MATCHLESS - DER UNSICHTBARE SPION - Alberto Lattuada

Agenten rippen einsam off - Bond-Kopien aus europäischem Klon-Technik-Anbau
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Sid Vicious
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MATCHLESS - DER UNSICHTBARE SPION - Alberto Lattuada

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Matchless
Regisseur: Alberto Lattuada
Kamera: Alessandro D'Eva
Musik: Gino Marinuzzi Jr., Ennio Morricone, Piero Piccioni
Drehbuch: Ermanno Donati, Alberto Lattuada, Luigi Malerba, Jack Pulman, Piero Regnoli
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Der amerikanische Journalist Perry Liston wird während seiner Recherchen in China der Spionage verdächtig und gerät in ein Gefangenenlager. Ein Mitinsasse, ein im Sterben liegender alter Mann, vermacht dem Agenten, der keiner ist, einen Ring, mit dem er (Perry Liston) sich unsichtbar und einhergehend vom Acker machen kann, um wohlbehalten in seine amerikanische Heimat zurückzukehren. Dort eingetroffen wird Liston aufgrund seiner aktuellen Fähigkeit sich unsichtbar zu machen von General Shapiro als Agent angeworben und einhergehend auf den Supervillian Andreanu, in dessen Besitz sich ein Serum befindet, dessen Wirkung Ost- wie Westagenten nicht abschätzen können, angesetzt. Dank seines Zauberrings gelingt es Liston das geheime Serum zu stibitzen, sodass ihm fortan diverse Agenten, die allesamt scharf auf den obskuren Trank sind, an den Fersen kleben.

„Matchless - Der unsichtbare Spion“ stellt sich als eine recht gelungene Genrepersiflage vor. Der Wortwitz der deutschen Synchronisation weiß überwiegend zu gefallen und verliert seine Kraft nur innert seiner phasenweise vorhandenen albernen Momente. Diese Albernheiten wurzeln wiederum in Situationen beziehungsweise Sequenzen, die einfach zu lang ausgespielt wurden, was sich in letzter Konsequenz als Manko ausbuchstabieren lässt, denn das Gesamtwerk könnte in gestraffter Form deutlich erfolgreicher sein, als es ihm schlussendlich beschieden ist. Und jetzt heißt es: Flink anschnallen, denn die Zeitmaschine (H. G. Wells wird uns tatsächlich begegnen) eiert los und macht in der zweiten Hälfte der 1940er eine erste Zwischenstation.

Die Zeit nach Hiroshima, die Zeit in der die Sowjets das Gefühl beschlich einige Meter Boden an die Amerikaner verloren zu haben, sodass den Russen ein Indikator beschert wurde, welcher der späteren Geburt des Kalten Kriegs, der sich schlussendlich über Propaganda sowie über den Wettkampf um den größeren Bizeps definierte, als Hebamme zur Seite stand. In diesem perversen Spiel um atomare Waffen dominierte auf sowjetischer Seite Pawel A. Sudoplatow, ein KGB Offizier, der als Dunkelmann für die Trotzki-Ermordung verantwortlich zeichnet und ab Mitte der 1940er als einer der Hauptakteure innert der Atomspionage agierte. Dieses Thema, das Wettrüsten mit dem Ziel die stärkste Atomwaffe zu kreieren respektive zu besitzen, wird von Alberto Lattuada mit einem begleitenden Augenzwinkern bagatellisiert, denn der Regisseur lässt die Großmächte in den Wettstreit um ein Serum einziehen, dessen Wirkung niemanden bekannt ist. Die Motivation zu diesem „Ringkampf“ besteht ergo lediglich darin, dem Gegner jenes Objekt der Begierde zu verwehren. Um den Zweikampf weiter anzuheizen tritt obendrein die maoistische Armee Rotchinas, ein überaus populäres Gefahrenbild des Agentenfilms, in die Schlacht um das umschwärmte Nichts ein. Währenddessen setzt die gelbe Gefahr auf Drehfolter und eine ganz besondere Form der Gesichtsumwandlung, welche eine Hirnumpolung inkludiert und dabei wahrhaft verblüffende Resultate erntet, die den Zuschauer manches Schmunzeln abverlangen.

