Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Sammelthreads von "zuletzt gesehen" über "zuletzt gekauft" zu "zueletzt gehört" usw.
Benutzeravatar
Richie Pistilli
Beiträge: 4602
Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
Kontaktdaten:

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Richie Pistilli »

AngstistSchlüssel.jpg


ANGST IST DER SCHLÜSSEL (GB 1972) R: Michael Tuchner



Irgendwo im Bundesstaat Louisiana, USA, steht auf einer Brachfläche ein verrosteter Funkwagen der US Army, doch im Inneren gibt es eine funktionierende, moderne Funkanlage. Davor sitzt John Talbot (Barry Newman), Inhaber einer Fluglinie, und spricht mit seinem Bruder Pete und seiner Ehefrau Carolyne, die als Piloten soeben ein Flugzeug Talbots aus Honduras in die USA zurückfliegen. Aber plötzlich sind Schüsse und Schreie zu hören und die Maschine stürzt ins Meer… Drei Jahre später fährt John Talbot in der Mittagshitze aus dem Staub des Tages in eine Kleinstadt in Louisiana und hält vor Johnny’s Country Bar, einer Tankstelle mit Diner. Während der Tankwart sein Cabriolet versorgt, möchte Talbot beim Barkeeper (Ernie Heldman) einen Bourbon bestellen. Jener weist ihn darauf hin, dasss man am Sonntag keinen Schnaps ausschenken dürfe. Talbot reagiert unwirsch, begibt sich hinter die Bar, entringt dem Keeper eine Pistole, als jener sie aus der Registrierkasse nehmen will und kauft eine ganze Flasche Whiskey… Als kurz darauf ein Streifenwagen vorfährt, der Barkeeper hat die Polizei alarmiert, sitzt Talbot in aller Seelenruhe bei einem Sandwich mit Bier, indessen die beiden Polizisten die Bar betreten und von Talbot einen Ausweis verlangen. Es kommt zu einer Schlägerei, bei der Talbot dem einen den Kiefer bricht, doch der andere kann ihn mit gezückter Waffe verhaften. Beim ersten Gerichtstermin macht Talbot Selbstverteidigung geltend, was Richter Mollison (Elliott Sullivan) geradewegs staunen lässt… [Quelle: Der Film Noir]



Soweit, so gut, was aber danach geschieht, lässt sich als ein äußerst wendungsreicher Thriller umschreiben, denn nachdem Barry Newman mit Suzy Kendall als Geisel aus dem Gericht türmt, folgt zunächst eine turbulente Verfolgungsjagd, bei der es ordentlich zur Sache geht. Nach einer knappen halben Stunde verliert der Handlungsverlauf zwar etwas an Tempo, ohne dabei aber langweilig zu werden, denn von da an bewegt sich Michael Tuchners komplexer Film auf ungewöhnlichen Thriller-Pfaden, die mit einer packenden Atmosphäre einhergehen. Obwohl der Film oftmals schlechte Kritiken verliehen bekam, hat mir die komplexe Handlung als auch der Inszenierungsstil äußerst gut gefallen.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



MEINE TOCHTER - DEINE TOCHTER

MTDT.jpg
MTDT.jpg (15.6 KiB) 2860 mal betrachtet


● MEINE TOCHTER - DEINE TOCHTER (D|1972)
mit Chris Roberts, Catharina Conti, Georg Thomalla, Hansi Kraus, Peter Weck, Heinz Reincke und Gila von Weitershausen
eine Produktion der Lisa Film | Divina Film | im Gloria Verleih
ein Film von Werner Jacobs

Schuldiener Oskar Sommer (Heinz Reincke) hat vor seiner geschiedenen Frau in Amerika angegeben, indem er behauptet hat, Karriere als Studienrat gemacht zu haben. Auch gibt es tatsächlich einen Studienrat Dr. Oskar Sommer (Georg Thomalla) an dieser Schule, bei dem der Schuldiener für alle möglichen Arbeiten rund um dessen Haus einspringt. Als sich die Tochter des Schwindlers ankündigt, die er 15 Jahre nicht mehr gesehen hat, kommt es zu Turbulenzen...

Werner Jacobs' "Meine Tochter - Deine Tochter" kann sich im breiten Angebot deutscher Verwechslungskomödien keinen besonderen Rang erkämpfen, da es ähnlich substanzlos, hektisch und kopierfreudig wie anderswo zugeht. Glücklicherweise werden hier nicht alle Register des handelsüblichen Humors bemüht, wenngleich viele Versatzstücke aus nicht allzu ferner Zeit aufzuspüren sind. Gestreckt mit seinerzeit wohl angesagten Schlagern von Hauptdarsteller Chris Roberts, Schützenhilfe aus dem Paukerfilm-Bereich von Hansi Kraus, Georg Thomalla und Peter Weck, Interpreten wie Ralf Wolter oder Rainer Basedow, die sich offenbar für nichts zu schade zu sein scheinen, und attraktiven Damen wie Catharina Conti oder Gila von Weitershausen, die innerhalb dieser beinahe 90 Minuten schnellstmöglich verheizt werden sollen, kommt gar nichts Neues beziehungsweise Originelles dabei heraus. Selbst bei der Erstansicht handelt es sich bei "Meine Tochter - Deine Tochter" daher schon um ein Relikt, dessen Haupt- und Nebenhandlungen überaus konstruiert und alles andere als lustig wirken. Eine Gast-Auftritt eines Schimpansen gibt es übrigens auch mal wieder. Langsam aber sicher bestätigt sich der Verdacht, dass diese Art des Humors eine rein deutsche Erfindung sein muss.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



IMMER ÄRGER MIT HOCHWÜRDEN

IÄMH.jpg


● IMMER ÄRGER MIT HOCHWÜRDEN (D|1972)
mit Georg Thomalla, Peter Weck, Chris Roberts, Heidi Hansen, Eva Garden, Heinz Reincke, Eddi Arent, Kurt Nachmann und Theo Lingen
eine Produktion der Lisa Film | Divina Film | im Gloria Verleih
ein Film von Harald Vock

Pfarrer Himmelreich (Georg Thomalla) und Thomas Springer (Peter Weck) liegen im Clinch, da sie unterschiedliche Pläne mit einer Insel im Wörthersee haben, von der zufällig festgestellt wurde, dass sie der Gemeinde gehört. Nach deren Verkauf plant Himmelreich ein Waisenhaus zu errichten, Springer ein Touristenzentrum. Der amtierende Bürgermeister (Guido Wieland) will die Entscheidung nach seiner Wiederwahl treffen, also kandidieren Pfarrer Himmelreich und Springer selbst für den Posten...

