denn "Die Killer" war wirklich weitgehend unterhaltsam und konnte halten, was der Titel anzukündigen versuchte. Star-Gast dieser Episode ist keine Geringere als die gerne gesehene Österreicherin Maria Perschy.

Die Österreicherin legte neben all ihren spanischen Filmtätigkeiten dieser Zeit wohl einen kurzen Zwischenstopp bei "Sergeant Berry" ein und vermutlich brachte sie sich hier in die richtige Stimmung für Filme wie "Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen". Perschy war zu dieser Zeit ein gefragter und sehr gut beschäftigter Star in Spaniens Horrorfilm-Schmieden. Was sie hier fabriziert ist allerdings nur schwer zu beschreiben und hat irgendwie auch mit Horror zu tun. Sie wirkt überaus gelangweilt und stolpert mit lächerlichen Dialogen durch die Kulissen. Sie und Klausjürgen Wussow ergeben dem Empfinden nach eine unangenehme Konstellation, da man beiden ansieht, dass sie selbst nicht glauben können, was sie dort vorzugaukeln haben. Sie übertrumpfen sich gegenseitig mit abschätzigen Blicken, was allerdings schon wieder für einen gewissen Spaß sorgt. In Sachen Ausdruckslosigkeit und hölzernem Darbietungsstil läuft Maria Perschy sogar Gefahr, ihrer Kollegin Marie Versini den Rang abzulaufen, was man zuvor eigentlich für fast unmöglich gehalten hat. Die Darsteller sind leider noch schwächer als ihre Folge, was einen unheimlich schwerfälligen und desolaten Eindruck hinterlässt. Das Finale ist flach und spießig, der gut gemeinte Twist am Ende wirkungslos. Nein, wer gerne sehen möchte, wie man es besser nicht macht, wie Maria Perschy Klausjürgen Wussow in der Badewanne den Rücken schrubbt, wie er zu tanzen versucht und sich ordentlich betrinken kann, oder wie fatal es ist, Madame Versini hier anzuzoomen, ist in dieser Folge genau richtig. Trotz Maria Perschy ein vollkommen verworrener Flop und man erlebt leider eine mexikanische Nacht, die zum Einschlafen verleitet.

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Re: SERGEANT BERRY

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● MARIA PERSCHY als EILEEN in
SERGEANT BERRY | ... UND DIE MEXIKANISCHE NACHT (D|1974)



Maria Perschys Auftritt in dieser neunten Episode aus der Reihe "Sergeant Berry" stellt eine Art Ausreißmanöver aus den damaligen Drehgewohnheiten der beliebten Österreicherin dar, da sie längst auf dem internationalen Markt etabliert und zum gefragten Star in Spanien aufgestiegen war. So drehte sie in einem Zeitraum von etwa sieben Jahren beinahe 20 Filme unter spanischer Flagge, oder zumindest unter dieser Beteiligung, sodass ihr Ausflug in eine deutsche Vorabendserie fast schon exotisch wirkt. Es wurde hier allerdings aus Kostengründen auch überwiegend in Spanien gedreht. Zwischen Horror-Reißern wie "Die Stunde der grausamen Leichen" und "Das Geisterschiff der reitenden Leichen" entstand also "Die mexikanische Nacht", und man stellt sich tatsächlich die Frage, welcher dieser Beiträge im Endeffekt das größere Schreckensstückchen darstellt. Über die Qualität von Harald Philipps TV-Serie lässt sich möglicherweise aus Nostalgiegründen streiten und man kann ihr zugute halten, dass sie stets mit beliebten Darstellern ausstaffiert wurde, was viele Mängel weniger schwerwiegend aussehen lässt. Folge 9 stellt in Verbindung mit Maria Perschys Auftritt jedoch nur wenig Grund zur Freude dar, weil dieser Fall dramaturgisch und unterhaltungstechnisch vollkommen misslungen ist, und Perschy in einer Art und Weise ins offene Messer läuft, wie es vermutlich kaum ein zweites Mal der Fall war. Nicht nur, dass die Konstellation mit Klausjürgen Wussow in ihrer Unglaubwürdigkeit geradezu fatal wirkt, nein, sie hat im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten absolut keine Chance, zu retten was nicht mehr zu retten ist. So wird man gelangweilter Zeuge einer bis dato völlig unbekannten Ziellosigkeit, bei der die offensichtliche Unterforderung für den Eindruck sorgt, dass Maria Perschy erstaunlich lustlos agiert und völlig desinteressiert durch die Kulissen irrt.

