ELLEN SCHWIERS

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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ELLEN SCHWIERS

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ELLEN SCHWIERS

[* 11. Juni 1930 | † 26. April 2019]


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Das Lexikon der deutschen Filmstars hat geschrieben:
Tochter eines Schauspielers. Schon als Kind mit einer Wanderbühne quer durch Deutschland unterwegs, während der Kriegsjahre mit der Familie auf der Flucht, für die sie nach Kriegsende den Lebensunterhalt verdient. Die Unrast ihrer jungen Jahre endet, als ihr Vater in Marburg den »Schauspielring« gründet, dort kommt sie als Schauspielschülerin unter. Erstes Schauspiel-Engagement in Koblenz, danach in München und Frankfurt a.M. und in Göttingen. Zahlreiche Tourneen und Festwochen-Gastspiele schließen sich an. 1949 entdeckt sie Kurt Hoffmann für "Heimliches Rendezvous", eigentlicher Filmkarrierestart ist jedoch erst 1955. Seitdem erhält sie pausenlos Rollen in Film und Fernsehen, spielt aber weiter Theater und inszeniert dort auch (»Was ihr wollt«, 1972-73 Jagsthausen, in eigener Bearbeitung). Sie ist mit dem Kulturfilmproduzenten Peter Jacob verheiratet und hat zwei Kinder, die ebenfalls schauspielern (Sohn Daniel Jacob starb 1985). Sie lebt in Leoni am Starnberger See. Typ: Durch ihren dunklen, leidenschaftlichen Typ verkörperte sie oft die schwerblütige Frau, die in eigene Sinnlichkeit oder äußere Verhängnisse verstrickt ist. Ob als Lysistrata, Medea oder Lady Macbeth am Theater, ob als Nju und Katharina von Medici im Film, immer ist sie die absichtsvolle Frau mit Vergangenheit, die in die veränderungswürdige Gegenwart mit der Glut ihres ganzen Wesens einbricht und Verwirrung, nicht selten Tragik, stiftet.


Bei der am 11. Juni 1930 in Stettin geborenen Schauspielerin Ellen Schwiers handelt es sich wohl um eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Nachkriegskinos, nicht nur, weil sie in so zahlreichen Filmrollen zu sehen war, sondern auch aufgrund ihrer so auffälligen Erscheinung. In diesem Zusammenhang sind ihre ungewöhnlich markanten Gesichtszüge zu nennen und eine Art Aura, die sie für Rollen der Femme fatale prädestinierte. Dem Empfinden nach gab Ellen Schwiers dem Zuschauer selten die Gelegenheit, einen leichten Weg mit ihr zu gehen, da genügend Abgründe, oder nicht selten sogar niedere Charakterzüge offeriert wurden. Somit ist sie als Interpretin der progressiveren Rollen zu verstehen, die es durchaus verstand, selbst innerhalb von Schablonen einen Hauch des Außergewöhnlichen und Extravaganten zu transportieren. Schwiers' Rollenprofil gibt weder das exakte, noch diffuse Frauenbild insbesondere der 50er und 60er-Jahre wieder, sodass naturgemäß einiges an Identifikationsmöglichkeiten fehlte und gewisse Einsatzgebiete einschränkte, gleichzeitig aber alternative Möglichkeiten mit sich brachte. So war Ellen Schwiers etwa zwei Jahrzehnte vornehmlich in Auftritten zu sehen, die in vielerlei Hinsicht provozieren konnten und die gewissermaßen stellvertretend als Projektionsfläche für Eigenschaften und Attribute stehen, die im Kino ihrer Zeit meistens nur dezent angedeutet wurden. Die personifizierte Verführung stand ihr sehr gut zu Gesicht, da eine natürliche Glaubwürdigkeit mitschwingen konnte, die nicht alle Tage zu finden ist. Oftmals wurde in dieser Hinsicht ein nicht einwandfreier, beziehungsweise nicht anerkannter Lebenswandel thematisiert und die Interpretin deckte trotz eines eindeutigen Images und diversen Festlegungen innerhalb solcher Rollen ein umfangreiches Spektrum ab, das seine Schwerpunkte gerne in den Bereichen Tragik und Leidenschaft fand.