Nach "Hochwürden drückt ein Auge zu" wurde die Fortsetzung "Immer Ärger mit Hochwürden" bereits im folgenden Jahr nachgeschoben, und zwar unter identischer Regie, also auch gleicher Herangehensweise. Harals Vock, der vor diesem Film so gut wie ausschließlich im Klamauk-Sektor inszenierte, erweist sich als routiniert aber auch nicht risikofreudig, denn das immer noch interessierte Publikum bekommt sozusagen nur alten Wein in neuen Schläuchen angeboten. Georg Thomalla in der Titelrolle kann wieder einmal überzeugen, da es sich bei ihm um einen dynamischen Schauspieler im Korsett handelt, Peter Weck hat erneut eine Fließbandarbeit abzuliefern, die dem Empfunden nach seit unzähligen Filmen gefordert war. Die Geschichte klingt auf den ersten Impuls recht originell, verliert sich jedoch schnell in albernen Plattitüden und einem Tauziehen, das irgendwann langweilt. Die Besetzung weist insgesamt keine wirklichen Besonderheiten auf, könnte daher aus jedem vergleichbaren Film stammen. Am Ende drückt man wie Hochwürden in Teil 1 vielleicht ein Auge zu und pickt sich seine persönlichen Appetithäppchen heraus, falls man nicht gleich am langen und unerbittlichen Arm Harald Vocks verhungert.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



UNSERE PAUKER GEHEN IN DIE LUFT

UPGIDL.jpg


● UNSERE PAUKER GEHEN IN DIE LUFT (D|1970)
mit Wencke Myhre, Georg Thomalla, Peter Weck, Mascha Gonska, Ilja Richter, Chris Roberts, Christiane Rücker und Siegfried Schürenberg
eine Produktion der Lisa Film | Divina Film | im Gloria Verleih
ein Film von Harald Vock

Petra Thorsten (Wencke Myhre) mischt ihre Klasse nicht nur mit Streichen und Musik auf, sondern möchte auch ihren Flugschein machen. Dumm nur, dass ausschließlich Männer zur Prüfung angenommen werden. So greift sie zu einer List und verkleidet sich als Schüler Thorsten. Gleichzeitig kommt Schuldirektor Oskar Weber (Georg Thomalla) in die Bredouille, da er angeblich in einem einschlägigen Etablissement mit halbseidenen Damen gesichtet wurde. Hat er etwa einen Doppelgänger?

Ob man im Vorfeld tatsächlich von dem immensen Erfolg der Pauker-Filme ausgegangen war, bleibt nur zu erahnen, da jedoch genügend Zuschauer in die Kinos gelockt werden konnten, kam es zu zahlreichen Konkurrenz-Verfilmungen abseits der von Franz Seitz, Terra Filmkunst oder Rialto Film produzierten Reihe. "Unsere Pauker gehen in die Luft" muss sich mit der Verlegenheit herumschlagen, dass für die juvenilen Hauptrollen keine Schauspieler verpflichtet wurden und man eindeutig merkt, dass Wencke Myhre und Chris Roberts eher für das Platzieren ihrer eigenen Hits mit von der Partie sind. So beginnt der Film nach dem Vorspann mit Myhres gleichnamigem Titel-Schlager in voller Länge, was eindeutig auf die bevorstehende Substanzlosigkeit hinweist. Man sieht alle Unarten der deutschen Verwechslungskomödie: Zwillinge, und niemand schnallts, eine Frau verkleidet sich als Man, niemand rafft es, zusammenhanglose Schlager-Einsätze, alberne Gags, stereotype Charaktere, unerklärliche Gebärden und betont gute Laune; es fehlt eigentlich nur noch die Integration des obligatorischen Schimpansen. Schreckliche Darbietungen von Peter Weck, Chris Roberts und insbesondere Ilja Richter sind kaum auszuhalten, wenigstens gibt es als Entschädigung Siegfried Schürenberg, Mascha Gonska oder Christiane Rücker und ein paar andere gerne gesehene Interpreten. Auch für Genre-Fans handelt es sich hier nur um sehr hartes Brot.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



SCHWARZWALDFAHRT AUS LIEBESKUMMER

SAK.jpg


● SCHWARZWALDFAHRT AUS LIEBESKUMMER (D|1974)
mit Roy Black, Barbara Nielsen, Heidi Hansen, Anita Mally, Elke Aberle, Eva Garden, Peter Millowitsch, Rut Rex und Claus Biederstaedt
eine Allianz Filmproduktion | Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Werner Jacobs

Im Auftrag seines Chefs (Rolf Olsen) soll Architekt Hannes Cremer (Roy Black) die Kundschaft über den Tisch ziehen und ihnen unnötige Maßnahmen aufschwatzen. Als er eines Tages genug hat, beendet er das Arbeitsverhältnis und die Beziehung zu Janine (Gracia-Maria Kaus), der Tochter seines Chefs, und reist in den Schwarzwald zu seinem Großvater (Ludwig Schmid-Wildy). Dort trifft Hannes auf eine Gruppe junger Frauen, unter denen eine ist, die ebenfalls vergessen will...

