Angel of Death (D)
L'ange de la mort (F)
El ángel de la muerte (ES)
Commando Mengele
F 1987
R: Andrea Bianchi
D: Christopher Mitchum, Howard Vernon, Jack Taylor, Fernando Rey, Suzan Andrews, Dora Doll, Jean-Claude Lerner, Shirley Knight, Anthony Parker, Marc Otting u.a.
Deutsche Erstaufführung: Oktober 1988 (VHS-Premiere)
Synchronkartei
Score: Norbert Verrone & Daniel White
Kurzbiografie: Andrea Bianchi (IT)
OFDb
"Die große südamerikanische 'Imperial Nacionalsocialista', die heute gegründet ist, wird Morgen schon Realität werden, meine Herren."
Eine Gruppe von rastlosen Nazijägern hat sich zur Aufgabe gemacht, überlebenden Naziverbrechern nicht nur weltweit das Leben schwer zu machen, sondern diese auch dem nächstgelegenen Strafgerichtshof zuzustellen, damit ihnen dieser endlich die gerechte Strafe für ihre begangenen Gräueltaten zukommen lässt. Ganz oben auf ihrer Abschussliste befindet sich der berühmt berüchtigte Dr. Mengele, der im KZ Ausschwitz als Lagerarzt nicht nur menschenverachtende Experimente an Häftlingen ausübte, sondern sich auch maßgeblich für den Massenmord von Juden und Antifaschisten verantwortlich zeigte. Als den Nazijägern eines schönen Tages ein heißer Tipp hinsichtlich der neuen Identität Mengeles zugetragen wird, kommt es beim Überprüfen der Verdächtigen zu einem Handgemenge, bei dem nicht Dr. Mengele, sondern sein Kollege Dr. Hess (Manuel Zarzo) sein Leben lässt. Doch bereits einige Tage später erhalten die antifaschistischen Mitstreiter Marc Logan (Antonio Mayans) und Rachel (Annick Laine) den nächsten Hinweis auf das momentane Geheimversteck von Dr. Mengele, wobei sich dieses in Südamerika befinden soll. Was folgt, ist ein Erkundungsbesuch auf dem besagten Anwesen, der für Rachel zum tödlichen Verhängnis wird, denn die Nazis brennen einhellig zur Begrüßung des ungebetenen Besuchs ein feierliches Feuerwerk an MG-Salven ab.
Doch dann trifft Logan unverhofft auf Rachels ehemalige Freundin Eva (Suzanne Andrews), die nicht nur den hochrangigen Naziverbrecher Wolfgang von Backey (Christopher Mitchum) gut kennt, sondern auch mit einem gewissen Karl-Herrmann (Howard Vernon) liiert ist, von dem sie obendrein ein Kind erwartet. Und genau hinter dieser Person vermuten die passionierten Nazijäger letztendlich Dr. Mengele, der übrigens in seinem Geheimversteck gerade dabei ist, eine Zusammenschluss mit den faschistisch geführten Ländern Südamerikas herbeizuführen, um mit diesen gemeinsam das Vierte Reich zu erschaffen. Wird es Logan und seiner Nazijägergang gelingen, die wahre Identität Dr. Mengeles offen zu legen, um diesen anschließend dem nächsten Strafgerichtshof zuzuführen?
"Wieso wird das niemals enden?"
Keine Ahnung was sowohl die Filmproduktionsfirma Eurociné als auch Andrea Bianchi geritten hat, als sie 1987 die vorliegende Geschmacklosigkeit auf die Welt losließen, bei der ein Verein von selbsternannten Nazijägern Jagd auf überlebende Kriegsverbrecher des Dritten Reichs macht und dabei gelegentlich auch gerne etwas Selbstjustiz walten lässt. Eigentlich wurde der Film zunächst Jess Franco zugeschrieben, was aber wiederum später von Daniel Lesoeur, dem hauptamtlichen Produzenten von Eurociné, dementiert wurde. Franco soll lediglich unter seinem Pseudonym 'D. Khunn' am Drehbuch mitgewirkt haben, das eigentlich gar kein richtiges ist, denn COMMANDO MENGELE erzählt weniger eine ausgeklügelte Geschichte, sondern reiht vielmehr miteinander verbundene Ereignisse aneinander, die in den meisten Fällen mit sensationsgeladenen Inhalten versehen wurden.
Zudem strahlt COMMANDO MENGELE sowohl die Eurociné-typische Sterilität aus, die aus dem minimalistischen Produktionsstil der Filmgesellschaft herrühren als auch ein sehr hohes Maß an politischer Unkorrektheit, was in erster Linie aus der zugrundegelegten Handlung resultiert. Hinzu gesellen sich mittelprächtige Darbietungen, bei denen einige Darsteller und Darstellerinnen ihren Job definitiv nicht von der Pike auf gelernt haben. Abgerundet wird das Ganze mit einer statischen Kameraführung, deren stetige Bewegungslosigkeit lediglich durch ein paar Zeitlupeneffekte durchbrochen werden, bei denen sich Sam Peckinpah hätte ganz warm anziehen müssen - und zwar lediglich mit einem Schal. Und das Eurociné-typische Billig-Kunstblut fließt natürlich auch noch in Strömen...