Viele Geschichten rückten sie eindeutig in den Fokus, zahlreiche beteiligte Charaktere nahmen sie ins Visier und sie darf auf eine Karriere zurückblicken, die zwischen besonderen Würfen und kleineren Sinnesfreuden alles zu bieten hatte. Ellen Schwiers kann als eine der Viel-Spielerinnen bezeichnet werden, die ab Mitte der 50er-Jahre ohne Unterlass drehte. Ihre unterschiedlichen Einsätze bestätigen die Nachfrage von Film und Publikum, viele Kino- und TV-Rollen weisen sie auch auch heute noch als einen der gefragtesten deutschen Stars aus. Rückblickend gesehen, ist in dieser über 60 Jahre andauernden Karriere vielleicht nicht unbedingt der ganz große Klassiker zu finden, den beispielsweise Nadja Tiller oder Marianne Koch landen konnten, aber maßgeblich ist hier einfach diese nahezu beispiellose Kontinuität, die insbesondere die nationale Filmlandschaft bedient und ungemein bereichert hat, wo hingegen nur wenige Ausflüge auf internationales Parkett zu Buche stehen. Kommt man nochmals auf ihre Ausstrahlung zurück, so kann gesagt weren, dass diese neben der natürlichen Interpretationsgabe ihr Markenzeichen geblieben ist. Ellen Schwiers stellt gleichermaßen Ursache und Wirkung, Verführung und Verderben, Freundin und Feindin oder Täter und Opfer, somit Ebenbild der Kontraste dar. Ob verschlagen oder kultiviert wirkend, sie kann sowohl ihren männlichen Kollegen die Stirn bieten, als auch ihre weiblichen Kontrahentinnen in Schach halten. Letztlich bleibt also zu sagen, dass Ellen Schwiers so gut wie immer überzeugend gewirkt hat und den Zuschauer mitnehmen kann, egal in welchen Rollen sie jeweils gerade anzutreffen ist. Der Blick auf diese Ausnahme-Karriere bestätigt, dass für jeden Zuschauer etwas dabei sein müsste. Ob im TV-Bereich, in bekannten Serien, Haupt-, Nebenrollen oder Gastauftritten - man darf sich stets auf die besondere Art der Unterhaltung gefasst machen.

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Prisma
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Re: ELLEN SCHWIERS

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● ELLEN SCHWIERS als URSULA CALLWAY in
AUS DEM TAGEBUCH EINES FRAUENARZTES (D|1959)



»Aber doch nicht jetzt!« Sichtlich brüskiert macht die extravagante Bühnenbildnerin Ursula Callway ihrem Objekt der Begierde, dem Gynäkologen Dr. Brückner, eine temperamentvolle Szene und der mit Erotik aufgeheizte Abend findet sein jähes Ende, da er wegen eines dringenden Falles in die Klinik gerufen wird. Die resoluten Verführungskünste werden somit kurz vor ihrer Erfüllung abgewürgt, schließlich hatte sie sich schon etwas luftiger, sprich bettfertig angezogen. Ellen Schwiers war zu jener Zeit quasi eine Spezialistin für exponierte Rollen in sogenannten Problemfilmen oder solchen, die einen erotischen Aufhänger nötig gehabt haben, und in diesem Zusammenhang stellt sie ihre ganze Raffinesse auch in "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" zur Verfügung. Die ehemalige Patientin von Brückner hat sich nun einen Arzt auserkoren, zumindest ist dies momentan so, denn es ist zu erahnen, dass die hartnäckige, in Phasen sogar aufdringliche junge Dame lediglich auf der Jagd nach zusätzlichen Trophäen ist, um ihr starkes Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Als sich aller Ärger der Zurückgewiesenen gelegt hat, kann man ihr in der modern eingerichteten Wohnung quasi beim Denken zusehen, denn sie sucht nach Wegen, wieder in den Radius Dr. Brückners zu kommen, und das auf medizinischem Weg. Sie bemüht sich daher kurzerhand um einen stationären Aufenthalt in seiner Klinik. Als Zuschauer ahnt man Katastrophales, denn eine Frau wie Ursula Callway lässt sich nur einmal abweisen. Man kalkuliert daher umgehend ein, dass die gekränkte Frau nichts Gutes im Schilde führen kann. Ganz in Manier einer wild gewordenen Furie beschwört sie schließlich einen medienwirksamen Skandal herauf, der die Reputation und Existenz ihres Opfers gefährden wird. Ellen Schwiers wird von der Regie als eine Art schwarze Witwe charakterisiert, die offensichtlich nur noch aggressiver wird, falls es im Vorfeld nicht zum üblichen Akt kam.

