● FOLGE 08 | VERGANGENHEIT GEGEN BAR (D|1964)
mit Konrad Georg und Willy Krüger
Gäste: Robert Naegele, Alexander Hegarth, Bum Krüger, Käthe Itter, Ursula Wolff, Franz Fröhlich und Marina Petrowa
eine Produktion der IFI Film | im Auftrag des HR
Regie: Michael Braun
Kurz vor seiner Hochzeit wird Herr Wenninger von einem raffinierten Erpresser-Duo in eine Falle gelockt. Die attraktive Lydia bringt ihn in seinem Zugabteil in eine sehr heikle Situation, denn sie reißt sich die Kleider vom Leib und ruft plötzlich um Hilfe. Als zahlreiche Fahrgäste herbeieilen, sehen sie in Wenninger nur einen Lüstling, der die wehrlose Frau gefügig machen wollte. Am vermeintlichen Tatort schießt Lydias Komplize kompromittierende Fotos, die er seinem Opfer für 14 000 D-Mark zum Verkauf anbietet, da er sich ansonsten gezwungen sähe, dessen Braut zu informieren …
In der achten Folge der beliebten Kriminalserie "Kommissar Freytag" wird kriminalistisch gesehen ein absoluter Klassiker präsentiert, denn es handelt sich um gemeine Erpressung. Mit einfachen Mitteln inszeniert und ebenso simpel von dem kriminellen Paar durchgezogen, entsteht eine überaus kompromittierende Situation vor Zeugen, die alles andere als gerecht aber eben wirksam erscheint. Es ist genau zu erkennen, dass sich das Erpresserpaar minutiös vorbereitet hatte, denn der Zuschauer sieht bereits den zweiten Schritt dieser Operation, denn zuvor wurde bereits ein Erpresserbrief verschickt, der in der Vergangenheit des Opfers herumstochert. Die gefundenen Leichen im Keller bedeuten naturgemäß die Wirkung von Sprengstoff, denn die günstigen Voraussetzungen für die Drahtzieher sind gleichzeitig denkbar ungünstige für den Herrn, dem man eine sexuelle Belästigung anzuhängen versucht. Mehrere Augen von Unbeteiligten können sich nicht irren, der Blick auf die verzweifelt aufspielende Frau verschärft das unerbittliche Gericht der Fahrgäste. Für den weiblichen Köder hätte es zahllose Interpretinnen gegeben, die diesem durch Attraktivität und Image eine hohe Glaubwürdigkeit verliehen hätten, doch Marina Petrowa bietet noch etwas mehr an, denn sie wirkt wie der Prototyp dessen, was man sich im Grunde genommen vorstellt. Gemeinsam mit Alexander Hegarth entsteht die Gewissheit, dass es sich nicht um den ersten Fischzug dieser Art handeln dürfte, sodass der Strick um den Hals des Opfers ziemlich fest sitzt und nur noch zugezogen werden müsste. Erneut begrenzt auf kaum 25 Minuten Spielzeit, müssen viele Etappen in dieser Episode untergebracht werden, die vom Erstkontakt zwischen Kriminellen und Opfer über die Empörung wegen der Vergangenheit des Schwiegersohns in spe bis hin zur Kontaktaufnahme mit dem Kommissar gehen.
Konrad Georg bekommt in dieser Episode alleine aus dramaturgischen Gründen nur recht wenig Screentime eingeräumt, die der Mainzer Interpret wie gewöhnlich optimal nutzen kann. Seine Verhöre gestalten sich ökonomisch und es ist ihm möglich, blitzschnell und resolut zu reagieren beziehungsweise intervenieren. Zuvor konnte das Publikum noch Zeuge von Kleinbürgertum aus besserem Hause werden, denn Bum Krüger als designierter Schwiegervater des Mannes, der im Zug in die Falle getappt ist, kennt nur den Reflex des kurzen Prozesses. So ist der Bräutigam seiner Tochter schnellstens abgesägt, das Familienoberhaupt spricht ein Machtwort, sodass alle Pläne vom Tisch sind, bevor Wennigner überhaupt hinauskomplimentiert ist. Kommissar Freytags Routine und Spürsinn werden es schon richten, sodass man sich schnell zu Füßen einer feudalen Villa mit Swimmingpool wiederfindet, die offenbar dem Erpresser gehört. Schaut man sich das opulent ausgestattete Ambiente an, liegt der Gedanke nicht fern, dass es wohl schon viele Personen gegeben hat, die in gleicher Art und Weise geprellt und um mehrere Tausend D-Mark erleichtert wurden. Der Fall läuft insgesamt geradlinig und innerhalb aller Möglichkeiten mehr als zufriedenstellend ab, kann darüber hinaus sehr gut unterhalten, zumal ein Thema behandelt wird, das den Gerechtigkeitssinn des Publikums empfindlich trifft. Regisseur Michael Braun bringt den Fall ohne viel Getöse zu einem guten Abschluss, sodass man hier von einer der besseren Folgen der Reihe sprechen kann. Ausgestattet mit wachen Interpreten, unter denen vor allem Robert Naegele, Alexander Hegarth, Marina Petrowa oder Bum Krüger zu nennen sind, und gut ausbuchstabierten Turbulenzen und eindrücklichen Szenen, kann die bereits vom Titel her vielversprechende Episode "Vergangenheit in bar" von Anfang bis Ende überzeugen.