● EPISODE I: VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS (D|1975)
mit Evelyne Kraft, Felix Franchy, Oliver Collignon, Pierre Franckh, Rita Waldenberger, Andras Nyiri, Angela Adams, Gary Parello
eine Produktion der TV 13 | Terra Filmkunst | in Zusammenarbeit mit Hungarofilm | im Constantin Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer
Wer bei dieser Produktion von 1975 etwa Parallelen zu Alfred Vohrers gleichnamigem Film aus dem Jahr 1959 erwartet, wird vielleicht nicht komplett enttäuscht sein, aber schließlich nicht sehr viele Gemeinsamkeiten ausfindig machen können. Thematisch gesehen bekommt der Zuschauer nur einige Erweiterungsmöglichkeiten aufgezeigt, und bezüglich des Produktionsjahres wurde natürlich ein vamp over veranstaltet, was im Klartext bedeutet, dass das Szenario mit ordentlich Zeitgeist angereichert wurde. Die Geschichte der ersten Episode wirkt wie ein guter Nährboden für ein potenzielles Verbrechen und ist dem Empfinden nach deswegen auch schon dutzendfach abgehandelt worden. Allerdings darf auch betont werden, dass der Verlauf dieser ersten Episode durch eine gewisse Vorhersehbarkeit etwas statische und eintönige Formen annimmt, was den Eindruck zur Folge hat, dass einem die hier zum Tragen kommenden Schauwerte wie Augenwischerei vorkommen. Möglicherweise fällt "Verbrechen nach Schulschluss" auch vergleichsweise etwas ab, was jedoch nicht auf den gleichnamigen Vorgänger von Alfred Vohrer bezogen ist. Man stellt Vergleiche zu seinen vielen hochinteressanten Produktionen der Vorjahre an und weist diesen Beitrag daher den durchschnittlicheren Gefilden zu. Nichtsdestotrotz bekommt man es mit absolut unterhaltsamem 70er-Jahre-Kino zu tun, welches auf seine ganz spezielle Art und Weise für viel Zustimmung sogen wird. Besetzungstechnisch hat man es für Vohrer'sche Verhältnisse definitiv mit einer zweiten Garnitur zu tun, jedoch offenbaren gezielte Blicke eine willkommene Präzision der Darsteller. Die aufregende Schweizerin Evelyne Kraft fungiert in der ersten Episode als Auslöser für das "Verbrechen nach Schulschluss", wobei sie so inszeniert wurde, dass offensichtlich jeder schon während des Unterrichtes zu gewissen "Verbrechen" bereit gewesen wäre.
Sie verbindet eine Art hautnahe Erotik mit dem Prinzip der Unschuld, und macht somit alle ihre Klassenkameraden verrückt und impulsiv. Aufgrund der knapp bemessenen Episoden-Spieldauer kommt es zu einem Blitzeinstieg sowie einem genau so schnellen Verlauf, in dem zwar alles Wichtige erklärt wird, aber wenig Raum für Feinheiten aller Art, aber vor allem tiefschürfendere charakterliche Zeichnungen besteht. Aufgrund des aufkommenden Tempos wirkt dies nicht weiter störend, aber Vohrer fabrizierte somit auch nicht gerade einen Meilenstein. Der Plot wirkt für damalige Verhältnisse gut angepasst, oder besser gesagt recht aktuell, die wichtigen Momente werden von Charly Steinberger sehr spektakulär im Bild festgehalten, so beispielsweise mit schönen Kaleidoskop-Einstellungen. Neben Evelyne Kraft, dem Zugpferd dieses ersten Teils, sieht man mit Felix Franchy einen guten alten Bekannten aus dem Reich der physischen Film-Expositionen, sodass er mit seiner bildschönen Partnerin auch glaubwürdige Arbeit leistet. Der persönliche, blanke Horror kommt in Gestalt eines wie üblich schrecklichen Pierre Franckh daher, der definitiv einer der Prototypen darstellt, um unwissend-unschuldige Schulmädchen glaubhaft zu belästigen. Der Verlauf ist stets darum bemüht, tragische Elemente zu fabrizieren, und diese tatsächlich entstehenden Fragmente auch zu transportieren, doch dass es letztlich kaum funktioniert, ist nicht der knapp bemessenen Zeit zuzuweisen, sondern einfach der vagen Bearbeitung. Lediglich die teilweise unter die Haut gehende und immer gut abgestimmte Musik kann in dieser Beziehung deutlichere Akzente setzen. Die erste Episode ist also gemessen an den folgenden Teilen auch gleichzeitig die Schwächste in "Verbrechen nach Schulschluss" geworden, doch die hier vorhandene Oberflächlichkeit wird glücklicherweise ganz verlässlich von einem gierigen Monster namens Unterhaltungswert aufgefressen.