"Der Schnorchel" ("The Snorkel") (Großbritannien 1958)
mit: Peter van Eyck, Mandy Miller, Betta St. John, Grégoire Aslan, William Franklyn, Marie Burke, Irene Prador, Henri Vidon, David Ritch, Armand Guinle, Robert Rietty u.a. | Drehbuch: Peter Myers, Jimmy Sangster nach der Vorlage von Anthony Dawson | Regie: Guy Green
Alassio an der ligurischen Küste. Der Schritsteller Paul Decker vergast seine Frau, indem er sie zunächst betäubt und dann alle Tür- und Fensterritzen mit Klebeband versiegelt, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Da er das Zimmer von innen abschließt, schützt er sich mithilfe einer Tauchermaske vor den tödlichen Gasen. Die Polizei akzeptiert eine Selbsttötung, obwohl kein Abschiedsbrief vorhanden ist. Nur Candice, die Tochter der Ermordeten, glaubt ihrem Stiefvater nicht, da sie vor Jahren beobachtete, wie er ihren Vater im Meer ertränkte. Sie sucht nach Beweisen für seine Schuld, stößt aber auf Widerstand und begibt sich selbst in tödliche Gefahr....
Peter van Eyck zeichnet innerhalb weniger Minuten das Bild eines eiskalt kalkulierenden Mannes, dem nichts und niemand im Weg stehen darf. Sein Mordplan wird Punkt für Punkt ausgeführt, ohne dass sich eine Regung auf seinem Gesicht abzeichnet. Der Schauspieler, der in Hollywood bereits für Nazi-Rollen verpflichtet wurde und das Glück hatte, aufgrund seiner deutschen Herkunft und der angenommenen amerikanischen Staatsbürgerschaft nicht auf einen Typus festgelegt zu sein, erweckt durchaus Assoziationen mit einem Arier, der eine wehrlose Frau auf akribische und kaltblütige Weise tötet und feuert damit Spekulationen über die beabsichtigte Aussage des Films an. Die hohe Disziplin, welche er bei den an ihn gestellten Aufgaben aufbringt, lässt ihn unnahbar und gefühlskalt wirken. Gefahr droht immer dann, wenn er bei einem Projekt seinen präzisen Verstand ins Spiel bringt und so findet der Zuschauer die besten Voraussetzungen, um mit Spannung zu verfolgen, welche Fallstricke der Mann wohl auswerfen wird. Mandy Miller kämpft nicht nur gegen den listigen Peter van Eyck an, sondern auch gegen Betta St. John, deren Rolle ganz dem Frauenbild der Fünfziger Jahre entspricht und diese deshalb in den Augen des heutigen Betrachters unkritisch und sich in vorauseilendem Gehorsam übend, erscheinen lässt. Sie zweifelt trotz der Indizien nie an der Lauterkeit ihres Arbeitgebers und scheint sich sogar stille Hoffnungen auf eine Ehe mit dem Witwer zu machen. In unbeirrbarem Glauben an die These, das Böse sei nicht existent, wenn man nur die Augen schließe und alles konsequent leugne, treibt sie den Zuseher zur Weißglut und erschwert die Recherchen des engagierten Teenagers. Hier findet sich wieder eine historische Anspielung auf die jüngere Vergangenheit: Erwiesenermaßen wussten sehr viele Deutsche von der Existenz der Konzentrationslager im Dritten Reich, beschlossen aber, dass es besser für sie wäre, dies zu ignorieren. In "Der Schnorchel" ist es die Urlaubskulisse, die für Unbeschwertheit und die Sehnsucht nach einem entspannten Leben steht, welche unangenehme Tatsachen ausblenden lässt und die Überbringerin der schlechten Nachricht - Candy Brown - verleumdet und als wahnsinnig diskreditiert. Im Finale zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es nicht nur ist, den wahren Täter zu überführen, sondern auch, welchen Stellenwert der Abschluss einer Strafakte für die Hinterbliebenen eines Verbrechens hat. Der Seelenfrieden eines jungen Mädchens steht auf dem Spiel und eine Mitschuld am Tod eines Mannes wegen unterlassener Hilfeleistung hätte nicht nur einen Makel hinterlassen, sondern auch die offizielle Aufklärung von zwei Morden unterbunden. Die Integrität der einen Person wiegt schwerer als der Wunsch nach Rache, der zwar verständlich ist, jedoch bitter auf dem Gewissen einer Unbescholtenen lasten würde. Der britische Thriller bewahrt sich bis am Ende seine Contenance, obwohl unter der südlichen Sommerhitze tödliche Phantasien ausgelebt werden. Gepflegter Nervenkitzel in elegantem Schwarzweiß aus der stilsicheren Hammer-Schmiede.
