DER KUSS DES VAMPIR - Don Sharp

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doobee
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DER KUSS DES VAMPIR - Don Sharp

Beitrag von doobee »

Der Kuss des Vampir
The Kiss of the Vampire
Grossbritannien 1963
Regie: Don Sharp
Edward de Souza, Jennifer Daniel, Noel William, Clifford Evans, Barry Warren

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Irgendwo in Europa, um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts; das Ehepaar Marianne (Jennifer Daniel) und Gerarld Harcourt (Edward de Souza) sind auf Hochzeitsreise. Sie sind mit einem zur damaligen Zeit noch sehr raren Automobil unterwegs. Ihnen geht das Benzin aus und sie stranden im Nirgendwo. Schliesslich landen sie in einem kleinen Kaff und steigen im „Grand Hotel“, einer schäbigen Bruchbude, ab. Ihre Ankunft ist nicht unbemerkt geblieben, denn sie erhalten eine Einladung von Dr. Ravna (Noel Willman), dem Schlossherrn von Schloss Ravna, welches über dem Dorf thront. Es wird ein Maskenball gegeben und Dr. Ravna entpuppt sich als Anführer einer Vampirsippe. Er lässt Marianne in seine Gemächer entführen und macht sie zu seiner Jüngerin. Gerald lässt er aus dem Schloss werfen und alle Beteiligten verleugnen plötzlich dass Marianne je existiert hat. In seiner Verzweiflung wendet sich Gerald an Professor Zimmer (Clifford Evans). Dieser ist Kenner des Okkultismus und hat mir Dr. Ravna noch eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen. Die beiden machen sich auf, Dr. Ravna und seiner Sippe den Garaus zu machen……

Dies war nach „Dracula“ und „Dracula und seine Bräute“ der dritte Ausflug von Hammer Films ins Reich der Vampire. Regie führte Don Sharp und dies war seine erste Arbeit für Hammer und sein erster Horrorfilm überhaupt. Dafür erweist er sich als ausserordentlich stilsicher. Er spannt einen immer intensiver werdenden Spannungsbogen. Es beginnt mit der grossartigen Eröffnungsszene, welche uns ein etwas anderes Begräbnis zeigt und zu den stärksten Szenen in einem Hammerfilm überhaupt gehört. Danach flacht die Story etwas ab, wird jedoch nicht langweilig, denn Kameramann Alan Hume, ein altgedienter Profi, verwöhnt uns mit berauschenden, farbenprächtigen Bildern. Dazu kommt die exzellente Musik von Hammer Hauskomponist James Bernard. Er hat nicht nur eine unheilschwangere Titelmelodie mit Streichern, Klavier und dramatischen Trompetenstössen geschrieben sondern auch gleich noch einen Walzer, welcher am Maskenball erklingt und ein Klavierstück, welches von Carl (Barry Warren), dem Sohn von Dr. Ravna, zum Besten gegeben wird. Die Sets und Kostüme sind gewohnt stilvoll, wobei das Innere von Schloss Ravna bereits ein paar Jahre zuvor als Kulisse für „Dracula“ gedient hatte. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Tatsache, wie die Vampire hier gezeigt werden. Sie können sich tagsüber durchaus frei bewegen, sofern sie nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Prof. Zimmer bekämpft sie auch nicht mittels konventionellem Holzpflock sondern mit einer Teufelsbeschwörung, welche dazu dient dass das Böse sich selber vernichtet. Dies bietet Anlass für einen wiederum sehr guten und dramatischen Showdown, als sich die Fledermäuse über die Vampire hermachen. Neben der Eröffnungsszene und dem Showdown gibt es wenig bis gar nichts an Schockeffekten zu bewundern. Dies stört aber den positiven Gesamteindruck keineswegs.

Clifford Evans hatte zuvor schon in Hammers „Der Fluch von Siniestro“ überzeugt und glänzt hier erneut in der Rolle Rolle des gebrochenen, alkoholkranken Prof. Zimmer. Edward de Souza hatte ebenfalls zuvor schon in einem Hammer Film mitgewirkt, nämlich in „Das Rätsel der unheimlichen Maske“, Hammers Adaption des klassischen „Das Phantom der Oper“-Stoffes. Hier agiert er als Gerald sehr souverän und ohne Durchhänger. Erwähnenswert ist auch die tolle Leistung von Noel Willman als mysteriöser, charismatisch-arroganter Dr. Ravna. Er ist nach Christopher Lee sicherlich der beste Obervampir, der je durch die Hammer-Sets gewandelt ist.

Fazit: Stilvoller Gothic-Grusel aus dem Hause Hammer. Nicht deren bester Vampirfilm, aber dank der stimmigen Inszenzierung und der hervorragenden Eröffnungs- und finalen Sequenz auf jeden Fall ein Genuss. 6/10

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