Die Serie hat ohne jeden Zweifel bessere Episoden-Hauptrollen gesehen, daher wirkt der Einsatz von Perschy hier komplett verschenkt und letztlich auch falsch kalkuliert. Die Architektur der Figur Eileen geht in der ohnehin äußerst mageren Geschichte zu keinem Zeitpunkt auf, sie wirkt weder geheimnisvoll, noch bedrohlich. Dem Empfinden nach geht die gespielte Abneigung gegenüber Klausjürgen Wussow über den Willen des Drehbuchs hinaus, was zumindest für einige geistreiche Momente sorgen wird. Sicher ist es bei einer derartig locker-leichten Serie unangebracht, Unmögliches im Bereich der Charakterzeichnungen und Dramaturgie zu verlangen, aber der Sparmodus der Geschichte(n) wirkt episodenweise beinahe schon verärgernd. So bleibt es ein großes Rätsel, womit und mit wem man es hier eigentlich zu tun hat. Der Fall bekommt trotz anfänglicher Erklärungen nur schwammige und fadenscheinige Konturen und die Figur der Eileen bleibt unterm Strich belanglos. Dieser ohnehin ungünstige Eindruck wird durch eine unpassende Synchronstimme für Maria Perschy leider verschärft und man bekommt definitiv eine Geduldsprobe auferlegt. Wenigstens wirkt die zum damaligen Zeitpunkt Mitte 30jährige zumindest optisch wandlungsfähig genug, um für kleinere Momente zu sorgen, denn die Kamera zeigt sich nach wie vor interessiert an ihrer attraktiven Erscheinung und ihrem schönen Gesicht. Allerdings bleibt unterm Strich ein Auftritt, der sich hart an der Grenze des unteren Durchschnitts bewegt, weil hier zahlreiche ungünstige Voraussetzungen zuammengekommen sind, die Fans von Maria Perschy doch lieber zu interessanteren Alternativen greifen lassen sollten. Dem Vernehmen standen nur wenige Zuschauer diese "mexikanische Nacht" durch, weil sie einfach lange zuvor eingeschlafen waren. Im Maria Perschys Filmografie handelt es sich insgesamt um eine der schwächeren Leistungen und uninteressanteren Rollen der Schauspielerin.



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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 10 | ... UND DIE ALTEN FREUNDE (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Käthe Haack, Hannes Messemer, Andrea Rau, Gerd Frickhöffer, Klaus Dahlen
Gäste: Eduardo Fajardo, Michael Janisch und Marie Versini
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



Harry Sandor, der Boss eines Drogen-Syndikats, sinnt nach Rache. Er, der einst lebenslänglich von Sergeant Berry hinter Schwedische Gardinen gebracht wurde, ist zusammen mit einem verurteilten Mörder namens Joe Hammer aus der Haft geflohen. Sie lauern ihm bei seiner Großmutter Agatha auf, die als Geisel genommen wurde, und stellen hohe Forderungen an Commissioner Deeds, denn sie verlangen einen Helikopter und 100.000 Dollar in bar, sowie freies Geleit. Sergeant Berry soll die beiden über die Grenze nach Mexiko begleiten, doch dazu soll es erst gar nicht kommen, da die raffinierte Großmutter ihre ganz eigenen Methoden hat, mit rücksichtslosen Gangstern umzugehen...