Nebst dem erwähnten Schmunzelmodus dirigierte mich Alberto Lattuada allerdings auch in den Staunmodus, da der „Strippenzieher“ sein Finale nicht (wie bei einem den Ost West Konflikt ansprechenden Eurospy-Vehikel spekulierbar) in die einst geteilte Stadt, sondern in die Hansestadt Hamburg verlegt. Hier könnte man von der Verlagerung, einer speziellen Technik der Filmparodie, sprechen, da der Erwartungshaltung des fachkundigen Zuschauers ein topografischer Streich (Hansestadt statt Mauerstadt, Elbtunnel statt Abhörtunnel) gespielt wird.

Das personelle Kernstück innert der umrissenen Jagd, der Journalist Perry Liston, wird erst im Anschluss an seine Rückkehr aus China von General Shapiro zum Agenten ernannt. Der primäre Grund ist Listons Fähigkeit sich mithilfe eines Serums unsichtbar zu machen, was ihm - für eine begrenzte Zeit - die mächtigste Tarnung eines Spions beschert. Der Regisseur spielt somit mit einer Ingredienz, die Unsichtbarkeit, welche(s) vornehmlich dem Science Fiction- respektive dem Mad Scientist-Film zugeordnet wird.

Die Verwandlungen in eine andere Peron, in ein anderes Lebewesen oder in einen anderen Zustand lösen bei dem sich Verwandelnden meist derbe körperliche wie psychische Folgen aus. Doch divergierend zu dem feschen, gutherzigen und wissensdurstigen Doktor Jekyll oder zum verfluchten Plüschtier des Horrorkinos, dem Werwolf, der nach seiner Rückverwandlung zum Menschen ohne Kleidung sowie ohne Erinnerung an seine Gräueltaten dasteht oder liegt oder was weiß ich wie er aufwacht, hat Perry Liston während und unmittelbar nach seiner Unsichtbarkeit, freilich alles im Griff, erfreut sich bester Gesundheit und führt seine Gegenspieler fortwährend und überaus emsig an der Nase herum.

Das Thema Unsichtbarkeit verfügt innerhalb der Lichtspiele freilich über ein großzügiges Einsatzgebiet, was unter anderem dem Enkel von Dr. Jack Griffin (dem von H. G. Wells geschaffenen und von James Whale visualisierten Prototyp eines Unsichtbaren) ermöglichte (jedenfalls nachdem sich die USA von ihrer Neutralität gegenüber Hitlerdeutschland verabschiedeten), erstmals gegen die Nazis anzutreten. Eine Konfrontation, welche auch die seriellen Helden Mr. Moto, Sherlock Holmes und Tarzan nicht scheuten.

„Spione und Journalisten sagen nie die Wahrheit.“


Während der Exposition, die in China beginnt und in den USA abgeschlossen wird, erfahren wir, dass Liston im Laufe (s)eines Journalisteneinsatzes in Korea den Decknamen Matchless erhielt, welcher ihm in seiner neuen Rolle als Agent erhalten bleibt, was der Filmfirmierung („Matchless - Der unsichtbare Spion“) freilich (s)eine Legitimation bescheinigt. Dessen Darsteller, der Star aus zahlreichen TV-Serien und Genrefilmen, Patrick O'Neal, macht - wie man es von einem Routinier erwartet - seine Sache als Spion für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten recht gut. Weitere Auftritte wurden dem Agenten Matchless jedoch nicht zugestanden, sodass es schlussendlich bei einem einmaligen Einsatz im Eurospy-Universum blieb und Perry Liston kein Bekanntheitsgrad beschieden ist, der ihn in einem Popularitätsrennen mit Genrehausnummern wie Jack Clifton oder Francis Coplan konkurrieren ließe.

