DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Von Herkules bis zu den drei Musketieren: Italienische Geschichtsstunden der abenteuerlichen Art
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Prisma
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DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Beitrag von Prisma »




Belinda Lee

DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA


● LE NOTTI DI LUCREZIA BORGIA / LES NUITS DE LUCRÈCE BORGIA /DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA (I|F|1959)
mit Jacques Sernas, Arnoldo Foà, Franco Fabrizi, Marco Tulli, Lilli Scaringi, Germano Longo, Nando Tamberlani,
Raf Baldassarre, Gianni Loti, Stelio Candelli, Ivano Staccioli, Giorgio Ubaldi, Ricardo Valle und Michèle Mercier
eine Produktion der Musa | Fidès | im Prisma Verleih
ein Film von Sergio Grieco

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»Je größer meine Liebe, desto tiefer ist mein Hass!«


Hauptmann Federico degli Alberici (Jacques Sernas) taucht am Hof der Fürsten Borgia in Urbino auf. Dort lernt er die verführerische Lucrezia (Belinda Lee) kennen, welcher er auch schon bald verfällt. Sein Herz gehört allerdings der ebenso schönen Diana d'Alva (Michèle Mercier), was für Zündstoff bei Hofe sorgen wird, denn Lucrezia Borgia ist eifersüchtig auf ihre Nebenbuhlerin. So lässt sie Federico und seine Geliebte in den Kerker werfen. Sie tun alles um sich befreien können. Sie haben die Rechnung allerdings ohne die weitreichenden Intrigen und den unendlichen Hass Lucrezias und deren Bruder Cesare (Franco Fabrizi) gemacht, der Diana ebenfalls heiraten will …

Sergio Griecos Mantel- und Degenfilm "Die Liebesnächte der Lucrezia Borgia" wurde seinerzeit von der Constantin-Tochter Prisma mit einer doch sehr hochgegriffenen FSK-18-Einstufung in den deutschen Verleih gebracht und spielt in hiesigen Erfolgsranglisten keine signifikante Rolle. Von diesem Genre-Vertreter bekommt das Zielpublikum viel handelsübliche Inhalte geboten, die hier aus Action und Spannung in Form von zahlreichen Degenkämpfen besteht, zudem aus Intrigenspinnerei, Eifersucht, Neid und einer deutlichen Portion Sinnlichkeit und Erotik, die von der betörenden Titelfigur ausgeht. Auch ein mit Humor aufgeladener Sidekick soll das eher ernste Geschehen auflockern. Bevor die Vorzüge dieser Produktion zur Sprache kommen, sollte jedoch über den fundamentalsten Schachzug dieser Geschichte berichtet werden: Belinda Lee, die zahlreichen tragischen Frauenfiguren der Weltgeschichte Kontur und Aura verleihen sollte. Ihre Titelrolle ist und bleibt das Epizentrum dieser Veranstaltung, die mit opulent wirkenden Sets und Kulissen aufzuwarten versucht, außerdem über geschliffene, teils unterschwellig verführerische Dialoge verfügt. Die Geschichte an sich kann nicht darüber hinwegtäuschen, nur über ein einfaches Warensiegel zu verfügen, allerdings bleibt der Verlauf in Erwartung einer starken Titelrolle überaus kurzweilig. Die mannstolle Lucrezia Borgia lebt ihre Lust am Verführen und das Zelebrieren eines regelrechten Liebesroulettes unverblümt aus, Freier aus allen Himmelsrichtungen kommen nicht an der katzenartigen Erscheinung vorbei, da ihr jeder beim ersten Anblick verfällt. Belinda Lee spielt hierbei mit ihrem hauseigenen Sex-Appeal und einer unnahbaren Note, obwohl sie jeden Mann in ihre unmittelbare Nähe zu lassen pflegt. Schnell verliert sie das Interesse und lässt sich nicht von Eintönigkeit malträtieren, sie vergisst ihre Liebschaften schnell und die entsprechenden Männer bleiben mit verlorenem Verstand zurück. Da sich eine Liebesgeschichte in einer Konstellation entwickelt, in der eine Frau zu viel ist, bäumt sich eine spürbare Brisanz auf, die mit den Waffen der Frauen ausgetragen wird. Sie benötigen keine Degen, sondern kämpfen auf anderen Ebenen gegeneinander, was eine gut portionierte Eigendynamik zutage bringt.

