Canne Mozze (IT)
4 lepta gia 4 ekatommyria dollaria (GR)
Sawed-Off Shotgun
IT 1977
R: Mario Imperoli
D: Antonio Sabato, Ritza Brown, John Richardson, Attilio Dottesio, Roberto Panico, Claudio Cuomo, Maria Renata Franco, Domenico Bua, Piero Santi, Nestor Cavaricci, Luciano Bonanni, Settimio Scacco, Calogero Azzaretto
Italienische Erstaufführung: 05.08.1977
Italo-Cinema.de
Score: Manuel De Sica
IMCDb
OFDb
Nachdem der wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Giovanni Molet (Antonio Sabato) von der Polizei über das fremdbestimmte Ableben seines Bruders in Kenntnis gesetzt wurde, schwört dieser den Verantwortlichen blutige Rache und nutzt während seiner anschließenden Überstellung in ein milanesisches Gefängnis den richtigen Augenblick zur Flucht. Dabei kommt es zu einem weiteren Todesfall auf Seiten der Polizei, so dass Giovanni recht schnell eine Hundertschaft verärgerter Dienstkollegen samt Hundestaffel im Nacken sitzen hat. Hinzu gesellen sich flächendeckend Straßensperren, die somit eine Flucht aus der völlig abgeriegelten Region unmöglich erscheinen lassen. In seiner Not wendet er sich hilfesuchend an eine Prostituierte namens Carla (Maria Renata Franco), die ihm vorübergehend Unterschlupf in ihren eigenen vier Wänden gewährt. Doch ihr Ex-Freund Antonio hat nichts besseres zu tun, als das vermeintlich sichere Versteck postwendend bei der Polizei anzuschwärzen, infolgedessen Giovanni seine halsbrecherische Flucht vor der bereits nahenden Polizei-Armada unverzüglich fortsetzen muss. Nach geraumer Zeit gelangt er in der sizilianischen Einöde an ein leerstehendes Ferienhaus, welches er sogleich in Beschlag nimmt. Am nächsten Tag findet er im Inneren des Anwesens prompt sein zukünftiges Rachespielzeug vor, wobei er aber zunächst noch den originalgetreuen Schrotflintenlauf mit einer Metallsäge in mühsamer Handarbeit auf die richtige Betriebslänge stutzt, denn schließlich benötigt er eine "Canne Mozze". Doch dann halten unerwartet die vermögende Besitzerin Silvia (Ritza Brown) und ihr frisch angetrauter Ehemann Michele (John Richardson) im Ferienhaus Einzug, um in idyllischer Abgeschiedenheit ihre Flitterwochen zu verbringen. Bleibt letztlich die Frage, ob diese Entscheidung wirklich eine so gute Idee war...
Bei der vorliegenden Polizeifilmproduktion aus dem Hause Imperoli handelt es sich um einen eher ruhig inszenierten, wenn auch zugleich sehr bedrohlich wirkenden Genrevertreter, der schließlich erst zum Ende hin seinem Titel alle Ehre macht (CANNE MOZZE bedeutet in der deutschen Übersetzung soviel wie „abgesägte Schrotflinte“). Obwohl sich Imperolis ein Jahr zuvor entstandener WIE TOLLWÜTIGE HUNDE als der größere Magengrubenkrauler herausstellt, bei dem obendrein der gezeigte Exzess weitaus heftiger eskaliert, gelingt es ihm zweifelsfrei auch mit CANNE MOZZE, ein außerordentliches Maß an Unbehagen zu erzeugen. In Imperolis abgesägten Schrotflintendrama herrscht bereits gleich von Beginn an eine unheimlich dichte Atmosphäre, die von purer Hoffnungslosigkeit durchsetzte ist. Dies lässt er den Zuschauer auch zu jeder Minute des niedrig budgetierten Films ungetrübt spüren.
Dabei entpuppt sich CANNE MOZZE als eine Mixtur aus sowohl einem vollmundigen Rachefilm als auch einem handfesten Home-Invasion-Movie, wobei der letztgenannte Anteil den größeren Raum einnimmt. Gedreht wurde dieser rohe Gangsterfilm, der von seiner Optik ein wenig an den Italo-Western erinnert, in einer nicht näher bezeichneten Region Siziliens. Trotz des recht unspektakulären Verlaufs gelang es dem Regisseur sowohl ein sehr angenehmes Tempo als auch einen hervorragenden Schnittrhythmus vorzulegen, infolgedessen die aneinandergereihten Szenenabfolgen recht flüssig wirken und nahende Langeweile rechtzeitig unterbindet. Darüber hinaus hatte der gute Onkel „George“ (Eastman) beim Verfassen des Drehbuchs seine Finger mit im Spiel, welches die Geschichte der blutigen Vendetta zwischen den beiden verfeindeten Familienclans der Molets und der Carraras erzählt. Nachdem Giovanni Molets jüngerer Bruder auf Geheiß des verfeindeten und an einen Rollstuhl gefesselten Familienoberhaupts Don Carrara ins Jenseits gejubelt wurde, sinnt der bereits wegen mehrfachen Mordes an Familienmitgliedern des Carrara-Clans im Gefängnis sitzende Giovanni nach unerbittlicher Rache an den Mördern seines Bruders. Dementsprechend nutzt er auch die sich ihm nächstbietende Möglichkeit zur Flucht. Entgegen des eigentlichen Filmtitels ist der gnadenloser Rächer bis kurz vor dem Ende ausschließlich mit einer kompakten Handfeuerwaffe zugange, denn seine durchschlagskräftige Wuchtwumme kommt erst im Finale zum Einsatz. Die Zentrale des Carraro Clans befindet sich übrigens in einem abgelegenen Schlachthof, der augenscheinlich den heutigen Hygienebestimmungen nicht mehr standhalten würde. Desweiteren befindet sich jeder der beteiligten Charaktere in einer persönlichen Lebenskrise, was die bereits eskalierende Beziehungsdynamik weiterhin anschürt.
