DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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Prisma
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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

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● DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN / LA LOCANDA DELLE BAMBOLE CRUDELI (D|I|1967)
mit Essy Persson, Karin Field, Erik Schumann, Margot Trooger, Helga Anders, Gabriella Giorgelli, Dominique Boschero, Jane Tilden,
Stefan Savo, Angelica Ott, Sergio Lanfredi, Balduin Baas, Joachim Teege, Rolf von Nauckhoff, Ilse Peternell und Ellen Schwiers
eine Produktion der Lisa-Film | Bruno Ceria | im Constantin Filmverleih
ein Film von Rolf Olsen

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»Wie weit ist es denn noch zu diesem vergammelten Rasthaus?«


Bob Fishman (Erik Schumann) und seine Geliebte Betty Williams (Essy Persson) überfallen gemeinsam ein Juweliergeschäft, doch der Coup läuft schief und ein Polizist kommt dabei zu Tode. Betty, die den Namen ihres Komplizen verschweigt, wird wegen Raub mit Todesfolge zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Gefängnis herrscht ein hartes und brutales Regiment, Betty schmiedet einen Fluchtplan, der schließlich gelingt und sie flieht mit vier weiteren Insassinnen. Ihr Ziel ist der Aufenthaltsort ihres Freundes, der mittlerweile in einem unscheinbaren Rasthaus unter falschem Namen arbeitet. Dort muss sie jedoch erfahren, dass Bob sie fast schon vergessen hatte. Da die Ausbrecherinnen für die weitere Flucht an Geld kommen müssen, werden weitere Maßnahmen ergriffen. Doch es kommt zu unvorhergesehenen Komplikationen in dieser ungleichen Fünfer-Konstellation und eine Kettenreaktion aus Aggressionen, Hass, Gewalt und Mord nimmt ihren blutigen Verlauf. Wie weit werden die grausamen Puppen gehen...?

Ein offensichtlich schlecht geplanter Bruch fordert einen Toten und eine Kettenreaktion nimmt ihren Lauf, was Betty hinter schwedische Gardinen bringt, nachdem ihr Komplize und Liebhaber das Weite gesucht hat. Eine Off-Stimme erklärt kurz und knapp die neue Situation der jungen Frau, die sich im Gefängnis zwischen allerhand Abschaum wiederfindet, zu dem sogar Teile des Personals zählen, doch auch sie gibt in Windeseile ihr reichlich vorhandenes, kriminelles Potenzial preis. Willkür, Gewaltbereitschaft und ein herrlicher Slang dominieren die kurze Anfangsphase im Knast, in dem sich die Hauptpersonen in eindeutiger Manier selbst vorstellen, wobei die Regie hier in nichts nachsteht. Rolf Olsen, Experte auf dem Gebiet derartiger Flicks, gibt gleich zu Beginn und in jeder Hinsicht ein rasantes Tempo vor, sodass sich die eigentlich determinierte Geschichte zur vollsten Zufriedenheit entfalten kann. Betty Williams, getrieben von dem Gedanken, ihren Geliebten endlich wiederzusehen, nutzt die Gunst der Stunde, um dieses kalte Gemäuer mit seinen unbarmherzigen, ausführenden Organen zu verlassen. Der Schlüssel zur Flucht ist die geheime Neigung der Anstaltsleiterin, Superintendant Nipple, und auch hier zeigt sich erneut das Leitmotiv Komplikationen, denn Betty muss die Dame mit lesbischem Appetit kaltstellen und gezwungenermaßen vier weitere Leidensgenossinnen mit sich nehmen. Der Verlauf fährt eine eindeutige Strategie und verliert keine unnötige Zeit, um immer mehr an Fahrt in die Katastrophe aufzunehmen, dabei immer angriffslustigere Tendenzen zu zeigen. Die fünf ungleichen Frauen bilden den Zündstoff, den der Film nötig hat. Zu viele unterschiedliche Motive treffen nun aufeinander, außerdem entwickelt sich ein regelrechter Revierkampf zwischen den beiden stärksten Frauen, damit der Zuschauer früh eine Ahnung davon bekommt, dass es jederzeit zu einer Explosion kommen könnte.

"Das Rasthaus der grausamen Puppen" entstand in deutsch-italienischer Co-Produktion, verfehlt jedoch hin und wieder die Intention, ein länderübergreifendes Flair zu vermitteln, wirkt daher ein bisschen zu typisch deutsch. Vielleicht manifestiert sich aber auch genau deswegen der Eindruck, dass man es mit einem der unbändigsten und extravagantesten Experimente dieser Zeit zu tun hat, sodass sich das Sehvergnügen bis ins Unendliche steigern kann, falls man nicht ähnliche Einstellungen vertritt, wie beispielsweise zeitgenössische Kritiken. Olsens Film will einfach ein Reißer sein, genau auf dieser Ebene ansprechen und unterhalten, braucht sich daher wegen seiner teils oberflächlichen und etwas plump konstruierten Handlungsstränge auch keineswegs zu verstecken. Gewalt, Aggressionen, verbale Attacken sowie eine gute Prise Erotik und sogar etwas Humor bilden hier den auf Hochtouren laufenden Motor. Im Rasthaus angekommen, werden weitere Strategien ausgearbeitet, doch wie es das Schicksal Olsen will, wird einfach nichts funktionieren. Eher nimmt das jeweilige Gegenteil Gestalt an. Whisky, Sex und Katastrophen liegen in der Luft, sodass sich gerade innerhalb der ausgelassenen Feierlaune ein Eklat anbahnen kann. Unterlegt mit Erwin Halletz' irrem Sound und dem passendem Titeltrack von Don Adams, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, sich dabei zu ertappen, mit Erik Schumann den Platz im Lotterbett tauschen zu wollen, um Karin Field zu bändigen, mit Dominique Boschero und Gabriella Giorgelli hautnah das Tanzbein zu schwingen, oder sich mit Essy Persson gut vollaufen zu lassen, vielleicht nebenbei auch noch Helga Anders aus den Klauen dieser impulsiven Damen befreien zu wollen. Was eigentlich damit gesagt sein soll, ist, dass der Film einfach nur irrsinnigen Spaß macht und in diesem Zusammenhang trägt die traumhafte Besetzung einen Löwenanteil dazu bei.