Roy Blacks letzter Kino-Spielfilm "Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer" lehnt seinen Titel an den Film "Moselfahrt aus Liebeskummer" an, hat aber thematisch und inszenatorisch kaum etwas gemein mit diesem 1953 entstandenen Klassiker. Die ohnehin dünne Geschichte ist mit etlichen Schlagern von Roy Black und James Last gestreckt, kann daher für keine besonders auffälligen Akzente sorgen, wenn da nicht die herrliche Kulisse der Titel gebenden Umgebung wäre, was im Endeffekt einer der größten Vorzüge bleibt. Im Geschehen wimmelt es von Klischees männlich-weiblicher Trivial- und Moralvorstellungen, die insbesondere von einem über Jahre hinweg verheizten Roy Black kolportiert werden. Die Gruppe der Damen hat einiges an Schönheit über Nervtöterei bis hin zu dürftigem Schauspiel zu bieten, wobei deren simultanes Auftauchen im Schwarzwald natürlich überaus konstruiert wirkt. Positiv hervorzuheben sind einige Leistungen des Neben-Cast, wie etwa Rolf Olsen, Rut Rex oder Elfie Pertramer, aber man nimmt auch die Beugsamen der deutschen Schlager-Komödien wahr, die in enge Korsetts geschnallt wirken. Die Liebes-Geschichte mit einigen Turbulenzen und Störungen ist auf Findung und Happy End programmiert, findet mit einem Interpreten wie Black natürlich seine Erfüllung, sodass sich das Zielpublikum zufrieden zurücklehnen dürfte. Am Ende hat Regisseur Werner Jacobs nicht viel aus den dünnen Zielvorgaben machen können, oder vielmehr alles Falsche richtig gemacht.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Richie Pistilli
Beiträge: 4602
Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
Kontaktdaten:

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Richie Pistilli »

todesfalle.jpg


DIE TODESFALLE (GB 1968) R: Bryan Forbes


Ein einzelgängerischer Juwelendieb (Michael Caine) tut sich mit einem Gauner (Eric Portman) und Ehepaar aus derselben Branche zusammen, weil er den Reizen der jungen Frau (Giovanna Ralli) verfallen ist. Es entwickelt sich eine amouröse Dreiecksgeschichte, die am Ende alle Beteiligten um den Lohn ihrer "Arbeit" bringt… [Quelle: Pretty Gold Productions]


Ein visueller Leckerbissen par excellence, den Bryan Forbes 1968 unter dem Titel DIE TODESFALLE veröffentlichte. Der Film lebt in erster Linie von seinen ästhetischen Bildkompositionen, wobei die spannungsgeladene Handlungsebene trotz einiger Ungereimtheiten ebenfalls zu punkten weiß. Hinzu gesellen sich drei gut aufgelegte Schauspieler, die gleichfalls auf ganzer Linie überzeugen. Ein außergewöhnlicher Thriller, der rein optisch mächtig Eindruck schinden konnte.

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



CRAZY - TOTAL VERRÜCKT

CTV.jpg


● CRAZY - TOTAL VERRÜCKT / RUDI LASS DAS MAUSEN SEIN (D|1973)
mit Rudi Carrell, Georg Thomalla, Cornelia Froboess, Horst Janson, Monika Lundi, Angelica Ott, Hansi Kraus und Jaime de Mora y Aragón
ein Lisa Film | im Constantin Filmverleih
ein Film von Franz Josef Gottlieb

Dauerstudent und Lebemann Robert Wagner (Rudi Carrell) hat ein Problem, denn sein reicher Onkel Bill (Jaime de Mora y Aragón) hat sich aus Übersee angemeldet. Ihm hatte er 20 Jahre vorgegaukelt, ein Medizinstudium gemacht zu haben, um anschließend als Arzt in eigenem Krankenhaus zu praktizieren und verheiratet sei. Für alles erhielt Robert über Jahre beträchtliche Summen. Um das Auftauchen des reichen Onkels zu verhindern, werden ab sofort alle Register gezogen...

Wer im Vorfeld darauf spekuliert, dass es Regisseur Franz Josef Gottlieb alleine handwerklich gelungen sein könnte, die deutsche Komödie mit neuen Impulsen anreichern oder gar revolutionieren zu können, sollte sich tatsächlich "Crazy - total verrückt" anschauen, um schnell eines Besseren belehrt zu werden. Den Verlauf chaotisch, zusammenhanglos, uninteressant und hysterisch zu nennen, wäre beinahe schon eine Auszeichnung; in dieser Klamotte ist leider alles nicht auszuhalten. Angefangen mit Hauptdarsteller Rudi Carrell, dessen Art der Herangehensweise die reinste Strapaze darstellt, lassen sich auch andere, mitunter gerne gesehene und renommierte Interpreten dazu verleiten, der Gag-Dichte in neue Dimensionen zu verhelfen. Lustig, witzig oder gar geistreich ist hier nichts, sodass es zu einem Fließband der Peinlichkeiten kommt. In der Regel lassen sich bei jedem Film auch positive Komponenten herausfiltern, was sich unter Gottliebs Regie und Harald Vocks Drehbuch als beinahe unmöglich gestaltet. Am Ende muss man vielleicht auf den damals bestehenden Zeitgeist und die allgemein schlechten Zeiten für Filmschaffende und Produktionsfirmen verweisen, um sich dieses Ding plausibel erklären zu können, aber dennoch bleibt die Frage bestehen, ob sich der deutsche Film mit derartig abenteuerlichen Experimenten nicht selbst ein Stück weit zugrunde gerichtet hat. Vielleicht einer der miesesten bundesdeutschen Filme, die jemals fabriziert wurden.

