Das Geschlecht der Engel (D)
Das Geschlecht der Engel - Der LSD-Trip (D)
Schätzchen die nie müde werden (AUT)
Il sesso degli angeli (IT)
Le sexe des anges (F / B)
The Sex of Angels (USA)
Los ángeles pecadores
IT / D 1968
R: Ugo Liberatore
D: Bernard De Vries, Rosemary Dexter, Doris Kunstmann, Laura Troschel, Giovanni Petrucci, Efisio Cabras, Brizio Montinaro, Hans Jürgen Neumann, Silvana Broc
Deutsche Erstaufführung: 09.10.1970
Filmportal
Italo-Cinema.de
Cinecensura
Score: Giovanni Fusco
OFDb
"So, es kann losgehen. Der Knabe gehört jetzt uns!"
Nora (Doris Kunstmann), Nancy (Rosemary Dexter) und Carla (Laura Troschel) sind drei verwöhnte Gören aus gutem Haus, die für einige Tage mit einer Bootsfahrt nach Jugoslawien der Einöde des Alltags entfliehen wollen. Damit auf dem mehrtägigen Yacht-Trip auch bloß keine Langeweile aufkommt, erkiesen sie am Vorabend der geplanten Reise noch schleunigst den attraktiven Marco (Bernard De Vries) in einem nahe gelegenen Strandclub als Objekt ihrer Begierde aus, um ihn unter Vortäuschung eines unwiderstehlichen Angebots für den nächsten Tag auf ihre Yacht einzuladen. Dass es sich bei dieser verführerischen Einladung aber letzten Endes um eine mehrtägige Yacht-Reise auf der Adria handelt, wird dem ahnungslosen Marco bewusst verschwiegen, denn seine Anwesenheit an Bord soll schließlich einem ganz speziellen Zweck dienen. In der Annahme, lediglich ein paar nette und unverbindliche Stunden mit drei adretten Damen zu verbringen, paddelt Marco am nächsten Tag erwartungsvoll mit einem Schlauchboot zur Yacht hinaus, wo er sogleich nach seiner Ankunft von der verlockenden Nancy in Beschlag genommen wird. Nach ein paar lustvollen Stunden in Daddys Kajüte eröffnet Nancy dem völlig erstaunten Marco wie aus heiterem Himmel die Hiobsbotschaft, dass sie sich im Rahmen einer mehrtägigen Reise zwischenzeitlich im Hafen von Rovinj (Kroatien) eingefunden haben. Als Krönung des Ganzen beinhaltet die kostenlose Schiffstour auch noch einen ganz speziellen Programmpunkt, nämlich ein bewusstseinserweiternder Selbsterfahrungstrip im Rahmen einer kollektiven LSD-Orgie.
Um unnötigen Risiken vorzubeugen werden vor Antritt der halluzinogenen Drogen-Reise sämtliche Gefahrenobjekte (u.a. eine funktionstüchtige Schrotflinte) sicherungsverwahrt, bevor Nancy die mitgebrachten Zuckerwürfel mit einer ordentlichen Menge Lysergsäurediethylamid-Lösung beträufelt. Als dann kurz darauf die hochpotenten Sandoz-Tropfen ihre bewusstseinserweiternde Wirkung entfalten, beginnt für die vier Urlauber eine halluzinogene Reise ins farbenprächtige Wunderland des menschlichen Unterbewusstseins. Doch anstatt einer Rückkehr in die Normalität kommt es am nächsten Morgen zu einem bösen Erwachen, denn während des nächtlichen Trips kam es zu einem tragischen Unglücksfall, infolgedessen die drei schuldgeplagten Acid-Ladys eine folgenschwere Entscheidung treffen, die ihr zukünftiges Leben unwiderruflich belasten wird.
"Was haben wir bloß heute Nacht getan? Ich kann mich an kaum etwas erinnern..."
