● DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE (D|1960/61)
mit Klausjürgen Wussow, Karin Dor, Eddi Arent, Harry Wüstenhagen, Stanislav Ledinek, Wolfgang Völz, Heinz Weiss,
Edith Teichmann, Hans Epskamp, Georg Lehn, Hela Gruel, Karl-Heinz Peters, Sigrid von Richthofen und Gert Fröbe
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Jürgen Roland
»Die Fratze hab ich mir gemerkt!«
Auf Garre Castle, dem Anwesen des amerikanischen Millionärs Abel Bellamy (Gert Fröbe), geschieht ein Mord mit Pfeil und Bogen, sodass die Presse die Legende des sogenannten grünen Bogenschützen wieder reanimiert, der dort sein Unwesen getrieben haben soll. Inspektor Featherstone (Klausjürgen Wussow) soll diesen nebulösen Fall aufklären, stößt allerdings nicht auf die Kooperationsbereitschaft des mürrischen Schlossherrn. Als der Fall rund um Bellamys Schloss stagniert, streckt Featherstone seine Fühler in andere Richtungen aus, sodass die Spur in einen einschlägig bekannten Nachtclub führt, in welchen man die Nachbarin und Nichte Bellamys namens Valerie Howett (Karin Dor) entführt hat. Als der erste Mordanschlag auf den Inspektor folgt, weiß er, dass er auf der richtigen Spur ist...
Nach dem unerwartet erfolgreichen Start der Reihe verpflichtete man im Hause Rialto erneut Jürgen Roland, der bereits mit seinem Debüt "Der rote Kreis" für Aufsehen sorgen konnte. Es ist auffällig, dass der Hamburger Regisseur bei "Der grüne Bogenschütze" einen vollkommen anderen Weg als bisher einschlägt, da der Film im Gros eher einer Art Krimi-Persiflage ähnelt, und die jungen Markenzeichen der Serie weitgehend ignoriert. So kommt es zu einer Atmosphäre, die aufgrund eines alten Gemäuers, geheimer Katakomben, einer dubiosen Hafenbar und vieler weiterer interessanter Schauplätze, sehr ansprechend geraten ist und für leichte Gruselzustände sorgen kann, was allerdings vollkommen von einer kaum nachzuvollziehenden, humorigen Note unterwandert wird, die den Film harmlos und teilweise strapaziös wirken lässt. Jürgen Roland trägt in etlichen Szenen zu dick auf, um rote Linien des Kriminalfilms ungünstig aufzuweichen, sodass dieser Beitrag bestenfalls als Mittelmaß, womöglich eher noch als eines der Schlusslichter in das Wallace-Ranking eingeht. Hervorragende Grundvoraussetzungen erfahren hier leider keinen Brillantschliff, sodass dem Empfinden nach etwas Unvollkommenes zurückbleibt, das hier und da in andere Richtungen hätte laufen dürfen. Diese Adaption nach dem gleichnamigen Roman von Edgar Wallace stellt seine Weichen bereits zu Beginn in eine Richtung, die von den vorhergegangenen Beiträgen abweicht, da es zu plumpem Overacting oder direktem Ansprechen des Publikums kommt. Die Grundlage atmosphärischer Dichte wird schnell unterwandert, kann daher bei Folgeversuchen nicht intensiviert werden, was zu seichten Eindrücken führt, die sich auch auf die grüne Titelfigur übertragen, von der kaum eine Bedrohung auszugehen scheint, obwohl sie mordet.