► Text zeigen

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Le Couperet aka Jobkiller (2005)

job123.jpg


Exzellent! Costa Gavras dürfte einigen in der Filmwelt bekannt sein, aufgrund seiner ausgezeichneten politischen Filme, die international häufig sehr viel Lob ernteten. In "Jobkiller" steht nun der Absturz in die Arbeitslosigkeit im Fokus, aufgrund von Rationalisierungsmaßnahme eines High Tech Papierkonzerns. Das Werk ist eine wunderbare Satire gespickt mit schwarzen Humor und einer gesunden Portion bitterer Sozialkritik. Der Film lebt vor allem von seinem Protagonisten Bruno Davert - grandios gespielt von José Garcia - der sich nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes in der High Tech Papierbranche vorgenommen hat, direkt im Vorfeld alle potenziellen Kandidaten bzw. Neubewerber in jener Branche, die von der Qualifikation ihm überlegen sein könnten, zu eliminieren. Er verspricht sich davon bessere Aussichten auf einen zukünftigen Job in dieser High Tech Papierbranche zu erhalten. Seine Arbeitslosigkeit und die damit fehlenden finanziellen Mittel, um den bestehenden Lebensstandart seiner Familie aufrecht zu erhalten, trifft Bruno Davert so sehr, dass er bereit ist alles zu tun. Selbst vor gezielten Mord schreckt er nicht zurück. Um wieder schnellstmöglich einen neuen Arbeitsplatz zu finden und damit Haus und Hof mitsamt Frau und Kindern zu retten, geht Bruno Davert über Leichen. Er entdeckt im Keller eine Luger nebst Patronen seines Großvaters und die Geschichte nimmt ihren äußerst skurrilen Lauf. Erstaunlicherweise wird das eigentlich ernste Thema unter Costa Gavras Regie unglaublich witzig dargestellt, wozu auch die starke schauspielerische Leistung von José Garcia beiträgt. Seine Performance trägt den Film. Trotzdem ist der Film nicht wirklich eine Komödie. "Jobkiller" geht wesentlich tiefer, ist viel mehr bissige Satire mit bitterer Sozialkritik. Meine Erwartungshaltung wurde bei weitem übertroffen. Ein wahrlich erstaunlich guter Film von Costa Gavras. Ich wurde jedenfalls prächtig unterhalten. Empfehle den französischen O-Ton, die dt. Synchro wertet den Film unglaublich ab. Absolute Empfehlung. 9-10/10

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

The Secret of Kells (2009)

secret123.jpg


Einfach nur fantastisch! Was unter der Regie von Tomm Moore und Nora Twomey entstanden ist, ist wahrlich eine gesunde Abwechslung zu all dem Einheitsbrei an CGI-Animationsfilmen, die uns Hollywood ständig präsentiert und das deutsche Mainstreamkino uns permanent serviert. "The Secret of Kells" mag zwar nicht perfekt sein, dazu ist die Geschichte im letzten Drittel des Films viel zu schnell erzählt, aber das Werk besitzt viel Herzblut und versprüht jede Menge Charme. Vor allem punktet der irische Animationsflm mit einem sehr interessanten Zeichenstil, der sich einem durch das Aussehen, der Mimik und der Gestik der sympathischen Charaktere im Film offenbart. Hinzu kommen die absolut fantastischen und eindringlichen Farben - die Farbgebung des gesamten Films ist schlichtweg phänomenal - und vor allem die einzigartigen Hintergründe von unglaublich aufwändiger Schönheit. Klänge von keltischer Musik dienen als Sounduntermalung um eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen. Das Werk gehört definitiv zu den visuell schönsten und einfallsreichsten Animationsfilmen, die ich je gesehen habe. "The Secret of Kells" ist lebendig und voller Fantasie. Allein die Szenen im tiefen Wald, wo der junge Brendan auf die Waldfee Aisling trifft, sind absolut fantastisch gestaltet. Sie gehören nicht nur zu den schönsten Szenen des Films, sondern auch zu den wahrlich beeindruckensten Animationssequenzen aller Zeiten, die man jemals in einem Animationsfilm bestaunen konnte. Aisling und Brendan sind einfach großartig. Für mich gehört die zauberhafte Waldfee Aisling mit ihren magischen Kräften zu den besten und interessantesten Charakteren, die jemals ein Animationsteam zum Leben erweckt hat. Dazu gehört selbstverständlich auch ihre Stimme, die im englischen O-Ton perfekt zu ihr passt und ihren Charakter unglaublich aufwertet. Auch die Wikingerinvasion mitsamt Stürmung der Festung gehört mit zu den besten Sequenzen des Films, die dort verwendeten Rottöne sind unvergesslich eindringlich. "The Secret of Kells" ist optisch und akkustisch eine Wucht, aber leider viel zu kurz geraten, was man dem letzten Drittel des Films durchaus anmerkt. Der ungewöhnliche Zeichenstil, die charmanten Charaktere, das faszinierende Farbdesign und der keltische Soundtrack machen aber einiges wett. Vergebe mal 8-10/10

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



COLD BLOODED

Cold Blooded.jpg


● COLDBLOODED / COLD BLOODED / COLD BLOODED - DIE ROMANTIK LEBT... NOCH! (US|1995)
mit Jason Priestley, Kimberly Williams, Peter Riegert, Jay Kogen, Janeane Garofalo, Josh Charles, Michael J. Fox und Robert Loggia
eine Polygram Filmed Entertainment Produktion | Propaganda Films | Snowback Productions | im Kinowelt Filmverleih
ein Film von Wallace Wolodarsky

Cosmo Reif (Jason Priestley), Wettbuchhalter eines Mafiazweiges in Los Angeles, ist als schüchtern und zurückhaltend bekannt. Als er einen neuen Boss bekommt, soll Cosmo das Metier wechseln und zum Killer ausgebildet werden. Sein Ausbilder Steve (Peter Riegert] ist beeindruckt von dessen starken Nerven und Kaltblütigkeit, sodass er schnell in seine neue Rolle hineinwächst. Als Cosmo sich verliebt, will er die Organisation verlassen, doch das ist nicht so einfach wie gedacht...

