● KARIN FIELD als HANNA LEHMANN in
DER WÜRGER KOMMT AUF LEISEN SOCKEN (D|I|1971)
Guido Zurlis "Der Würger kommt auf leisen Socken" sollte das mehr oder minder dreckige Dutzend bei Karin Fields Filmen vollenden, und es handelt sich thematisch und inszenatorisch gesehen schon um eine Ausnahmeerscheinung im Rollen-Orbit der attraktiven Interpretin. Field hat einen Typ Frau darzubieten, der weit weg von all den abgründigen weiblichen Charakteren der vergangenen Jahre zu finden ist, immerhin handelt es sich um eine waschechte Groteske oder Horror-Komödie erster Güte, die durch und durch in Schwarzen Humor getaucht ist. Karin Field beugt sich diesem Konzept überraschend schnell und völlig dynamisch, kann dabei für besonders eindrückliche und witzige Akzente sorgen. Unterlegt mit Wiener Schnauze, also den passenden Dialekt, entstehen völlig groteske und denkwürdige Momente mit Hanna Lehmann, die ihren Mann aus der Irrenanstalt abholt, da er angeblich wieder geheilt sei. Wer daran glaubt, dürfte naiv sein, doch das Kalkül der Metzgersfrau geht ein bisschen weiter, denn sie erhofft sich einen gebrochenen Mann vorzufinden, dessen Reste sie einfach aufkehren kann. Dem Vernehmen nach hat sie die Einweisung selbst veranlasst, immerhin soll es einige Vorfälle mit ihrem Mann gegeben haben, die sich potenziell hinter den vorgehaltenen Händen der Zuschauer wiederholen könnten. Karin Field skizziert eine Klatschtante aus dem Bilderbuch, und das mit Bravour. Sie ist ständig besorgt darum, was die Nachbarn von ihr und ihrem irren Mann denken könnten, außerdem sollte das Geschäft des Lebensstandards wegen gut laufen, da die Frau in den immer noch besten Jahren noch lange nicht in routinierter Ehe verkommen will. Ihr Man frönt allerdings der Fleischeslust, indem er Fleischwaren in der Metzgerei zerlegt, oder die wohlgeformte Nachbarin durch das Fenster beobachtet. Die Ehe besteht nur noch auf dem Papier, doch Frau Lehmann lässt nicht locker. Sie möchte ihren Gatten mit aller Gewalt verändern, in Fasson bringen, brechen, sodass es zu einem Dasein kommen kann, wie sie es sich vorstellt. Es geht um das Ansehen im Karree, um gesellschaftliches Renommee und darum, die Nase wieder etwas höher tragen zu können, als aktuell.
Karin Fields Outfits und Ensembles sind der Zeit der 1930er-Jahre angepasst, und es wirkt teilweise urkomisch, wenn sie im Dialekt lospoltert und auf ihrem Mann herumhackt. Insgeheim denkt man sich, dass sie doch ein bisschen mehr piano vorgehen sollte, immerhin wirkt Partner Victor Buono doch jederzeit so, als könne er ordentlich ausrasten, aber die Blondine mit der frechen Schnauze gibt keine Ruhe, biss sie ihren Mann nicht nur nervt und brüskiert, sondern auch erniedrigt, ihn sogar verrückt nennt. Karin Fields Expertise in dieser Produktion beweist ganz eindeutig ihre komödiantischen Kapazitäten, die hin und wieder in Filmen abgerufen werden sollten. Karin Fields Screentime in dieser in Vergessenheit geratenen Schwarzen Komödie ist auf eine gute halbe Stunde begrenzt, bis sie von der Titelfigur ins Reich der Erinnerungen verfrachtet wird. Dabei entstehen grotesk wirkende Szenen, betrachtet man alleine die Art der Inszenierung. Dargestellt als Wurzel allen Übels funktioniert die Deutsche richtig gut, man bemerkt vor allem vergleichsweise, dass sich die Produktion sehr darum bemüht, sie nicht allzu sexy und aufreizend wirken zu lassen, was aufgrund der hysterischen Typisierung auch mit Leichtigkeit aufgehen will. Field erweist sich als Allround-Talent, welches in wesentlich mehr Metiers eingesetzt werden konnte, als in den hinlänglich bekannten. Hier hinterlässt sie eine teils urkomische Note, aber auch eine nervtötende, sodass man wenig Mitleid mit der permanent mäkelnden und nörgelnden Dame empfindet, auch wenn es ihr endgültig an den Kragen geht. Ihr Einsatz in den vier Wänden des verrückten Metzgers, dessen Geschäftsideen noch in ganz Wien bekannt werden sollen, kann als durch und durch geglückt bezeichnet werden, da sie sich dem leichtfüßig-morbiden Konzept des Films bedingungslos, aber vor allem gewinnbringend anpasst und das Szenario mit einer Performance bereichert, die man sicherlich nicht alle Tage von der umtriebigen Dame zu sehen bekommen hat. Unter Guido Zurlis Regie bleibt schließlich eine seltene Etappe in ihrer Karriere zurück, die nicht allzu oft bedient werden sollte, da sich ihr filmisches Schaffen auf andere Schwerpunkte konzentriert hat.