Originaltitel: Angélique et le roy
Produktionsland: Frankreich, Italien, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Bernard Borderie
Darsteller: Michèle Mercier, Robert Hossein, Jean Rochefort, Sami Frey, Jacques Toja, Fred Williams, Claude Giraud, Ann Smyrner [/font]
Produktionsland: Frankreich, Italien, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1966
Regie: Bernard Borderie
Darsteller: Michèle Mercier, Robert Hossein, Jean Rochefort, Sami Frey, Jacques Toja, Fred Williams, Claude Giraud, Ann Smyrner [/font]
Philippe de Plessis-Bellieres (Angéliques neuer Ehemann und personifizierter Backstagepass zum Hof von Versailles) erliegt im Französisch-Spanischen Krieg seinen Verletzungen und stirbt mit dem Wissen, dass Louis XIV eine Schwäche für Angélique besitzt. Des Königs neue Präferenz missfällt besonders Madame de Montespan, die bis dato erste Dame am Hof. Und da King Louis ein Bündnis mit den Persern anstrebt, überträgt er (zum Leidwesen der Madame de Montespan) ausgerechnet der Marquise de Plessis-Bellieres die Mission, den persischen Botschafter, Bachtiary Bey, zu betören und für Frankreich zu gewinnen. Die erwartungsfrohe Madame de Montespan bleibt stattdessen am Katzentisch sitzen und guckt wie ein bedröppeltes Kätzchen in die Röhre. Doch da sich eine wahre Kämpfernatur nicht mit einer solchen Schmach abfinden darf, zeigt die Mieze ihre Krallen und plant den Indikator der Kompromittierung, die lästige Angélique, ein für alle mal aus dem Weg schaffen.
Was während der TV-Mehrteiler um David, Wolf und Hucky Finn, Feofar Khan und Hawkins Jim bestmöglich auf die anstehende Fortsetzung einstimmt(e), sind die jeweiligen Rückblicke auf die vorangegangenen Episoden. Jene handlungsauffrischenden Einheizer, welche kraft der tollen Stimmen von Erich Ebert, Erik Schumann, K.E. Ludwig und Michael Chevalier ihre ganz besondere Würze erhalten. In ähnlich prickelnder Manier legt auch ANGÉLIQUE UND DER KÖNIG los, packt das - was in ANGÉLIQUE 2 ins letzte Drittel verfrachtet wurde - an den Anfang und startet verheißungsvoll in die dritte Runde des Angélique-Zyklus.
Da die rothaarige Verführerin zum Ende des zweiten Teils Philippe de Plessis-Bellieres zur Eheschließung bewegen konnte, feierte Angélique auch gleich ihr Comeback am Hof von Versailles. Der König ist ausgesprochen ent- wie verzückt, sodass er Angélique zu seiner neuen Favoritin kürt. Angéliques Leben schwingt halt zwischen Bodensatz und Speerspitze, zwischen Unterschicht und Adelschicht. Sie ist begehrt wie eh und je und soll nun im Auftrag des Königs den persischen Botschafter Bachtiary Bey für Frankreich gewinnen, um ein persisch/französisches Bündnis gegen Spanien zu erwirken.
Währenddessen offenbart Bachtiary Bey seine sadistische Ader, beobachtet mit Freuden eine öffentliche Folter und erkundigt sich nach den Möglichkeiten, wie man die Schmerzen des Gefolterten auf ein Maximum erhöhen könnte. Er behält zwar die Distanz zur Folterdarbietung, erbittet allerdings nachdrückliche Mechanismen, um das Prozedere für ihn attraktiver zu gestalten. Er verwendet schöne Worte für abartige Gedanken, was ihn als Bey von Per(ver)sien für die Rubrik „Arschloch des Tages“ qualifiziert. Sein Vokabular ist auf den Säulen Tod und Strafe aufgebaut. Auspeitschungen spricht er als Belohnung aus, da er der betroffenen-femininen Person schließlich das Leben schenkte. Der Typ ist durch und durch Sadist, durch und durch Misanthrop, durch und durch unsympathisch. Er schätzt freilich auch das Schöne, sodass er sein Begehren nicht zügeln kann und Angélique für eine Nacht besitzen will. Dem Bey darf kein Wunsch abgeschlagen werden, es geht schließlich primär darum, Frankreichs Siegesaussichten im Krieg gegen Spanien zu steigern. Doch wer Louis XIV Widerworte gibt und analog mit einer uferlosen Arroganz auftritt, der lässt sich von einem Bey schon gar nicht beeindrucken, unterdrücken oder was weiß ich? Angélique trägt ihr Herz bekanntlich auf der Zunge, ergo muss Bachtiary manch verbale Breitseite einstecken und kann sich die ersehnte Liebesnacht natürlich knicken.