Kommen wir zum Hauptprotagonisten Antonio Sabato, der ausschließlich die unantastbare Ehre seiner Familie im Kopf, Dementsprechend sehnt er sich auch inbrünstig nach Rache an den Mördern seines Bruders. Sabato verkörpert die gefühlskalte Rolle mit einer stets versteinerten Mine überzeugend. Zwar gelingt es der adretten Ritza Brown, die die frisch verheiratete Besitzerin des Landhauses spielt, die auf dem Gefrierpunkt verankerte Gefühlswelt Giovannis ein wenig zu erwärmen, was aber wiederum keine Auswirkung auf seine weiterhin vordergründig vorherrschenden Rachepläne hat, denn dieser sieht für sich nur noch den einen Lebenssinn: Der Tod des verfeindeten Familienoberhaupts Don Carrara. Seine Hauptbeschäftigung während des Films besteht also darin, den Lauf seines neuerlangten Rachespielzeugs in mühsamer Handarbeit auf die richtige Betriebslänge zu stutzen, um somit letztendlich die höchstmögliche Durchschlagskraft zu erhalten. So kommt es irgendwann, wie es kommen muss, denn Antonio veranstaltet mit seiner prächtigen Wuchtwumme eine wahrhaftige Sauerei im Schlachthof der Glückseligkeit. Außerdem nimmt er auch nur frisch gebrühten Kaffee zu sich, der ausschließlich von feinen Frauenhänden aufgesetzt wurde. Diese gehören in diesem Fall der entzückenden Ritza Brown, die in der Rolle der adretten Silvia gemeinsam mit ihren frisch angetrauten Göttergatten Michele völlig unbeschwert die gemeinsamen Flitterwochen in ihrem abgelegenen Ferienhaus verbringen möchte. Doch leider treffen die Beiden vor Ort völlig unverhofft auf den rachesüchtigen Hausbesetzer Giovanni Molet, der ihnen von da an das Leben zur Hölle macht. Dabei kommt es auch sogleich zur ersten Ehekrise, infolgedessen Silvia bereits nach wenigen Tagen ihren voreiligen Heiratsentschluss bereut, denn ihr frisch angetrauter Ehemann Pierre wirkt plötzlich wie ausgewechselt. Binnen kürzester Zeit mutiert dieser nämlich zu einem egomanen Unsympathen, dem das Wohlergehen seiner Frau völlig latte zu sein scheint. Eigentlich zeigt Imperoli bereits von Beginn an auf, dass die Beziehung vermeintlich glücklich Verheirateten bereits von Anfang an einen faden Beigeschmack aufweist, denn die Ehe wurde keinesfalls aus Liebe vollzogen, sondern ausschließlich dem jeweiligen Selbstzweck wegen. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass diese substanzlose Zweckgemeinschaft bereits nach den ersten Böen zu wanken beginnt, um kurz darauf schließlich endgültig in die Brüche zu gehen. Nachdem sie von Giovanni zu unvergnügsamen Fesselspielen gezwungen wird, stellt sie sogleich nicht nur ihr Talent als Entfesselungskünstlerin unter Beweis, sondern verpasst dem einsamen Rächer obendrein einen gehörigen Hörsturz. Im weiteren Verlauf entsteht zwischen den Beiden eine Gefühlsduselei , infolge derer sie sich auch körperlich etwas näher kommen.
Der Nächste im Bunde hört auf den Namen John Richardson, der den frisch angetrauten Ehegatten von Silvia verkörpert. In der Rolle des schlappschwänzigen Michele zeigt er bereits nach kürzester Zeit erheblich Überforderungstendenzen, denn er scheint dem Ausgeliefertsein gegenüber Giovanni nicht gewachsen zu sein. Dabei kommt auch recht schnell sein wahres Gesicht zum Vorschein, woraufhin er seiner vermeintlich geliebten Ehefrau im Rahmen eines Tobsuchtanfalls eine handfeste Szene bereitet. Im weiteren Handlungsverlauf dreht er dann völligst ab.
Zu guter Letzt gibt es dann aber noch auch den unheimlichen Gärtner Angelo, der zwar immer mal wieder für einen kurzen Moment auf der Bildfläche erscheint, dabei aber hinsichtlich seiner Absichten bis zum Schluß völlig undurchschaubar bleibt. Was die untypische Filmmusik betrifft, so finde ich diese äußerst gelungen.
Fazit: Ein über weite Strecken eher ruhiger , aber zugleich auch roher Vertreter der Polizeifilmzunft, dessen titelversprechende Durchschlagskraft sich obendrein erst zum Ende hin bemerkbar macht.
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Italienischer Titelvorspann:
(Beitrag aus dem alten Forum: 07.05.2016)