Warum also schwächelt diese Figur in einem so erheblichen Maß? "Der Grüne Bogenschütze" ist leider dazu verurteilt, nicht ganz ernst genommen zu werden, wofür die uneindeutige Strategie der Regie verantwortlich ist. Vielleicht liegt es an den hauseigenen Vergleichen, in denen Verbrecherfiguren ihr Unwesen trieben, die bislang äußerst stark inszeniert waren und von denen tödliche Gefahren ausgingen, die sich wie ein Schatten über das jeweilige Szenario legen konnten. In dieser Geschichte schlägt der Mörder mit Pfeil und Bogen zu, doch verschwindet dem Empfinden nach wieder zu schnell in der Deckung, gar der Versenkung, da man sich zu sehr auf Nebensächlichkeiten und Nebenhandlungen im Gewand von Haupthandlungen konzentriert. Hinzu kommt die übermächtige Figur des Abel Bellamy, die dem Titelschurken und wichtigen Charakteren oftmals den Rang abläuft, da Gert Fröbe zu Hochtouren aufläuft. Die Geschichte beginnt mit einem Mord in bester Wallace-Gruselatmosphäre, doch auch das alte Schloss und das tosende Gewitter kann diese Eindrücke nicht aufrecht erhalten, da die anwesenden Personen - Harry Wüstenhagen, Sigrid von Richthofen, Henry Lorenzen und Eddi Arent - sie unterminieren, obwohl Arent das Publikum offensiv mit der Ankündigung anspricht, dass es wohl doch ein hübscher Film daraus werden dürfte. Jürgen Roland begeht in diesen ersten Minuten den Kardinalfehler, die Distanz zum Verlauf gleich ab- und aufzugeben und unfreiwilliger Komik zum Überholmanöver zu verhelfen. Leider werden diese gut 90 Minuten immer wieder auf derartige Einfälle zurückkommen, die sicherlich gut gemeint waren und originell wirken sollten, doch es kommt zu gegenteiligen Eindrücken, die der Veranstaltung den kompletten Zauber und eine Art Märchencharakter nehmen.
"Der grüne Bogenschütze" bleibt somit in einer bestimmten Grauzone des Genres, und der Film spricht vielleicht erstmals nicht das breite Publikum an, das sonst leicht einzukassieren war. Glücklicherweise verfügt die Produktion über einen weitgehend sehr guten Cast. Klausjürgen Wussow und Karin Dor sind bereits in ihrem jeweils zweiten Wallace-Auftritt zu sehen und machen hier eine blendende Figur, zumal ihre Parts auf eine ungewöhnlich starke Wandlungsfähigkeit ausgelegt sind. Ihre völlig unterschiedlichen Entwürfe zu den bereits dagewesenen Rollen nimmt man somit gerne an, auch das unübersehbare Knistern zwischen beiden wirkt prickelnd und wertet den teils recht trockenen Verlauf zusehends auf. Für Wussow handelt es sich leider um die letzte Verpflichtung innerhalb der Reihe, der jeweils unter Roland spielte, und sein unkonventioneller Ermittler bleibt in angenehmer Erinnerung. Karin Dor geht als Valerie Howett einen bedeutenden Schritt weiter und legt das Image der bedrohten Schönheit ein wenig ab, da sie selbstbewusster und moderner wirkt. Zwar fällt sie den ausgewiesenen Schurken hier noch in die Hände, aber es entsteht nie der Eindruck von schmückendem Beiwerk, welchem man zu ihrem Glück verhelfen muss. Eddi Arent wird sehr viel Screentime zuteil, was dem kompletten Film unterm Strich effektiv schadet, da sein Humor nur wie eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Diese strapaziösen Einlagen werden im Bereich Humor durch ansprechende Leistungen von Harry Wüstenhagen und Edith Teichmann ausgeglichen, von Wolfgang Völz wiederum verschärft. Schlussendlich kommt es nie zu einer ausgewogenen Dosierung, sodass der Verlauf in diesem Bereich schnell steht oder fällt - je nachdem, wie man Humor oder Situationskomik selbst definiert.
Die Seite der offenkundigen Bösewichte zeigt sehr aussagekräftige Gesichter. Stanislav Ledinek besticht mit einer nahezu abstoßenden Performance und wirkt bedrohlich genug, um etwas Spannung aufkommen zu lassen, aber im Endeffekt führen hier alle Wege zu Gert Fröbe, der durch ungehobeltes und vor allem ungeduldiges Verhalten auffällt. Abel Bellamy wirkt so, als könne er jederzeit wegen Kleinigkeiten in die Luft gehen, aber er hütet auch ein Geheimnis um seine Person, dessen Auflösung der Schlüssel zum Ganzen sein dürfte. Fröbes Negativ-Spiellaune gehört zu den besten Interpretationen der frühen Phase und wird zum Aushängeschild dieser Produktion, die durch ihn eine deutliche Aufwertung erfährt. Unterm Strich gelingt der dramaturgische Spagat zwischen heiteren bis wolkigen Momenten nicht besonders gut, da kaum Spannung und Action aufkommen will. Eher glaubt man sich als Zuschauer permanent in Sicherheit zu wiegen, dass den Protagonisten der Geschichte schon nichts passieren wird, immerhin erzählt die eigenartige Gag-Dichte von nichts anderem. Unklar bleibt auch die Motivation gewisser Personen, die hier bereit waren, zu äußersten Mitteln zu greifen, allerdings fallen diese Mankos auch nicht mehr so schwer ins Gewicht, da der Film als Wallace-Kracher insgesamt durchfällt. Schlussendlich tat man nicht gut daran, eine derartig verkappte Strategie der halben Sachen in der Hoffnung einzuschlagen, das Publikum schon irgendwie zufrieden stellen zu können. "Der grüne Bogenschütze" kann zwar in Basisbereichen überzeugen, allerdings nicht im Gesamtbild, da zu viel des Potenzials liegen gelassen, beziehungsweise umgepolt wurde. Nach diesem Ausrutscher wundert es schließlich nicht, dass Regisseur Jürgen Roland mit keiner weiteren Regie-Arbeit mehr betraut wurde.