Mit der Hilfe eines Bekannten, der ihr augenscheinlich hörig und bereits verfallen ist, lenkt sie die Situation, die sich ohne Schützenhilfe nicht stemmen lässt, in kalkulierte Bahnen. Mutwillig wird eigenes Ansehen und gesellschaftlicher Stand in die Waagschale geworfen, doch es scheint so, als könne der Ruf von Frau Callway erst gar nicht mehr ruiniert werden, da er es im moralischen Sinn der End-60er schon längst ist. Bleibt man beim Thema Ruf, oder hier beim Image der Darstellerin, ist eine zu dieser Zeit sehr häufig abgerufene Leistung der attraktiven Interpretin zu sehen, die sich regelrecht in eine Selbstinszenierung hineinsteigert. Ellen Schwiers' hohe Glaubwürdigkeit entsteht durch das variable Färben der unterschiedlichen Intervalle ihres Auftritts, in denen sie sich als Verführung, Furie und Ebenbild der modernen Frau präsentiert, jeweils in personifizierter Form. Auch wenn sich diese Anforderung ausschließlich im damals festgelegten Schwiers'schen Klischee abspielt, muss doch betont werden, dass die aus Stettin gebürtige Schauspielerin gerade bei diesen Gelegenheiten einige ihrer bemerkenswertesten Skizzierungen in Rollen abrufen konnte, die dem Anschein nach nur für sie gemacht waren. Ihr überschäumendes Temperament impliziert eine absolute Unempfindlichkeit gegenüber anderen Personen ihres Umfeldes und egoistische Motive treiben sie daher zum Äußersten. Auch hier bekommt der Zuschauer einen charakterlichen Feinschliff geboten, der die Atmosphäre und den Verlauf nachhaltig prägen und den Zuschauer in einen Bann ziehen wird, obwohl (oder weil) sie eine Art Verworfene spielt. Gerade solche Darbietungen sind es aber, die vielleicht weniger Sympathie hervorrufen, aber umso mehr Faszination um eine Person, der man eigentlich lieber nicht begegnen möchte und gleichzeitig nur allzu gerne. In "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" verbindet Schwiers Obligatorisches mit Aufsehenerregendem wieder einmal bemerkenswert.

Percy Lister
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Re: ELLEN SCHWIERS

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Ellen Schwiers als Vera Brinkmann in "Landarzt Dr. Brock"

Die Arztserie "Landarzt Dr. Brock" entstand in den Jahren 1967 bis 1968 und wartete abseits des Stammpersonals immer wieder mit Gaststars auf, die das beschauliche Wingenfeld gehörig durcheinander wirbelten und frischen Wind in die manchmal doch recht störrisch wirkende Gemeinde brachten. In Folge 18 "Hubertusjagd" begegnen wir der Schwester des Tierarztes, der von Viktor Staal dargestellt wird. Vera Brinkmann wird von Ellen Schwiers gespielt, die hier die Paraderolle der selbstbewussten Frau gibt, welche ihre Ziele mit Beharrlichkeit und Charme erreicht. Dr. Peter Brock (Rudolf Prack) ist gar nicht begeistert, als man ihn für die Aufgabe des Jagdarztes vorschlägt, da er Pferde zwar wunderschön findet, jedoch noch nie geritten ist. Selbstredend ist Vera Brinkmann eine vorzügliche Reiterin und nimmt in den vordersten Reihen am prestigeträchtigen Ereignis der Gemeinde statt. Dank der Überredungskünste von Frau Brinkmann begleitet Dr. Brock die Jagd doch noch als Arzt im offenen Wagen. Als Vera beim Überspringen eines Hindernisses vom Pferd stürzt, eilt ihr Dr. Brock zur Hilfe, was bei der misstrauischen Helene und der jungen Apothekerin für Spekulationen sorgt. Selbst mit Armbinde scheint die rassige Reiterin noch verführerisch genug zu sein, um Dr. Brock zu becircen....

