KOMMISSAR FREYTAG

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Prisma
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KOMMISSAR FREYTAG

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+KommissarFreytag.JPG

● KOMMISSAR FREYTAG (D|1963-65)
in den Hauptrollen | Konrad Georg | Willy Krüger | Dieter Moebius | Ralf Gregan | Helmuth Schneider
eine Produktion der IFI Film | im Auftrag des HR
eine Serie von Michael Braun und Hans Stumpf



Die 39teilige Krimiserie "Kommissar Freytag" erschien im Jahr 1963 im Vorabendprogramm des Hessischen Rundfunks und brachte es bis 1965 auf drei Staffeln. So handelte es sich um die erste deutsche Reihe mit kriminalistischem Inhalt, die in jeder Folge von einem Kommissar geführt und aufgeklärt wurde, in diesem Fall von dem seinerzeit beliebten TV-Star Konrad Georg. Unter der Regie von Michael Braun und Hans Stumpf entstanden zunächst 21minütige Episoden, die ab Folge vierzehn auf 25 Minuten aufgestockt wurden. Das Publikum bekommt in sich abgeschlossene Fälle geboten, die sich mit Diebstahl bis Mord beschäftigen. Die Titelfigur schafft es dabei spielend und nicht minder bestimmend, die teils undurchsichtigen Aufgaben zu lösen und sich in genügendem Maß zu profilieren, was nicht zuletzt an Konrad Georgs besonderer Interpretationsgabe liegt. Auch die erweiterten Hauptrollen können sich durchaus sehen lassen, von den verschiedenen Gästen ganz zu schweigen. Das Tempo späterer Kriminalserien wird hier noch nicht erreicht, was auch an der begrenzten Spielzeit liegen mag, allerdings kann man sich in der Regel auf gut konzipierte Fälle und überzeugende Charaktere verlassen, die "Kommissar Freytag" zu einem Klassiker der deutschen TV-Krimi-Landschaft werden lassen. Immer wieder gerne gesehen.

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Prisma
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Re: KOMMISSAR FREYTAG

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● FOLGE 38 | ZAMPO, DER GERECHTE (D|1966)
mit Konrad Georg, Willy Krüger, Dieter Moebius, Ralf Gregan
Gäste: Helga Marlo, Karl Bockx, Volker Pfeffer, Fritz Korn, Henry van Lyck
eine Produktion der IFI Film | im Auftrag des HR
Regie: Hans Stumpf



Oberbürgermeister Dr. Ulmer wendet sich besorgt an Kommissar Freytag, da der Politiker erneut einen anonymen Drohbrief erhalten hat, der dieses Mal konkret auf eine Gewalttat an einer Familie hinweist. Handelt es sich nur um einen Geisteskranken oder müssen die Drohungen ernst genommen werden? In letzter Sekunde kann ein Sprengstoff-Attentat vereitelt werden. Kommissar Freytag übernimmt die Ermittlungen in diesem heiklen Fall und kann schon bald auf die Spur des gefährlichen Unbekannten kommen...

Sind Serien-Episoden wie hier auf eine Zeit zwischen 22 und 25 Minuten begrenzt, müssen die entsprechenden Fälle minutiös abgewickelt werden. Da wenig Füllmaterial zur Verfügung steht, die beteiligten Charaktere oft nur kurz zu sehen sind und man relativ schnell wieder zum Ende kommen muss, kann der Eindruck entstehen, dass die Geschichten vielleicht etwas substanzlos sind, doch sie konzentrieren sich im Grunde genommen nur auf das Wesentliche. In der bereits vorletzten Episode der beliebten Vorabendserie ist ein möglicherweise Wahnsinniger am Werk, der nicht nur leere Drohungen ausstößt, sondern Nägel mit Sprengköpfen macht, immerhin explodiert bei seiner Zielscheibe wenig später eine Bombe, die offenbar selbst zusammengebastelt wurde. Prekär an der Angelegenheit bleibt, dass es wirklich äußerst knapp war, denn Frau Ulmer hatte am Ende nur etwa zwei Minuten Zeit, das Haus mit ihrem Kind und dem Dienstmädchen zu verlassen. Diese passgenau platzierte Spannung tut dieser Episode sehr gut, sie läuft, ohne dass viele Worte über den Ursprung verloren werden. Kommissar Freytag wird nach dem jüngsten Drohbrief unverzüglich informiert, was dem Zuschauer suggeriert, dass er längst mit den Gegebenheiten vertraut sein muss. Seine Ermittlungsarbeit gestaltet sich besonnen und überlegt, was sich noch als gute Voraussetzung herausstellen wird, vor allem, wenn er dem Gesuchten am Ende gegenübersteht. Konrad Georg wirkt insgesamt wie geschaffen für die Rolle des Ermittlers, der seine Vehemenz mit unverkennbaren Attributen ausstattet, was sich von der Stimmgebung bis hin zu Gestik und Mimik zieht. Als das Päckchen mit dem Sprengstoff hochgeht, wird auch dem Letzten klar, dass es sich nicht nur um die Spielereien eines Irren handelt.