Falls man nach der ziemlich schwachen Episode "Die mexikanische Nacht" immer noch erstaunt über eine derartig witzlose und uninteressante Folge ist, werden im zehnten Versuch der Reihe ab sofort völlig neue Register gezogen, und es ist manchmal nicht zu fassen, was man dort eigentlich geboten bekommt. Zunächst wirkt die Idee, alte Bekannte wieder in das Szenario mit einzubeziehen, gar nicht einmal so verkehrt, sondern beinahe clever. Oft kam es bei renommierten Kriminal-Serien zu dem Gedanken, dass dieses Konzept sicherlich originell gewesen und gut angekommen wäre, doch hier geht der Schuss leider sehr unangenehm nach Hinten los. Die Gangster nisten sich schließlich sehr ungalant bei Berrys resoluter Großmutter ein, um zu warten, bis er dort auftaucht. Im Grunde genommen stellt sich jedoch die Frage, wer hier eigentlich wem in die Hände gefallen ist. Der verkappte oder vielmehr schmerzhafte Humor wirkt in Folge 10 beinahe unerträglich und man fühlt sich viel zu häufig peinlich wegen Wort und Tat berührt, woran tatsächlich alle Beteiligten auf Hochtouren arbeiten und letztlich ein todsicheres Gespür beweisen. Des Weiteren ist die holprige Kamera-Führung auffällig, die bei einer längeren Spieldauer sicherlich den ein oder anderen Seekrank gemacht hätte, und die Besetzung küsst dieser ganzen Veranstaltung auch noch hemmungslos die Füße. Folge 10 könnte genauso gut oder wahrscheinlich noch treffender folgendermaßen heißen: Ein Kochkurs mit Käthe Haack.Hier bekommt sie wieder genügend Raum, um ihre darstellerische Kompetenz unter Beweis zu stellen, was sie sich kaum zweimal sagen lässt.

Doch innerhalb dieser überaus albern ausbreitenden Geschichte wirkt das alles leider wie verschenkt. Käthe Haack legt sich pausenlos verbal mit den angeblich gefährlichen Gangstern an, weist auf Etikette hin, kommandiert und delegiert, gibt sich betont selbstbewusst und natürlich auch sympathisch, doch dieses Hin und Her wirkt eben überhaupt nicht komisch oder wenigstens in irgend einer Weise originell. Da Betty alias Andrea Rau auch zufällig dort anwesend ist und als Geisel genommen wurde, beteiligt sie sich kurzerhand am verbalen Rundumschlag und versucht den Herrschaften ordentlich einzuheizen, wenngleich auch ziemlich unbeholfen aber immerhin aufreizend. Der Rest des unerschrockenen Publikums bekommt darüber hinaus auch zum ersten Mal zu hören, dass es sich bei Sergeant Berry um ihren Verlobten handeln soll. Inspector Himes liefert das gewohnt farblose Schauspiel und das blutleere Wesen der Französin Marie Versini reißt leider auch rein gar nichts heraus; so gelangweilt hat man sie wohl nie wieder gesehen. Die hier angekündigten alten Freunde sind mit Eduardo Fajardo und Michael Janisch ebenfalls ganz traurige Besetzungsgurken. Gut, es gibt also einen Koch-Crash-Kurs in Sachen chinesische Küche, es sind haufenweise alberne Klischees und falsche Sentimentalitäten aufzuspüren, auf der pseudo-psychologischen Schiene gibt es ganz ungewöhnliche Entgleisungen und schließlich geht es dem Zuschauer ohne jeden Zweifel genau so wie allen Charakteren dieser Episode, die Agathas Suppe verspeist haben. Diese Episode à la carte verleitet noch hemmungsloser zum Abschalten als die schwache Vorgänger-Folge und mag einfach nicht so recht schmecken.

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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 11 | ... UND DER DICKE HUND (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau
Gäste: Silvia Simon, Gloria Osuna, Leon Askin, u.a.
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philipp



"Richard der III.", so heißt der Schäferhund, der an der internationalen Polizeihunde-Ausstellung in San Diego teilnehmen soll, braucht einen neuen Begleiter, da der zuständige Sergeant Newman mit einer Blinddarm-Entzündung in der Klinik liegt. Commissioner Deeds denkt dabei sofort an Sergeant Berry und betraut ihn mit der Reise. Am Flughafen ist es dem reizbaren Tier jedoch gelungen zu fliehen, und Berry muss ihm pausenlos nachjagen. Bei dieser Gelegenheit hilft die Spürnase des Tieres allerdings mehrmals dabei, Verbrechen aufzudecken, und der immer nervöser werdende Sergeant Berry muss die Dealer, Kidnapper oder Syndikats-Mitglieder nur noch einsammeln. Doch wird er rechtzeitig zur Ausstellung kommen..?

