Titel: La carga de la policía montada (Die Listung der ofdb unter dem Titel „Cavalry Charge“ halte ich für unangemessen. „Cavalry Charge“ ist ein Western mit Ronald Reagan.)
Produktionsland: Spanien
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Ramón Torrado
Drehbuch: Bautista Lacasa Nebot, Manuel Tamayo, Ramón Torrado
Darsteller: Alan Scott, Frank Latimore, Diana Lorys, María Silva, Alfonso Rojas, Juan Cortés, Barta Barri, Luis Barboo, Fernando Bilbao, Xan das Bolas, Frank Braña, Alfonso de la Vega, Tito García, Rafael Hernández, Rufino Inglés, Ricardo G. Lilló, Guillermo Méndez
Produktionsland: Spanien
Erscheinungsjahr: 1965
Regie: Ramón Torrado
Drehbuch: Bautista Lacasa Nebot, Manuel Tamayo, Ramón Torrado
Darsteller: Alan Scott, Frank Latimore, Diana Lorys, María Silva, Alfonso Rojas, Juan Cortés, Barta Barri, Luis Barboo, Fernando Bilbao, Xan das Bolas, Frank Braña, Alfonso de la Vega, Tito García, Rafael Hernández, Rufino Inglés, Ricardo G. Lilló, Guillermo Méndez
Valerie Jackson befand sich in einer misslichen Lage, als plötzlich Corporal Paul White auftauchte, um dem Mädel aus der buchstäblichen Patsche zu helfen. Commander John Bedford (Paul Whites neuer Vorgesetzter) ist von der Rettungstat jedoch alles andere als begeistert, denn er verehrt Valerie, und (Retter) White ist als notorischer Schürzenjäger verschrien. Ergo will Bedfort den kanadischen Casanova so schnell wie möglich loswerden und drückt ihm auch schon die erste halsbrecherische Mission aus Auge. Und da Paul neben seinem Hang zur Schürzenjagd das zweifelhafte Talent besitzt, Arschlöcher wie Unheil magisch anzuziehen, steckt er schon bald ganz tief in einem Dilemma, welches (im schlimmsten Fall) zum Krieg mit Brauner Bär und seinen wilden Kriegern führen könnte.
Ramón Torrado wird innert der bekannten Filmdatenbanken als zweiter Regisseur der Karl May-Verfilmungen DIE SKLAVEBNKARAWANE (1958) und DER LÖWE VON BABYLON (1959) genannt. War er Assistent? Leitete er die Second Unit? Inszenierte er die Actionszenen? Ich weiß es nicht, da ich keine Literatur über die Karl May-Verfilmungen besitze. Und was bei Wikipedia geschrieben steht, tangiert mich peripher. Da wird mit Blick auf den italienischen und spanischen Western dermaßen viel Unfug verbreitet, dass ich mich dazu entschlossen habe, die entsprechenden Seiten zu meiden.
Der geringe Bekanntheitsgrad, den LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA innehat, lässt sich auch mit weiteren Torrado-Western: RELEVO PARA UN PISTOLERO (ESP / 1964) BIENVENIDO, PADRE MURRAY (ESP, FRA / 1964) und LOS CUATREROS (ESP / 1965), vereinbaren. Letztgenannter schaffte es allerdings unter dem Titel EINER RECHNET AB in die bundesrepublikanischen Lichtspielhäuser. Nein, den gab es weder auf VHS, noch auf DVD, und man sollte sich auch keine Hoffnungen auf eine digitalisierte Veröffentlichung zusammenbasteln, da die einstmalig eingesetzten 35mm Kopien als verschollen gelten.
LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA wird gemeinhin als Paella-Western bezeichnet. Da die North-West Mounted Police allerdings derart selten im europäischen Kino aktiv war, sollte man nicht unterschlagen, dass es sich bei LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA eigentlich um ein reinrassigen Mountie-Western handelt.
Wer es nicht wissen sollte: Die North-West Mounted Police (ab 1920 Royal Canadian Mounted Police gerufen) wurde 1873 von der kanadischen Regierung ins Leben gerufen. Ihr Auftrag: Die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung in den Nordwest-Territorien. Die rechtschaffenen wie Recht schaffenden Mounties waren vornehmlich für ihre Fairness berühmt und wurden angesichts dieser Tatsache von den Indianern nicht nur akzeptiert, sondern auch respektiert. Die Mounties hatten nun mal alles fest im Griff und verschonten ihre Einsatzgebiete weitestgehend von jener Gesetzlosigkeit, die man dem amerikanischen Westen generell wie anstandslos als zweiten Vornamen zuschusterte. Nachdem die pflichtbewussten wie untadelig und emsig werkenden Mounties die kanadischen Prärien beschwichtigt hatten, erhielten sie ein neues Einsatzgebiet, welches ihnen kraft des dort herrschenden Goldrauschs viel Arbeit bescherte: Yukon.