Die Riege präsentiert sich als überaus interessanter Mix aus Darstellern, die perfekt in das Olsen'sche Konzept passen und - wenn man so will - seriösen Interpreten, die erstaunliche Ausreißmanöver aus bekannten Strukturen anstrengen, was übliche Sehgewohnheiten ein bisschen auf den Kopf stellen möchte. Mit Essy Persson ist nicht nur ein tatkräftiges, sondern vor allem bereitwilliges Zugpferd vor dieses turbulente Treiben gespannt worden, die allen Anforderungen Genüge tut. Die Schwedin hat für die Geschichte eine Art Blitz-Metamorphose hinzulegen, wofür kurzerhand der harte Gefängnisaufenthalt verantwortlich gemacht wird. Offensichtlich vom Prinzip her mit genügend Gewaltbereitschaft und Gossenton ausgestattet, nimmt sie die zielstrebige Reise zum Rasthaus in die Hand und aus ihrer anfänglichen Naivität entsteht Unerbittlichkeit. In diese Verwandlung wirkt Jean negativ hinein, die quasi die unterste Schublade der fünf Damen vertritt und die bedeutendsten verbalen Kapriolen zum Besten geben darf. Karin Field überzeugt mit aggressiven Anwandlungen und viel Säbelrasseln, außerdem jongliert sie effektiv mit einer Waffe namens Sex-Appeal, sodass sich der Verlauf in Selbstläufer-Manier hochkochen kann. Betty und Jean stellen die fatale Mischung dar; zwei Frauen, für die die Welt gemeinsam zu klein ist. Ob beim Tauziehen um Bob, kratzbürstigen Gebärden, oder stutenbissigen Anfällen; die beiden würden sich am liebsten zuerst die Augen auskratzen, bevor sie sich gegenseitig den Hals umdrehen. Dieser blanke Hass treibt die Geschichte schnell voran, auch wenn sich Pest und Cholera immer wieder arrangieren werden. Einfach großartig, die beiden! Ein besonderes Vergnügen für alle Karin-Field-Fans ist es außerdem, dass sie hier in einer tragenden und wohl umfangreichsten Rollen zu sehen ist, die definitiv in Erinnerung bleibt.

Das Trio Helga Anders, Gabriella Giorgelli und Dominique Boschero wirkt neben so viel exponiertem Augenmerk bezüglich der Konkurrentinnen leider nur wie hochwertige Staffage, allerdings darf man nicht vergessen, dass von den fünf Puppen als geballte Ladung natürlich noch mehr Gefahr ausgeht und sie sich durch unterschiedliche Charaktereigenschaften voneinander abzugrenzen wissen. Die kaum 20-jährige Helga Anders als Linda weckt Beschützerinstinkte, stellt eine potenzielle Ende-gut-alles-Gut-Möglichkeit zumindest in Aussicht, wirkt als konträr angelegter Part dem Tenor und dem Agieren der Anderen allerdings ziemlich untergeordnet. Dennoch bleibt unterm Strich das was zählt, nämlich Anders' überaus auffällige, augenschmeichlerische Qualitäten. In diesem Zusammenhang sind selbstverständlich auch die exotischen Schönheiten Dominique Boschero und Gabriella Giorgelli zu erwähnen, die für spekulativen Sex untereinander eingespannt wurden und genau wie Linda nicht ganz so unmenschlich wirken, wie die Aggressionsherde Betty und Jean. Bei dieser geballten Ladung Frauen-Power hat es der Mann naturgemäß nicht leicht, sich zu behaupten, doch Erik Schumann stellt sich der Anforderung unbeirrbar und überzeugend. Bob ist ein gewöhnlicher Krimineller, der es sich gerne auf Kosten von anderen gemütlich macht und unliebsame Entscheidungen am liebsten auf unbestimmte Zeit verschiebt. Seine Geliebte, die für ihn ins Gefängnis wandern musste, hat er offenbar schnell vergessen können und mit der Verbundenheit scheint es ohnehin schlecht zu stehen, da er sich bei der erstbesten Gelegenheit von Jean flachlegen lässt. Um schließlich aus dem abgelegenen Sumpf der Bedeutungslosigkeit herauszukommen, schmiedet das Sextett einen Plan, um mittels einer Entführung an genügend Geld für die anvisierte Flucht zu kommen.

Bei genauer Betrachtung wirkt dies alles natürlich ziemlich konstruiert, aber äußerst unterhaltsam, was schlussendlich viel wichtiger ist. Viele weitere Interpreten tauchen im Szenario in Etappen auf, so beispielsweise die Österreicherin Jane Tilden und Balduin Baas, die für den etwas derben Humor eingespannt wurden. Ob es nötig war oder nicht, muss jeder wohl selbst entscheiden, doch insgesamt wäre "Das Rasthaus der grausamen Puppen" auch ohne diese auflockernden Versuche ausgekommen. Erwähnenswert sind die Darbietungen zweier großer Damen des deutschen Films, nämlich Margot Trooger und Ellen Schwiers. Trooger hatte im Lauf ihrer Karriere immer wieder einige unkonventionelle Ausflüge in unterschiedliche Genres zu bieten gehabt, doch diese Rolle wirkt in ihrem Schaffensbereich nahezu unwirklich. Wie üblich profitiert die Geschichte von ihrer bloßen Präsenz und ihrer unvergleichlichen Gabe, sich einerseits den Gegebenheiten anzupassen, um sie andererseits übermächtig zu prägen. Ihre schauspielerische Dominanz findet hier im Sinne der Geschichte einen eher vagen Abruf, jedoch ist es immer als pures Vergnügen zu bezeichnen, ihre leichtfüßige Nonchalance miterleben zu können. Zu Beginn des Films kann Ellen Schwiers als Aufseherin Nipple für Furore sorgen, die zwar hinlänglich mit dem Interpretieren von verschlagenen und hinterlistig wirkenden Charakteren vertraut war, jedoch hier vollkommen ungewöhnliche Register ziehen darf. Unterschwellig brutal, offensiv sadistisch und versehen mit einer Veranlagung, die in einem Frauengefängnis, das auch noch unter ihrer Leitung funktioniert, geradezu fatal ist. Zumindest nur eigentlich, denn zu leiden haben im Regelfall die anderen. Ellen Schwiers, die mit einer ansprechenden Synchron-Performance von Schauspielkollegin Eva Pflug versehen wurde, bleibt aufgrund ihres überaus zweifelhaften Rollen-Charakters in unzweifelhafter Erinnerung.