Wer es nicht glauben wollte, dass bei "Sergeant Berry" immer noch ein bisschen Luft nach unten vorhanden ist, hat diese elfte Folge der Reihe noch nicht gesehen, deren Titel über die Maßen bezeichnend wirkt und zum Prototypen für gähnende Langeweile wird. Der Polizeimann wird mit dem wohl lächerlichsten Fall seiner Laufbahn und darüber hinaus der Kriminalgeschichte betraut, und als man im Büro von Commissioner Deeds den Namen "Richard der III." hört, braucht das Publikum nicht auf Shakespeare-Zitate zu hoffen, sondern es sind eher Aussagen wie diese zu hören: »Hunde und Frauen haben vieles gemeinsam!«, was immer das auch bedeuten mag. Der erfolgreichste Polizeihund der Vereinigten Staaten soll selbstverständlich den ersten Preis in der bevorstehenden Hunde-Beschau absahnen, und Sergeant Berry scheint natürlich der richtige Mann für die geplante Aktion zu sein. So denkt man zumindest, bis das Tier getürmt ist und Herrchen ihm permanent nachjagen muss. So darf man sich auf die abenteuerlichsten Fälle einstellen, da der Polizeihund die Verbrechen aller Couleur aufzuspüren pflegt, schließlich lassen sich im übertragenen Sinn keine Trüffel vor einem Schwein verstecken. Ob Drogenhandel, Raub oder oder organisierte Aktivitäten von Banden, es gibt nichts, was ihm nicht in die Pfoten fällt. Folge 11 ist aufgrund der kaum sichtbaren Handlung durch unnötig lange Musik-Passagen gestreckt worden und völlig nervtötend wirkt das immer wieder und ständig auftauchende Bellen des Hundes, den man lange Zeit erst gar nicht zu Gesicht bekommt, aber es zu dieser Gedankenstütze kommt.

Bei den Gästen kommt erstmals nicht der Hauch von Freude auf und es ist ausdrücklich zu betonen, dass hier jede der beteiligten, kaum erwähnenswerten Personen schrecklich unterfordert oder wahlweise uninteressant wirkt. Man muss belanglose Dialoge über sich ergehen lassen, laienhaftes Schauspiel ertragen, versteinerte Minen des Entsetzens bei den Schauspielern und vermutlich auch Zuschauern zur Kenntnis nehmen, und genau das wird sich hier wie ein roter Faden durch diese Episode und die bislang schlechteste Folge der Reihe ziehen, und sich am Ende schließlich auch bestätigen. Gegen dieses alberne und beinahe ärgerliche Theater wirken einige vorhergegangene Fälle wie geistreiche Unterhaltungskunst. Klausjürgen Wussow spult seinen Part wie gewöhnlich herunter, flirtet mit den Damen, versucht witzig zu erscheinen und löst den unsichtbaren Pseudo-Fall im Alleingang. Die bereits in einigen Folgen aufgetretene Marie Versini hätte hier sicherlich für ein nettes und wünschenswertes Kontrastprogramm sorgen können, aber das hätte den Verlauf wahrscheinlich auch nicht mehr retten können. Plötzlich und unerwartet taucht schließlich noch der Österreicher Leon Askin auf, der in der Besetzungsliste gar nicht erst gelistet ist. Dabei handelt es sich um einen kleinen Trost in dieser über weite Strecken peinlichen Veranstaltung. Folge 11 ist ein Fließband der Langeweile und stellt nichts als verschwendete Zeit dar. Ob Sergeant Berry wenigstens noch rechtzeitig zur Ausstellung kommt, interessiert einen nach dieser Prozedur nicht im Geringsten. Um es mit dem selben Anti-Humor der Episode zu formulieren: Das war wirklich ein dicker Hund!

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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 12 | ... UND DIE BLUME DES TODES (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau
Gäste: Kai Fischer, Peter Marklewitz, Bob Hevelone und Marie Versini
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philip



Commissioner Deeds klärt Sergeant Berry über seinen nächsten Fall auf. 4 Millionen Dollar sind spurlos verschwunden, und der einzige Hinweis ist eine Damen-Sonnenbrille mit passendem Etui. Als Berry das Beweisstück untersucht, fällt ihm etwas Besonderes auf. Er erinnert sich an den Duft namens "Fleur de mort", der vom Etui ausgeht, und welchen er nur von einer Person her kennt, nämlich von einer abgelegten Freundin. Schnell macht er sie ausfindig, um zu erfahren, dass sie nicht die einzige Dame mit diesem außergewöhnlichen Duft ist. Sie hat das Parfum von ihrer verführerischen Chefin Miss Richie ausgeliehen...