Neben genanntem Unsympathen aus Persien tritt erstmals der Vetter des Königs in den Angélique-Zyklus ein. Ein ungarischer Fürst, der Angélique gerade eben kennen lernte und postwendend heiraten will. Ein weiterer Quatschkopf, der Angélique nicht gewachsen ist und sie trotzdem besitzen will. Ein weiterer Hampelmann und Liebeskasper, der dito schnell verschwindet wie er auftauchte. Da die Angélique-Filme nach meinem Dafürhalten äußerst pfiffig inszeniert wurden, möchte ich aber nicht ausschließen, dass dem Charakter in einem der folgenden Filme noch eine bedeutende Rolle zugestanden wird.
Einen für den Filmverlauf wichtigen und ums Verrecken nicht aufschiebbaren Part (den der Madame de Montespan) bekleidet Estella Blain. Estella spielte zum Ende der 1950er das brave Klärchen Hinzelmann und wurde so zu einem Teil von Werner Jacobs´ sangesfreudiger als auch phasenweise recht strapaziöser Filmkomödie IM WEISSEN RÖSSEL. Ich betrachte mich nicht wirklich als Peter Alexander-Fan, da mich der Humor und die Gesangseinlagen des Herrn sehr anstrengen. Das hat übrigens nichts mit einer möglichen Abneigung gegen den bundesdeutschen Tourismusfilm und die Heile Welt der bundesdeutschen Lichtspiele zu tun. Sollte man mir das dennoch zuschustern, dann weise ich den Vorwurf strikt zurück, denn Ich gehe hin und wieder liebend gern mit dem Förster vom Silberwald und dem Jäger von Fall auf die Pirsch und ich liebe die ersten drei Immenhof-Filme, da sie einfach schön anzuschauen sind. Estella Blain ist dito schön anzuschauen wie auch anzuhören, denn neben ihrer Tätigkeit bei Film und TV interpretierte sie manch feschen Chanson wie beispielsweise „Hurlevent“ und „Solitude“.
Als Madame de Montespan verliert Estella ihren Status als erste Dame am Hof an die Marquise de Plessis-Bellieres. Das kann und darf sie nicht akzeptieren, sodass sie einen wahrhaft ätzenden Beseitigungsplan verfolgt. Dass die de Montespan während ihrer privaten Mission nur kurz ins Rampenlicht tritt, bedeutet zugleich, dass Estella nur wenig Spielzeit zur Verfügung hat, um ihr Potential als femme fatale auszuspielen, sodass sie nur im Schatten einer fortwährend fokussierten Angélique steht.
Neben ihrer Rückkehr nach Versaille kehrt Angélique auch in ihr altes Zuhause zurück. Dort trifft sie einen Alchemisten, der in Angélique einerseits Skepsis, andererseits allerdings auch Hoffnung wachrüttelt, da sich Jeoffrey de Peyrac ja ebenfalls mit der Alchemie beschäftigte. So drängt sich die Vermutung auf, dass Jeoffrey evt. doch dem Tod auf dem Scheiterhaufen entrinnen konnte? Oder spielte ggf. gar das Übersinnliche eine tragende Rolle? Ist Jeoffrey einen faustischen Pakt mit dem Teufel eingegangen? Während meiner Besprechung (ÀNGELIQUE 1) erwähnte ich, dass man Jeoffrey de Peyrac einiges zutraut und dass ihn sein steifes Bein als auch sein verunstaltetes Gesicht sehr wohl für den Part des Monsters qualifizieren. Ich finde diesen Denkansatz interessant, da ich eine mögliche Verführung zum Abjekten beobachten kann.
„Wir sind in einem Jahrhundert, wo nur die Starken überleben werden.“ (Angélique)
An Ihrem Grundgedanken hat sich nichts geändert, liebe Angélique. Darwinismus ist halt allgegenwärtig und wird neben einer kontinuierlich zunehmenden kollektiven Volkverdummung auch in Zukunft regieren. In den Angelique-Filmen wird das Starksein natürlich durch das blaue Blut additional befruchtet. Sollte dieses nicht ausreichen, dann bleibt noch das Bündnis mit dem Abjekten, dass Bündnis mit dem Leibhaftigen. ANGÉLIQUE UND DER KÖNIG thematisiert in diesem Kontext die Schwarze Messe und lässt Frankreichs Prominenz am Opferkult für den Satan teilnehmen. Nein, mein(e) Lieber(r), das hat mit Spoilern nichts zu tun! Denn ich nenne ja keine Namen. Betrachten Sie es doch einfach als einen Appetizer aus Teufels Küche. Vielleicht bekommen Sie ja mal Böcke, sich die Verfilmungen von Anne Golons Romanen selbst anzuschauen, denn ANGÉLIQUE UND DER KÖNIG bestätigt, dass die Reihe auch weiterhin ebenso zuverlässig läuft wie dereinst der VW-Käfer vom Wolfsburger Förderband.