Was die Haupthandlung nicht zuletzt so interessant macht, sind die vielen Auswüchse im Bereich der Parallelhandlungen. So kommt man in den Genuss, viele unterschiedliche Personen kennenzulernen, die unfreiwillig in diesen Strudel der Gewalt hineingezogen werden, doch im Endeffekt sind ausschließlich Komplikationen an der Tagesordnung. Das sorgt für einen guten Erzählfluss und ein rasantes Tempo, nichts will nach Maß funktionieren und unterm Strich handelt es sich nur um unbesonnene Schnellschüsse, die niemanden der kriminellen Crew wirklich weiterbringen, der Story jedoch ihren vehementen Charme verleihen. Ganz der Route der Produktion entsprechend, sind schäbige Sets zu sehen, die eine schmuddelige Atmosphäre unterstreichen, die teilweise herrlichen Dialoge aus dem Gossenton-Duden tun ihr Übriges dazu. In "Das Rasthaus der grausamen Puppen" werden ungewöhnlich viele Beteiligte über die Klinge springen müssen, was im Klartext heißt, dass es sich um Leute handelt, bei denen man es unbedingt erwartet hat, aber gleichermaßen um solche, bei denen es überraschend wirkt. So wird man dem reißerischen deutschen Titel letztlich irgendwie gerecht und es macht sich immer gut, wenn Schockmomente über Sympathieträger und Protagonisten gesetzt werden. Dem Zuschauer ist spätestens beim Wiedersehen von Betty und Bob klar, dass man auf eine unausweichliche Katastrophe zusteuern wird, sodass sich ein unberechenbares Element innerhalb der Berechenbarkeit vollkommen entfalten kann. Rolf Olsens kleiner, dreckiger Geniestreich ist an Unterhaltungswert, bei dem es in diesem konkreten Fall sicherlich keine Verjährungsfrist gibt, nur schwer zu überbieten und der österreichische Regisseur zauberte mit offensichtlich wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln ein Unterhaltungsspektakel aus dem Hut, das sich in jeder Hinsicht sehen lassen kann, denn das Angenehme ist und bleibt, dass es keine Moral von der Geschicht' gibt. Ein Knaller!

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Mein Vater, der Affe und ich (1).JPG


● MEIN VATER, DER AFFE UND ICH (A|D|1971)
mit Gerhart Lippert, Mascha Gonska, Gunther Philipp, Lotte Ledl, Heinz Reincke, Eva Maria Meineke,
Paul Löwinger, Beppo Brem, Fritz Muliar, Carlo Böhm, Peter Machac, Michael Holm sowie Teri Trodai
ein Franz Antel Film der Neue Delta | Terra Filmkunst | Wien Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Franz Antel

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»Wir haben in München keine Jungfrauen!«


Das Nashorn "Sissy" soll von München nach Wien gebracht werden, um vor Ort Hochzeit mit ihrem Artgenossen "Franzl" zu feiern, doch die Zusammenkunft findet nicht die erwünschte Erfüllung. Der Tierarzt Dr. Klaus Wolf (Gerhart Lippert) reist nach Wien, um bei den beiden etwas nachzuhelfen, lernt auf dem Weg jedoch die Anhalterin Biggi (Mascha Gonska) kennen, die ihm gehörig den Kopf verdreht. Inzwischen ist auch Wolfs Freund und Kollege, der Verhaltensforscher Prof. Dr. Felix Grimm (Gunther Philipp), in Wien eingetroffen, da sein Schimpanse an einer rätselhaften Erkrankung leidet, die der junge Tierarzt bislang nicht aufklären konnte. Bereits am Flughafen macht sich der Affe selbstständig und sorgt für helle Aufregung ...

Mit dem Wiener Regisseur Franz Antel kann man auf einen hohen Output von über 100 Spielfilmen blicken, die hauptsächlich mit erotischer oder Klamauk angereicherter Note eine überaus eindeutige Handschrift tragen. "Mein Vater, der Affe und ich" weist alleine seines Titels wegen schon auf eine eindeutige Wiener Melange hin, die erwartungsgemäß über strapaziöse und überfrachtete Tendenzen verfügen wird. Immerhin handelt es sich um Klamauk reinster Seele, sodass man sich als Zuschauer darüber im Klaren sein sollte, was hier tatsächlich geboten wird. Zu jener Zeit war das Betrauen einer Hauptrolle für einen Schimpansen nicht unüblich, doch es ist die Frage, ob es damals witziger gewesen sein soll, als heute. Die Kapriolen des Titelhelden bringen die nötige Unruhe und den Geist einer klassischen Verwechslungskomödie in das Geschehen, zählen aber insgesamt zu den Szenen, die im Film als am meisten überflüssig gewertet werden dürfen, der immerhin über eine Storyline verfügt, die sich bei Interesse für deutsche Komödien und Affinität für die üblichen Verdächtigen problemlos anschauen lassen. Besetzt sind diese Produktionen meistens recht gut, verfügen nicht zuletzt wegen der Verpflichtungen der immer gleichen Leute über einen hohen Wiedererkennungswert, was jedoch keinen Mehrwert darstellen muss. Das Geschehen wirkt unter Antels Regie überaus konstruiert und auf die nicht vorhandene Magie zahlreicher Plattitüden gemünzt. In diesem Zusammenhang hat jeder einzelne Darsteller damit zu kämpfen, mit einem Mühlstein um den Hals zu spielen, wenngleich sich wenigstens ein paar von ihnen von dem vorhandenen Diktat befreien können. Hier fallen etwa Gerhart Lippert, Teri Tordai, Mascha Gonska oder Lotte Ledl recht positiv oder besser gesagt nicht unangenehm auf. Der Verlauf kombiniert mehrere mit Aufregung geladene Handlungsstränge, die erwartungsgemäß in einen einzigen münden werden, wenn sich das Getümmel vorhersehbar auflöst.