Die zahlreichen Geschichten der Mountie-Lichtspiele orientieren sich im Wesentlichen an zwei Autoren (Oliver Curwood und Laurie York Erskine), die die Abenteuer-Literatur um die Rotröcke mit viel Heroismus und Spannung versorgten und den Filmemachern zwei Themengebiete für die jeweiligen Rahmenhandlungen offerierten. Und mithilfe der zuvor vermittelten Informationen sollten diese simpel zu erraten sein: Der Goldrausch in Yukon sowie das Balancieren zwischen Krieg und Frieden mit den Indianern.
In den Yukon-Filmen glänzten die Mounties als unerschrockene Beschützer der bedrängten Goldsucher. In den Lichtspielen mit Indianerthematik (worunter LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA einzuordnen ist) als saubere Vorzeigesoldaten, die einen guten Draht zu den Indianern pflegten, um den Frieden zu erhalten und geldgierigen Halunken das fiese Handwerk zu legen.
Wie ich bereits erwähnte, sind die Mounties sehr selten in den südeuropäischen Lichtspielen zu Gast gewesen. Dementgegen rangierten sie in den amerikanischen Westernlichtspielen bis in die 1940er als Dauergast. In den 1950ern machten sie sich allerdings immer rarer, um in Bälde ganz in der Versenkung zu verschwinden.
Der letzte und vielleicht auch bekannteste Montie tauchte in den Jahren 1969 und 1970 erstmals in der amerikanischen Glotze auf: Der gutmütige und übermotivierte, stets für Pleiten, Pech und Pannen anfällige Dudley Do-Right. Dudley, der, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, in der ZDF-Reihe „Trickfilmzeit mit Adelheid“ seinen festen Sendeplatz fand, jagte immerzu Snideley Whiplash, einen Villian, der mithilfe seiner als Musikband getarnten Gang Pelze über die Grenze schmuggelte.
Mit Pelzen, Feuerwasser und Ganoven bekommen wir es auch bei LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA zu tun. Die oberste Pflicht der Mounties, den Frieden zwischen Siedlern und Indianern zu bewahren, ist dadurch freilich arg gefährdet. Und die ersten Toten lassen nicht lang auf sich warten, sodass der vorprogrammierte Ärger fix bestätigt wird, denn Brauner Bär will Rache!
Wow! Brauner Bär ist ein toller Name, der bei den alten Haudegen, die in den 1970ern groß wurden, Erinnerungen an das erfrischende Speiseeis mit dem Karamell-Kern weckt. Da ich allerdings eh anders ticke als die Masse, kam mir zuerst ein Song von Gus Backus in den Sinn, der trällerte nämlich von „Brauner Bär und Weiße Taube“. Die deutsche Interpretation eines Johnny Preston-Klassikers mit Namen „Running Bear“, der wiederum in einer Kottan-Episode zum Einsatz kam: „Smokey und Baby und Bär“.
Diese Firmierung („Smokey und Baby und Bär“) klingt beinahe wie Valerie, Paul und Bedford, die Hauptpersonen in LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA. Womit die bekannte Konstellation, zwei Männer und ein feminines love interest greift. Und da einer der Männer, Commander John Bedford, der Vorgesetzte des zweiten Bewerbers, Corporal Paul White, ist, kann sich Paul auf fahrlässige Befehle gefasst machen, die ihn stets haarscharf am Tod vorbeischrammen lassen. Die Katastrophe ist demnach stets zum Greifen nah.
Diese Dreiecksgeschichte ist gar nicht mal so übel geraten, da der Regisseur nicht auf Liebeskummer, sondern auf eine aus dem Hass geborene Verachtung setzt, die zu rezidivierenden Machtmissbrauch führt. Aber was einen Mountie nicht tötet, das härtet ihn ab. Womit ich freilich nicht verraten werde, ob Paul White als Kriegsheld in die Ewigen Jagdgründe oder als gestärkter Mountie in neues Abenteuer reiten wird…
Fazit: Mit LA CARGA DE LA POLICIA MONTADA ist Ramón Torrado ein durchaus unterhaltender Mountie-Western gelungen, der sich nicht hinter dem Groß der US-amerikanischen Genrevertretern verstecken muss. Nach meinem Dafürhalten ist LA CARGA (der kraft seines großen Statistenaufgebots ein paar Peseten mehr verschlungen hat, als es das Budget der meisten Paella-Western reflektiert) allerdings zu lang geraten. Wenn sich ein bundesdeutscher Verleih gefunden hätte, dann wäre der Film bestimmt um 20 Minuten erleichtert worden, was ihm definitiv genutzt und nicht geschadet hätte. Dazu noch eine fesche Berliner Synchronisation, aber ohne Rainer, und stattdessen mit Thormann, Marquis und Uta Hallant – ja, das hätte durchaus was werden können.