DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE - Claude Zidi

Wuselige, flotte und schlüpfrige Attacken auf die Lachmuskeln.
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Prisma
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DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE - Claude Zidi

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Jean-Guy Fechner   Gérard Filipelli   Gérard Rinaldi   Jean Sarrus   als

DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE


● LES BIDASSES S'EN VONT EN GUERRE / 5 MATTI VANNO IN GUERRA / DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE (F|D|I|1974)
mit Heidy Bohlen, Marisa Merlini, Paolo Stoppa, Myriam Boyer, Brigitte Stein, Pierre Gualdi, Alain Peysson, Georges Douking und Jacques Seiler
eine Produktion der F.C.F. | Les Films Christian Fechner | Renn Productions | Terra Filmkunst | Simar Films | im Constantin Filmverleih
ein Film von Claude Zidi

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»La psychothérapie existe!«


Sergeant Bellec (Jacques Seiler) will nicht akzeptieren, dass er es bei den Rekruten Jean-Guy (Jean-Guy Fechner), Phil (Gérard Filipelli), Jean (Jean Sarrus) und Gérard (Gérard Rinaldi) mit absolut hoffnungslosen Fällen zu tun hat. Die vier Männer stellen jedoch immer wieder unter Beweis, dass sie für den Militärdienst ungeeignet sind. Auch bei den einfachsten Testverfahren der Armee-Psychologin (Heidy Bohlen) fallen sie krachend durch, doch Bellec bleibt unerbittlich. So kommt es stets zu dem gleichen Ergebnis, da die vier Soldaten immer und immer wieder in der Arrestzelle landen. Die letzte Hoffnung stellt schließlich ein Bauernhof dar, der sich wie eine uneinnehmbare Festung auf einem Manöver-Gelände der Armee befindet und von einer Witwe namens Brugnon (Marisa Merlini) verteidigt wird. Jean-Guy, Gérard, Jean und Phil sollen dafür sorgen, dass der Widerstand gebrochen wird, allerdings hat man die Rechnung ohne die fünf heiratswütigen Töchter von Madame Brugnon gemacht...

Die Gruppe "Les Charlots", bestehend aus französischen Musikern und Schauspielern, trat bereits Ende der Sechziger in Kino und Fernsehen in Erscheinung. Die Combo mit ihrem parodistischen Stil avancierte in den 70er Jahren mit zu den größten Stars in Frankreich. In "Die Trottel von der 3. Kompanie" sind die Titelhelden bereits in vollster Routine zu sehen und bewegen sich sehr stilsicher auf dem weit verzweigten komödiantischen Parkett. Bei derartigen Komödien bietet es sich förmlich an, sich selbst zu irgend einer der Zielgruppen zählen zu können, denn sonst ist derartiger Klamauk schnell durchgefallen und sorgt somit für weniger Amüsement. So ist es hier mehr als interessant zu beobachten, dass positive Eindrücke erst gar nicht wie die Nadel im Heuhaufen gesucht werden müssen, denn Regisseur Claude Zidi führt seine Entourage sehr gut und nicht auf zu viele Irrwege. Außerdem lässt sich ein gutes Händchen bei der Dosierung der Gag-Dichte erkennen, was sich insgesamt recht positiv auf das Gesamtbild auswirkt. Anders als in vielen deutschen oder auch italienischen Komödien dieser und vor allem späterer Zeit ist eine andere Dynamik festzustellen, aber auch eine alternative Gewichtung gewisser Facetten derartiger Genre-Filme, was eindeutig der löwenanteiligen französischen Beteiligung zu verdanken ist. Wie dem auch sei, dieser Beitrag aus dem Jahr 1974 kann sich über weite Strecken sehen lassen, auch wenn manche Gags deutlich über ihr Ziel hinaus schießen. Schöne Settings veredeln die handwerkliche Seite dieser Veranstaltung in einem begrüßenswerten Maß, genau wie das wache Auge der Kamera, das stets an ausgefallenen Einstellungen und charismatischen Aufnahmen interessiert ist.