Wallace Wolodarskys "Cold Blooded" hat einige Überraschungen zu bieten, die zunächst struktureller und inszenatorischer Natur sind, denn man landet in einer vielleicht nicht unbedingt erwarteten schwarzen Action-Komödie, die immer ein Stück weit in der Deckung der Unwahrscheinlichkeit bleibt. Zwar ist dieses Konzept nicht neu, aber zumindest überraschend genug, um dem Film mit voller Aufmerksamkeit und hohem Interesse folgen zu können. Hinzu kommt, dass Hauptdarsteller Jason Priestley in einer Rolle zu sehen ist, die sich deutlich von seinem "Beverly Hills 90210"-Image zu emanzipieren versucht. Cosmo sieht unscheinbar aus und wirkt anfangs wie ein klassischer Nice Guy, der emotional auffällig starr und manchmal beinahe einfältig wirkt. Dass er sich zum Killer ausbilden lässt, ist hier nicht der größte Clou, sondern dass er unsentimental abdrückt, wenn es gefordert ist. In diesem Zusammenhang kommt es auch zu den spektakulärsten Szenen dieser insgesamt sehr unterhaltsamen Angelegenheit, die es gegen Ende hin schwer macht, einen präsentablen Ausweg zu finden. Garniert mit Action, Humor, Situationskomik und einigen Unwahrscheinlichkeiten, kann man sich gut auf Jason Priestleys kleine Metamorphose einlassen, die es trotz vieler sehr eindeutiger Szenen vielleicht zu keinem Zeitpunkt so todernst meint, wie plastisch dargestellt.

► Text zeigen

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Golgo 13 (1973)

gol123.jpg


Sehr gute Realverfilmung des gleichnamigen Manga Comics von Takao Saito aus den 60er Jahren. Der Film wurde fast ausschließlich im Iran gedreht. Antike Ruinen und heilige Tempel dienen als Austragungsort wilder Schießereien. Hauptdarsteller Ken Takakura, der in vielen Yakuza Filmen aktiv gewesen ist, weiß zu überzeugen und brilliert in "Golgo 13" als professioneller und eiskalter Auftragskiller. Seine Performance ist außerordentlich gut und wertet den Film unglaublich auf. Wer japanisches 70er Jahre Actionkino vom Feinsten liebt, ist mit "Golgo 13" bestens bedient. Ein schweigsamer Killer und Antiheld auf einer Mission ins Ungewisse. Ich wurde jedenfalls prächtig unterhalten. Großen Dank an Eureka Entertainment, die dieses fantastische Werk auf BD veröffentlicht haben. 9/10

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Le Grand Méchant Renard Et Autres Contes aka The Big Bad Wolf And Other Tales (2017)

legrand.jpg


Ein sehr faszinierender Animationsfilm unter der Regie von Patrick Imbert und Benjamin Renneraus aus Frankreich. Das Werk ist als Anthologie konzipiert, beinhaltet exakt 3 ausgezeichnete Geschichten, die jeweils ca. 20 Minuten lang sind, nebst dem Vorstellungsaspekt durch den sympathischen Fuchs. Ein wahrlich bemerkenswerter Film, sowohl visuell als auch verbal. Der Animationsstil ist auf den ersten Blick eher recht einfach gestaltet, aber dennoch sehr effektiv und ansprechend. Mir haben all die unterschiedlichen und liebenswerten Charaktere im Film auf Anhieb sehr gut gefallen und sind mir sofort ans Herz gewachsen. Das Werk versprüht jede Menge Charme und Herzblut. Habe wirklich jede Sekunde des Films genossen. Die Animationen in "Le Grand Méchant Renard Et Autres Contes" sind in meinen Augen wunderschön animiert und gezeichnet, sehr ausdrucksstark und unterhaltsam. Die Handlungsstränge der einzelnen Filme der Anthologie sind manchmal voller Überraschungen. Wahrlich eine nette Abwechslung aus Frankreich zum Mainstream Einheitsbrei aus Hollywood. Ich wurde trotz meines stolzen Alters von Ü50 prächtig unterhalten. Das Werk wurde von mir im französischen O-Ton mit englischen Untertiteln gesichtet. Absolute Empfehlung. 9/10

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



DER POLYP - DIE BESTIE MIT DEN TODESARMEN

POLYP.jpg


● TENTACOLI / DER POLYP - DIE BESTIE MIT DEN TODESARMEN / ANGRIFF AUS DER TIEFE (I|US|1977)
mit John Huston, Shelley Winters, Bo Hopkins, Delia Boccardo, Cesare Danova, Claude Atkins und als Gast Henry Fonda
eine Produktion Esse Ci Cinematografica | im Verleih der Warner-Columbia
ein Film von Ovidio G. Assonitis

Ocean Beach ist ein Synonym für sommerliche Erholung, gerät jedoch in die Schlagzeilen, da neuerdings Menschen spurlos verschwinden und entsetzlich zugerichtete Leichen, die nicht selten bis auf die Knochen abgenagt sind, am Strand angespült werden. In der Bevölkerung bildet sich schnell der Mythos, dass ein Ungeheuer in der Tiefe auf immer neue Beute lauert. Dr. Turner (John Huston) hat bereits eine Theorie ...