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Ellen Schwiers ist nicht nur in den Augen des Barockengels aus dem Vorzimmer (Erna Sellmer) eine Gefahr für den gutmütigen Landarzt. Selbst die vorurteilsfreie Apothekerin Erika Wallner (Gardy Granass) beginnt zu zweifeln, als sie die Patientin in den Armen von Dr. Brock sieht. Mit strengem Knoten und Reiterdress macht Schwiers eine glänzende Figur und befindet sich in bester Spiellaune, während sie mit List dem Wunsch ihres Bruders nachkommt, den Landarzt zur Teilnahme an der Hubertusjagd zu überreden. Durch das Gerede von Helene wird sie von Beginn an als gefährliche Konkurrentin zu Fräulein Dr. Wallner aufgebaut und das Publikum verfolgt gespannt, ob diese berechtigten Grund zur Eifersucht haben wird oder nicht. Eine ähnlich verhängnisvolle Konstellation gehen Ellen Schwiers und Rudolf Prack in "Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes" (1959) ein, wo der Arzt aus verschmähter Zuneigung beschuldigt wird, die Frau sexuell belästigt zu haben. Es kommt zum Gerichtsprozess. Wie weitaus harmloser präsentiert sich diese Serienfolge, in der Ellen Schwiers als aparte Versuchung ins Spiel gebracht wird, deren Entschlossenheit mit Geschick und Diplomatie arbeitet, wobei ihre intensiven Blicke und das erwartungsvolle Lächeln bei ihren Partnern kaum Ausflüchte zulassen.

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Prisma
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Re: ELLEN SCHWIERS

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● ELLEN SCHWIERS als INGRID BERNHARDY in
DER LETZTE ZEUGE (D|1960)



Eine verzweifelte Frau berichtet ihrem Liebhaber, dass die gemeinsame Tochter ermordet worden sei. Es entstehen eigenartige Szenen am Telefon, da der Vater nicht von seiner Sitzung weg könne, und die Mutter eigenartig egoistisch reagiert. Es ist lediglich ein »Ich, ich, ich!« zu vernehmen. Das Publikum weiß zwar sofort, dass Ingrid Bernhardy ihr Baby nicht getötet haben wird, doch es stellt sich keine natürliche Anteilnahme für die Mutter ein, wofür Ellen Schwiers' passgenaues Schauspiel verantwortlich ist. Kommt die Geschichte ans Tageslicht, bedeutet es Sprengstoff für alle beteiligten Seiten, wobei der Mord nicht die pikanteste Information für sensationslustige Zeitungsleser sein dürfte, sondern die Tatsache des Verhältnisses eines Mannes der Gesellschaft zu einer... Ingrid Bernhardy dürfte viele Namen von den Leuten bekommen, schließlich schickt sich ein derartiger Lebenswandel nicht für Frauen. Man sieht eine gut ausstaffierte, höchst attraktive Frau, die sich völlig falsche Hoffnungen über ihre Zukunft macht. »Ich stehe im Begriff zu heiraten!« Der befragende Polizist hat für diese Information nicht einmal ein müdes Lächeln übrig und lenkt das Verhör in eine ganz bestimmte Richtung, nämlich die völlig in Bedrängnis geratene Frau als gewöhnliche Hure darzustellen, die seiner Ansicht nach diverse Männerbekanntschaften unterhält und sich in einem Leben in Saus und Braus von anderen aushalten lässt. Die Bernhardy bekommt keine Chance, schließlich hat sie nach Maßstäben der Gesellschaft das schlimmste Verbrechen begangen, den öffentliche Wellen schlagenden Ehebruch. Dabei ist sie noch nicht einmal verheiratet. Ellen Schwiers macht schnell klar, dass sie die perfekte Besetzung für diese Rolle ist, denn ihr Image verhilft dieser Frau zu einer Stigmatisierung, die nötig für diesen Verlauf ist. Es geht nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um Geständnisse, am liebsten intimer Art. Zwar wird sie beispielsweise von den Polizisten als »Dame« benannt, aber es ist ein deutlicher, sarkastischer Unterton bei dieser Beschreibung herauszuhören.