Zu sehen sind überwiegend Interpreten und Gäste, die seinerzeit angesagt oder Stammgäste derartiger Vehikel waren, und bei allem, was man als verunglückt identifizieren möchte, zeigt sich doch eine gewisse Raffinesse und erschreckende Routine. Gerhart Lippert als Tierarzt, der quasi eine amouröse Zusammenführung von mehreren Tonnen Lebendgewicht überwachen soll, spielt angenehm unaufdringlich und solide, sodass die wirklichen Nervtöter des Szenarios an anderer Stelle zu finden sein werden. Diese heißen hier definitiv Beppo Brem, Gunther Philipp, Heinz Reincke, Michael Holm und insbesondere Paul Löwinger, dessen Gebärden die Nerven aufreiben. Die attraktive Mascha Gonska gibt das, was man früher vielleicht mit dem schrecklichen Wort keck umschrieben hätte, bekommt dabei sogar ein paar gesellschaftskritische Untertöne in den Mund gelegt. Lotte Ledl ist eine Bereicherung für jeden Film und weiß jede noch so unterschiedliche Rolle zu meistern, und dabei ist es völlig egal, ob sie unter Volker Schlöndorff oder eben Franz Antel zu spielen hat. Diskretion und feine Situationskomik lassen sie trotz einfältigem Script immer die richtigen Töne treffen. Ihre ungarische Kollegin und Antel-Inventar Teri Tordai bringt einen ungewöhnlichen Esprit in die nicht gerade unaufgeregte Angelegenheit, zu Eva Maria Meineke lässt sich sagen, dass ihr das Charakterfach definitiv besser steht. Eine bunt zusammengewürfelte Entourage wird nicht müde, das Gefüge zusammenzuhalten und funktionieren zu lassen, kann letztlich aber auch keine großen Wunder vollbringen, denn dafür ist das Ganze zu plump und auch unoriginell aufgezogen worden. Immer wiederkehrende Versatzstücke der Verwechslungskomödie, gesetzmäßige Albernheiten des Klamauk-ABC und eine globale Substanzlosigkeit lassen "Mein Vater, der Affe uns ich" im Grunde genommen durchfallen, wenngleich der Film im Vergleich zu zahlreichen Artgenossen, die es noch maßloser übertreiben, schon wieder einigermaßen erträglich wirkt.

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Zarah Leander

DAS HERZ DER KÖNIGIN


● DAS HERZ DER KÖNIGIN (D|1940)
mit Willy Birgel, Walther Suessenguth, Lotte Koch, Axel von Ambesser, Will Quadflieg, Hubert von Meyerinck, Ursula Herking, Enrico Benfer,
Margot Hielscher, Hans Hessling, Erich Ponto, Herbert Hübner, Rudolf Klein-Rogge, Odo Krohmann, Heinrich Marlow und Maria Koppenhöfer
eine Produktion der UFA | Carl Froelich Film | im Viktoria Filmverleih
ein Film von Carl Froelich

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»Ich könnte sie lieben, wenn ich sie nicht hassen müsste!«


Maria Stuart (Zarah Leander), die Königin von Schottland, wird von Elisabeth I. (Maria Koppenhöfer) auf Schloss Fotheringhay unter strengen Arrest gestellt. Über Marias Zukunft soll schon bald entschieden werden. Am nächsten Tag überreicht ihr ein Mitglied des Throngerichts die Hinrichtungsurkunde, die auch von Elisabeth unterzeichnet wurde. Sie soll durch das Beil sterben. Maria bricht zusammen und blickt noch einmal ungetrübt in die Vergangenheit, bekommt dabei klar vor Augen geführt, welche Ereignisse zu ihrem Todesurteil führten …

"Das Herz der Königin" markiert den letzten von drei Spielfilmen des Erfolgs-Duos Carl Froelich und Zarah Leander, wobei diese vage Historienverfilmung im Vergleich als Misserfolg gewertet wurde, was sich nicht nur am wirtschaftlichen Ergebnis bemisst, sondern auch an der hier auffälligen Schwerfälligkeit der bekannten Hauptdarstellerin. Inszeniert im Jahr 1940 kann man sich aussuchen, unter welcher Kategorie man diese Produktion verbuchen will oder nicht, die Propaganda-Inhalte, Durchhalte-Botschaften und klassische Unterhaltungsambitionen vertritt. Die Unvoreingenommenheit ist somit gewiss der beste Ratgeber und lässt vielleicht spontan Kategorie Numero 3 wählen, da es sich in erster Linie um pompöses Zarah Leander-Starkino handelt, der es der schwedischen Hauptdarstellerin unverblümt einräumt, ihre historisch namhaften Konkurrentinnen Maria Stuart und Elisabeth I. in die zweite Reihe zu verweisen. Der an eine Operette erinnernde Verlauf bedient sich nur äußerst vage der historischen Realität und driftet sehr schnell in Theatralik, Kitsch und Pathos ab; Zutaten, von denen man fairerweise sagen muss, dass sie sicherlich akkurat auf einen Großteil des damaligen Zielpublikums zugeschnitten waren. Der ausbleibende Riesenerfolg lässt sich wahrscheinlich mit dem historischen Nährboden erklären, der zu wenig eigene Realität zurückzugeben vermochte. Geschichtliche Überlieferungen legen diese Geschichte auf Schienen, lassen sie überaus determiniert und vorhersehbar wirken, zumindest vom Rumpf her, allerdings ist Harald Brauns Drehbuch dazu bereit, zahlreiche Märchen zu erzählen. Außerdem sollte man einen Star wie Zarah Leander nicht ungenutzt lassen, sprich: das tun lassen, was sie am besten kann und was vor allem von ihr erwartet wird. So kommt es in einem Verlauf von guten 112 Minuten zu zahlreichen Gesangseinlagen der Hauptdarstellerin, die ganz auf das schwere Schicksal der Titelfigur abgestimmt sind. Mit Regisseur Carl Froehlich drehte Leander zuvor "Heimat" und "Es war eine rauschende Ballnacht"; zwei Filme, die thematisch in andere Richtungen gehen sollten. "Das Herz der Königin" kann als vergleichsweise schwerer Stoff gewertet werden, zumal die Besetzung mit Zarah Leander dem Empfinden nach nicht immer ganz passgenau wirkt, zumindest im Rückblick.