Große Kassenerfolge spülten seit jeher zahlreiche Produktionen in die Kinos, die einen Teil vom großen Kuchen abhaben wollten. Innerhalb dieser Welle ist auch "Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen" entstanden, der vor allem mit einer namhaften Ansammlung von Altstars aufzuwarten versucht, die jedoch kaum über den Status von Staffage hinauskommen. Das Spiel mit Urängsten ist relativ einfach und wirksam inszeniert: Menschen und sogar Kinder verschwinden spurlos an Promenaden oder von Booten, schrecklich entstellte Körperreste erscheinen retour, ein paar dementsprechend widerliche Einstellungen sollen einen Grundstein für den Schock legen. Insgesamt ist zu sagen, dass der Film mit minimalistischen Stilmitteln zu überzeugen versucht, die teils schlampige Ausfertigung jedoch nicht verschleiern kann. Die Effekte bleiben allerdings nicht komplett wirkungslos, denn das vermeintliche Ungeheuer schafft es, eine beunruhigende und überaus gierige Wirkung aufzubauen. Die handwerkliche Seite fällt beim Näherbringen des Titelmonsters allerdings vor allem durch mangelnde Präzision und ein Konglomerat ungenauer Bilder auf. Zahlreiche Unterwasseraufnahmen, die in den Taucher-Sequenzen ganz nett aber unterm Strich random wirken, stehen konträr zu den vielen geschwätzigen Szenen an Land; keiner der Schauspieler tut sich in besonderem Maß hervor, außerdem wird eine ungünstige Art der Vorhersehbarkeit an die Oberfläche gespült. Hier und da hätten ein paar weitere, gezielte Schocks sicherlich gutgetan. Falls man von "Der Polyp - Die Bestie mit den Todesarmen" im Vorfeld nicht allzu viel erwartet, kann dieses kleine und sommerliche Horror-Vehikel ganz gut unterhalten, markiert aber bei Weitem keinen Klassiker des Genres. Folglich sollte die Genügsamkeit der Produktion auch vom Zuschauer aufgebracht werden.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 4827
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Prisma »



DER AFFE IM MENSCHEN

Der Affe im Menschen.jpg
Der Affe im Menschen.jpg (14.5 KiB) 2273 mal betrachtet


● MONKEY SHINES / DER AFFE IM MENSCHEN (US|1988)
mit Jason Beghe, John Pankow, Kate MCNeil, Christine Forrest, Stephen Root, Stanley Tucci und Joyce Van Patten
eine Produktion der Orion Pictures | im Verleih der Twentieth Century Fox
ein Film von George A. Romero

Nach einem schweren Unfall ist Allan Mann (Jason Beghe) querschnittsgelähmt und komplett auf fremde Hilfe angewiesen. Ein befreundeter Wissenschaftler (John Pankow) bringt ihm das speziell trainierte Äffchen Ella aus seinem Labor mit, das ihm zu Hause bei alltäglichen Verrichtungen helfen soll. Allan ahnt jedoch nicht, dass das Äffchen menschliche Gehirnzellen im Laboratorium verabreicht bekam, und die ohnehin intensive Beziehung zwischen beiden droht, außer Kontrolle zu geraten ...

George A. Romeros "Der Affe im Menschen" kann sich im Genre des Tier-Horrors einen besonderen Status sichern, zumal die Geschichte betont andere Wege geht, als viele Konkurrenten. Mit einer sehr ausladenden Laufzeit von über 100 Minuten gönnt man sich den Luxus von ausgiebigen Vorstellungen der Hauptcharaktere und einigen nicht uninteressanten Nebenhandlungen. Romeros Geschichte ist keineswegs auf vordergründiges Nervenzerren ausgelegt, vielmehr entfalten sich sehr subtile Ansätze, die diesen teilweise unangenehm wirkenden Flick zeitweise auf ein anderes Niveau heben können, auch wenn man mit einem sehr frühen und herben Schock konfrontiert wird. Wenn der Wahnsinn Methode hat, wird immer etwas Denkwürdiges transportiert, so auch hier. Beunruhigende Sequenzen werden mit einfachsten technischen Mitteln fabriziert, der permanente Fixpunkt Ella in Großaufnahme wird für mehrere Beteiligte zur Zerreißprobe und zu einem regelrechten Alptraum. Da der Protagonist so gut wie unbeweglich an einen E-Rollstuhl gefesselt ist, wirkt er den außer Kontrolle geratenen Situationen ausgeliefert und wird sozusagen mit übermäßiger Intelligenz malträtiert. Hauptdarsteller Jason Beghe spielt hervorragend auf, der Rest der Entourage kann ebenfalls überzeugen. Es dauert eine empfundene Ewigkeit bis sich vage Vermutungen zu Gewissheiten formen und Thrill und Horror plastisch dargestellt werden, doch es lässt sich zuvor kein wirklicher Leerlauf ausfindig machen. "Der Affe im Menschen" stellt sich als überraschend gutes, packendes und clever inszeniertes Schreckensstückchen heraus, das auch nach Jahren kaum etwas von seiner Intensität und Brisanz verloren hat.

► Text zeigen

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 2335
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Sid Vicious »

PEACE KILLERS
MV5BZDU4OGMxM2YtNTJiOS00YzllLWI5NTQtYjZkODNjYzc0OTNkXkEyXkFqcGc@._V1_FMjpg_UX1000_.jpg


Nach nun mehr als 12 Jahren wanderten die PEACE KILLERS heute endlich wieder in den Player. Die Story ist hauchdünn, aber wer braucht so was schon, wenn grenzdebile (auf Massenvergewaltigungen abfahrende) Biker auf einer Hippie-Farm einlaufen, die Kommunenmitglieder malträtieren und deren friedliebenden Oberguru („alle Menschen sind gut“) ans allegorische Kreuz nageln.

