ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG (USA 1974) R: Alan J. Pakula
„Dies ist eine Erklärung, keine Pressekonferenz. Deshalb sind Fragen, sofern es sie denn geben kann, unzulässig“
Wow! Der US-amerikanische Regisseur Alan J. Pakula hat mit seinem sinisteren Paranoia-Thriller ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG ein Werk erschaffen, das völlig untypisch für die damalige Zeit gewesen war, denn während die meisten US-Filme keinen Zweifel entstehen ließen, wer oder was genau hinter dem Bösen steckte, ließ Pakula diese Frage in seinem Film weitestgehend unbeantwortet. ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG entstand zu einer Zeit, in der der amerikanische Traum infolge Vietenam und Watergate in Trümmern lag. Hinzu gesellte sich der Mord an John F. Kennedy. Ein zeitloses Drama, das heutzutage aktueller denn je erscheint. Gleiches gilt für den Veröffentlichungszeitpunk der deutschen BD, die gerade mal wenige Tage vor dem misslungenen Attentat auf Donald Trump erschien. Am meisten beeindruckte mich das psychologische Experiment, bei dem ein aus Einzelbilder stakkatoartig gefluteter Film vorgeführt wird, bei dem es mir stellenweise ein wenig schwiemelig wurde. Des Weiteren weist der Film nicht nur eine hervorragende Kamerführung auf, sondern verwendet auch zahlreiche filmische Stilmittel, die mich ebenfalls begeistern. Aufgrund seiner Komplexität werde ich mir den Film wohl noch einige Male anschauen müssen, um die wahre Intention des Regisseurs besser zu verstehen.
Ein grandioser Film, der aber aufgrund seiner besonderen Machart bestimmt nicht jedem gefallen wird.
Abschließend noch ein Zitat aus der Wikipedia: Pakula sagt dazu, die Beweggründe für den Film seien „eine Art Verzweiflung und Angst gegenüber der gesellschaftlichen Entwicklung. In Amerika drehen sich die meisten Filme um Gut und Böse. Der Unterschied ist aber, und da unterscheidet sich die amerikanische von der europäischen Vorstellungswelt, dass in Amerika das Böse immer bekannt ist. Im Western zum Beispiel ist das Böse immer der Typ mit der Knarre am anderen Ende der Straße während der Schießerei. Manchmal braucht man einige Zeit, es zu entdecken, aber man findet es und sieht es klar und deutlich. Der Bösewicht ist erkennbar, steht völlig frei da und man kann ihn töten.” Pakula fügt hinzu, man lebe “in einer Welt, in der die Helden nicht mehr notwendigerweise gewinnen.... Nicht nur, dass man die bösen Jungs nicht finden kann, nicht nur, dass man sie nicht zerstören kann, manchmal findet man nicht mal raus, wer die Bösen überhaupt sind. Wir leben in einer kafkaesken Welt, in der man das Böse einfach nicht mehr findet. Es durchdringt die Gesellschaft... Wir leben in einer Welt der Geheimnisse, in einer Welt, in der man nicht mal mehr erkennt, wer unsere Gesellschaft zerstören will. Zeuge einer Verschwörung ist eine fast alptraumartige Reflexion über diese Befürchtung, eine Art amerikanischer Mythos basierend auf Dingen, die passiert sind, auf Vorstellungen von Dingen, die vielleicht oder möglicherweise passiert sind und auf den Ängsten, die viele von uns bei diesen Dingen haben."
Warnhinweis: Wer den Film noch nicht kennt und diesen unvoreingenommen sehen möchte, der sollte besser auf das Lesen des kompletten Wikipedia-Eintrages verzichten.