Fairerweise muss jedoch auch gesagt werden, dass sie lediglich das in Perfektion liefert, was vermutlich allseits gefordert war. Im Grunde genommen ergibt sich das massivste Problem aus dem vermeintlich größten Vorteil dieser Produktion: Zarah Leanders selbst und ihre verklärende Dominanz. Es ist nicht zu leugnen, das die Interpretin eine Ausstrahlung besitzt, die man viel besser Aura nennen sollte. So ist Zarah Leander – je nach Verständnis – ein Geschöpf zwischen Irritation und Faszination, Bedingungslosigkeit und Sicherheitsabstand, aber auch der Anerkennung ihrer beispiellosen Präsenz als größter Star und Publikumsmagnet zweier halber Dekaden. Zu ihren Gunsten werden großartige Interpreten in die zweite Reihe gezwungen, was sich insbesondere als Kardinalfehler bei ihrer direkten Konkurrentin Maria Koppenhöfer alias Elisabeth I. herauskristallisiert, deren Präsenz sich zwar nicht in die erkennbare schauspielerische Vereinnahmung umwandeln kann, da ihr zu wenig Screentime und Bedeutung zugestanden wird. Koppenhöfers Leistung ist dennoch als die mit großem Abstand beste und eindringlichste im gesamten Verlauf zu nennen. Es wird tatsächlich viel Aufwand betrieben. Der Film wirkt auf seine Weise opulent und authentisch, jedoch nie episch. Kostüme, Kulissen, musikalische Begleitung, Studioschauplätze und Interpreten sowie Komparserie wirken anerkennenswert, allerdings nicht sonderlich beeindruckend. Das Geschehen erlaubt sich im ausgiebigen Mittelteil, der etwa eine komplette Spielfilmlänge eines normalen Films in Anspruch nehmen würde. Genau hier breitet sich die seichte Gefühlsklaviatur beinahe invasiv aus, ebenso wie der Hinweis auf klassische Rollenverteilungen: Königin und doch nur Weib. Wie die Historie es will, wird Maria Stuart am bitteren Ende zum Schafott geführt und genau hier entfaltet sich sie eigentliche Intention dieser unterm Strich in Teilen sehenswerten Geschichte. Es existiert keine Maria Stuart mehr, sondern nur eine Zarah Leander, die das damalige Kino-Publikum daran erinnert, dass ihr gespielter Schmerz und schweres Schicksal im Wesentlichen bedeutsamer ist, als das kollektive des kompletten Kino-Saals. Man soll sich besinnen, dass andere ein wesentlich schwereres Kreuz zu tragen haben, wenngleich man auch nicht diejenigen vergessen sollte, die dafür verantwortlich sind.

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Prisma
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FRAU HOLLE


● FRAU HOLLE / PERINBABA / LA SIGNORA DELLA NEVE (D|A|ČSSR|I|1984/85)
mit Tobias Hoesl, Petra Vančíková, Valerie Kaplanová, Soňa Valentová, Pavol Mikulík, Milada Ondrašíková, Eva Horká, Karel Effa und Giulietta Masina
eine Produktion der Omnia Film | Slovenská filmová tvorba Koliba | im Auftrag von ZDF | ORF| RAI
ein Film von Juraj Jakubisko

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»Ich bin wieder ein Mensch!«


Ein Wanderzirkus wird von einer schweren Lawine begraben. Wieder einmal kann die berüchtigte Frau Hippe (Valerie Kaplanová), eine feminine Form des Sensenmannes, zahlreichen Menschen den Tod bringen. Frau Holle (Giulietta Masina) beobachtet das Geschehen von ihren himmlischen Gemächern aus und kann den kleinen Jakob (Vlastimir Drbal) retten, der ihr fortan beim Betten ausschütteln behilflich ist, um Schnee auf die Erde zu bringen. In dieser Zauberwelt würde Jakob immer ein Kind bleiben müssen, doch er verliebt sich in die schöne Elisabeth (Petra Vančíková) und findet einen Weg zurück zur Erde, um sein Glück zu finden ...