Die junge Frau wird in Untersuchungshaft gesteckt, etwas derangiert, aber in von oben bis unten moderner Silhouette, die andere vielleicht schlampig nennen würden. Ob Ingrid eine Kindsmörderin ist, scheint längst nicht mehr die wichtige Information zu sein, denn alle Beteiligten und die Gesellschaft wollen eine andere Anklage serviert bekommen: Handelt es sich wie erwartet und vermutet um eine Lebedame? Es folgen harte Zeiten für die bereits im Vorfeld Angeklagte und sie muss lange auf einen Rechtsbeistand hoffen, der von ihrer Unschuld überzeugt ist. Ellen Schwiers Schauspiel ist hierbei sehr intensiv und glaubhaft, vor allem weil sie nicht um falsche Sympathien buhlt und eine Attitüde an den Tag legt, die von progressiven und modernen Auffassungen des Lebens berichten. Der Zuschauer verurteilt sie nicht im Sinne der Anklage, allerdings als eher kaltschnäuzige Frau, die mit allen Mitteln nach oben will. Das Aussehen dafür hat sie, resolut und bereitwillig scheint sie ebenfalls zu sein, außerdem begnügt sie sich nicht mit Herren ihres eigenen Standes. Dass sie ausgenutzt wird, erfährt sie leider erst als Letzte, was einen mitleidigen Blick auf sie wirft. Dennoch hofft man, dass ihr Gerechtigkeit widerfährt, immerhin hat sie ihre kleine Tochter verloren und steht unter falscher Anklage vor den Verantwortlichen. Die Befragungen bei der Polizei und beim Untersuchungsrichter wirken völlig demütigend, ihre Emotionen werden als Schmierenkomödie abgestempelt, ihre Tränen als weibliches Kalkül. Man will ihr nicht glauben, weil es im Auge der Gesellschaft wohl besser wäre, aus ihr eine Schuldige zu machen, immerhin würde es nur irgendeine der unzähligen Geliebten treffen, die damit aus dem Verkehr gezogen würde; ein Verkehr, der immerhin für alle der männlichen Ankläger ebenso gefährlich werden könnte, bleibt man bei der ausgesprochenen Attraktivität dieser Frau. Ellen Schwiers ist schlussendlich in einer ihrer ganz typischen Charakterisierungen dieser Zeit zu sehen, die nicht nur überzeugend wirken, sondern auch Doppelbödigkeit anbieten.

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Prisma
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Re: ELLEN SCHWIERS

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● ELLEN SCHWIERS als KRANKENSCHWESTER in
FEDORA (D|F|1978)



Da sich in den 70er-Jahren vergleichsweise nicht mehr so viele Mitwirkungen in Film und Fernsehen von Ellen Schwiers ausfindig machen lassen, ist es umso spannender, sie in ihren wenigen Parts verfolgen zu können, unter denen auch internationale Großproduktionen wie Billy Wilders "Fedora" zu finden sind. Bis Schwiers in diesem trügerischen Szenario zu sehen ist, muss erst einmal eine gute Stunde vergehen, bis sie in ihrer kleinen Rolle als Krankenschwester in einer noblen Pariser Privatklinik zu sehen ist. Dies allerdings nur in einer Rückblende aus dem Jahr 1962. »Doktor Vando! Doktor Vando! Es geht um Madame F.!«, hört man die völlig hysterische und offenbar verängstigte Schwester über die Gänge rufen, die in Windeseile durch alle Räumlichkeiten läuft, um den Chef des Hauses endlich ausfindig zu machen. Man fühlt, dass etwas Entsetzliches passiert ist und das dieses noch unbekannte Geschehen weitreichende Kreise ziehen dürfte. In der Geschichte rund um Hollywood-Mythen und Star-Allüren stellt die Interpretin Ellen Schwiers nur ein sehr kleines Zahnrad in der spannenden und nicht minder tragischen Maschinerie dar, die mit zahlreichen dieser Kurzauftritte durchzogen ist. Ellen Schwiers' Auftritt zählt unterm Strich nur wenige Minuten und ist in zwei kleinere Abfolgen unterteilt, allerdings lässt dieses auftauchen der Frau in Weiß doch tief blicken. Sie, die für Kranke da sein und helfen sollte, stellt lediglich eine Komplizin in einem unbarmherzigen und unmenschlichen System dar, das darauf ausgelegt ist, Profit zu machen und die Außenwelt zu täuschen. Der umstrittene Schönheitschirurg Dr. Vando hält die Fäden in der Hand, seine Untergebenen haben Diskretion zu wahren. Ein Gemüt wie das der hier dargestellten Krankenschwester dürfte jedoch immer für einen netten Nebenverdienst zu haben sein, was sich auch im Umgang mit der Titelfigur zeigt. Insgesamt gesehen ist die Anforderung für eine Schauspielerin von Ellen Schwiers' Prominenz überschaubar und klein, quasi mit Leichtigkeit zu erfüllen, doch sie dient ein kleines Stück weit auch dazu, sich in der Erinnerung des Publikums zu halten, etwa so, wie es die Grundthematik dieser Geschichte auch suggeriert.

