GÖTZ GEORGE
[*23.Juli 1938 | † 19. Juni 2016]
Das Lexikon der deutschen Filmstars hat geschrieben:Er verkörpert in den meisten seiner Filme ein deutsches Kunststück, nämlich körperlich zu spielen wie Hollywood-Idole und eine Rollenfigur auch psychologisch sensibel ganz durchdringen zu können. Vehement körperbetont legte er seine Paraderolle des Duisburger Polizisten Schimanski an, die auch deshalb unvergesslich bleibt, weil die Figur stark ist und dennoch Schwächen zeigen darf. Der deutsche Actionstar mit Tiefgang wollte nie ein akademischer Darsteller sein, der sich dem Medium, in dem er auftritt, nur mit Gesicht und Stimme unterwirft. Am Staatstheater war damit kein Ruhm zu ernten, obwohl George oft und erfolgreich Theater spielte; auf der Leinwand, wo die Posen schon die halbe Person sind, kam sein Spiel mit Gesten, Gangarten und Requisiten umso besser zur Geltung. In seinen Filmen der fünfziger und sechziger Jahre wirkte sein Spiel deshalb erfrischend - überzeugend war es jedoch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erst in den achtziger und neunziger Jahren, weil nun ein reifer Charakter dahinter stand, der auch schwierige Rollen wie den Massenmörder Haarmann in Der Totmacher meisterte. Seitdem gilt George als bester deutscher Filmdarsteller der Gegenwart.
Götz George spielt tatsächlich körperlich - vielleicht mehr als jeder andere deutsche Schauspieler - und diese Voraussetzung ist im Andenken an die vielen verschiedenen Charaktere nicht nur unverkennbar, sondern gleich zu dessen Markenzeichen geworden. Wenn vor allem in jungen aber auch späteren Jahren Action oder Stunts gefordert waren, brauchte Götz George kein Double, denn er absolvierte teils waghalsige Stunts selbst. So viel Körpereinsatz wirkt vergleichsweise nicht nur ungewöhnlich sondern vielmehr beeindruckend. Kombiniert mit einer von Natur aus skeptischen und hinterfragenden Note und einem teils spürbar sarkastischen Humor, bietet Götz George häufig ein Allround-Paket an, welches sich insbesondere bei seinen Charakterrollen zeigt, die vornehmlich zu späteren Karrierezeitpunkten zu finden sind, da der europäische Film zu bestimmten Zeiten einfach über zu viel Leerlauf verfügte. Seine Stärken spielte er in groß angelegten TV-Happenings aus, in denen er sich nicht scheute, Markanz oder auch völlig niedere Charakterzüge mit Bravour auszubuchstabieren. In seinen jungen Jahren begleitete ihn nicht selten die Aura eines Playboys oder Dandys, wenn auch mit sprödem deutschen Charme versehen, doch es war nicht selten ein sympathischer Lebemann wahrzunehmen, dessen Impulsivität ihn leicht in Schwierigkeiten manövrieren konnte, er die Bürden des Lebens aber letztlich zu tragen weiß, da er sie erst gar nicht allzu ernst nimmt. Kann das Gesamtpaket Götz George schließlich als Prototyp der deutschen Film- und Fernseh-Männlichkeit verstanden werden, wenn man ihn wie viele seiner Kolleginnen lediglich auf äußere Attribute, Show und das Erscheinungsbild reduzieren möchte? Mitnichten, denn hinzu kommt ein meist effizient abgepasstes Schauspiel, das von Überzeugungskraft, Intensität, Dynamik und Tiefgründigkeit erzählt. So erklären sich auch die vielen unterschiedlichen, aber auch identischen Einsatzgebiete des Götz George, der glücklicherweise die Möglichkeit erhielt, nicht in einförmigen Formaten gefangen zu sein. So bleibt die umfangreiche Filmografie des Schauspielers eine wahre Fundgrube für so mache in Vergessenheit geratene Überraschung und er selbst bleibt als einer der größten deutschen Schauspieler in Erinnerung, der jede seiner Dekaden unverwechselbar zu prägen wusste. Dass er nur gerne gesehen ist, ist daher überhaupt kein Ausdruck.