"Ja meine Freunde, Abraham Lincolns stupider Ausspruch, alle Menschen sind gleich, ohne Unterschied, ist eine infame Lüge. Er wird ausradiert werden für alle Zeiten. Demokratie ist sowohl ein Mythos als auch ein Propagandatrick."
Unter der Führung von einem nicht näher bezeichneten Menschen namens Ohmei Felsberg, der von keinem Geringeren als dem spanischen Schauspieler Fernando Rey verkörpert wird, macht ein selbsternannter Nazijägertrupp Jagd auf überlebende Kriegsverbrecher des Dritten Reichs, die gerade dabei sind, in einem Zusammenschluss mehrerer faschistischer Länder bereits das Vierte Reich zu errichten. Um ihren Plan in die Tat umzusetzen, haben sich die überlebenden Naziverbrecher an einem streng geheimen Ort in Südamerika verschanzt, nämlich in einem schlossähnlichen Anwesen, das nicht nur in direkter Nähe zu einer riesengroßen, urbanen Hochhaussiedlung gelegen ist, sondern auch noch mit einer erstklassigen Verkehrsanbindung aufwartet. Logischerweise lassen sich in der ebenso geheimen Gartenanlage der Nazis weder Buchen, Eichen noch Fichten, sondern vielmehr exotische Palmen und Kakteen vorfinden. Christopher Mitchum spielt dabei den Naziverbrecher Wolfgang von Backey, der sich als deutschstämmiger Soldat im Vietnamkrieg eine Hüftverletzung zuzog und infolge der Verbitterung dem Nationalsozialismus verschrieb. Sein Vorgesetzter hört auf den Namen Karl-Herrmann, ist seines Zeichens der gesuchte Dr. Mengele und wird von keinem Geringeren als Howard Vernon gespielt, der gerne mal im stillen Kämmerlein feierliche Lobpreisungen gegenüber seinem ehemaligen Führer zelebriert. Gemeinsam mit den weiteren überlebenden Kriegsverbrechern, einem eigens ins Leben gerufenen Schlägertrupps sowie den faschistischen Führern südamerikanischer Länder hat er die Vereinigung '4R' ins Leben gerufen, die nun von unserem selbsternannten Nazijägertrupp bis aufs Blut bekämpft wird.
"Die Nazis haben meinen Vater vergast. Er war Zigeuner, ich bin Akrobat - das könnte nützlich sein."
Eigentlich ist der Trupp staatlich dazu angehalten, nur bei urkundlich belegten Naziverbrechern zu intervenieren, aber da es alles andere als einfach ist, an gerichtsfeste Beweise zu gelangen, kommt es ab und an auch mal zu einem Anflug von Selbstjustiz, bei dem die gehassten Menschenverächter beispielsweise auf offener Straße mit einem Messer eiskalt abgestochen werden. Neben Ohmei Felsberg gibt es mit Aaron Horner einen zweiten Mann in der Führungsriege der Nazijäger, der vom B-Movie-erprobten Schauspieler Jack Taylor verkörpert wird. Die Bodentruppe, die sich für die endgültige NS-Säuberung verantwortlich zeigt, steht unter der Führung von Marc Logan, der bereits als Kind in einem KZ geboren wurde, in dem auch seine Eltern ihr Leben ließen. Zu seinen Mitstreitern zählen David, ein unbezahlbarer Elektronikexperte; Garcia, der Leben mit Messern, Sprengstoff und Granaten rettet; Rosé, der als Angehöriger der Sinti und Roma einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Nazis führt; der hyperaktive Karatetrainer Roger sowie die adrette Eva, bei der Unklarheit besteht, ob sie von Karl-Herrmann auf natürlichem Weg geschwängert wurde oder im Rahmen eines menschenverachtenden Experiments. So geschmacklos der Film auch ist, hätte sich eine solche Truppe damals um die Entnazifizierung in unseren Breitengraden gekümmert, dann wäre uns heutzutage so einiges von der braunen Schande erspart geblieben.
Neben einer unfassbaren Videosynchro, die adäquat zu den unausgegorenen Darbietungen der beteiligten Darsteller passt, wurde der Film auch noch mit einem sehr feinen Synthie-Score versehen, der sich auch auf Anhieb in den Hörgängen festsetzt. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, die Musik bereits früher schon mal gehört zu haben. Leider besteht der ganze Soundtrack nur aus dieser einzigen Synthie-Nummer, was wiederum dazu führt, dass diese eigentlich schön anzuhörende Komposition spätestens beim gefühlt hundertsten Einsatz dann doch langsam zu nerven beginnt.
Fazit: It's only a movie!
Filmplakate:
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Französischer Trailer:
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Kritik des Filmdiensts, der offensichtlich in diesem Film sogar ein gewisses Potenzial schlummern sah:
Eine Gruppe ehemaliger NS-Verfolgter macht in Südamerika den Schlupfwinkel des KZ-Arztes Dr. Mengele aus. Der "Engel des Todes" betreibt genetische Experimente am lebenden Objekt und plant die Errichtung eines faschistischen "Vierten Reiches", was zu einem blutigen Massaker führt. Der Film verschenkt auf billigste Weise das brisante Thema, umgeht alle politischen und moralischen Fragen und begnügt sich statt dessen mit Action, unfreiwilliger Komik und katastrophaler Kameraarbeit.