Die zum Produktionszeitpunkt Ende 40-jährige Interpretin ist immer noch genauso gut zu erkennen beziehungsweise attraktiv wie immer, da sie sich nicht signifikant verändert, ihre unverkennbare Ausstrahlung behalten hat und das ganz bestimmt ohne die Hilfe irgend eines Doktor Vanndo. Als die erste große Aufregung vorüber ist, sieht man sie Jahre später erneut als immer noch getreue und loyale Angestellte in der Klinik, die sich in nicht gerade lupenreine Machenschaften einspannen lässt. Sie hilft die prominente Patientin zu betrügen, um von dieser auch dafür auch noch einen kleinen Obolus zu erhalten. Ganz offensichtlich nimmt sie es mit der Moral nicht ganz so genau, oder das Fachpersonal wurde seit jeher einfach nur schlecht bezahlt. Am Ende muss schließlich gesagt werden, wenn diese Krankenschwester sich nicht als Komplizin zur Verfügung gestellt hätte, wäre es zweifellos die nächste gewesen, die sich hätte einspannen lassen. Es ist zu betonen, dass Ellen Schwiers' kleine Rolle so gut wie keine Relevanz für den gesamten Verlauf hat, vielmehr gehört es zum guten Ton dieser Produktion, bekannte Namen bis in die kleinsten Nebenrollen zu platzieren, was diesen Film mitunter so sehenswert erscheinen lässt. Auch für Ellen Schwiers neigte sich das große Kino schließlich dem Ende zu, was allerdings nicht für ihre Karriere gelten sollte, denn sie war bis ins hohe Alter immer wieder in publikumswirksamen TV-Filmen oder Serien zu sehen, auch wenn sich die Screentime immer mehr verringern sollte. In ihrer Rolle als beinahe unsympathische Dienerin des Doktors bleibt sie trotz dieses nur wenige Minuten andauernden Auftritts dennoch in Erinnerung, weil man eine Person aufgezeigt bekommt, die nur allzu greifbar wegen ihrer niederen Charakterzüge erscheint, was allerdings keinesfalls als Merkmal einer Branche missverstanden werden darf. Als Zuschauer erfährt man nichts weiter über die Frau, deren Aufregung förmlich überschwappen kann, und die ihrem Chef getreu beiseite steht, um am Ende sogar einen Mordanschlag auf ihn zu vereiteln. In der Fantasie malt man sich schließlich aus, dass es sich um eine einsame Person handeln dürfte, vor der man sich in Acht nehmen sollte.

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Re: ELLEN SCHWIERS

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● ELLEN SCHWIERS als FRANÇOISE in
HERR AUF SCHLOSS BRASSAC / AUCH EINE FRANZÖSISCHE EHE (F|I|D|1965)