Der Titel der zwölften Folge klingt schon einmal sehr vielversprechend, wobei das bei "Sergeant Berry" oftmals mit einer gewissen Vorsicht zu genießen war. Skeptisch schaut man sich das obligatorische Intro an, wundert sich über den mager klingenden Fall, und schließlich kann es mit Berrys eigenwilliger Ermittlungstaktik losgehen, die bislang immer Erfolg brachte. Wie so häufig in dieser Reihe, findet man sich vor einer traumhaften Kulisse wieder, man hört das Meer rauschen und sieht ein stattliches Anwesen unter heißer Sonne, bis auch schon schnell einige Laiendarsteller auftreten. Im Endeffekt kommt ein ungewöhnliches Gefühl auf, denn nichts wirkt hier störend oder übermäßig albern, was die Aufmerksamkeit enorm begünstigt. Als dann auch noch die feuerrote Kai Fischer hoch zu Ross auftaucht, kann man sich durchaus auf dieses Spektakel einlassen. Zu höre sind recht wenige Informationen über den bevorstehenden Fall, aber mit diversen Ungereimtheiten ist der Zuschauer in dieser Serie ja längst gut vertraut. Wieder einmal sind Peter Thomas' Beiträge im Rahmen des Hauptthemas sehr schön abgewandelt worden, und immer wieder kommt einem der Gedanke, was von "Sergeant Berry" in manchen Fällen eigentlich ohne diese Musik übrig geblieben wäre. Hin und wieder bäumt sich Spannung und sogar angenehme Situationskomik auf, wofür sich vor allem eine Dame zuständig zeigt. Die aparte Kai Fischer hat sehr gute Szenen mit Klausjürgen Wussow, die manchmal sogar tatsächlich zum Schmunzeln verleiten, was hier ja auch das Hauptaugenmerk sein sollte.

Wie üblich setzt sie ihre weiblichen Reize als Waffen, sodass der Eindruck entstehen kann, als habe sie sichtlichen Spaß mit dieser Art der Performance, was sich unmittelbar auf den Zuschauer übertragen kann. Sie zeigt eine überaus erfrischende Darbietung, die hin und wieder beinahe eine seltsame Variante unfreiwilliger Ernsthaftigkeit hervorruft. Klausjürgen Wussow hält sich als Grundvoraussetzung dafür etwas mehr zurück und erscheint nicht so überpowert zu sein wie in vielen der anderen Folgen. Er passt sich dem solider wirkenden Geschehen adäquat an. Vielleicht liegt es sogar daran, dass man ab Folge 11 einen neuen Drehbuchautor zur Verfügung hatte, der bei seinem Einstieg jedoch die wohl schwächste Arbeit ablieferte. Marie Versini ist in "Die Blume des Todes" erneut mit von der Partie, und es bleibt abzuwarten, ob man einen ihrer Auftritte als kratzbürstige und verbittert wirkende Martha Himes angeboten bekommt, der zur Abwechslung einmal überzeugend wirkt, oder der Sache zumindest dienlich sein kann. Sicher, die Auftrittsdauer der verschiedenen Akteure ist bei 25 Minuten schon knapp bemessen, sodass gewisse Probleme entstehen können, die entsprechende Rolle adäquat auszufüllen, aber viele der Gast-Darsteller haben diese Anforderung ja auch mit links geschafft. Lange Rede, kurzer Sinn, die zwölfte Folge erscheint sehr angenehm, unterhaltsam und bekömmlich, konnte außerdem sogar für mehr Spaß sorgen, als üblich, was bestimmt nicht an ihrem äußerst schwachen Vorgänger liegt. So gibt es vor dem Staffel-Finale noch eine gelungene Überraschung mit auf den Weg.

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Re: SERGEANT BERRY

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● SERGEANT BERRY | FOLGE 13 | ... UND DAS VIOLINSOLO (D|1974)
mit Klausjürgen Wussow, Hannes Messemer, Gerd Frickhöffer, Andrea Rau
Gäste: Alice Treff, Christina von Blanc, Barbara Capell, Antonio Casas und Lotte Ledl
eine Produktion der Allianz | im Auftrag des ZDF
Regie: Harald Philip



Ein alter Freund von Commissioner Deeds bittet ihn um Hilfe. Ihm, dem das Grand-Hotel 'Splendid' gehört, ist die Überwachung einer alten Dame namens Lady Laverton wichtig, da er nicht für ihre Sicherheit bürgen kann. Sie hat nämlich die unvorsichtige Angewohnheit, ihre Juwelen - bestehend aus wertvollen Ringen, Ketten und anderen Schätzen - mit sich herumzutragen. Da sie sich weigert, diesen Schmuck in den Hotel-Tresor einschließen zu lassen, soll Sergeant Berry die ältere Dame bewachen. Dazu tarnt er sich als Etagenkellner. Es dauert nicht lange, bis Violinenklänge und zwei rätselhafte Damen seinen Verdacht bestätigen...

