CHRISTINA VON BLANC
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Prisma hat geschrieben:Wem Christina von Blanc auch heute noch ein Begriff sein sollte, interessiert sich vermutlich hauptsächlich für den obskuren bis schlüpfrigen Film fernab des Mainstreams. Harte Daten sind über die Schauspielerin nicht bekannt, denn dafür waren ihre teils zwar intensiven Ausflüge in die Filmwelt zu kurz, zu isoliert und meistens zu wenig umfangreich. Betrachtet man die stets nychsynchronisierte Schauspielerin ein wenig näher, zeigt sich eindeutig, dass sie in einigen ihrer Filme Deutsch gesprochen hat, was sie in einen entsprechenden Radius rückt, auch nicht zuletzt, weil es sich bei der Hälfte ihrer Filmografie um rein deutsche Produktionen handelt. Ihren ersten Auftritt hatte die Interpretin in Armando Crispinos "Das Geheimnis des gelben Grabes", der sie in einer Rolle zeigt, die aus folgenden Gründen und im doppelten Sinn exemplarisch für den Verlauf ihrer kurzen Karriere sein sollten, die sich offenbar nur über zwei Jahre erstreckte: von Blanc brachte die seinerzeit nicht unübliche Bereitschaft mit, mehr von sich zu zeigen, als nur ihr Schauspiel oder das schöne Gesicht, außerdem handelte es sich in diesem Zusammenhang optisch und thematisch um Anforderungen, die andere Kolleginnen vielleicht ausgeschlagen hätten. Es bleibt eine weitere hübsche Erscheinung für den stets hungrigen Markt und eine Erinnerung, die sich mit den passenden Filmen immer wieder auffrischen lässt.
Folgt man der These, dass einschlägige Erotik-Sternchen oder Genre-Gäste gerne ihre wirklichen Namen verschleierten, wäre es wahrscheinlich, dass man sich bei Christine Werner oder Betzner wiederfindet, vermutlich sogar eher bei letzterem, da dieser am wenigsten ausgedacht wirkt. Dies lässt sich allerdings kaum rekonstruieren, sodass nur die Faszination um eine Schauspielerin bestehen bleibt, deren Spur sich bereits komplett verloren hatte, bevor sie überhaupt aufgenommen werden konnte. Die Interpretin begann ihre Karriere mit zwei kleinen Nebenrollen in publikumswirksamen Filmen, um unmittelbar in die engere Auswahl der weiblichen Hauptrollen zu kommen, die mit Jess Franco begannen und aufhörten. Es ist anzunehmen, dass der umtriebige Spanier ein Faible für die reizend aber ebenso unschuldig wirkende Christina von Blanc hatte, und sie macht sich ausgesprochen gut in seinen unkonventionellen Geschichten, da die Schauspielerin es versteht, sie mir einer außergewöhnlichen Struktur auszustatten. Dies geschieht über eine beinahe eigenartig vorsichtige Art und Weise, ihr Umfeld zu beobachten und förmlich zu scannen, und es als Folge nicht selten viel zu nah an sich heran zu lassen. Zu Emotionen lässt sie sich kaum hinreißen, es sei denn, externe Umstände bringen oder zwingen sie dazu. Natürlich fehlten hier und da die Möglichkeiten, sich in irgend einer Art zu entfalten, aber einen Vorteil hatte sie stets auf ihrer Seite, nämlich ein aufmerksames Auge der Kamera, welches sich an ihren hübschen Gesichtszügen interessiert zeigte. Die meisten Geschichten meinten es leider nicht gut mit ihren darzustellenden Charakteren, sodass sie auch über diese Schiene in Erinnerung bleiben kann, wenn ein kleines bisschen Tragik aufkommen konnte. Ihre Frauenrollen waren oft einfach angelegt, ohne doppelten Boden und vordergründig dazu gemacht, das interessiere Publikum zu erfreuen, was auch heute noch spielend gelingt. In wenigen Filmen gestattete man der Schauspielerin allerdings größeren Raum und solideres Parkett, sodass zu bemerken bleibt, dass sie nicht nur die Anforderung einer Hauptrolle meistern, sondern auch etwas zwischen den Zeilen anbieten konnte. So bleibt eine gerne gesehene Interpretin, deren Lebenselixier die Erinnerung des Zuschauers darstellt.