In der langen Tradition tschechischer Märchenverfilmungen lassen sich zahlreiche Klassiker finden, zu denen auch Juraj Jakubiskos "Frau Holle" gehört, denn es handelt sich um sehr eine fantasievolle, trotz ernster Szenen unbekümmerte und schließlich unkonventionelle Verfilmung, die frei unter Verwendung von Motiven der Gebrüder Grimm entstanden ist. Der Regie gelingt es mit einfachen aber überaus wirksamen Mitteln, eine komplette Märchenwelt zu simulieren, die nicht nur Kinderaugen begeistern dürfte. Ein tragischer Unfall verändert das noch junge Leben des kleinen Jakob, welcher der todbringenden Frau Hippe dank der aufmerksamen Frau Holle noch einmal von der Schippe springen kann. In deren Reich offenbart sich ein wunderbares Kaleidoskop der Fantasie und es kommt zu sehr amüsanten Szenen mit einer zwar streng wirkenden, aber milde agierenden Titelfigur, die sehr eindringlich von der Italienerin Giulietta Masina dargestellt wird, die zur damaligen Zeit nur noch wenige Filmangebote wahrgenommen hatte. Das Ganze wirkt wie ein großer Spaß, wenn Jakob und Frau Holle Schnee nach Ägypten schicken, oder Windstöße auf die Erde, doch in dem kleinen Jungen meldet sich die Sehnsucht nach der realen Welt und einem schönen Mädchen, das er durch Frau Holles Schneekugel gesehen hat. Elisabeth hat ein schweres Los zu tragen, da ihre Mutter verstarb und sie unter der neuen Frau ihres Vaters zu leiden hat, die sie wie eine Magd behandelt. Die Stiefschwester gibt ihr dabei den Rest. Hier zeigen sich zwar "Aschenputtel"-Motive, was sehr passend integriert wirkt, zumal die Geschichte tatsächlich sehr frei interpretiert ist, die übrigens bei den 42. Internationalen Filmfestspielen von Venedig im Jahr 1985 Premiere feierte. Als Auftragsproduktion des ZDF wurde "Frau Holle" insbesondere immer wieder gerne im deutschen Vorweihnachtsprogramm gezeigt, was jedoch mit den Jahren abgenommen hat, obwohl der Film recht gut gealtert wirkt. Eine der großen Stärken dieser Produktion ist die oft kühne Bebilderung in Schwindel erregenden Höhen oder schwarzen Abgründen, auch die Charaktere wirken passend integriert, die überwiegend auf zwei Seiten zwischen Gut und Böse stehen.

Bei allen hier zu findenden Vorzügen muss vor allem Hauptdarsteller Tobias Hoesl genannt werden, der seiner Figur einen leichtfüßig-frechen Charme, unbekümmerten Witz, lebensrettende Raffinesse und klassische Spiellaune verleiht. Der im Jahr 1961 geborene Münchener Schauspieler, neben dieser Rolle vornehmlich bekannt aus bekannten deutschen Serien-Formaten, bietet sich als erste Wahl an. Mit Leichtigkeit tanzt er den ausgewiesenen unsympathischen Figuren des Szenarios auf der Nase herum und kann dabei sogar den Tod in die Flucht schlagen. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich die tschechische Charakterdarstellerin Valerie Kaplanová als Frau Hippe, die alleine schon durch ihre auffällige Aufmachung im Gedächtnis bleibt. Die glatzköpfige Alte mit silbernen Zähnen und der Fähigkeit, sich in eine schöne junge Frau zu verwandeln, hinterlässt einen der nachhaltigsten Eindrücke neben den Hauptrollen. Des Weiteren überzeugt der erweitere bekannte tschechische Cast, wie Petra Vančíková, Soňa Valentová, Pavol Mikulík oder Milada Ondrašíková. Auf der Suche nach dem vorprogrammierten Glück liegen zahlreiche Steine im Weg, die oft unüberwindbar erscheinen, aber mithilfe der Titelrolle beiseite gepustet werden können. Umrandet von schönen Winterlandschaften, charakteristischen Kulissen und einer schmeichlerischen musikalischen Untermalung, zeigen sich nahezu epische Intervalle, deren Aushängeschild die Fantasie der Regie ist. Hin und wieder wirken ein paar Momente zu sehr überfrachtet, aber ebenso Gedanken beflügelnd. "Frau Holle" ist auch heute noch mehr, als eine bloße Kindheitserinnerung, denn der Film lässt sich mit jetzigen Maßstäben immer noch gut anschauen. Die Geschichte verfügt nicht nur über einen durchgehend guten Unterhaltungswert, sondern auch über eine schöne Aussage. Veredelt mit bekannten deutschen Synchronstimmen von Tilly Lauenstein, Ekkehardt Belle, Niels Clausnitzer, Viktoria Brahms oder Maria Landrock entfaltet sich ein besonderes Flair. Es bleibt eine hochinteressante und vor allem originelle Märchenverfilmung, die sich den angebrachten Luxus zahlreicher Freiheiten erlaubt, ohne dabei den eigentlichen Fokus zu verlieren. Immer wieder sehenswert.

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DIE SIEGER


● THE VICTORS / DIE SIEGER (US|GB|1963)
mit Vincent Edwards, Albert Finney, George Hamilton, Melina Mercouri, Jeanne Moreau, George Peppard, Maurice Ronet, Rosanna Schiaffino,
Romy Schneider, Elke Sommer, Eli Wallach sowie Michael Callan, Peter Fonda, Jim Mitchum, Senta Berger, Albert Lieven, Mervyn Johns, u.a.
eine Produktion der Columbia Pictures | Open Road Films | im Verleih der Columbia-Bavaria
ein Film von Carl Foreman

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»Die Amerikaner sind doch die Besten!«


Während des Zweiten Weltkriegs wird eine US-Truppeneinheit in Italien stationiert. Die Corporals Trower und Chase (George Hamilton und George Peppard) nehmen mit anderen Streitkräften eine kleine Stadt ein, in der Truppenmitglied GI Baker (Vince Edwards) sein kurzzeitiges Glück in einer Liaison mit der einheimischen Maria (Rosanna Schiaffino) findet, das jedoch nur von kurzer Dauer ist, da man weiter ziehen muss. Anschließend wird die Truppe nach Frankreich beordert, wo sich Sergeant Craig (Eli Wallach) mit einer Französin einlässt und Chase mit einer reichen, polnischstämmigen Frau, doch auch diese Episoden des Glücks sind nur von kurzer Dauer. Trower geschieht das Gleiche mit der jungen Regine (Romy Schneider) in Belgien, die ihn allerdings für einen anderen sitzen lässt. Den romantischen Erfahrungen folgen jeweils schreckliche Erfahrungen an der Front und es ist für keinen der Männer klar, ob sie die Kriegsschauplätze unbeschadet verlassen werden ...

