LSD (D)
LSD - Inferno per pochi dollari (IT)
LSD - La droga del secolo (IT)
LSD - Una atomica nel cervello (IT)
Prisonniers du plaisir (F)
Paraísos artificiales (ES)
LSD: Infierno por un puñado de Dólares (ES)
LSD Flesh of Devil
IT 1967
R: Massimo Mida
D: Guy Madison, Franca Polesello, Mario Valgoi, Lucio De Santis, Isarco Ravaioli, Luciano Rossi, Adriano Micantoni, Lucia Modugno, Ruggero Salvadori, Karin Skarreso, Mariella Zanetti u.a.
Deutsche Erstaufführung: 22. September 1967
Wild, Wild Podcast
Score: Egisto Macchi
IMCDb
OFDb
Im Rahmen einer Beschattungsaktion wird eine Geheimagentin namens Sheila (Mariella Zanetti) von ihrer Zielperson getötet. Zuvor gelang es Sheila jedoch, ein Foto ihres Mörders zu machen, welches kurz darauf den Ermittlern ihrer Geheimdienststelle in die Hände fällt. Nach Auswertung jedweder Beweise steht für den Geheimdienst unumstößlich fest, dass das Verbrechen auf das Konto einer kriminellen Vereinigung mit dem Namen ECO geht, die wiederum ihrerseits ein global-diktatorisches Regime errichten möchte. Um ihr Ziel zu erreichen, geht das mächtige Syndikat über Leichen, denn ihr Ziel ist es sowohl die Händlungsfähigkeit jeglicher Armeen mithilfe von LSD zunichte zu machen als auch das Grundwasser sämtlicher Großstadtmetropolen auf diesem Planet mit dem synthetischen Halluzinogen zu vergiften. Um dieses Worst-Case-Scenario zu vermeiden, wird der Spezialagent Rex Miller (Guy Madison) damit beauftragt, unter Annahme einer falschen Identität die Verbrechensorganisation zu infiltrieren und den mephistophelischen Plan zu vereiteln. Und wie es der Zufall so will, wird just in diesem Moment der zwielichtige Schmuckhändler Alex Corey (Isarco Ravaioli) auf offener Straße ermordet. Da Corey zugleich als Drogenkurier für die Organisation tätig war, übernimmt Miller nicht nur kurzerhand dessen Identität, sondern erschleicht sich dadurch auch das Vertrauen eines Syndikatmitglieds namens Corba (Mario Valgoi), der ihn wiederum in den Kreis der ECO-Bande einführt. Zunächst scheint Millers Plan erfolgreich aufzugehen, doch irgendwann riecht der Kopf der Bande, ein gewisser Mr. X (Adriano Micantoni), den Braten, infolgedessen der Spezialagent ganz tief in die Bredouille gerät. Glücklicherweise findet er in Francesca (Franca Polesello), der Assistentin Corbas, eine Verbündete, mit deren Hilfe er fortan sein Ziel zu erreichen versucht. Bleibt letztlich die Frage, ob es dem unermüdlichen Spezialagenten gelingen wird, die kriminellen Machenschaften der ECO-Brüder zunichte zu machen, oder ob ihn über kurz oder lang das gleiche Schicksal wie Sheila ereilt?
„LSD: Hölle für ein paar Dollar"
Eins vorweg: Der italienische Bond-Clone LSD - INFERNO PER POCHI DOLLAR ist zwar inszenatorisch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, bietet aber den hartgesottenen Italo-Filmliebhabern aufgrund zahlreicher Irrwitzigkeiten sowie völlig unerwarteter Ereignisse und Wendungen einen recht hohen Unterhaltungswert. Im Gegensatz zu LSD - PARADIES FÜR 5 DOLLAR von Giuseppe Maria Scotese handelt es sich bei LSD - INFERNO PER POCHI DOLLAR weniger um einen halluzinogenen Psychofilm, der sich vordergründig mit den Folgen der Droge befasst, sondern vielmehr um einen actionreichen Eurospy-Vertreter, bei dem die psychotrope Substanz lediglich als Teil der übergeordneten Handlung eine Rolle spielt. Der Film bietet neben jeder Menge Lysergsäurediäthylamid eine hanebüchene Handlung, bizarre Trip-Sequenzen, unerwartete Gewaltszenen, Explosionen, billige Spionagegeräte, Verfolgungjagden, konfuse Ballerorgien, außergewöhnliche Tanzeinlagen, implantierte Funksender, hölzern wirkende Prügeleien und urlaubshafte Drehorte entlang des Comer Sees.