Nach dem unerwartet erfolgreichen Start der Reihe verpflichtete man im Hause Rialto erneut Jürgen Roland, der bereits mit seinem Debüt "Der rote Kreis" für Aufsehen sorgen konnte. Es ist auffällig, dass der Hamburger Regisseur bei "Der grüne Bogenschütze" einen vollkommen anderen Weg als bisher einschlägt, da der Film im Gros eher einer Art Krimi-Persiflage ähnelt, und die jungen Markenzeichen der Serie weitgehend ignoriert. So kommt es zu einer Atmosphäre, die aufgrund eines alten Gemäuers, geheimer Katakomben, einer dubiosen Hafenbar und vieler weiterer interessanter Schauplätze, sehr ansprechend geraten ist und für leichte Gruselzustände sorgen kann, was allerdings vollkommen von einer kaum nachzuvollziehenden, humorigen Note unterwandert wird, die den Film harmlos und teilweise strapaziös wirken lässt. Jürgen Roland trägt in etlichen Szenen zu dick auf, um rote Linien des Kriminalfilms ungünstig aufzuweichen, sodass dieser Beitrag bestenfalls als Mittelmaß, womöglich eher noch als eines der Schlusslichter in das Wallace-Ranking eingeht. Hervorragende Grundvoraussetzungen erfahren hier leider keinen Brillantschliff, sodass dem Empfinden nach etwas Unvollkommenes zurückbleibt, das hier und da in andere Richtungen hätte laufen dürfen. Diese Adaption nach dem gleichnamigen Roman von Edgar Wallace stellt seine Weichen bereits zu Beginn in eine Richtung, die von den vorhergegangenen Beiträgen abweicht, da es zu plumpem Overacting oder direktem Ansprechen des Publikums kommt. Die Grundlage atmosphärischer Dichte wird schnell unterwandert, kann daher bei Folgeversuchen nicht intensiviert werden, was zu seichten Eindrücken führt, die sich auch auf die grüne Titelfigur übertragen, von der kaum eine Bedrohung auszugehen scheint, obwohl sie mordet.
Warum also schwächelt diese Figur in einem so erheblichen Maß? "Der Grüne Bogenschütze" ist leider dazu verurteilt, nicht ganz ernst genommen zu werden, wofür die uneindeutige Strategie der Regie verantwortlich ist. Vielleicht liegt es an den hauseigenen Vergleichen, in denen Verbrecherfiguren ihr Unwesen trieben, die bislang äußerst stark inszeniert waren und von denen tödliche Gefahren ausgingen, die sich wie ein Schatten über das jeweilige Szenario legen konnten. In dieser Geschichte schlägt der Mörder mit Pfeil und Bogen zu, doch verschwindet dem Empfinden nach wieder zu schnell in der Deckung, gar der Versenkung, da man sich zu sehr auf Nebensächlichkeiten und Nebenhandlungen im Gewand von Haupthandlungen konzentriert. Hinzu kommt die übermächtige Figur des Abel Bellamy, die dem Titelschurken und wichtigen Charakteren oftmals den Rang abläuft, da Gert Fröbe zu Hochtouren aufläuft. Die Geschichte beginnt mit einem Mord in bester Wallace-Gruselatmosphäre, doch auch das alte Schloss und das tosende Gewitter kann diese Eindrücke nicht aufrecht erhalten, da die anwesenden Personen - Harry Wüstenhagen, Sigrid von Richthofen, Henry Lorenzen und Eddi Arent - sie unterminieren, obwohl Arent das Publikum offensiv mit der Ankündigung anspricht, dass es wohl doch ein hübscher Film daraus werden dürfte. Jürgen Roland begeht in diesen ersten Minuten den Kardinalfehler, die Distanz zum Verlauf gleich ab- und aufzugeben und unfreiwilliger Komik zum Überholmanöver zu verhelfen. Leider werden diese gut 90 Minuten immer wieder auf derartige Einfälle zurückkommen, die sicherlich gut gemeint waren und originell wirken sollten, doch es kommt zu gegenteiligen Eindrücken, die der Veranstaltung den kompletten Zauber und eine Art Märchencharakter nehmen.