»Deutschland kapituliert« Mit dieser Schlagzeile und zeitgenössischem Archivmaterial, baut Carl Foremans Beitrag eine frühe Marschrichtung, aber vor allem eine Brisanz auf, die von unmittelbar darauf folgenden Szenen des Zweiten Weltkrieges unterstrichen wird. Im Vorspann eskortieren Militärparaden die Auslese an Stars und anschließend geht die Story im Jahr 1942 weiter, sodass man sich als Zuschauer schnell zeitlich und räumlich orientieren kann und man weiß, womit man es letztlich zu tun bekommen wird. Kriegsszenen und die dazu passenden Schauplätze wirken stets beunruhigend und in diesem Zusammenhang fällt die hervorragende, nahezu beißende Akustik des Films auf, die gleich hohe Maßstäbe wie auf visueller Ebene zu setzen versucht. Dem großen Aufwand entsprechend, erwartet man naturgemäß einen ganz besonderen Film. In diesem Zusammenhang ist der Verlauf in zahlreiche Intervalle eingeteilt, die von den Hauptfiguren getragen werden und in denen es immer unterschiedliche Auftritte aus der langen Liste an Stars zu sehen gibt. Für die Soldaten bedeutet dies, dass es genügend Etappen im Bereich Krieg, Schicksal und Bekanntschaften zu durchleben gibt. Gesetzt wird sowohl auf die Bildgewalt der Kriegsschauplätze, als auch auf vollkommen konträre Eindrücke, die aus Sicht der Soldaten teilweise sogar Lichtblicke transportieren, die unter diesen Voraussetzungen jedoch äußerst trügerisch wirken. Ein besonderes Stilmittel des Films ist, dass man angesichts der ernstzunehmenden Thematik immer wieder Versuche wahrnimmt, den Tenor aufzuweichen, wahlweise mit grotesken Elementen oder Ironie und Sarkasmus, was sich jedoch niemals in Trostlosigkeit oder eine laute Anklage umkehrt. Vielmehr wird der komplette Sinn eines wohl jeden Krieges sehr geistreich infrage gestellt. Bei einer Exekution wegen Fahnenflucht vor winterlicher Kulisse vernimmt man so zum Beispiel recht erstaunt die musikalische Untermalung mit Frank Sinatras "Have yourself a merry little Christmas", nur eine von vielen hervorragenden Varianten, die vielfach perfide Seite des Krieges zu präsentieren.

Wo gestern noch getanzt, gefeiert und getrunken wurde, wohnt man nun einem Erschießungskommando bei. Auffallend ist wie erwähnt die hochwertige Bebilderung und die charakteristischen Kulissen, überhaupt findet man in diesem Verlauf sehr hohe Qualitätsansprüche in nahezu allen Bereichen. Dennoch strengen viele Szenen trotz dieses Ausgleichs an, aber schließlich hat man es auch weniger mit einem klassischen Unterhaltungsmodus zu tun, als vielmehr mit dem Versuch einer ernsthaften Abhandlung. Die verschieden genommenen Etappen werden über die unterschiedlichen Damen des Szenarios eingeleitet und sozusagen genommen, jeder Intervall beginnt mit einer geschichtlichen Schlagzeile und entsprechendem Archivmaterial aus Politik und Weltgeschehen, sodass zeitweise ein halb-dokumentarischer Charakter entstehen will. Es kommt zu vielen heiteren, bewegenden, aber auch vollkommen ernüchternden Momenten, die die eigenen Gesetzte des Krieges letztlich heimtückisch offenbaren. Dafür, dass Carl Foreman, der sich hauptsächlich als Drehbuchautor und Filmproduzent einen Namen machte, mit "Die Sieger" seinen ersten und einzigen Film inszenierte, ist das Ergebnis als noch viel beachtlicher zu interpretieren, was sich vor allem auch beim Thema der Schauspieler-Führung zeigt. Ausgestattet mit einer hohen Dichte an international bekannten Stars, werden die etwa sechs behandelten Jahre im Film abwechslungsreich gefärbt. Im besonderen Maße fallen George Hamilton und George Peppard auf, die die Geschichte ausgezeichnet prägen, aber auch weitere Kollegen wie beispielsweise Albert Finney oder Eli Wallach reihen sich in die hohen Maßstäbe ein. Bei den Damen bilden Melina Mercouri, Jeanne Moreau, Elke Sommer oder Romy Schneider die Crème de la Crème der Blickfänge, die man in wechselnder Form und über den ganzen Film verteilt sehen wird. Insgesamt ist Foreman mit "Die Sieger" sicherlich ein Überraschungs-Coup gelungen, der sowohl die Position der Sieger, als auch der Besiegten intelligent durchleuchtet und unterm Strich bleiben hochwertige Bilder und verstörende Szenen, die teils lange im Gedächtnis bleiben.

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Prisma
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Re: DAS WERDEN WIR JA SEHEN!? 2.0

Beitrag von Prisma »



WER KENNT JOHNNY R.?


● WER KENNT JONNY R.? / WER KENNT JOHNNY R.? / 5000 $ FÜR DEN KOPF VON JOHNNY R. / LA BALADA DE JOHNNY RINGO (D|E|1966)
mit Lex Barker, Marianne Koch, Joachim Fuchsberger, Barbara Bold, Sieghardt Rupp, César Ojinaga, Isidro Novellas,
Montserrat Porta, Mary Carmen Castro, Carlos Otero, Francisco Nieto, José Fiol, Gabriel Espinosa sowie Ralf Wolter
eine Produktion der cCc Filmkunst | Tilma Films | im Nora Filmverleih
ein Film von José Luis Madrid

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»Na, wie ist es denn so im Jenseits?«


Nach dem spurlosen Verschwinden des berüchtigten Banditen Johnny Ringo wird dieser schließlich für tot erklärt. Captain Conroy (Sieghardt Rupp) glaubt jedoch nicht an dieses arrangiert wirkende Ableben des Gangsters, der seine Familie auf dem Gewissen hat. Er will nach wie vor Rache. Tatsächlich stellt sich heraus, dass Ringo nur untergetaucht ist, doch niemand außer seiner Geliebten Bea (Marianne Koch) kennt sein Gesicht, doch sie schweigt wie die vielen Gräber seiner Opfer. Für viel Geld engagiert Conroy den Detektiv Sam Dobie (Lex Barker), der das Phantom ausfindig und dingfest machen soll. Er und alle Beteiligten stellen sich ab sofort die gleiche Frage: Wer ist Johnny R.?