Fazit: „Matchless - Der unsichtbare Spion“ gestaltet sich - wie eingangs erwähnt - als eine ordentliche Genrepersiflage, über dessen Mankos man unverzagt hinwegsehen kann, sodass schlussendlich ein überwiegend positiver Eindruck erhalten bleibt. Besonders lobenswert ist übrigens der Morricone-Score, der in manchen Passagen gar gialloesk klingt.
https://italo-cinema.de/italo-cinema/it ... bare-spion
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Richie Pistilli
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Re: MATCHLESS - DER UNSICHTBARE SPION - Alberto Lattuada

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Matchless - Der unsichtbare Spion (D)
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Arabella, to gymno doloma ton kataskopon (GR)
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O Incomparável Espião (BRA)
Incomparable (ARG)
Mission Top Secret


IT 1967

R: Alberto Lattuada
D: Patrick O'Neal, Ira von Fürstenberg, Donald Pleasence, Henry Silva, Nicoletta Machiavelli, Ennio Antonelli, Sorrell Booke, Jacques Herlin, Elisabetta Wu, Andy Ho, Tiziano Cortini u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 24. November 1967

Synchronkartei

Italo-Cinema

Film-Rezensionen

Score: Ennio Morricone

IMCDb

OFDb



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"Welcher Spion kann sich schon unsichtbar machen? Das schafft nicht einmal James Bond."


Der amerikanische Journalist Perry Liston (Patrick O’Neal) wird bei seinen Recherchen in China der Spionage verdächtigt und verhaftet. Im Gefängnis trifft er einen sterbenden alten Mann, der ihm einen Zauberring vermacht. Mit Hilfe dieses Rings kann Perry sich für kurze Zeit unsichtbar machen und entkommt so seiner Exekution. Zurück in Amerika, wird Perry wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeit von General Shapiro (Howard St. John) als Geheimagent verpflichtet. Er erhält den Auftrag, mit dem englischen Supergangster Andreanu (Donald Pleasance) Kontakt aufzunehmen. Andreanu besitzt ein gefährliches Serum, dessen genaue Wirkung selbst dem amerikanischen Geheimdienst unbekannt ist. Mit Hilfe der Londoner Agentin Arabella (Ira von Fürstenberg) soll Perry dieses Serum stehlen - eine schwierige Aufgabe, denn der schottische Landsitz Andreanus wird streng bewacht. Doch dank seines Zauberrings kann Perry den Schlüssel zu einem Frankfurter Banksafe an sich bringen, in dem Andreanu das kostbare Serum aufbewahrt. Andreanu bemerkt den Diebstahl, doch bevor er in Frankfurt eintrifft, ist Perry bereits unterwegs nach Hamburg. Perry weiß nicht, dass sowohl der russische als auch der chinesische Geheimdienst großes Interesse an dem Serum haben. Es kommt zum Showdown im Hamburger Elbtunnel. [Quelle: Moviepilot]



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"Und so ging unser Held einsam durch die Bank, bekleidet mit einer Brille. Nackt war er ausgezogen, um die Welt zu retten."


