● DER JÄGER VON FALL (D|1974)
mit Gerlinde Döberl, Alexander Stephan, Siegfried Rauch, Klaus Löwitsch, Beppo Brem, Hansi Knoteck, Viktor Staal und Rudolf Prack
als Gäste: Marianne und Michael
eine Horst Hächler Produktion der CTV 72 | im Constantin Filmverleih
nach dem gleichnamigen Roman von Ludwig Ganghofer
ein Film von Harald Reinl
"Der Jäger von Fall" gilt als der letzte Großfilm des Regisseurs Harald Reinl, bevor er sich sehr eindrucksvoll den Gefilden des publikumswirksamen Dokumentarfilms widmete. Erfolgreich waren auch seine Verfilmungen nach Ludwig Ganghofers Romanen, die Jahr 1973 mit "Schloss Hubertus" eingeleitet wurden. Bei "Der Jäger von Fall" handelt es sich bereits um die sage und schreibe fünfte Verfilmung des Stoffes, was vor allem viel über das Potenzial der Vorlage, aber auch den Geschmack des Publikums aussagt. Harald Reinl war bereits in den 50er Jahren als guter Handwerker für Heimatfilme bekannt geworden und es gestaltet sich als recht spannend, ob der Transfer in das Jahr 1973/74 glücken wird, da sich die Zeiten und Sehgewohnheiten doch deutlich geändert hatten. Mit einem Routinier wie ihm kann man sich wie erwartet auf konfektionierte Unterhaltung der gehobeneren und passgenauen Sorte gefasst machen, was sich jederzeit in diesem von Horst Hächler produzierten Spielfilm zeigt. Gebaut wird naturgemäß auf die enorme Kraft der herrlichen Bilder und imposanten Schauplätze, die ein Spektrum der Romantik, Mystik und Dramatik perfekt abzudecken scheinen, außerdem ist das Ganze von einem Bestseller ummantelt - was könnte also schon schief gehen? Bleibt man bei der Erwartungshaltung, die man an einen derartigen Stoff und eine solche Routineleistung haben kann, bestimmt nicht allzu viel, wenngleich sich die Geschichte in manchen Phasen ein wenig zu sehr hinzieht, beziehungsweise nicht spektakulär zum Punkt kommt. Eine schöne Frau reizt die Gemüter der Burschen bis zum Äußersten, doch der Unmut steigt vor allem durch die dumme Tatsache, dass sie bereits fest vergeben ist. Dieser in sich selbst vorprogrammierte Konflikt, der zunächst im Off stattfindet, schafft es, die komplette Spielzeit auszufüllen, in der Harald Reinl vor allem darauf achtet, die Landschaft und Tradition nicht zu kurz kommen zu lassen. Bestückt mit guten Darstellern, die für die Hauptrollen ein halbes Wagnis darstellen, kann sich die Bergwelt-Dramatik vollends entfalten.
Zunächst läuft nicht nur alles völlig entgegen der Wünsche und Träume der Hauptpersonen, sondern auch gegen diejenigen des Publikums, welches überwiegend Idylle verlangen dürfte. Interessant ist die Besetzung der Hauptrollen mit vergleichsweise unbekannten Interpreten, was im Genre des Heimatfilms eigentlich als Killer gehandelt werden dürfte, denn man hat zu viele Stars und Zugpferde gesehen, die quasi wie eine Definition und letztlich Versicherung für die meisten dieser Filme wirkten. Hier kann man Gerlinde Döberl und Alexander Stephan nicht kleinreden, denn dafür wirken beide viel zu überzeugend und passgenau besetzt. Allerdings verzichtet Harald Reinl auch nicht auf bekannte Gesichter des Genres, sodass diese ausgesprochenen Relikte die Überzeugungskraft abrunden können. Bei "Der Jäger von Fall" handelt es sich um Alexander Stephans Debüt, der vom Produzenten Horst Hächler entdeckt worden sein soll, und seine kurze Karriere drehte sich immer wieder um den späten Heimatfilm. Die dargestellte Person des Friedl definiert sich im Grunde genommen über das kleine ABC solcher Anforderungen, sodass Stephan als solider Interpret in Erinnerung bleibt, der Sympathien, Hitzköpfigkeit und ein wenig Dramatik gut unter seinem Hut vereint bekommt. Angefeuert von seiner bemitleidenswerten Partnerin Modei, kann ein immer wieder für Momente der Spannung sorgen, vor allem einer emotionalen. Bei der anmutigen Gerlinde Döberl handelt es sich zwar um kein gänzlich neues Gesicht in der Branche, aber ihre ebenfalls kurze Karriere war gerade erst Fahrt am aufnehmen. Gute Unterstützung liefern vor allem Siegfried Rauch und Klaus Löwitsch, Beppo Brem oder beispielsweise Erni Singerl sind für die auflockernden Intervalle zuständig. Der sich immer wieder dramatisch zuspitzende Verlauf wird durch Übergriffe, Racheschwüre und Mordanschläge bei Tempo gehalten, Harald Reinl sorgt für episch wirkende Bilder, und entstanden ist unterm Strich ein unterhaltsames und sorgsam inszeniertes Scope-Heimatfilm-Abenteuer, welches sein gewilltes Publikum ohne Weiteres zufriedenstellen kann.