PEACE KILLERS (DIE AUF HEIßEN ÖFEN VERRECKEN) hat so einiges zu bieten, präsentiert eine Mischung aus Exploitation, Italo-Western und Asozialenfilm. Währendessen haben die Klappsenbewohner als auch die Gewaltverherrlichung Freigang, sodass diese gemeinschaftlich (hin und wieder gar überaus fies wie brutal) auf die Pauke hauen. Geheim(nisvoller)tipp.
BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Hagen - Im Tal der Nibelungen (2024)

hg123.jpg


Ein wahrlich faszinierendes Werk! Eine Neuinterpretation der Nibelungensage unter der Regie von Cyrill Boss und Philipp Stennert, die u.a. auch am Drehbuch beteiligt waren. Es ist ein Drama und eine Charakterstudie vom Feinsten. Wer ein klassisches Heldenmärchen erwartet, mit z.B. spektalulärem Kampf gegen den Drachen, wird ziemlich enttäuscht werden. Natürlich dient der ursprüngliche Stoff der Nibelungensage als Inspirationsquelle bzw. der Roman "Hagen von Tronje" von Wolfgang Hohlbein, aber Regisseur Cyrill Boss und Philipp Stennert schaffen es aus dem bekannten klassichen Heldenstoff etwas komplett Neues zu erschaffen. Hagen von Tronje, der eigentliche Bösewicht in der berühmten Nibelungensage, fungiert in diesem Film zu einer wirklich tragischen Figur. Der Charakter Hagen wird zutiefst menschlich verkörpert. Die Performance von Gijs Naber als stoischer, pflichtbewusster und aufrichtiger Hagen, der am Ende scheinbar alles verliert, ist einfach nur phänomenal. Seine schauspielerische Leistung ist über alles erhaben. Er steht für bedingunglose Loyalität und Königstreue und ist vollkommen geerdet. Ihm Gegenüber steht sein feuriger Gegenpol, der temperamentvolle Siegfried, der mich stellenweise an Baal aus Brechts "Baal" erinnert hat, grandios verkörpert von Jannis Niewöhner, dem wahren Kontrastprogramm zu Hagen. Hagen, sofern man ihn von der traditionellen Nibelungen Geschichte trennen kann, ist wahrlich einer der interessantesten Charaktere im Film überhaupt. Das gewisse Teile des ürsprünglichen Stoffes weggelassen wurden, dass das Ende ganz anders als der Zuschauer erwartet hätte einem präsentiert wird, neben anderen eher sekundären Veränderungen im Film, haben mich in keinster Weise gestört. Das Ende des Films ist eine absolut logische Konsequenz der Handlung im Film. Von daher absolut grandios und glaubwürdig umgesetzt. Und die Kinematographie des gesamten Films ist durchaus beachtlich. Alles in allem: Faszinierende Haupt- und Nebencharaktere, eine starke Handlung, dessen Ende zu Recht vom Originalstoff abweicht, erstaunliche Schauplätze und Kämpfe und natürlich jede Menge Hagen werten dieses Werk unglaublich auf. Wahrlich ein Drama und eine Charakterstudie vom Feinsten. Ich wurde jedenfalls nonstop prächtig unterhalten. Nach dem unangefochtenen Fritz Lang Klassiker und Meisterwerk von 1924 rangiert "Hagen - Im Tal der Nibelungen" von 2024 bei mir zumindest direkt dahinter auf Platz 2 aller Verfilmungen des Nibelungenstoffes. Klare 9/10

Benutzeravatar
Sid Vicious
Beiträge: 2335
Registriert: So., 01.11.2020 12:30
Wohnort: King´s Road 430

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von Sid Vicious »

miniskirt.jpg

Ein bisschen Russ Meyer, ein bisschen Roughie, ein bisschen Western - und mittendrin Mädels auf Motorrädern. Wenn so viel Gutes wird beschert, dann kann gar eine minimale Story um Eifersucht und Neid locker zünden, um es hernach krachen lassen.

Connie, Shayne, Edie. Das Opfer, die Böse, die Zweiflerin. Attraktivität, Niederträchtigkeit, Coolness. Das Trio stiehlt den männlichen Darstellern locker wie prächtig die Show, denn die Mädels halten ein Vehikel auf Trab, das zwar von vorne bis hinten absehbar ist, aber halt mächtig Laune macht.

Es wurde dereinst selbstverständlich abgeraten!


BildBildBildBildBild

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Lethal Panther aka Der Tödliche Panther (1990)

dead123.jpg


Eine Actiongranate vom Feinsten! Wer auf harte Girls and Guns Actionkost aus Asien steht, ist mit "Lethal Panther" von Godfrey Ho bestens bedient. Es gibt 3 Filme von Godfrey Ho, die ich wahrlich liebe. An erster Stelle ganz klar sein "Ninja Terminator", eine schier unfassbar gute Trashgranate, gefolgt von "Lethal Panther" aka "Der Tödliche Panther" und an dritter Stelle seinen "Ninja Thunderbolt", der eine ganze Ninja Welle unter der Regie von ihm ausgelöst bzw. in Bewegung gesetzt hat. Letzterer ist übrigens Richard Harrisons Debütwerk unter ihm gewesen, den ich in Zusammenarbeit mit Godfrey Ho immer noch am liebsten sehe. Jedenfalls ist "Lethal Panther" extrem unterhaltsam, sehr temporeich inszeniert und es gibt jede Menge an Actionsequenzen zu bewundern. Das Werk strotzt vor einer hohen Anzahl von Shootouts mit unterschiedlichen Kalibern aller Waffengattungen, alles sehr gut in Szene gesesetzt. Kamera und Schnitt gefallen mir in diesem Godfrey Ho Werk außerordentlich gut. Die Choreographien der Zwei- und Mehrkämpfe sind ebenfalls auf einem absolut hohen Niveau. Maria Jo, Yôko Miyamoto und Sibelle Hu sind eine wahre Augenweide im Film. Es macht unglaublich Spaß ihnen zuzuschauen wie sie in wilden Schießereien Blei spucken und komplette Männerwelten dezimieren. Godyfrey Ho lässt in seinem Werk das Herz eines wahren Actionfans im Sekundentakt höher schlagen. Die Handlung des Films ist definitiv sekundär zu betrachten, primär geht es um knallharte Action. Keine Gnade, keinerlei Kompromisse, Frauen Power. Wer eine tiefgründige Story sucht mit wundervoller Charakterentwicklung ist hier völlig fehl am Platz. Die Handlung ist eher dünn gestrickt, stellenweise sogar auch leicht verwirrend, aber bei so viel hervorragender Action und Female Power kann man durchaus mal ein Auge zudrücken. Großen Dank an TVP, die Lethal Panther Mitte 2019 in Deutschland herausgebracht haben. Uncut. Der Film rockt total. Wer auf harte Actionkost steht, kommt voll auf seine Kosten. Ein absolutes Muss für Fans von asiatischen B-Actionmovies. Empfehlung. 8+/10