Alberto Lattuadas Eurospy-Vertreter MATCHLESS - DER UNSICHTBARE SPION entpuppt sich nicht nur als eine hervorragend in Szene gesetzte Agentenkomödie, sondern auch um eine augenzwinkernde Parodie der 007-Filme, auf die sich im Handlungsverlauf immer wieder bezogen wird. An anderer Stelle ertönt obendrein "Suchen Sie vielleicht Perry Mason? Sein Büro ist um die Ecke, mein Herr" oder "Hey, mein Lieblingsprogramm: Solo für Onkel." Außerdem sind "die richtigen Agenten alle beim Film", was wiederum zu Folge hat, dass in dem vorliegenden Streifen ein Quereinsteiger den Superagenten mimt, der normalerweise einen ehrenwerten Job als Journalist ausübt. Als Hauptdarsteller verpflichtete Lattuada den US-amerikanischen Schauspieler Patrick O’Neal, der wiederum den "Agenten wider Willen" zufriedenstellend spielt. Alles beginnt mit der Gefangennahme durch die Chinesen, infolgedessen Percy Liston in einem Kerker nicht nur den rückgratlosen Geheimagenten Hank Norris kennen lernt, sondern auch einen im Sterben liegenden Asiaten, der ihm einen geheimnisvollen Ring vermacht, mit dem sich der Journalist fortan alle paar Stunden für 20 Minuten unsichtbar machen kann. Nachdem ihm mithilfe der Chinesin O-Lan die Flucht in die Vereinigten Staaten gelang, wird er von dem führenden Chef des Geheimdienstes gegen seinen Willen zur Agententätigkeit gezwungen: Liston soll ein wirkmächtiges Serum sicherstellen, das sich im Besitz des Supergangsters Gregori Andreanu befindet, der seine Zelte bereits seit Längerem in London aufgeschlagen hat. Was folgt, ist eine turbulente Reise, bei der es Liston auch noch die Hansestadt Hamburg verschlägt.


Alles in Allem ist Alberto Lattuada ein unterhaltsamer Agentenfilm gelungen, der nicht nur flott inszeniert wurde, sondern auch eine hervorragende Bildgestaltung aufweist. Während der Kern der Geschichte einen ernsthaften Handlungsverlauf aufweist, schwingt an der Oberfläche stets eine gewisse Komik mit, die sich sehr angenehm entfaltet und selten die Grenze zur Albernheit übertritt. Produziert wurde das Ganze von Dino De Laurentiis, der den Film an Schauplätzen in China, Washington, New York, London und Hamburg drehen ließ. Was die beteiligten Schauspieler anbelangt, so hat Lattuada ebenfalls ein gutes Händchen bewiesen, denn neben Patrick O’Neal glänzt vor allem Ira von Fürstenberg in der Rolle der bezaubernden Agentin Arabella, die, wenn sie nicht gerade Bilder mit dem Revolver malt, als Kontaktfrau zwischen Perry Liston und dem Supergangster Andreanu agiert. Eine umwerfende Darbietung, die Ira von Fürstenberg in diesem Film aufs Parkett legt. Ein wenig überdreht kommt die Darbietung von Donald Pleasance daher, der in der Rolle des Gangsters Andreanu brilliert. Während Henry Silva einen rückgratlosen Agenten verkörpert, der sich für Geld sogar vom chinesischen Geheimdienst anheuern lässt, spielt Nicoletta Machiavelli seine Assitentin Tipsy, die ihn bei seiner Arbeit professionell unterstützt. In weiteren Rollen treten außerdem Elizabeth Wu als "chinesische Emma Peel", Howard St. John als Geheimdienstchef Shapiro, Jacques Herlin als chinesischer Amtsarzt und der später als Boss Hogg (EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN) berühmt gewordene Sorrel Booke in Erscheinung. Abgerundet wird die gelungene Spionagekomödie mit einer ausgezeichneten Filmmusik von Ennio Morricone. Hierzulande wurde der Film 1967 im Kino aufgeführt sowie einige Male im TV ausgestrahlt. Was die deutsche Synchronfassung betrifft, so wurde diese nicht nur mit hervorragenden Sprechern besetzt, sondern macht auch ordentlich Laune. Was jetzt noch fehlt, ist eine adäquate Veröffentlichung für den deutschsprachigen Raum.


Fazit: "Diese dauernden Erschießungen, das bringt sie um."


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Richie Pistilli
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Re: MATCHLESS - DER UNSICHTBARE SPION - Alberto Lattuada

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TV-Fassung (HR):


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