Die Charlots kann man dem Titel des Films entsprechend toll finden, oder dies in diversen Abstufungen oder eben gar nicht tun. Fakt ist, dass man es mit einer eingespielten Mannschaft zu tun hat, die es im Großen und Ganzen versteht, flexibel und situationsgerecht zu agieren und für Reminder zu sorgen. Ob sie sogar eine Art Wiedererkennungswert oder gar Identifikationscharakter kreieren können, liegt ausschließlich im Auge des Betrachters. Wie unter derartigen Voraussetzungen üblich, brauchen die quirligen Herren zahlreiche Stichwortgeber und Zielscheiben, die einen Schuss nach dem anderen abbekommen. Auserkoren dafür ist die militärische Obrigkeit, die es mitunter auf sehr verzerrte Anstriche und dementsprechend wenig Sympathien bringt. Ab der ersten Szene wird dem Publikum klar, dass "Die Charlots" völlig ungeeignet für den Militärdienst, geschweige denn irgendwelche Kompetenzübertragungen sind. Die jungen Männer schlagen am liebsten die Zeit tot und nehmen das ohnehin erschwerte Dasein kaum ernst, dazu gehörige Personen inklusive. Jacques Seiler als Sergeant Bellec, beziehungsweise die übergeordnete Stelle der Rekruten, steuert langsam aber sicher in den Wahnsinn, da er seine begriffsstutzigen Zöglinge nicht in den Griff bekommt. Unbekümmert und manchmal ebenso genüsslich lassen sie den Sergeant auflaufen und stellen sich wahlweise dumm, wobei die Herren eher als tollpatschig angesehen werden können. Nichts soll unversucht bleiben, um "Die tollen Charlots" zur Räson zu bringen, bis sie schließlich bei einer Armee-Psychologin vorstellig werden müssen. Originellerweise wird diese Dame in einer Déesse vorgefahren, die man bei Affinität wahlweise mit der hier gewählten Interpretin gleichsetzen kann.

Die schöne Heidy Bohlen ist in "Die Trottel von der 3. Kompanie" bereits in ihrem letzten Film zu sehen, was nach persönlichem Ermessen einen unverzeihlichen Verlust für die Filmwelt darstellt. Hier präsentiert sich die Deutsche in ihrer kurzen Rolle als waschechte Komödiantin und es macht großen Spaß, ihre wenigen aber gezielten Pointen miterleben zu können. Regisseur Claude Zidis Film wirkt auffällig gut strukturiert, darüber hinaus bemerkenswert gut choreografiert, sowohl dramaturgisch als auch hinsichtlich des Gag-Fließbands. Interpreten wie Paolo Stoppa, Jacques Seiler oder Marisa Merlini unterstützen die heiter bis wolkige Konstruktion nach Leibeskräften, fallen hierbei insbesondere durch mehrere Initialzündungen in den Bereichen Gestik und Mimik auf. Die verschiedenen Etappen sorgen für eine überaus turbulente Spielzeit, die tatsächlich mit einigen Lachern gespickt ist, zumal hier nicht mit dem Holzhammer agiert wird. In Sachen geistreicher Dialogarbeit und amüsanten Wortgefechten wird Übliches angeboten, sodass die Zeit wie im Flug vergeht, beziehungsweise vergehen kann. Im letzten Drittel des Films zeigt sich die Mobilität dieser Geschichte am deutlichsten und es entsteht ein teils halsbrecherischer Drive, der sogar in Erinnerung bleibt. Im Großen und Ganzen ist es schon erwähnenswert, dass hier wesentlich mehr richtig als nicht richtig gemacht wurde, und es sich deswegen um einen nicht uninteressanten Vertreter des Genres handelt, welches im Lauf der Jahre doch so viel Uniformes und Stumpfsinniges hervorgebracht hat. "Die tollen Charlots - Die Trottel der 3. Kompanie" ist glücklicherweise nicht in dieser Schublade wiederzufinden und kann sich aufgrund seiner Unaufdringlichkeit und einiger willkommener Finessen durchaus sehen lassen.

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Dharma
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Re: DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE - Claude Zidi

Beitrag von Dharma »

Den hier kenne ich leider bisher nicht. Gibt es denn auf einem Medium? Ist ja scheinbar nicht so einfach bei den Filmen von der Truppe.

Gesehen und für gut bis sehr gut befunden habe ich bisher

Frechheit siegt, wo die grünen Nudeln fliegen und die beiden Musketier Filme. Wobei ich aber auch der Meinung bin, dass die deutsche Synchronisation hier doch sehr dazu beiträgt. Meine Französischkenntnisse sind doch sehr gering.

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Prisma
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Re: DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE - Claude Zidi

Beitrag von Prisma »

Dharma hat geschrieben:
Di., 09.03.2021 15:10
Gibt es denn auf einem Medium?

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LesC.jpg (13.17 KiB) 4766 mal betrachtet

Den Film gibt es soviel ich weiß nur auf dieser Veröffentlichung, im französischen Originalton ohne Untertitel, allerdings mit einer ziemlich guten Bildqualität. Für mich war das der erste Film der Truppe, doch ich muss sagen, dass ich mir die anderen auch anschauen würde, denn ich fand "Die Trottel von der 3. Kompanie" ganz gelungen. Gut dosierter Humor mit netter Situationskomik, eine lockere Geschichte und gut aufgelegte Schauspieler, ja, und natürlich Heidy Bohlen. :mrgreen:



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Prisma
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Re: DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE - Claude Zidi

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● HEIDY BOHLEN als PSYCHOLOGIN in
DIE TOLLEN CHARLOTS - DIE TROTTEL VON DER 3. KOMPANIE (F|D|I|1974)