Was hätte nicht alles passieren können? Die Bombe hätte bereits auf dem Postweg hochgehen können, immerhin sind Verzögerungen doch nicht gerade unwahrscheinlich. Frau Ulmer und ihr kleines Kind hätten tödlich oder zumindest schwer verletzt sein können; es wäre so gut wie alles möglich gewesen, da sich die Planbarkeit in Grenzen hält. Dies alles scheinen Indikatoren dafür zu sein, dass man es nicht mit einem kühl und rational kalkulierenden Verbrecher zu tun hat, sondern mit einem Verrückten, dem es auch noch Spaß zu machen scheint, seine Opfer zu quälen und die Ermittler vorzuführen. Zumindest so weit wie möglich. Die besondere Stärke dieser manchmal doch recht spannenden Episode ist sicherlich ihre raffinierte Auflösung, wobei alles inszenatorisch handelsüblich erscheint und bleibt, es sind jedoch spezielle Einfälle, die etwas Drive aufkommen lassen. Außerdem wird die Unerschrockenheit eines Kommissar Freytag unterstrichen, wo es nur möglich ist. In der Zwischenzeit sind überaus angenehme Darbietungen von Helga Marlo, Volker Pfeffer oder Karl Bockx zu sehen, wobei ausgiebige Screentime aufgrund der Kürze der Folge natürlich anders aussieht und es andernorts sicherlich prominenter ausgesehen hat. Dem Empfinden nach ist der geschilderte Fall nah an der Realität, da er möglicherweise tatsächlich nebenan passieren könnte, außerdem ist die Zielscheibe Politik stets ein ergiebiges Thema für Attacken aller Art gewesen. "Zampo, der Gerechte" läutet bereits so gut wie das Ende der Serie ein und befasst sich mit einem sogenannten Gerechten, dem am Ende noch spürbar die Luft ausgehen wird, da Kommissar Freytag die Fäden nie aus der Hand geben wird. So bleibt am letztlich nur ein sogenannter Gerechter zurück und ein Fuchs, dem man nichts vormachen sollte.

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Prisma
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Re: KOMMISSAR FREYTAG

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● HELGA MARLO als CHARLOTTE ULMER in
KOMMISSAR FREYTAG - ZAMPO, DER GERECHTE (D|1966)



Helga Marlos Karriere nahm Fahrt in bekannten deutschen Kriminal-Reihen auf, in denen sie Charaktere aller Couleur angenommen hatte, auch wenn sich dies in kleinerem Rahmen abspielen sollte. In der sich bereits dem Ende zuneigenden Serie "Kommissar Freytag" ist Helga Marlo in der Rolle der Oberbürgermeister-Gattin Charlotte Ulmer zu sehen - ein Part, der wie für sie gemacht zu sein scheint, zumal sie eine bemerkenswert damenhafte Ausstrahlung zu vermitteln weiß, die dem Anschein nach mit einer gehoben-bürgerlichen Attitüde gekoppelt ist, was sie völlig greifbar erscheinen lässt. Frau Ulmer scheint die Managerin ihres Tagesablaufs und den dazugehörigen gesellschaftlichen Pflichten zu sein. Gewisse Arbeiten erledigt das Dienstmädchen, die Erziehung der noch kleineren Kinder ist in den wichtigsten Bereichen wohl Chefinnensache. Helga Marlo fällt bereits in ihren ersten Einstellungen überaus positiv auf, zumal sie in diesem Fall einen neutralen Charakter zum Besten gibt, der in den Radius der möglichen Opferrolle gebracht wird. Ihr Mann erhält Drohbriefe von einem Unbekannten der sich einfach nur "Zampo" nennt. Die Hintergründe sind bislang unklar, obwohl Kommissar Freytag bereits am Ermitteln ist. »Die Stunde der Abrechnung ist gekommen. Noch ehe die Mittagsglocke schlägt, wird deine Sippe die Zeche bezahlen! Zampo, der Gerechte.« Dieser Brief erreicht den Kommunalpolitiker in seinem Büro, der umgehend seine Gattin anruft. Am Telefon wird Charlotte Ulmer eindringlich von ihrem Mann gewarnt, das Haus mit den Kindern und dem Dienstmädchen zu verlassen, zumal ein Päckchen abgegeben wurde, dessen Absender eben der des Phantoms ist, außerdem tickt wie eine Uhr. Hals über Kopf rennt die Familie aus dem Haus, die Polizei trifft zur selben Zeit ein, bis tatsächlich eine Bombe hochgeht. Der Zuschauer bekommt unmittelbar zu spüren, dass es denkbar knapp gewesen ist. Diese ersten Szenen zeichnen eine bedrohliche Atmosphäre, in der Charlotte Ulmer sich als eigentlich Unbeteiligte befindet, wenn sie ihrem Ehemann nicht bedingungslos als treue Ehefrau zur Seite stehen würde.