"Der grüne Bogenschütze" bleibt somit in einer bestimmten Grauzone des Genres, und der Film spricht vielleicht erstmals nicht das breite Publikum an, das sonst leicht einzukassieren war. Glücklicherweise verfügt die Produktion über einen weitgehend sehr guten Cast. Klausjürgen Wussow und Karin Dor sind bereits in ihrem jeweils zweiten Wallace-Auftritt zu sehen und machen hier eine blendende Figur, zumal ihre Parts auf eine ungewöhnlich starke Wandlungsfähigkeit ausgelegt sind. Ihre völlig unterschiedlichen Entwürfe zu den bereits dagewesenen Rollen nimmt man somit gerne an, auch das unübersehbare Knistern zwischen beiden wirkt prickelnd und wertet den teils recht trockenen Verlauf zusehends auf. Für Wussow handelt es sich leider um die letzte Verpflichtung innerhalb der Reihe, der jeweils unter Roland spielte, und sein unkonventioneller Ermittler bleibt in angenehmer Erinnerung. Karin Dor geht als Valerie Howett einen bedeutenden Schritt weiter und legt das Image der bedrohten Schönheit ein wenig ab, da sie selbstbewusster und moderner wirkt. Zwar fällt sie den ausgewiesenen Schurken hier noch in die Hände, aber es entsteht nie der Eindruck von schmückendem Beiwerk, welchem man zu ihrem Glück verhelfen muss. Eddi Arent wird sehr viel Screentime zuteil, was dem kompletten Film unterm Strich effektiv schadet, da sein Humor nur wie eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Diese strapaziösen Einlagen werden im Bereich Humor durch ansprechende Leistungen von Harry Wüstenhagen und Edith Teichmann ausgeglichen, von Wolfgang Völz wiederum verschärft. Schlussendlich kommt es nie zu einer ausgewogenen Dosierung, sodass der Verlauf in diesem Bereich schnell steht oder fällt - je nachdem, wie man Humor oder Situationskomik selbst definiert.
Die Seite der offenkundigen Bösewichte zeigt sehr aussagekräftige Gesichter. Stanislav Ledinek besticht mit einer nahezu abstoßenden Performance und wirkt bedrohlich genug, um etwas Spannung aufkommen zu lassen, aber im Endeffekt führen hier alle Wege zu Gert Fröbe, der durch ungehobeltes und vor allem ungeduldiges Verhalten auffällt. Abel Bellamy wirkt so, als könne er jederzeit wegen Kleinigkeiten in die Luft gehen, aber er hütet auch ein Geheimnis um seine Person, dessen Auflösung der Schlüssel zum Ganzen sein dürfte. Fröbes Negativ-Spiellaune gehört zu den besten Interpretationen der frühen Phase und wird zum Aushängeschild dieser Produktion, die durch ihn eine deutliche Aufwertung erfährt. Unterm Strich gelingt der dramaturgische Spagat zwischen heiteren bis wolkigen Momenten nicht besonders gut, da kaum Spannung und Action aufkommen will. Eher glaubt man sich als Zuschauer permanent in Sicherheit zu wiegen, dass den Protagonisten der Geschichte schon nichts passieren wird, immerhin erzählt die eigenartige Gag-Dichte von nichts anderem. Unklar bleibt auch die Motivation gewisser Personen, die hier bereit waren, zu äußersten Mitteln zu greifen, allerdings fallen diese Mankos auch nicht mehr so schwer ins Gewicht, da der Film als Wallace-Kracher insgesamt durchfällt. Schlussendlich tat man nicht gut daran, eine derartig verkappte Strategie der halben Sachen in der Hoffnung einzuschlagen, das Publikum schon irgendwie zufrieden stellen zu können. "Der grüne Bogenschütze" kann zwar in Basisbereichen überzeugen, allerdings nicht im Gesamtbild, da zu viel des Potenzials liegen gelassen, beziehungsweise umgepolt wurde. Nach diesem Ausrutscher wundert es schließlich nicht, dass Regisseur Jürgen Roland mit keiner weiteren Regie-Arbeit mehr betraut wurde.