"Das Violinsolo" ist die letzte Folge der ersten "Sergeant Berry"-Staffel und damit auch der finale Auftritt von Klausjürgen Wussow in der Titelrolle. Die folgenden 13 Episoden übernahm sein Kollege Harald Juhnke. Betrachtet man den bisherigen Verlauf der Reihe, rückt ein krönender Abschluss dem Empfinden nach in weite Ferne, allerdings bekommt man ein tolles Ensemble zu sehen, das dieses kleine Spektakel ungemein aufwerten wird. Der Fall ist sicherlich nicht der Beste, aber die Kompensationsarbeit der Darsteller funktioniert in jeder Minute hervorragend und darüber hinaus wirklich überzeugend. Erstmals unterscheiden sich die Charaktere deutlich voneinander, die auch noch mit erfreulich bissigen Dialogen aufwarten dürfen. Die Geschichte um rivalisierende, letztlich aber unfähige Gruppierungen von Hoteldieben, wirkt locker und frisch, wenn auch wie üblich nicht durchweg überzeugend. Aber das Konzept der Serie ist unter der Regie von Harald Philipp wie einbetoniert. Für ein Grand-Hotel sind die Schauplätze in diesem Fall beinahe etwas zu spartanisch ausgefallen, überhaupt wirkt hier doch alles ziemlich bescheiden, doch die Musik lenkt ab, und weiß wie immer zu unterhalten. Die Besetzung weist eine bunte Mischung aus Edgar Wallace-, über Louis Weinert Wilton- bis Bryan Edgar Wallace-Gästen auf, die jeweils einmalig mit von der Partie waren. Als besonders erfreulich ist die Interpretation von Alice Treff als Lady Laverton zu bezeichnen. Die alte, schwerreiche Dame im Rollstuhl gefällt sich im Befehle erteilen, im Zurechtweisen, hoheitsvollem Gehabe und sie beklagt sich über die Unfähigkeit ihres Etagenkellners Berry wo sie nur kann.

Ganz groß schreibt sie Etikette und zuvorkommendes Verhalten, doch ihr Diener gibt sich stets schlagfertig und oftmals sehr dreist, was der alten Dame sichtlich imponiert. »Ich überlege mir, ob ich Sie rauswerfe, oder als eigenen Diener einstelle!«. Sergeant Berry kann eben Frauen jeder Altersklasse um den Finger wickeln. Dies funktioniert auch bei den anderen Damen, bei manchen aber nur bedingt. Die Wienerin Lotte Ledl, als Violine spielende Gräfin mit langen Fingern, ist hier eine Klasse für sich. Mit Aussagen, dass man Männer nur danach beurteilen sollte, ob sie einem nützen, oder schaden, stellt sie ihre Position schnellstens klar. Sie hat einen sehr starken Auftritt und stellt wie immer eine Bereicherung dar. Die aufregende Christina von Blanc spielt hier unter ihrem Namen Christine Betzner. Ihre Filmografie umfasst keine zehn Produktionen, doch sie ist wie immer eine besondere Bereicherung für das Geschehen. Ihre Nadja schwärmt für Sergeant Berry, und es sieht so aus, als habe sie auf krimineller Ebene noch einiges zu lernen. Zusätzlich sieht man noch Antonio Casas, der hier leider nicht im Besonderen hervorsticht. Folge 13 wird zu einer ansprechenden Schauspieler-Folge, die nicht nur wegen dynamischer Interpretationen, sondern auch wegen ihrer besonders flüssigen Erzählweise Spaß macht. Erstmals kommt das ungeduldige Publikum sogar in den Genuss eines Finales, das einen wirklich brauchbaren Überraschungseffekt vermitteln kann, so wie es eigentlich immer hätte sein sollen. So handelt es sich um einen versöhnlichen Abschluss für die erste Staffel, die insgesamt leider den Eindruck vermittelt hat, dass es auch letzte bleiben dürfte.

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