Bei dieser deutsch-spanischen Gemeinschaftsproduktion der cCc Filmkunst handelt es sich um einen Genre-Beitrag, dessen Richtung mit der Bezeichnung Western-Krimi vielleicht am besten auf den Punkt gebracht ist. Diese Mixtur klingt vom Prinzip her nicht uninteressant, vorausgesetzt eine der beiden Komponenten kommt nicht zu kurz oder findet keine sorgsame Bearbeitung. Der spanische Regisseur und Drehbuchautor José Luis Madrid, der etliche Male im Produktionsteam von Artur Brauner zu finden war, richtet seinen Film zwar nach den zahlreich vorhandenen Konkurrenten aus, wird den Anforderungen, die zwei Genres stellen, jedoch nicht gerecht, und dies geht zulasten des kriminalistischen Elements. Geht ein solches Vorhaben etwa aufgrund eines schwachen Drehbuches schief, finden es vielleicht vor allem diejenigen schade, die ihr Augenmerk mehr auf einen Krimi mit entsprechendem Whodunit-Effekt ausgerichtet hatten, aber in dieser Geschichte gibt es auch deutliche Vorteile aufzuspüren, die jedoch nur von obligatorischer Natur sein werden. Hier sind vornehmlich ausgewiesene Protagonisten und Antagonisten des einschlägig bekannten Euro-Western zu nennen, die eine angenehme Routine anbieten. Handwerklich gesehen schafft es das Konstrukt zu keiner Zeit, gehobenere Sphären zu erreichen, was sich nicht nur in der Dramaturgie niederschlägt, sondern generell auf den Gesamteindruck zu beziehen ist. Uninteressant ist der Film unterm Strich dann aber auch wieder nicht, da Vieles zu finden ist, auf das man als Fan derartiger Veranstaltungen aus ist. Die deutsche Beteiligung der Produktion weiß das Geschehen häufig in den Dunstkreis gängiger Karl May-Verfilmungen zu rücken, was natürlich auf eine bessere Zuschauer-Resonanz abzielt, immerhin waren diese Formate noch recht erfolgreich am Laufen. Der Stempel eines unschlüssigen Plagiats wird jedoch kaum wohlwollend wahrgenommen, sodass man der Geschichte umso kritischer folgt, bis sich die wirklich gelungenen Komponenten offenbaren. Hin und wieder wird es spannend, geboten wird ein Bodycount, der aufgrund seiner Darstellung nicht selten brutal und unmenschlich wirkt, Schauplätze und Kulissen gestalten sich als annehmbare Simulation dessen, was man sich unter dem wilden Westen vorstellt und einige Interpreten reißen es dann buchstäblich heraus.

Hier zu nennen ist vor allem Marianne Koch als Barsängerin Bea Bordet. Anders als der rein deutsche Film, entdeckte der internationale ein anderes, buchstäblich schlummerndes Potenzial in der stets so verlässlich wirkenden Interpretin, das dem Publikum insbesondere zum Ende ihrer Karriere hin andere Facetten anbieten durfte. Auch hier verfügt ihr Charakter über einen doppelten Boden, wirkt dabei alles andere als geradlinig oder vertrauenswürdig. Da sie die Einzige ist, die Johnny Ringos Gesicht kennt, dürfte sie zur alleinigen Schlüsselfigur in diesem Szenario werden, in dem von Anfang an kein gutes Ende prognostiziert wird. Eine bemerkenswerte Leistung der Deutschen, die den Film durch eine ganz besondere Art der Contenance aufwertet, in Intervallen sogar bestimmt. Dass man die Publikumslieblinge Lex Barker und Joachim Fuchsberger in einem (und ihrem ersten gemeinsamen) Film zusammen unterbrachte, dokumentiert, dass man wohl größere Hoffnungen in dieses Projekt gesetzt hatte, doch die beiden tun sich hier nicht in der Art und Weise hervor, wie man es andernorts von ihnen gewöhnt war. Das Platzieren Ralf Wolters zeugt von Erfolgen aus anderen Produktionen, was hier allerdings eher nach hinten losgeht. Im Film trägt er das Lied "The Ballad of Johnny Ringo" vor, was eine eindeutige Slapstick-Note verbreitet, die der Grundstimmung leider nicht zuträglich ist. Des Weiteren ist Barbara Bold in ihrer ersten Filmrolle zu sehen, die eine breitere Bekanntheit durch Harald Reinls Zweiteiler "Die Nibelungen" erlangte, ihre kurze Karriere jedoch bereits einen Film später unter Jess Franco im "Lucky M. füllt alle Särge" beendete. Sieghardt Rupp als mit Rache erfüllter Conroy baut eine merkliche Präsenz auf und sorgt für eine Reihe guter Szenen, der Rest des Cast beschäftigt sich mit klassischen Fleißaufgaben. Die nicht gerade fieberhaft wirkende Suche nach der Titelfigur erweist sich im weiteren Verlauf als zäh. Die meisten Geschehnisse liegen förmlich greifbar in der staubigen Luft, allerdings verfügt der Verlauf über einen wirklich guten und überraschenden Showdown, der am Ende beinahe unerwartet zufriedenstellt. "Wer kennt Johnny R.?" bleibt bei Genre-Affinität möglicherweise eine Art Pflichtveranstaltung, allerdings sollte der Film mit einem versöhnlichen Blick nicht nur auf eine solche reduziert werden.

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