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Adagio (2023)

adagio123.jpg


Ein italienischer Gangsterfilm vom Feinsten! Es geht um Korruption, Erpressung, Flucht, Hilfesuche, Rache und Mord. Und am Ende steht die Erlösung. Stefano Sollima ist bekannt für seinen ausgeprägten visuellen Stil, den gab es beispielsweise schon in seinem faszinierenden Werk "Suburra" zu bestaunen. Kameraführung und Bildkomposition in "Adagio" sind wie schon in "Suburra" absolut fantastisch, von beiden Werken geht eine enorme visuelle Anziehungskraft aus. Eigentlich ist die gesamte Kinematographie des Films großartig, auch der Score. Auf sehr hohem Niveau sind die schauspielerischen Leistungen, bis in die kleinsten Nebenrollen ist alles absolut perfekt besetzt. Einer sticht aber besonders hervor: Pierfrancesco Favino. Seine Performance als alternder Ex-Auftragskiller der Mafia übertrifft alle. Witzig ist, ich habe Pierfrancesco Favino in der Rolle des Camillo zuerst gar nicht erkannt. Wahrlich unglaublich. Hier muss man auch mal die Maskenbildner loben, die wohl jeden Tag stundenlang damit beschäftigt waren Pierfrancesco Favino als Camillo herzurichten. Seine Performance ist trotz alledem eine absolute Glanzleistung. Neben ihm beeindrucken auch Toni Servillo und der junge Gianmarco Franchini. Sehr gut auch die vernetzte Geschichte bzw. spannende Erzählstruktur im Film. Stefano Sollima schrieb zusammen mit Stefano Bises das Drehbuch, was unter Sollimas Regiearbeit wohl perfekt umgesetzt wurde. Sollima besitzt ein feines Gespür für Timing und Spannung. "Adagio" punktet auch mit einer recht dichten und eher düsteren Atmosphäre. Mir hat "Adagio" sehr gut gefallen. Wer "Suburra" von Sollima liebt, wird "Adagio" zu schätzen wissen. Bitte mehr Gangsterfilme der Art aus Italien. 9/10

Benutzeravatar
alex_wintermute
Beiträge: 2935
Registriert: Di., 03.11.2020 13:16

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt geschaut

Beitrag von alex_wintermute »

Harakiri (1962)

harakiri.jpg


Ein absolutes Meisterwerk! Was unter der Regie von Masaki Kobayashi entstanden ist, ist schlichtweg phänomenal. Jede S/W Aufnahme im Film ist ein wahrer Genuss. Die Handlung dreht sich um einen verarmten, herrenlosen Samurai bzw. Ronin namens Hanshiro Tsugumo, der in der Zeit der Edo Periode vor dem Haus eines mächtigen Samurai Clans erscheint und um die Erlaubnis bittet, Seppuku zu begehen. Während er auf die Erfüllung seines Wunsches wartet, offenbart sich durch seine Geschichte bzw. Rückblende, die eigentlichen Umstände und die tragischen Beweggründe von ihm. "Harakiri" ist nicht nur rein visuell ein faszinierendes Werk, Kameraführung und Bildkomposition, auch im Hinblick zu Licht und Schatten, sind tatsächlich an wirklich jeder Stelle des Films pure Perfektion. Was "Harakiri" aber ganz besonders auszeichnet ist die komplexe und interessante Erzählstruktur bzw. die eigentliche Geschichte im Film und seine tiefgründige Charakterentwicklung der Hauptdarsteller. Aber vor allem steht seine scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Normen und dem Ehrenkodex der Samurai im Fokus. Harakiri prangert wie kein anderer Film die Ungerechtigkeit, Heuchelei und Scheinmoral innerhalb eines Systems an, welches sich nach außen hin versucht in strahlendem Glanz zu wahren bzw. zu präsentieren, inwendig aber längst verrottet ist. Die einzelnen Charaktere im Film sind allesamt vielschichtig und gut ausgearbeitet. Zentrale Figur ist aber Hanshiro Tsugumo, dem eigentlichen tragischen Helden der Geschichte. Tatsuya Nakadai geht in der Rolle des Hanshiro Tsugumo vollkommen auf. Seine Performance ist schier unglaublich und über allem erhaben. Attribute wie Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Mut, Tapferkeit, Stolz, Ehre, Aufbegehren und Empathie zeichnen seinen Charakter aus. Der Score ist ebenfalls klasse, eine der besten Leistungen eines der größten japanischen Komponisten. Alles in allem: "Harakiri“ ist für das Kino, was die besten Dramen und Tragödien von Shakespeare für die Literatur sind. Shakespeare ist für mich ganz klar die Nummer 1. Seine Werke, ganz besonders seine Dramen und Tragödien, sind die bedeutendsten Werke der Weltliteratur. "Harakiri" verkörpert höchste künstlerische Leistung, ist zutiefst bewegend und tragisch wie eben die besten Stücke von Shakespeare. Wer das Werk noch nicht gesehen hat, verpasst etwas im Leben. Ein wahres Meisterwerk. Erhaben und schön. Der Film unterhält nicht nur, sondern regt auch zum Nachdenken an. Nicht nur der beste Samuraifilm aller Zeiten, sondern einer der besten Filme aller Zeiten! Absolute Empfehlung. Klare 10+/10

Antworten