VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS - Alfred Vohrer

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
Antworten
Benutzeravatar
Prisma
Beiträge: 3866
Registriert: Sa., 31.10.2020 18:11

VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS - Alfred Vohrer

Beitrag von Prisma »




Bild

● VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS (D|1959)
mit Christian Wolff, Heidi Brühl, Corny Collins, Hans Nielsen, Erica Beer, Alice Treff, Elsa Wagner, Ingrid van Bergen,
Richard Münch, Bum Krüger, Joseph Offenbach, Günther Jerschke, Claus Wilcke, Wolfgang Koch und Peter van Eyck
ein Ultra Film | im Europa Filmverleih
ein Film von Alfred Vohrer

Verbrechen nach Schulschluss (1) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (2) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (3) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (4) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (5) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (6) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (7) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (8) .jpg
Verbrechen nach Schulschluss (9) .jpg

»Ich arbeite nicht mit Amateuren!«


Wegen einer Bagatelle kommt der Primaner Fabian König (Christian Wolff) mit dem Gesetz in Konflikt und wird von der Schule verwiesen. Sein Vater (Richard Münch) hat nichts als Unverständnis für ihn übrig, bis Fabian schließlich auf die schiefe Bahn gerät. Er wird Anführer einer kriminellen Jugendbande, die vor allem durch Diebstähle und ihre Gewaltbereitschaft auffällt. Als er die junge Waise Ulla Anders (Heidi Brühl) kennenlernt und sich in sie verliebt, stehen die Zeichen gut für eine Kehrtwende, doch als sie von seinen Machenschaften erfährt, trennt sie sich von ihm. Wenig später wird Ulla von dem Zuhälter Horst Bregulla (Walter Clemens) bedrängt, der nach einem Aufeinandertreffen mit Fabian tot aufgefunden wird...

In der Hochzeit der sogenannten "Halbstarkenfilme" markiert "Verbrechen nach Schulschluss" eine ganz typische Etappe des populären Genres. Regisseur Alfred Vohrer konnte bereits im Vorfeld mit einigen ähnlich gelagerten Beiträgen für Aufsehen sorgen und beweist auch hier eine glückliche Hand beim Schildern verschiedener Umstände und Gelegenheiten, die sozusagen Diebe machen können. Dass hier obendrein ein kleiner Whodunit-Effekt installiert ist, macht diesen hervorragend besetzten Film umso interessanter, der es mit Leichtigkeit schafft, das Publikum für sich zu interessieren. Die jungen Hauptdarsteller Christian Wolff, Corny Collins und Heidi Brühl arbeiteten sich buchstäblich beziehungsweise mehr oder weniger in diesem Genre ab und avancierten zu echten Größen im Rahmen einschlägiger Beiträge, die sich thematisch oft nicht signifikant voneinander unterscheiden sollten. "Verbrechen nach Schulschluss" hat übrigens mit Alfred Vohrers unter gleichem Namen gedrehten Drei-Episodenfilm aus dem Jahr 1975 thematisch und inszenatorisch nichts gemeinsam, wenngleich dieser Beitrag ebenso hochinteressant ausgefallen ist. Die schiefe Bahn steht in Aussicht, junge Leute bewegen sich zielstrebig auf sie zu, da ihre Wünsche und Träume in der Realität unerreichbar und mit normalen Mitteln ausgeschlossen zu sein scheinen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man es mit jungen Leuten zu tun hat, die moralische Prinzipien haben oder nicht, denn im Zweifelsfall sind diese schnell über Bord geworfen. Das verführerische Ausleben von Machtgefühlen tut das Übrige dazu. Interessant ist erneut, dass der Familienhintergrund geschildert wird. Bei Fabian König bekommt man eine sehr verständnisvolle Mutter vorgestellt, die vollkommen konträr und nahezu liberal zu Fabians Vater in einem Familiengefüge für die Blicke von außen fungiert. Dieser von Richard Münch blendend dargestellte Oberst a. D. gibt ein greifbares Bild darüber ab, wie Ablehnungshaltungen und prinzipielle oppositionelle Tendenzen entstehen und sich unaufhörlich aufbäumen können.

Der Film legt in seiner limitierten Zeit allerdings großen Wert darauf, nicht alles pauschal auf familiäre Belange abzuschieben, da ein bisschen mehr dazu gehört, plötzlich mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Fabian findet plötzlich Gefallen daran, eine Führungsposition innerhalb seiner Clique einzunehmen, die Bewunderung des einzigen Mädchens dieser Runde ist ihm sicher, wohl auch die Bereitschaft, ihm mehr zu geben als andere. Christian Wolff interpretiert seinen Part mit Bravour, bietet dabei eine Mischung aus zahlreichen Charakter-Eigenschaften an, die reichlich konträr wirken. Seine Kollegin Corny Collins wurde auch im wahren Leben zu seiner Partnerin. Collins fungiert als deutlicher Gegenentwurf zu Heidi Brühl, die für Tugenden und Verlässlichkeit steht, was man von der verführerischen Viola nicht sagen kann. Ihr Metier ist das Kalkül, ihre Lust ist das Manipulieren; ihrer Selbstinszenierung gehen so einige ins Netz. Die weiteren Leistungen von Hans Nielsen, Alice Treff, Richard Münch oder Erica Beer sind bemerkenswert dicht ausgefallen, ebenso wie die von Peter van Eyck, der allerdings erst im letzten Drittel des Films auftritt, um noch einen tragenden Part zu übernehmen. "Verbrechen nach Schulschluss" nimmt seine im Titel integrierte Ankündigung ernst, sodass es zur Aufklärung eines Mordfalles und zur möglichen Rehabilitation des Protagonisten kommen muss. Alfred Vohrer bemüht sich bei seiner stringenten Inszenierung, nicht allzu sehr an der Oberfläche zu bleiben, indem Generationenkonflikte, eingemauerte Gespenster der Vergangenheit, Luftschlösser und erste Gefühlskapriolen thematisiert werden. Viel Zeitkolorit macht diese Geschichte zu einem sehenswerten Ereignis, welches sich in der Gesellschaft derartiger Genre-Produktionen wohlfühlen darf. Die jungen Darsteller statten den Verlauf mit Authentizität, Leidenschaft und Leben aus, bis sich die Frage nach dem richtigen Weg stellt, der nicht unerklärt als Einbahnstraße zurückbleibt. Alfred Vohrers Gespür für seine Interpreten, eine dichte Atmosphäre und das interessierte Publikum ist hier in jedem Moment zu erkennen.

Antworten