Mit seinem Regiedebüt DAS GESCHLECHT DER ENGEL ist Regisseur Ugo Liberatore (LOVEMAKER, BORA BORA, INCONTRO D'AMORE - BALI) zweifelsfrei eine filmische Glanzleistung gelungen, die neben dem phänomenalen SKLAVEN IHRER TRIEBE, INTERBARRANG oder KREUZFAHRT DES GRAUENS dem Genre italienischer Yacht-Exploitern zugeordnet werden kann. Dementsprechend kam mir während des Handlungsverlaufs auch immer wieder unweigerlich TOP SENSATION in den Sinn, denn die Handlungskulisse beider Filme stellt nun mal eine Yacht dar, die sich logischerweise überwiegend auf dem himmelblauen Meer fortbewegt. Und schöne Urlaubsinseln gibt es natürlich auch in beiden Filmen zu bestaunen. Zudem liegt den beiden kammerfilmartigen Inszenierungen ein außergewöhnliches Experiment zugrunde, dessen verheerende Ausgänge jeweils das letzte Drittel der jeweiligen Handlungsverläufe maßgeblich mitbestimmt. Und leichtbekleidete Damen mit scharfen Schrotflinten sind natürlich auch in beiden Filmen vorhanden.
DAS GESCHLECHT DER ENGEL überzeugt mit einer sonnigen Urlaubsatmospähre, einer charmant-naiven Handlung sowie mit drei äußerst verzückenden Drug-Queens, wobei das Kernstück des Films zweifelsfrei der halluzinogene LSD-Trip darstellt, der letztlich mächtig in die Hose geht. Etwas verstörend wirkt daher auch die Menge an LSD, die von den Damen ganz unbedarft auf die Zuckerwürfel geträufelt wird. Dass bei einer solchen Maßlosigkeit eine Eskalation im Rahmen der kollektiven Sternenfahrt vorprogrammiert ist, dürfte eigentlich niemanden mehr verwundern. und der fantastischen Kameraarbeit von Leonida Barboni ordentlich Eindruck schinden,
Die Darbietungen der drei halluzinogenen Darstellerinnen entpuppen sich allesamt zum dahinschmelzen, denn eine der Damen verzückt mehr als die andere. Doris Kunstmann (BORA BORA, LOVEMAKER, HEIßES PFLASTER KÖLN) spielt nicht nur die Tochter eines wohlhabenden Yachtinhabers, sondern hat auch zugleich die Rolle des Kapitäns inne. Der außer Kontrolle geratene LSD-Trip setzt der guten Doris von allen Beteiligten am meisten zu, denn sie schiebt am Morgen danach während ihres 'Coming Downs' ein ordentliches Maß an Paranoia, die sie wiederum fast an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. Kein Wunder, denn während des Trips ist etwas absolut Schreckliches passiert, mit dem zuvor keine der Damen gerechnet hat. Die reizende Rosemary Dexter (IN DEN ADERN HEIßES BLUT, VOM TOD BEGLEITET, SIEBEN STUNDEN DER GEWALT) überzeugt ebenfalls in ihrer Rolle, die sie mit Bravour ausfüllt. Laura Troschel (VIER FLIEGEN AUF GRAUEM SAMT, DELITTI, DJANGO - DER TAG DER ABRECHNUNG) verkörpert schließlich die jungfräuliche 'Carla', die ihre Unschuld während der eskalierten Urlaubsreise schließlich im Tausch gegen ein wenig Morphium verliert. So hatte sie es sich wahrscheinlich nicht vorgestellt.
Obendrein wurde der deutsche Kinofassung eine exzellente Synchronisation verliehen, die den ausgelassenen den Filmspaß mit herrlichen Dialoge um ein Weiteres nach vorne treibt. Als Krönung des Ganzen gibt es dann auch noch eine Filmmusik von Giovanni Fusco auf die Ohren, deren Titeltrack bis heute in meiner persönlichen Rangliste ganz weit oben rangiert.
Fazit: Ein yachtmäßiger LSD-Trip mit drei äußerst verzückenden, aber zugleich auch goldlosen Rauschengeln an Bord.
Filmausschnitt:
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Score:
(Beitrag aus dem alten DP-Forum: 23.04.2014)