»Ich habe mit Ihnen zu sprechen, Mademoiselle! Ich bin seine Schwester.« Wie aus dem Nichts erscheint eine nicht unattraktive Frau zu Füßen der sehr malerischen Villa ihres Bruders und sie wirkt überaus entschlossen, den weiblichen Eindringling zur Rede zu stellen und sie zum Fortgehen zu bewegen. Ihr Haar ist streng frisiert, ihr Kleidungsstil konservativ, ihre Körperhaltung mit verschränkten Armen und abschätzigen Blicken überaus eindeutig. Für Ellen Schwiers kommt es in dieser Tragik-Komödie zu einem kleinen Auftritt in wenigen Intervallen, der aufgrund der konfrontativen Intensität mit Michèle Mercier und Jean Gabin jedoch im Gedächtnis bleibt. Das klärende Gespräch mit Simone gestaltet Françoise als Monolog, der innerhalb seines indirekten Aufbaus dennoch tief blicken lässt: »Sie sind hübsch, Mademoiselle! Das wissen Sie auch und Sie wissen etwas damit anzufangen. Mein Bruder ist schwach und er ist ein Mann. Sie haben ihn gekapert, so sagt man doch. Das gehört zu ihrem Beruf, weil er reich ist. Deswegen verstehen Sie wohl, dass ich meine Pflicht als Schwester tun muss. Ich durchschaue Ihr Spiel nur zu gut, weil ich eine Frau bin. Deshalb wäre es zwecklos mir Märchen zu erzählen, also ersparen sie uns beiden das. Das, was Sie bei der ganzen Sache suchen, werden Sie nie bekommen. Weder seinen Namen, noch sein Vermögen. Nicht das Geringste.« Zu hören ist schließlich das berüchtigte Klagelied einer besorgten Schwester, die ihren leichtsinnigen und unreifen Bruder vor Schlimmerem bewahren muss, um Haus und Hof zusammenzuhalten. In Ellen Schwiers' Gesicht lässt sich die Furcht vor der jungen, hübschen Frau genau ablesen, denn sie ist ihr weit überlegen, was in schlagfertiger Weise auch umgehend demonstriert wird. Zwischen den Zeilen lässt Françoise deutlich heraushören, dass eine Hure wie Simone nichts in ihrer isolierten Welt zu suchen hat, doch sie wird klassisch ausgespielt, indem sie ihr provinzielles Denken zum Vorwurf gemacht bekommt. Das Gespräch ist durch Michèle Mercier schnell beendet, da sie sich nicht auf abwertende Kommentare oder Retourkutschen einlässt und sich über das schmutzige Denken ihrer Kontrahentin stellt, die sich genötigt fühlt, noch andere Mittel zu ergreifen.

An den richtigen Stellen forciert sie die unbeholfene Erzählung der berechnenden Dirne, die sich alles gierig unter den Nagel reißen will, doch lässt außer Acht, dass ihr Bruder mit seiner Auserkorenen d'accord ist, außerdem mit deren Vergangenheit. Ihm sagte sie schwesterlich und vollmundig, dass sie sein Privatleben nichts anginge, in das sie sich allerdings schamlos einmischt. »Wenn meine Berechnungen stimmen, dann hat sie sich meinem Bruder schon am Tag der ersten Begegnung hingegeben.« Mit derartigen Behauptungen blitzt sie an den richtigen Stellen völlig ab und wird unmittelbar danach hinauskomplimentiert. Das kurze Aufbäumen im Rahmen eines Ultimatums ist somit beendet. Für Ellen Schwiers handelt es sich um eine sehr interessant auf sie zugeschnittene Rolle, die die Grenzen ihres bestehenden Images auslotet. Immer einmal wieder bei Ausflügen im europäischen Film zu sehen, kann sie aus ihrem kleinen Auftritt, der im Film lange auf sich warten lässt, das Optimum herausholen. Im Grunde genommen gibt sie nicht viel preis von ihrer Françoise, die mit einer Attraktivität ausgestattet ist, die gefährlich ist, oder es zumindest sein könnte. Doch es handelt sich um eine Frau, die sich im Auge der Öffentlichkeit keinerlei Fehltritte erlaubt, obwohl sie die Konfrontation nicht scheut, dementsprechend auch deutlich werden kann. Sie scheint sich jedoch immer im Griff zu haben, erwähnt en passant, dass sie die Männer kenne. Ob die dafür benötigte Messlatte lediglich aus eigenem Vater und Bruder besteht oder ob es durchaus eine bewegte aber unerfüllte Vergangenheit gibt, bleibt im Unklaren. Ihr eigener Stand in dieser kurzen Angelegenheit wird jedoch deutlich herausgearbeitet. Es ist schön, dass der Film Ellen Schwiers Möglichkeiten und deren Präsenz auch über bundesdeutsche Grenzen hinaus immer wieder sporadisch zu nutzen wusste, sodass hier ein Präzisionsauftritt in wenigen Akten bleibt, der für Denys de La Patellières Drama einen deutlichen Mehrwert darstellt. Die Auffassung des Handwerks ist trotz einer merkliche modifizierten Rolle dabei die Gleiche, und es kommt zu einem hohen Wiedererkennungswert mit der beliebten Schauspielerin, die auch in kleineren Nebenrollen wie hier für Aufsehen sorgen kann.

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