Wie erwähnt macht die immer noch attraktive Interpretin einen sehr soliden Eindruck in ihren wenigen Einstellungen, denn sie kann sich der Situation und dem Ambiente perfekt und mit Leichtigkeit anpassen. Einige Kostproben ihrer Körpersprache, Stimmfärbung und Ausstrahlung machen sehr viel aus wenig Screentime, doch der Zuschauer ahnt, dass die verängstigte und aufgebrachte Frau nachhaken wird, spätestens wenn die Verhöre durch den Kommissar angestrengt werden, der offensichtlich keine Gefahr scheut. Doch was veranlasst den Unbekannten beziehungsweise vielleicht sogar Geisteskranken, zu solch drastischen Mitteln bei seiner Zielscheibe zu greifen? Frau Ulmer wirkt ratlos aber ebenso diskret, da die Angelegenheit ohne die Öffentlichkeit geklärt werden sollte. Helga Marlo hatte zu dieser Zeit eine Marktlücke entdeckt, denn sie spielte fortan Frauenrollen, von denen es lange hieß, dass keinerlei Rollen für sie zu vergeben seien. Vielleicht gehört zur Wahrheit dazu, dass andere Kolleginnen solche marginalen Rollen erst gar nicht angenommen hätten, da sie sicherlich fernab der Rentabilität verbucht werden mussten. Für eine Schauspielerin, die erst Fuß fassen wollte, kamen Engagements in bekannten Serien, die naturgemäß ein breites Publikum erreichen sollten, gerade recht, bis sie sich schließlich einen Namen als Elga Machaty in anderen Produktionen zu machen versuchte. Der Auftritt der Charlotte Ulmer bleibt nicht unbedingt im Gedächtnis, da es sich doch um eine sehr begrenzte Art der Möglichkeit handelt. Bezieht man die kurze Auftrittsdauer auf die der Serien-Episode, bleibt jedoch alles im Rahmen. Es ist am Ende doch etwas schade, dass man Helga Marlo nicht noch einmal gegen Ende der Episode sieht, oder wenigstens bei Befragungen durch den Kommissar, aber sie hinterlässt in ihrem Mini-Auftritt einen guten Eindruck dank guter Performance, die der Folge "Zampo, der Gerechte" sehr gut steht. Für Marlo sollten noch einige weitere Auftritte in kriminalistischen Vorabendserien folgen, auch wenn sich heute kaum mehr jemand an sie erinnert, denn dafür war ihre Schaffensperiode insgesamt zu kurz, auch wenn sie breit aufgestellt war.



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Re: KOMMISSAR FREYTAG

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● FOLGE 08 | VERGANGENHEIT GEGEN BAR (D|1964)
mit Konrad Georg und Willy Krüger
Gäste: Robert Naegele, Alexander Hegarth, Bum Krüger, Käthe Itter, Ursula Wolff, Franz Fröhlich und Marina Petrowa
eine Produktion der IFI Film | im Auftrag des HR
Regie: Michael Braun



Kurz vor seiner Hochzeit wird Herr Wenninger von einem raffinierten Erpresser-Duo in eine Falle gelockt. Die attraktive Lydia bringt ihn in seinem Zugabteil in eine sehr heikle Situation, denn sie reißt sich die Kleider vom Leib und ruft plötzlich um Hilfe. Als zahlreiche Fahrgäste herbeieilen, sehen sie in Wenninger nur einen Lüstling, der die wehrlose Frau gefügig machen wollte. Am vermeintlichen Tatort schießt Lydias Komplize kompromittierende Fotos, die er seinem Opfer für 14 000 D-Mark zum Verkauf anbietet, da er sich ansonsten gezwungen sähe, dessen Braut zu informieren …