Betrachtet man Heidy Bohlens Karriere, so fällt sie anhand der zu Buche stehenden Parts insgesamt doch recht einheitlich, wenn in Teilen auch sehr spektakulär aus. So bleibt die Interpretin heute vor allem wegen ihrer Schauwerte und Zeigefreudigkeit in Erinnerung, obwohl es auch Rollen wie diese gibt, die andere Maßstäbe zu setzen versuchen. In "Die tollen Charlots - Die Trottel von der 3. Kompanie" gelingt es Heidy Bohlen innerhalb festgelegter Erfordernisse in raffinierter Art und Weise, eine überraschende Kopplung aus - für ihre Verhältnisse - Diskret-Erotik und Humor anzubieten; eine Marschrichtung, die ein Einzelfall bleiben sollte, immerhin war ihre Filmkarriere mit dieser Komödie bereits leider schon beendet. Insbesondere im deutschen Film lassen sich zahlreiche Produktionen ausfindig machen, die sie mit ihrer Präsenz hätte bereichern können, vor allem in Robert van Ackerens "Harlis" bekommt das Publikum die tatsächlichen Kapazitäten der Schauspielerin zu sehen, doch es bleibt unklar, wieso dieser abrupte Ausstieg aus der Branche erfolgte, der immerhin viele Gründe haben kann, die sich auch fernab des Films finden lassen. Fakt ist, dass der deutsche Film eines seiner schönsten und aufregendsten Gesichter verlor. In Claude Zidis wirklich origineller Komödie bleibt Bohlens auftritt denkbar kurz, denn sie bereichert das Geschehen nur zu Beginn, dies jedoch in Aufsehen erregender Art und Weise. Was wahrzunehmen ist, ist zunächst einmal der Variantenreichtum des Humors, der vom deutschen Film nur sehr selten aufgegriffen wurde. Mit Klamauk hat dieser Auftritt daher glücklicherweise nicht viel zu tun, auch wenn die Deutsche ihr meist übliches Einsatzgebiet hier ebenso in Nuancen zu bedienen hat. Heidy Bohlen muss sexy sein, denn die war es in jedem ihrer Filme, mit oder ohne Hauptaugenmerk darauf. Eingezwängt in eine fast zu enge Uniform, die sie beispielsweise durch Windstöße nicht immer im Griff hat, soll sie ihre weiblichen Attribute so gut es geht verstecken, was natürlich völlig nach hinten losgeht, denn die beteiligten Titelhelden und andere versuchen mehr zu ergattern, als sie freiwillig preisgibt.

So kommt man ihr wesentlich näher als nötig, um einen Blick in ihren üppigen Ausschnitt werfen zu können, oder ein Gegenstand wird extra über den Schreibtischrand hinuntergeschoben, damit man ihr unterm Tisch auf die Beine glotzen kann, die vermutlich in weiser Voraussicht verschränkt sind. Mit ihr und ihren prominenten Partnern entstehen somit sehr amüsante Momente, selbst als es um die eigentliche Arbeit als Stabs-Psychologin geht. Sie nimmt ihren Job ernst und scheint nicht zu merken, dass es andere keineswegs tun. Ihre Tests werden ins Lächerliche gezogen. Heidy Bohlen und Situationskomik, das passt erstaunlich gut zusammen. Klischeehaft auf Psychologin getrimmt, sieht man ihre ungläubigen Blicke durch ihre viel zu große Brille, als sie von den Charlots an die Grenzen ihres Handwerks gebracht wird. Als schließlich noch Tinte auf ihren weißen Kittel geschüttet wird, und einer der Herren vergebens versucht, diese auf ihren ausnahmsweise einmal nicht entblößten Brüsten abzuwischen, stößt selbst sie an die äußersten Grenzen ihres Schaffens, denn diese Dame soll ganz im Sinne des Verlaufs keinerlei Humor besitzen, diesen jedoch beim Zuschauer verbreiten. Am schnellen Ende dauert die Rolle der attraktiven Psychologin kaum fünf Minuten und läutet den letzten Vorhang einer Karriere ein, die man gerne weiter verfolgt hätte. Dennoch ist auch hier die natürliche Bereitschaft zu sehen, die Marke Heidy Bohlen anzubieten, immerhin wurde über die Jahre beinahe nichts anderes vermarktet. Zwar handelt es sich bei "Die tollen Charlots - Die Trottel von der 3. Kompanie" um keinen Erotikfilm oder einen mit derartigem Einschlag, allerdings wird das Image der Interpretin hier ein wenig auf die Schippe genommen, da ihr Einsatz ziemlich konträr zu den vielen bereitwilligen und aufreizenden Rollen-Charakteren etabliert wird, was als Clou ihrer letzten Veranstaltung angesehen werden kann. So bleibt eine nette Rolle mit Kontrastprogramm, denn die Vollblut-Wissenschaftlerin ist sich nicht im Klaren darüber, was für ein erotisches Gesamtpaket sich unter ihren Uniformen verbirgt. Den Protagonisten und dem Publikum wird es jedenfalls nicht entgehen.



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