»Mein Lächeln ist gefährlicher, als die Waffen, mit denen Ihr kämpft!« Derartige Ansagen der Borgia versetzten das Szenario in Spannung, die simultan auch über die benannten Waffen der Herren aufgebaut wird. Belinda Lees weiblicher Gegenpart wirkt gleichzeitig wie ein Gegenentwurf zu dem, was sie verkörpert. Hier kann die junge Michèle Mercier auftrumpfen, deren Schönheit und Anmut die Borgia bedrängt, wie es bei der bösen und eifersüchtigen Stiefmutter in "Schneewittchen" der Fall war. Obwohl sich etwas toujours zusammenzubrauen scheint, kommt es im recht langen Verlauf zu Intervallen der deutlichen Entschleunigung, vor allem wenn die Geschichte zu dialoglastig wird. Zwar wirken die von Synchronsprecher-Größen wie Renate Danz oder Margot Leonard gesprochenen Konversationen geschliffen und prägnant, aber insbesondere im Mittelteil scheint oft zu wenig zu passieren. Handelt es sich hierbei um einen sorgsamen Aufbau mit einer ausgewogenen Vorstellung der wichtigsten Personen oder um ein schwächelndes Skript? Dem Interessenten ist es womöglich gleich, da sich ein gefährliches Spektakel auf gleich mehreren Bühnen zusammenbraut. Schlagfertige bis brutale Unterstützung kommt von den Herren der Schöpfung. Hier können beispielsweise Jacques Sernas, Arnoldo Foà, Marco Tulli oder Franco Fabrizi als Cesare Borgia für sehr patente Eindrücke sorgen, machen sich dabei mitunter zu Sklaven der Titelfigur und man wird so manch einen finden, der sich als solcher anbieten wird um das feurige Spiel anzuheizen. Gegen Ende dieser Grieco'schen Partie machen nahezu bizarr anmutende Schauplätze von sich reden, außerdem kommt es zu einem gelungenen Showdown im Folterkeller der Borgias. Das Finale kann sich schlussendlich sehen lassen, wenngleich das sentimentale Ende wie aus einer Liebes-Schmonzette entliehen wirkt. "Die Liebesnächte der Lucrezia Borgia" kann als bunte bis rasante Einheit überzeugen, in der es zwar nicht immer mit der gleichen Stringenz zugehen wird, man auf schauspielerischer Ebene jedoch Darbietungen über dem Durchschnitt finden kann. Durchzogen mit Belinda Lees Aura kann die Geschichte daher immer wieder für überzeugende Akzente sorgen, auch wenn es doch allzu vorhersehbar zugeht und sich das Gesamtgebilde nicht von der Konkurrenz abzuheben weiß.

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Count Yorga
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Re: DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Beitrag von Count Yorga »

Illustrierte Film-Bühne:

Bild
:hut:

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Prisma
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Re: DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Beitrag von Prisma »

Count Yorga hat geschrieben:
Mi., 05.11.2025 17:39
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Ein sehr ansprechendes Motiv. Schön vor allem auch wegen einer prominent im Bilde erfassten Belinda Lee und der schönen Prisma Verleihmarke. :D

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Sid Vicious
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Re: DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Beitrag von Sid Vicious »

Michèle Mercier mit 20 und ca. 5 Jahre vor Angélique.

Ich finde Filme wie DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA mittlerweile deutlich interessanter als diese Sleaze/"Erotik"-Werke von D´Amato und Co.. Mich öden selbst die Filme mit Gemser an.
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Prisma
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Re: DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA - Sergio Grieco

Beitrag von Prisma »

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 11.11.2025 09:23
Michèle Mercier mit 20 und ca. 5 Jahre vor Angélique.

Sie macht auch hier eine wirklich gute Figur und weckt Beschützerinstinkte.

Sid Vicious hat geschrieben:
Di., 11.11.2025 09:23
Ich finde Filme wie DIE LIEBESNÄCHTE DER LUCREZIA BORGIA mittlerweile deutlich interessanter als diese Sleaze/"Erotik"-Werke von D´Amato und Co.. Mich öden selbst die Filme mit Gemser an.

Das geht mit ganz genauso, wobei man die Filme oft nur schwer vergleichen kann. Laura Gemser war übrigens noch nie mein Fall.

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