In der achten Folge der beliebten Kriminalserie "Kommissar Freytag" wird kriminalistisch gesehen ein absoluter Klassiker präsentiert, denn es handelt sich um gemeine Erpressung. Mit einfachen Mitteln inszeniert und ebenso simpel von dem kriminellen Paar durchgezogen, entsteht eine überaus kompromittierende Situation vor Zeugen, die alles andere als gerecht aber eben wirksam erscheint. Es ist genau zu erkennen, dass sich das Erpresserpaar minutiös vorbereitet hatte, denn der Zuschauer sieht bereits den zweiten Schritt dieser Operation, denn zuvor wurde bereits ein Erpresserbrief verschickt, der in der Vergangenheit des Opfers herumstochert. Die gefundenen Leichen im Keller bedeuten naturgemäß die Wirkung von Sprengstoff, denn die günstigen Voraussetzungen für die Drahtzieher sind gleichzeitig denkbar ungünstige für den Herrn, dem man eine sexuelle Belästigung anzuhängen versucht. Mehrere Augen von Unbeteiligten können sich nicht irren, der Blick auf die verzweifelt aufspielende Frau verschärft das unerbittliche Gericht der Fahrgäste. Für den weiblichen Köder hätte es zahllose Interpretinnen gegeben, die diesem durch Attraktivität und Image eine hohe Glaubwürdigkeit verliehen hätten, doch Marina Petrowa bietet noch etwas mehr an, denn sie wirkt wie der Prototyp dessen, was man sich im Grunde genommen vorstellt. Gemeinsam mit Alexander Hegarth entsteht die Gewissheit, dass es sich nicht um den ersten Fischzug dieser Art handeln dürfte, sodass der Strick um den Hals des Opfers ziemlich fest sitzt und nur noch zugezogen werden müsste. Erneut begrenzt auf kaum 25 Minuten Spielzeit, müssen viele Etappen in dieser Episode untergebracht werden, die vom Erstkontakt zwischen Kriminellen und Opfer über die Empörung wegen der Vergangenheit des Schwiegersohns in spe bis hin zur Kontaktaufnahme mit dem Kommissar gehen.

Konrad Georg bekommt in dieser Episode alleine aus dramaturgischen Gründen nur recht wenig Screentime eingeräumt, die der Mainzer Interpret wie gewöhnlich optimal nutzen kann. Seine Verhöre gestalten sich ökonomisch und es ist ihm möglich, blitzschnell und resolut zu reagieren beziehungsweise intervenieren. Zuvor konnte das Publikum noch Zeuge von Kleinbürgertum aus besserem Hause werden, denn Bum Krüger als designierter Schwiegervater des Mannes, der im Zug in die Falle getappt ist, kennt nur den Reflex des kurzen Prozesses. So ist der Bräutigam seiner Tochter schnellstens abgesägt, das Familienoberhaupt spricht ein Machtwort, sodass alle Pläne vom Tisch sind, bevor Wennigner überhaupt hinauskomplimentiert ist. Kommissar Freytags Routine und Spürsinn werden es schon richten, sodass man sich schnell zu Füßen einer feudalen Villa mit Swimmingpool wiederfindet, die offenbar dem Erpresser gehört. Schaut man sich das opulent ausgestattete Ambiente an, liegt der Gedanke nicht fern, dass es wohl schon viele Personen gegeben hat, die in gleicher Art und Weise geprellt und um mehrere Tausend D-Mark erleichtert wurden. Der Fall läuft insgesamt geradlinig und innerhalb aller Möglichkeiten mehr als zufriedenstellend ab, kann darüber hinaus sehr gut unterhalten, zumal ein Thema behandelt wird, das den Gerechtigkeitssinn des Publikums empfindlich trifft. Regisseur Michael Braun bringt den Fall ohne viel Getöse zu einem guten Abschluss, sodass man hier von einer der besseren Folgen der Reihe sprechen kann. Ausgestattet mit wachen Interpreten, unter denen vor allem Robert Naegele, Alexander Hegarth, Marina Petrowa oder Bum Krüger zu nennen sind, und gut ausbuchstabierten Turbulenzen und eindrücklichen Szenen, kann die bereits vom Titel her vielversprechende Episode "Vergangenheit in bar" von Anfang bis Ende überzeugen.

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