mit: Peter van Eyck, Mandy Miller, Betta St. John, Grégoire Aslan, William Franklyn, Marie Burke, Irene Prador, Henri Vidon, David Ritch, Armand Guinle, Robert Rietty u.a. | Drehbuch: Peter Myers, Jimmy Sangster nach der Vorlage von Anthony Dawson | Regie: Guy Green
Alassio an der ligurischen Küste. Der Schritsteller Paul Decker vergast seine Frau, indem er sie zunächst betäubt und dann alle Tür- und Fensterritzen mit Klebeband versiegelt, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Da er das Zimmer von innen abschließt, schützt er sich mithilfe einer Tauchermaske vor den tödlichen Gasen. Die Polizei akzeptiert eine Selbsttötung, obwohl kein Abschiedsbrief vorhanden ist. Nur Candice, die Tochter der Ermordeten, glaubt ihrem Stiefvater nicht, da sie vor Jahren beobachtete, wie er ihren Vater im Meer ertränkte. Sie sucht nach Beweisen für seine Schuld, stößt aber auf Widerstand und begibt sich selbst in tödliche Gefahr....
Peter van Eyck zeichnet innerhalb weniger Minuten das Bild eines eiskalt kalkulierenden Mannes, dem nichts und niemand im Weg stehen darf. Sein Mordplan wird Punkt für Punkt ausgeführt, ohne dass sich eine Regung auf seinem Gesicht abzeichnet. Der Schauspieler, der in Hollywood bereits für Nazi-Rollen verpflichtet wurde und das Glück hatte, aufgrund seiner deutschen Herkunft und der angenommenen amerikanischen Staatsbürgerschaft nicht auf einen Typus festgelegt zu sein, erweckt durchaus Assoziationen mit einem Arier, der eine wehrlose Frau auf akribische und kaltblütige Weise tötet und feuert damit Spekulationen über die beabsichtigte Aussage des Films an. Die hohe Disziplin, welche er bei den an ihn gestellten Aufgaben aufbringt, lässt ihn unnahbar und gefühlskalt wirken. Gefahr droht immer dann, wenn er bei einem Projekt seinen präzisen Verstand ins Spiel bringt und so findet der Zuschauer die besten Voraussetzungen, um mit Spannung zu verfolgen, welche Fallstricke der Mann wohl auswerfen wird. Mandy Miller kämpft nicht nur gegen den listigen Peter van Eyck an, sondern auch gegen Betta St. John, deren Rolle ganz dem Frauenbild der Fünfziger Jahre entspricht und diese deshalb in den Augen des heutigen Betrachters unkritisch und sich in vorauseilendem Gehorsam übend, erscheinen lässt. Sie zweifelt trotz der Indizien nie an der Lauterkeit ihres Arbeitgebers und scheint sich sogar stille Hoffnungen auf eine Ehe mit dem Witwer zu machen. In unbeirrbarem Glauben an die These, das Böse sei nicht existent, wenn man nur die Augen schließe und alles konsequent leugne, treibt sie den Zuseher zur Weißglut und erschwert die Recherchen des engagierten Teenagers. Hier findet sich wieder eine historische Anspielung auf die jüngere Vergangenheit: Erwiesenermaßen wussten sehr viele Deutsche von der Existenz der Konzentrationslager im Dritten Reich, beschlossen aber, dass es besser für sie wäre, dies zu ignorieren. In "Der Schnorchel" ist es die Urlaubskulisse, die für Unbeschwertheit und die Sehnsucht nach einem entspannten Leben steht, welche unangenehme Tatsachen ausblenden lässt und die Überbringerin der schlechten Nachricht - Candy Brown - verleumdet und als wahnsinnig diskreditiert. Im Finale zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es nicht nur ist, den wahren Täter zu überführen, sondern auch, welchen Stellenwert der Abschluss einer Strafakte für die Hinterbliebenen eines Verbrechens hat. Der Seelenfrieden eines jungen Mädchens steht auf dem Spiel und eine Mitschuld am Tod eines Mannes wegen unterlassener Hilfeleistung hätte nicht nur einen Makel hinterlassen, sondern auch die offizielle Aufklärung von zwei Morden unterbunden. Die Integrität der einen Person wiegt schwerer als der Wunsch nach Rache, der zwar verständlich ist, jedoch bitter auf dem Gewissen einer Unbescholtenen lasten würde. Der britische Thriller bewahrt sich bis am Ende seine Contenance, obwohl unter der südlichen Sommerhitze tödliche Phantasien ausgelebt werden. Gepflegter Nervenkitzel in elegantem Schwarzweiß aus der stilsicheren Hammer-Schmiede.