Eröffnet wird der obskure Film mit einem wahnwitzigen Vorspann, der daherkommt wie ein lauter Knall: Ein kleiner Junge tötet vor den Augen eines jungen Mädchens mehrere Männer - und zwar mit einem explodierenden Spielzeugauto und Curare-Pfeilen, die er mit einem Blasrohr verschießt. Am Ende dieser kurzen Sequenz stellt sich der Junge den Zuschauern mit den folgenden Worten vor: „Mein Name ist Rex Miller: Wenn ich groß bin, werde ich Geheimagent!“. Obwohl der Filmflow danach etwas abflacht, punktet der Streifen dennoch aufgrund seiner paranoid-halluzinatorischen Geschichte und ominösen Trip-Sequenzen. In einer Szene wird beispielsweise ein Bataillon Marinesoldaten mit LSD vollgepumpt, infolgedessen die Soldaten an Ort und Stelle erstarren, bizarre Tänze aufführen, wie Kinder herumhüpfen, sich auf dem Boden winden, sich willenlos umarmen oder zu beten beginnen. In einer weiteren Sequenz wird an einem ahnungslosen Opfer die Wirkung der Droge ausprobiert, was wiederum zur Folge hat, dass die Probantin wild kichernd mit spastischen Bewegungen durch den Raum tanzt, sich ebenfalls auf dem Boden wälzt, körperlich verrenkt, nicht weiß, ob sie lachen oder weinen soll, dabei ganz komisches Zeug sieht und am Ende aus dem offenen Fenster springt. Angesichts der filmischen Umsetzung dieser Trip-Sequenzen ist stark davon auszugehen, dass niemand der Verantwortlichen jemals selbst die psychotrope Substanz eingenommen hat. Und Timothy Leary wurde offensichtlich im Vorfeld auch nicht befragt.
Massimo Mida, der sich für den vorliegenden Film hinter dem Pseudonym Mike Middleton versteckte, war der Sohn des Schriftstellers Mario Puccini und Bruder des Regisseurs Gianni Puccini. Nachdem er in jungen Jahren ein Jurastudium erfolgreich abschloss, erwarb er am Centro Sperimentale di Cinematografia ein Regiediplom. Seine journalistische Laufbahn begann er als Filmkritiker für "Unione Sarda", "Raese Sera", "Cinema" und "Bianco e Nero", bevor er 1942 in Zusammenarbeit mit Roberto Rossellini sein Debüt als Drehbuchautor gab. In den darauffolgenden Jahren wirkte er an Drehbüchern für Filme wie beispielsweise LUCI DEL VARIETÀ, ACHTUNG! BANDITI!, LONDON RUFT NORDPOL, GESCHLOSSENE GARDINEN und EUROPA '51 mit. Nebenbei arbeitete er auch als Dokumentarfilmer und drehte Kurzfilme über die Mafia. Gemeinsam mit Carlo Lizzano inszenierte er den Film AM RANDE DER GROßSTADT. Zu seinen eigenen Regiearbeiten zählten Filme wie beispielsweise IL FRATELLO, ERZÄHLUNGEN AUS DER NEUEN WELT, BIANCO ROSSO GIALLO ROSA, eine Episode von AMORE IN VIER DIMENSIONEN und eben LSD - INFERNO PER POCHI DOLLAR.
Als Hauptdarsteller verpflichtete Massimo Mida für seine halluzinogene Eurospy-Produktion den US-amerikanischen Schauspieler Guy Madison, der in der Rolle des Spezialagenten Rex Miller eine gute Figur abgibt. Lediglich bei den Prügeleien wirkt sein Schauspiel ein wenig ungelenk und hölzern. Die weibliche Hauptrolle wurde der hübschen Schauspielerin Franca Polesello zugesprochen. Als Nebendarsteller treten außerdem solch illustre Gestalten wie Isarco Ravaioli und Luciano Rossi auf den Plan. Als Kameramann wurde niemand Geringeres als Silvano Ippoliti verpflichtet. Abgerundet wurde das Spektakel mit einer Filmmusik von Egisto Macchi, die sich ebenfalls hören lassen kann. Am meisten erstaunte mich aber, dass der Film auch hierzulande im September 1967 unter dem Titel "LSD" seinen Weg in die deutschen Kinos fand. Somit wäre es ein Traum, wenn der Streifen irgendwann auf einem digitalen Medium in der deutschen Synchronfassung veröffentlicht werden könnte, denn ich könnte mir gut vorstellen, dass der Film in dieser Fassung einen noch weitaus größeren Spaß bereitet. Daher wäre es auch spannend zu wissen, ob irgendwo in den einschlägigen Archiven oder bei Privatsammlern noch eine Kopie dieser halluzinogenen Eurospy-Produktion schlummert, die von einem mutigen Label veröffentlicht werden könnte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Fazit: Ein triviales Filmvergnügen, bei dem das Acid aus jeder Ritze des Zelluloids trieft. Herrlicher Irrsinn!
Filmplakate:
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Filmausschnitte: LSD-Trip-Sequenzen
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Titelvorspann:
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Score:
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Trailer: