ELGA MACHATY

Leinwandsternchen und verkannte Stars im Blickpunkt
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Prisma
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ELGA MACHATY

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ELGA MACHATY

[* 18.September 1921]


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Prisma hat geschrieben:
Die Film- und Fernsehkarriere der 1921 in Iserlohn geborenen Schauspielerin Elga Machaty alias Helga Marlo erstreckt sich kaum über sechs Jahre, wenn man ihre zahlreichen Theater-Engagements einmal außer Acht lässt. Machaty, die sich ab ihrem ersten Auftritt in einer deutschen Vorabendserie noch Helga Marlo nannte, kam erst mit über 40 in diese Branche und bot ihr zielstrebig und passgenau einen Typ Frau an, dessen Nachfrage das Angebot naturgemäß unterbieten sollte. Zumindest gilt das für die erste Etappe ihrer Filmkarriere. In erster Ehe war die Blondine mit Wiedererkennungswert ab 1951 bis zu dessen Tod mit dem Hollywood-Regisseur Gustav Machatý verheiratet, der seinen Durchbruch mit dem 1933 inszenierten Film "Ekstase" erlangte. Ihre zweite Ehe ging Machaty mit dem Filmjournalisten Billy Kocian ein. Bereits im Jahr 1972 beendete Elga Machaty ihre Schauspielkarriere, die sich zum Ende hin eher in deutschen Erotikfilmen abspielen sollte, allerdings nicht, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was nicht nur die verschiedenen, teils internationalen Produktionen hergeben, sondern auch die Auswahl ihrer Charaktere, die nicht selten durch extravagante Anstriche auffallen konnten. Nach einem 1999 erschienenen Schauspieler-Ratgeber, der allerdings schon Jahre früher fertig gestellt wurde, und in dem sie unter anderem ihre eigenen Erfahrungen aus dem Business schildert, verliert sich die Spur der interessanten Interpretin, die es dem Empfinden nach nie gekümmert hat, keine der üblichen sympathischen Schablonen dieser Zeit zu werden, um sich somit über Ecken und Kanten in nachhaltige Erinnerung zu rufen.


Bei der Suche nach Informationen über die deutsche Schauspielerin Helga Marlo alias Elga Machaty zeigt sich eine Sachlage, die viele ihrer seinerzeit nur temporär beschäftigten Kolleginnen teilen, denn es lässt sich nicht gerade viel über ihre Person aufspüren. Elga Machaty kam als bereits über 40jährige recht spät zu ihren ersten Rollen beim Fernsehen und Film, spielte aber vorher schon unterschiedliche Theaterrollen, was letztlich aus ihren eigenen Angaben hervorgeht. Der Name Elga Machaty ergibt sich aller Wahrscheinlichkeit aus dem abgewandelten Vornamen Helga und dem Nachnamen ihres ersten Ehemannes, dem Regisseur Gustav Machatý. Da sie sich in der ersten Hälfte ihrer kurzen Karriere Helga Marlo nannte, ist eher davon auszugehen, dass es sich hierbei um ihren Realvornamen handelt, auch wenn ihre eigene Berichterstattung aus ihrem Buch "Starthilfe zum Traumberuf - Ratschläge und Erlebnisse einer Schauspielerin" dazu widersprüchlich klingt - zumindest, was den Nachnamen ahngeht: »Es ist ratsam, einen klangvollen Namen zu haben. Ist dies bei Dir nicht der Fall, solltest Du Dir einen anderen zulegen, einen sogenannten Künstlernamen. Am besten wäre es, einen zu finden, den es noch nicht gibt. Außerdem sollten die Vokale "a", "o" und "u" enthalten sein. [...] Ich nannte mich in den ersten Jahren Marlo, bis ich darauf kam, dass der Name Machaty auch nicht schlecht klang. Denke daran, dass Dein Name im Ausland ohne Schwierigkeiten ausgesprochen werden kann. Du solltest immer damit rechnen, dass derselbe einmal bekannt wird.« Wie Recht sie hatte, denn gerade unter diesem Namen dürfte sie bei Genre-Fans eher ein Begriff geblieben sein. Helga Marlo stellte sich der Kamera in einem Alter, in welchem viele ihrer Kolleginnen die Höhepunkte ihrer Karrieren bereits erreicht, überschritten, oder nie gesehen hatten. Dieser Schritt ist vielleicht nicht unbedingt als waghalsig zu beschreiben, aber immerhin ungewöhnlich, denn Rollen für Frauen über 25 gab und gibt es nicht wie Sand am Meer. Helga Marlo spielte sich mit gutem Repertoire und kleineren Nebenrollen in deutschen Kriminalserien und Genre-Reißern in den Radius des Publikums, und bediente dabei einen Typ Frau, deren Ziele sich nicht darin erfüllten, jedem gefallen zu müssen.

Hin und wieder kann sogar gesagt werden, dass sich die Schauspielerin - die offensichtlich großen Wert auf klassisches Handwerk und Struktur in diversen Bereichen legte - in Nebenrollen wiederfinden sollte, in denen sie im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten beinahe brillierte, und daher nie untergehen sollte. Elga Machatys Filmografie ist bei Interesse ebenso schnell zugänglich wie die von Helga Marlo, was irgendwie eine Seltenheit darstellt, da man bei in Vergessenheit geratenen Interpretinnen meistens mit dem Problem konfrontiert wird, manchmal ergebnislose, aber mindestens einmal langwierige Suchen nach Material im Vordergrund stehen zu sehen. Ihre 14 Produktionen umfassende Filmografie setzt sich trotz vieler einheitlicher Produktionen durch zahlreiche Unterschiede zusammen, in der es viel Sehenswertes zu entdecken gibt. Helga Marlos erste Rollen bieten Charaktere der oft gut situierten Gesellschaft an, deren verschlagene und aber auch teils naive Eigenschaften miteinander verbunden werden. Ihre Rollen als Elga Machaty bieten erstaunliche Pendants und Gegenentwürfe an, die im Vorfeld oft nicht zu erwarten waren. Wie erwähnt zeichnet sich das große Potenzial der Darstellerin in der Fähigkeit ab, ihre Rollen außergewöhnlich akkurat strukturieren und für Überraschungen sorgen zu können, selbst bei marginalen Auftritten die eher Staffage gleichen. Vielleicht könnte man bei ihre späten Rollen vom Stil her als eine Art Melange aus old school und progressiven Anteilen sprechen, was eine nicht uninteressante, da nicht immer angebotene Variante ergibt. Die wandlungsfähige Interpretin ist in ihren Filmen stets perfekt gestylt, was die ausführenden Organe ihrer Ausdrucksmöglichkeiten nur expliziter hervorzuheben weiß, außerdem wirkt ihre prononcierte und glasklare Stimme in den passenden Szenen vereinnahmend, sogar in bestimmte Richtungen lenkend, auch wenn sie das genaue Gegenteil anbieten kann. Die eigentlich gut in Schwung gekommene Karriere fand ihr abruptes Ende im Jahr 1972, nach eigenen Angaben aus externem Selbstschutz durch ihren zweiten Ehemann, der sie »vor dem Boom der Sexfilme retten wollte«. Ob mit Helga Marlo oder Elga Macaty: als Zuschauer kann man sich sicher sein, solides, dynamisches und vor allem unterhaltendes Handwerk angeboten zu bekommen.

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● ELGA MACHATY als SIGNORA CARLA in
DAS GRAUEN KAM AUS DEM NEBEL (I|D|1970)



Bei der unscheinbar wirkenden Rolle einer in der Anonymität eines Mehrfamilienhauses lebenden Nachbarin, zeigt Elga Machaty ihre vollumfänglichen darstellerischen Fähigkeiten. Die Frau um die 50 huscht zunächst nur wie eine unwichtige Randnotiz an dem Protagonisten Amanzio Berzaghi vorbei, der gerade andere Sorgen als Höflichkeiten hat, da seine minderbemittelte Tochter Donatella spurlos verschwunden ist. Die Nachbarin grüßt freundlich, vermutlich wie immer, aber vor allem erwartungsvoll, bis sich die Enttäuschung in ihren Gesichtszügen abzeichnet, da sie wohl wie so oft einfach von einem Mann übersehen wurde. Als Zuschauer empfindet man ein eigenartiges Mitleid und eine gewisse Anteilnahme mit der wohl in völliger Isolation und alleine lebenden Frau, deren Träume und Bedürfnisse durch die nackte Realität überlagert worden sind. Wann dies passiert ist, lässt sich nicht sagen, eigentlich noch nicht einmal mehr erahnen, und man reduziert ihre Probleme auf das Fehlen eines Mannes an ihrer Seite, weil sie diesen Eindruck selbst fabriziert, indem sie ihn vorlebt. Verraten durch ihre eigenen sehnsüchtigen Blicke, verschwindet die Dame in unscheinbarer - beinahe möchte man sagen - markttauglicher Montur wieder hinter ihrer massiven Haustüre, sodass sich nur Erahnen lässt, was hinter diesem längst gefallenen Vorhang passiert. Von einem Ehemann gibt es weit und breit keine Spur, lediglich einen Sohn soll es geben, der allerdings in Belgien arbeitet, da der Job dort besser bezahlt sei. Natürlich können diese Schilderungen den Tatsachen entsprechen, doch bei Signora Carla drängt sich der Verdacht auf, dass sie ihre Situation verklärt und für sich und andere schönredet, um nicht vollkommen einzugehen. Der Verlauf schreitet fort und man konnte nur wenig über diese Frau erfahren, bis sie selbst das bestätigt, was man ohnehin gedacht hat: »Ich bin immer so schrecklich allein!«; ein Bekenntnis, das man normalerweise mit Bestürzung aufnehmen würde, oder es tatsächlich tut.

Bei "Das Grauen kam aus dem Nebel" handelt es sich um eines der wenigen Gastspiele Machatys im internationalen Film, und es bleibt festzustellen, dass man es hier bestimmt mit einer ihrer besten Rollen zu tun hat, da sie vergleichsweise über mehr Tiefgang verfügt. Die von der Regie unterschwellig verfolgten gesellschaftskritischen Ambitionen, werden von Elga Machaty tatkräftig unterstützt, genau wie es im Allgemeinen bei dieser exzellent ausgearbeiteten Geschichte der Fall ist, die zahlreiche Wegweiser installiert, um völlig erdrückend zu schildern, wozu Menschen aus verschiedensten Gründen fähig sein können. Elga Machaty selbst beschrieb die Erfahrungen mit diesem von der cCc Filmkunst Artur Brauner coproduzierten Film als »glühende italienische«, und sie platziert sich gekonnt in der Riege der Interpreten, die diesen Film in besonderem Maße prägen können. Wie für ihre Verhältnisse üblich, bleibt dieser Auftritt im kleineren Umfang, kommt einem aber wichtiger als sonst vor, da es Zwischentöne zu vernehmen gibt, die anderswo kaum gefragt waren. In den deutschen Titelcredits sogar an fünfter Stelle erwähnt, lässt sich unterm Strich sagen, dass es ihr Film war; der vielleicht wichtigste und letzte hochwertige ihrer kurzen Karriere. So ist es mehr als schade, dass man für die Deutsche keine weitere Verwendung in Genre-Filmen dieser Art hatte, die sie aufgrund ihrer besonders überzeugenden Haltung hätte bereichern können. Elga Machaty meistert diese Anforderung spielend, beziehungsweise im Rahmen des kleinen ABCs der zu interpretierenden Gefühlszustände, und schafft es dabei, ein letztlich uneindeutiges Urteil über ihre Person zu provozieren, da sie Hebel in Bewegung setzt, die einen so oder so bei der Moral packen. Ihr trauriges, gehemmtes und sogar frustriert wirkendes Wesen verstärkt diese Eindrücke, sodass ihre wenigen Intervalle im Szenario beinahe wie ein Ritt auf einer Rasierklinge wirken, die es erst einmal zu ordnen gilt. Diese nicht immer einfache Aufgabe obliegt allerdings nicht nur dem Publikum.

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Re: ELGA MACHATY

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● ELGA MACHATY über "GLÜHENDE" ITALIENISCHE ERFAHRUNGEN aus
STARTHILFE ZUM TRAUMBERUF - RATSCHLÄGE UND ERLEBNISSE EINER SCHAUSPIELERIN (D|1999)

Elga Machaty hat geschrieben:
Dein Agent hat einen Film für Dich abgeschlossen. Es ist eine deutsch-italienische Coproduktion. Gedreht wird in Mailand, in englischer Sprache. Jetzt wäre es gut, Italienisch zu sprechen, aber Du bist gerade im Englischen so weit, dass Du keine Schwierigkeiten haben wirst. Das Drehbuch solltest Du an Ort und Stelle bekommen, so hast Du nur eine vage Vorstellung von der Rolle, als Du das Flugzeug nach Zürich besteigst, wo Du umsteigen musst. In Mailand erwartet Dich ein Mann am Flugplatzausgang, der ein Schild mit Deinem Namen trägt. Er nimmt Deine Koffer und führt Sich zu einem Wagen. Er spricht offenbar nur Italienisch, denn Deine Frage: "Wohin fahren wir?" zuerst in Deutsch, dann in Englisch, wird mit einem Wortschwall beantwortet, den Du nicht verstehst. Du bist froh, als er endlich vor einem Hotel haltmacht. Spätestens, wenn Du Dein Zimmer betrittst, merkst Du, in was für einem alten Kasten Du gelandet bist. Überall Plüsch und nochmals Plüsch. Die Badewanne sieht aus, als ob ganze Kompanien darin gebadet hätten. Du wirst Dir etwas zum Saubermachen kaufen müssen.

Das Telefon läutet. Es ist die Produktionssekretärin, die sich in akzentfreiem Englisch erkundigt, ob alles in Ordnung ist und Dir für den nächsten Vormittag einen Termin durchgibt, wo Du den Regisseur kennenlernen sollst. Nach einer schlechten Nacht unter dünnen Wolldecken hast Du Dich mit Sorgfalt hergerichtet. Du ahnst noch nicht, dass die erste Enttäuschung auf Dich wartet und wie wichtig es ist, vorher Drehbuch und rolle zu kennen. Denn als Du in all Deiner Schönheit am Drehort erscheinst und dem Regisseur gegenüberstehst, ist dieser gar nicht so erfreut über Deinen Anblick. Er ruft nach dem Maskenbildner und erklärt ihm, begleitet von vielen Gesten, etwas, was mit Deinem Äußeren zusammenhängen muss. "Sie sind viel zu hübsch für diese Rolle", sagt er in schlechtem Englisch. "Versuchen wir es einmal mit einer schwarzen Perücke und ohne Augenschminke." Der Maskenbildner, ein typischer Italiener, nimmt Dich mit in den Schminkraum und versucht alles mögliche und unmögliche, um aus Dir eine hässliche Frau zu machen. Bei der schwarzen Perücke schüttelt er entschieden den Kopf und drückt sein Missfallen in seiner Sprache aus.

Du bist den Tränen nahe und kannst die Vergewaltigung Deiner äußeren Person nicht begreifen. Schließlich steckt er Dein eigenes langes blondes Haar im Nacken zu einem Knoten zusammen. Jetzt scheint er zufrieden. Obwohl Du Dir auch so hässlich vorkommst, atmest Du erleichtert auf, dass Du diese grässliche schwarze Perücke nicht zu tragen brauchst. Mit einem dankbaren Lächeln nickst Du ihm zu. Dann wirst Du von der Kostümbildnerin abgeholt. Sie spricht englisch, und Du erfährst zum ersten Mal mehr über Deine Rolle: Eine Nachbarin, eine ganz einfache Frau. Deshalb nimmt sie Dich mit in ein kleines Geschäft, wo schon im Schaufenster zu sehen ist, dass die Kleidungsstücke mehr als einfach sind. Hier besorgt sie einen grauen Rock und einen rosafarbenen, schmucklosen Pullover für Dich, eine karierte Bluse und eine Hausschürze. Später gelingt es Dir, die Produktionssekretärin an das Drehbuch zu erinnern. Wie sie sagt, ist nur eine italienische Fassung greifbar. Sie verspricht, am Abend ins Hotel zu kommen und mit Dir den Dialog ins englische zu übersetzen.

So hockst Du abends mit Linda über dem Drehbuch. Schon bald stellt sich heraus, dass Dein Englisch weitaus besser ist, und da Du den Dialog sprechen musst, übersetzt Du ihn Dir gleich mundgerecht. Trotzdem bist Du Linda dankbar, denn ohne sie wüsstest Du immer noch nicht, was Du sprechen sollst. Du hörst, dass Dein erster Drehtag in zwei Tagen ist. Viel Zeit bleibt nicht, um den Text zu lernen. Und weil Du den übrigen Teil des Drehbuchs nicht lesen kannst, musst Du versuchen, die Rolle zu erahnen. Die nächsten zwei Tage bist Du damit beschäftigt, die Rolle ins Ohr, ins Hirn und buchstäblich in den Mund zu kriegen, denn die englische Sprache bedarf ganz anderer Mund- und Zungenbewegungen. Doch endlich hast Du es geschafft und siehst dem Drehtag mit Gelassenheit entgegen. Gedreht wird in einem alten Mietshaus mit kleinen Räumen und bürgerlicher Atmosphäre. Jetzt begreifst Du, warum man Dich so einfach hergerichtet hat. Du passt hierher in diese primitive Küche, wo es nach Kohl riecht, den die eigentlichen Bewohner am Vortag gesessen haben. Du hasst Küchengerüche, aber jetzt kommen sie Dir zu Hilfe.


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Kapitel 63 in Elga Machatys Buch "Starthilfe zum Traumberuf - Ratschläge und Erlebnisse einer Schauspielerin" befasst sich mit den wenigen Schilderungen aus ihrem aktiven Schauspiel-Dasein, und es ist immer interessant, etwas aus erster Hand vom Set oder über die vorherrschenden Umstände zu erfahren. Heraus zu hören ist eine Mischung aus professioneller Arbeitsauffassung und Frust über die Umstände innerhalb des Business, wenngleich es sich sicherlich nur um eine Seite der Medaille handelt. In "Das Grauen kam aus dem Nebel" interpretiert Elga Machaty vielleicht eine der interessantesten wenn auch kürzesten Rollen des Films, die sich tatsächlich ohne viel Aufhebens oder eine dem Anschein nach besonders außergewöhnlich hoch wirkende Kraftanstrengung als Zahnrad in das Szenario einfügt, und ihre Aufgabe - wie sie selbst über Zweite bemerkt - sehr gut löst. So macht diese besondere Kostprobe ihres darstellerischen Repertoires schon Lust auf mehr, doch leider kam nicht mehr viel in diese Aufsehen erregende Richtung. Nichtsdestotrotz sind solche Erzählungen immer sehr gerne gesehen.

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Re: ELGA MACHATY

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● ELGA MACHATY als DR. LOTTE FIEDLER in
DEEP END (GB|D|1970)



»Es gibt immer noch Überraschungen, auch im Sexualleben! Meinen letzten Untersuchungen zufolge hat eine Frau 2367 erogene Zonen.« Derartige Verlautbarungen bekommt der Zuschauer von einer nahezu aufgeladenen Elga Machaty zu hören, die in einem bizarren Film-in-Film-Fragment zu sehen ist. Als Dr. Lotte Fiedler führt sie einen Sex- oder Aufklärungsfilm - dem Vernehmen nach erst ab 18 Jahren - an, der die auffällige Farbenpracht von Jerzy Skolimowski Film in Schwarzweiß-Sequenzen zu provozieren beginnt. Hauptdarstellerin Jane Asher will den Film mit ihrem langweiligen Verlobten ansehen, wobei dieser eher die treibende Kraft zu sein scheint. Sie wolle erst gar nicht ins Kino rein, da der Film mit dem Titel "The Science of Sex" idiotisch und dreckig sei. Was man in kurzen Etappen zu sehen bekommt wird nicht wie erwartet innerhalb von etwa vier Minuten von einer aufklärungslustigen Dr. Fiedler dominiert, sondern von den Hauptpersonen im Kinosaal, deren Kapriolen prickelnde Blüten treiben. Interessant scheint die Tatsache, dass man extra für die Produktion Teile eines imaginären Aufklärungsfilms gedreht hat, für den offensichtlich sogar Kino-Aushang angefertigt wurde. Elga Machaty ist in einer Mischung aus gebieterischer Lehrerin mit Zeigestock und verführerischem Fräulein Doktor zu fanfarenartiger Musik zu sehen, die über ihre Erhebungen zu Sexualstudien philosophiert. Ihre Gespielinnen - vorzugsweise nackt und altbekannt - wirken dabei wie willige Anschauungsobjekte, die das choreografieren, was gerade erzählt wird. Machaty ist kaum wahrzunehmen, da das Wesentliche im Kinosaal stattfindet. Lediglich eine Großaufnahme erscheint zum Beweis dafür zu werden, dass sie hier tatsächlich Teil des ungenannten Cast darstellt. Während die Szenen über die Wissenschaft des Sex an einem vorbei flimmern, denkt man vielleicht insgeheim, dass man diesen Film auch recht gerne in voller Länge begutachtet hätte, passt er doch so gut in die einheitliche Schwemme damaliger Präzedenzproduktionen. Dies bleibt allerdings nur eine kurze Andeutung eines Gedankens, da "Deep End" auch ohne das etwa vierminütige Fragment "The Science of Sex" blendend auskommt und ganz andere Vorzüge der Dominanz und Bildgewalt anbietet.

»Sie sehen, ein bisschen Liebe ist aller Dinge Anfang«, ist der abschließende Satz Dr. Fiedlers, der streng genommen niemanden im Kino elektrisieren kann, da die angebotenen Szenen etwas von unfreiwilliger Komik transportieren, was man an stellenweise auftretenden Lachern bemerken kann. In ihrem schriftlichen Ratgeber "Starthilfe zum Traumberuf" beschreibt Elga Machaty den Ausstieg aus der Branche eben wegen derartiger Rollenangebote, die offenbar zur Regel wurden. Auf der anderen Seite der Medaille steht allerdings die nicht uninteressante Tatsache, dennoch Teil eines Ensembles von großer Spiellaune und Part eines wunderbaren Films gewesen zu sein, was sich sicherlich in der Kategorie berufliche Erfahrungen verbuchen lässt, über die andere Kolleginnen nie verfügt haben. Die Interpretin wirkt auch in dieser wie für sie üblich kurzen Rolle wie immer sehr prägnant, da sie der Anforderung entsprechend über die Maßen zu funktionieren scheint. Beinahe will man ihre Leistungen daher als Metamorphose oder Glanzleistung der Anpassungsfähigkeit bezeichnen, wenn man damit nicht zu viel sagen würde. Fakt ist, dass viele Filme auch ohne sie ausgekommen wären und ihre Performance daher oft nur ein Zusatzangebot darstellt, welches immerhin ausgezeichnet choreografiert und strukturiert wirkt. Machaty verlässt das Szenario mit aufmunternden Worten, die angesichts des unberechenbaren Verlaufs als beinahe zynisch gewertet werden dürfen, hinzu kommt, dass sie den geforderten Entkleidungsdrang ausschließlich ihren jungen Film-in-Film-Kolleginnen überlässt. Schlussendlich handelt es sich um eine unscheinbare Rolle in einem internationalen Beitrag, welche alleine wegen des erhöhten Radius als Erfolg für Machatys persönliche Besetzungscouch gewertet werden darf. Einem Großteil des Publikums dürfte sie allerdings erst gar nicht aufgefallen sein, denn es ist selbst bei aktivem Suchen nach der Interpretin gut möglich, dass sie aufgrund der marginalen Screentime und der Unwirklichkeit ihrer Rolle schlicht und einfach durchs Raster fällt. Übrigens ist es bei der vorhandenen Ausgangslage gut möglich, dass es von "The Science of Sex" mehr Material gegeben hat, das final dem Schnitt zum Opfer fiel.

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● HELGA MARLO als INGE in
MÄDCHEN HINTER GITTERN (D|1965)



Inges Mann wird ohne Feierlichkeiten und kirchlichen Segen zu Grabe getragen, wenngleich sich dies viel zu kultiviert anhört, misst man es an den letzten Worten des Pfarrers an einen Selbstmörder. Inge steht regungslos da, mit versteinerter Miene, beladen mit Schuld, die sie kaum ertragen kann, die Blicke der anderen lassen sie förmlich im Boden versinken. Der Zuschauer erfährt zunächst nicht, was eigentlich geschehen ist und Helga Marlos Rolle besteht ausschließlich aus Rückblenden, die erzählerisch von ihrer Tochter abgewickelt werden. Von ihrem Onkel bekommt sie noch auf dem Friedhof reinen Wein über die Hintergründe eingeschenkt, außerdem freizügige Fotos von ihrer Mutter präsentiert. Schnell versteht man, warum sie ihrer Tochter alle Hintergründe verschwiegen hatte und wenig später ist sie bereits mit ihrem Liebhaber oder vielleicht sogar Zuhälter zu sehen, den sie abschätzig und aus vollster Überzeugung nur noch Abschaum nennt. Sie ist offensichtlich auf ein erpresserisches Geschäftsmodell des schmierigen Modefotografen Frank Albin hereingefallen, der jetzt auf das Geld einer reichen Witwe spekuliert. Helga Marlo ist in "Mädchen hinter Gittern" in ihrem ersten Kinofilm zu sehen, was für eine gleich Mitte 40-jährige Interpretin einigermaßen bemerkenswert ist, da Karrieren oft schon über zwanzig Jahre früher beginnen. Ihr Schauspiel ist im Rahmen betont schwermütiger Ereignisse vollkommen stilsicher und pointiert, sodass man die aussichtslose Gefühlslage der Witwe gut begreifen kann. Sie hasst ihr Gegenüber, aber noch mehr sich für ihre Naivität und Leichtfertigkeit, doch sie hatte Komplimente vermutlich schon lange nicht mehr gehört und ist daher auf die Versprechungen vom blauen Himmel hereingefallen. Sie wird unter Druck gesetzt, den sie nicht mehr länger ertragen kann, aber ihr Erpresser und ehemaliger Liebhaber dreht den Strick immer weiter zu. In Helga Marlos Gesicht machen sich Ekel und eine ohnmächtige Resignation breit, die den Zuschauer wegen so viel Kaltschnäuzigkeit gleich mit paralysiert, denn ein Ausweg ist nicht zu sehen. Verzweifelt droht Inge mit der Polizei, was eine reaktionäre Abwärtsspirale in Gang bringt, bis er schließlich droht, ihrer Tochter alles zu erzählen, die aber längst Horcher an der Wand spielt.

Als die Wahrheit aus ihrer Mutter endlich heraus ist, tun die vielen Tränen zunächst gut, bevor sie anfangen, wie Feuer brennen, denn der Fotograf den sie als nett, höflich und selbstsicher beschrieben hat, packt auch das jüngere Modell bei ihrer Unerfahrenheit und Naivität. Helga Marlo bringt es auf mehrere kurze Szenen, in denen sie nur einmal die Contenance verliert, was das Schicksal ihrer eigenen Tochter besiegelt. Helga Marlo stellt sich als die richtige Wahl für diese handelsübliche Rolle heraus, da sie die Schwere ihrer Situation gut auf den Punkt zu bringen weiß. Sie wirkt völlig gehemmt, im Gegensatz zu den eindeutigen Posen ihrer Fotos, die ihr zum Verhängnis werden. Dass ihre Sehnsüchte und Wünsche angesprochen und ausgenutzt wurden, macht sie zu keinem schlechten Menschen, auch zu keiner schlechteren Mutter, da sie sich stets besorgt zeigte, ihr aber die Hände gebunden sind. Sie ist einem solchen Mann einfach nicht gewachsen, sodass der Eindruck entsteht, als möchte sie jederzeit losheulen, weil sie einfach keinen Ausweg mehr sieht. Ihr Mann hat einen solchen für sich persönlich gefunden, was die Situation für die ohnehin schwer angeschlagene Frau nur noch verschärft. Neben ihren wesentlich bekannteren Kolleginnen Adelheid Seeck, Ellen Umlauf und Sabine Bethmann, die genau wie sie die vorige Generation auf individuelle Weise verkörpern, braucht sich Helga Marlo keineswegs zu verstecken, wenngleich ihre Funktion sich ausschließlich auf den Bereich der erklärenden Rückblenden und etwas Zeigefreudigkeit beschränkt. Hier fabriziert sie eine spürbare Nervosität und Ohnmacht, die zu mitleidigen Blicken animiert, obwohl man sie eigentlich für gefestigt genug gehalten hätte, sich nicht in ein solch gefährliches Abenteuer zu begeben. Am Ende ist ihr Leben vorbei - zumindest erzählt ihre völlig pessimistische Körpersprache davon, doch auch wenn sie es sich noch nicht vorstellen kann, wird es auch wieder Licht am Ende des Tunnels geben, das nicht von einem entgegen fahrenden Zug stammt. Es bleibt ein sehr überzeugender Einstand im Spielfilmbereich, den Helga Marlo formt wie eine der Arrivierten, dabei viele Facetten anbietet, die im Kino dieser Zeit immer wieder gebraucht und gefordert wurden. Zumindest bleibt diese Rolle aufgrund ihrer brisanten Tendenzen gut in Erinnerung.

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● HELGA MARLO als CAROLINE in
DIE LIEBESQUELLE (A|1965)



Bei Lustspielen wie Ernst Hofbauers "Die Liebesquelle" kommt das Publikum traditionell in den Genuss der Mitwirkung zahlreicher attraktiver Schauspielerinnen von Rang und Namen oder auch ohne solchen, aber es kommt zu einer Reihe von Schauwerten, die auch hier wie unverkennbare Visitenkarten wirken. Die zweite Rolle von Helga Marlo alias Elga Machaty in einem Kinofilm ist vom Umfang her nicht kleiner als die ausgewiesene Hauptrolle einer Ann Smyrner oder nicht weniger interessant als die anderer Interpretinnen, allerdings findet man die Deutsche relativ weit hinten in den Credits, was auch an ihrem mangelnden Bekanntheitsgrad gelegen haben mag. Ihre bisherigen Auftritte in zwei erfolgreichen Kriminalserien und einem Spielfilm sorgten aufgrund ihres Nebenrollen-Charakters sicherlich nicht für breites Aufsehen, allerdings ist die Tatsache bemerkenswert, dass Marlo erst spät zum Film kam und hierbei quasi eine Grauzone besetzte, da es für ihre Jahrgänge oft keine adäquaten Rollen gab. Vielleicht feuerte die Bereitschaft eines natürlichen Entkleidungsdrangs ihre Verpflichtungen etwas an, denn unter Hofbauer und in dessen "Liebesquelle" mussten die Damen zu zahlreichen Nuditäten bereit sein, so auch Helga Marlo. Ihre Rolle einer Mutter, die offensichtlich sehr jung und früh zum unehelichen Kind kam, wirkt wie eine Brandmarkung in dem kleinen Dorf, welches zahlreiche Attraktionen zu bieten hat. Ihre Filmtochter, eine Internatsschülerin und gespielt von der schönen Christa Linder, stellt ihrer Mutter unbequeme Fragen über ihre Herkunft, die eindringlich und völlig pauschal vor Männern warnt, die offenbar deren persönliches Unglück besiegelten, wie immer es auch gelaufen ist. Die Körpersprache gibt allerdings einen anderen Eindruck her, denn ihr Dekolletee ist tief und üppig bestückt, jederzeit als Hingucker in der Auslage zur Schau gestellt, als wolle sie die Männer dazu animieren, ihrer versteckten Aufforderung nachzugehen. Obwohl Victoria abweisend wirkt, kommt es zu diversen Einladungen für Männer, die der beinahe herumstreunenden Frau eigentlich nicht entgehen sollten.

»Und wenn man nicht heiratet, so wie du?« Dieser Gegenangriff der jungen Tochter, die sich gerade in einer aufregenden Liaison befindet, die ihrer Mutter missfällt, nimmt ihr den Wind aus den Segeln. Die Warnungen vor der Männerwelt im Allgemeinen verpuffen trotz eindringlicher Warnungen im Nichts, plötzlich wirkt Victoria sehr kurz angebunden in der Konversation. Es scheint, als sitze dieser Stachel ziemlich tief, aber wie erwähnt ist das Gespräch durch ihren echauffierten Abgang wieder schnell beendet. Helga Marlo, die in ihrem Ende der 90er-Jahre herausgegebenen Schauspieler-Ratgeber vage über die Bürde erotischer oder hüllenloser Auftritte berichtete, wurde für diesen Bereich quasi abonniert, auch wenn es nicht immer zu Freizügigkeiten kam. Unter Ernst Hofbauer allerdings schon, und hier befindet sie sich in guter und vor allem geübter Gesellschaft. Als sich herumspricht, dass die Quelle die Damen schöner, anziehender und vor allem jünger machen soll, pilgern die Frauen des Ortes reihenweise dort hin, um im Schutze der Abgeschiedenheit nackt zu baden und den Effekt zu verspüren. Dass sie von den Männern dabei heimlich beobachtet werden, würde sie vermutlich auch nicht weiter scheren. Nachdem Karin Field den professionellen und hüllenlosen Anfang machen durfte, sieht man Helga Marlo in der gleichen Aufmachung, nämlich nackt. Ihr Spiel im Wasser wirkt ausgelassen, der angebliche Effekt des Wunderwassers scheint jede Pore ihres Körpers zu durchströmen. Ob im Vergleich oder ohne, Helga Marlo kann sich durchaus sehen lassen und wirkt verspielt, motiviert und dynamisch. Es scheint, als habe man es mit einer mindestens halben Komödiantin zu tun, die sich den Gesetzen des erotischen Films beugt, was vielleicht eine wesentlich schwierigere Leistung darstellt, als gedacht oder umgekehrt. Marlos Screentime ist von anderen Interpretinnen wie Ann Smyrner, Christiane Rücker oder Emely Reuer kaum zu unterscheiden und sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck, zumal man einen teils komischen Anstrich ihrer mit Spiellaune versehenen Rolle angeboten bekommt, aber auch einen permanent prickelnden.

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Re: ELGA MACHATY

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● HELGA MARLO als CHARLOTTE ULMER in
KOMMISSAR FREYTAG - ZAMPO, DER GERECHTE (D|1966)



Helga Marlos Karriere nahm Fahrt in bekannten deutschen Kriminal-Reihen auf, in denen sie Charaktere aller Couleur angenommen hatte, auch wenn sich dies in kleinerem Rahmen abspielen sollte. In der sich bereits dem Ende zuneigenden Serie "Kommissar Freytag" ist Helga Marlo in der Rolle der Oberbürgermeister-Gattin Charlotte Ulmer zu sehen - ein Part, der wie für sie gemacht zu sein scheint, zumal sie eine bemerkenswert damenhafte Ausstrahlung zu vermitteln weiß, die dem Anschein nach mit einer gehoben-bürgerlichen Attitüde gekoppelt ist, was sie völlig greifbar erscheinen lässt. Frau Ulmer scheint die Managerin ihres Tagesablaufs und den dazugehörigen gesellschaftlichen Pflichten zu sein. Gewisse Arbeiten erledigt das Dienstmädchen, die Erziehung der noch kleineren Kinder ist in den wichtigsten Bereichen wohl Chefinnensache. Helga Marlo fällt bereits in ihren ersten Einstellungen überaus positiv auf, zumal sie in diesem Fall einen neutralen Charakter zum Besten gibt, der in den Radius der möglichen Opferrolle gebracht wird. Ihr Mann erhält Drohbriefe von einem Unbekannten der sich einfach nur "Zampo" nennt. Die Hintergründe sind bislang unklar, obwohl Kommissar Freytag bereits am Ermitteln ist. »Die Stunde der Abrechnung ist gekommen. Noch ehe die Mittagsglocke schlägt, wird deine Sippe die Zeche bezahlen! Zampo, der Gerechte.« Dieser Brief erreicht den Kommunalpolitiker in seinem Büro, der umgehend seine Gattin anruft. Am Telefon wird Charlotte Ulmer eindringlich von ihrem Mann gewarnt, das Haus mit den Kindern und dem Dienstmädchen zu verlassen, zumal ein Päckchen abgegeben wurde, dessen Absender eben der des Phantoms ist, außerdem tickt wie eine Uhr. Hals über Kopf rennt die Familie aus dem Haus, die Polizei trifft zur selben Zeit ein, bis tatsächlich eine Bombe hochgeht. Der Zuschauer bekommt unmittelbar zu spüren, dass es denkbar knapp gewesen ist. Diese ersten Szenen zeichnen eine bedrohliche Atmosphäre, in der Charlotte Ulmer sich als eigentlich Unbeteiligte befindet, wenn sie ihrem Ehemann nicht bedingungslos als treue Ehefrau zur Seite stehen würde.

Wie erwähnt macht die immer noch attraktive Interpretin einen sehr soliden Eindruck in ihren wenigen Einstellungen, denn sie kann sich der Situation und dem Ambiente perfekt und mit Leichtigkeit anpassen. Einige Kostproben ihrer Körpersprache, Stimmfärbung und Ausstrahlung machen sehr viel aus wenig Screentime, doch der Zuschauer ahnt, dass die verängstigte und aufgebrachte Frau nachhaken wird, spätestens wenn die Verhöre durch den Kommissar angestrengt werden, der offensichtlich keine Gefahr scheut. Doch was veranlasst den Unbekannten beziehungsweise vielleicht sogar Geisteskranken, zu solch drastischen Mitteln bei seiner Zielscheibe zu greifen? Frau Ulmer wirkt ratlos aber ebenso diskret, da die Angelegenheit ohne die Öffentlichkeit geklärt werden sollte. Helga Marlo hatte zu dieser Zeit eine Marktlücke entdeckt, denn sie spielte fortan Frauenrollen, von denen es lange hieß, dass keinerlei Rollen für sie zu vergeben seien. Vielleicht gehört zur Wahrheit dazu, dass andere Kolleginnen solche marginalen Rollen erst gar nicht angenommen hätten, da sie sicherlich fernab der Rentabilität verbucht werden mussten. Für eine Schauspielerin, die erst Fuß fassen wollte, kamen Engagements in bekannten Serien, die naturgemäß ein breites Publikum erreichen sollten, gerade recht, bis sie sich schließlich einen Namen als Elga Machaty in anderen Produktionen zu machen versuchte. Der Auftritt der Charlotte Ulmer bleibt nicht unbedingt im Gedächtnis, da es sich doch um eine sehr begrenzte Art der Möglichkeit handelt. Bezieht man die kurze Auftrittsdauer auf die der Serien-Episode, bleibt jedoch alles im Rahmen. Es ist am Ende doch etwas schade, dass man Helga Marlo nicht noch einmal gegen Ende der Episode sieht, oder wenigstens bei Befragungen durch den Kommissar, aber sie hinterlässt in ihrem Mini-Auftritt einen guten Eindruck dank guter Performance, die der Folge "Zampo, der Gerechte" sehr gut steht. Für Marlo sollten noch einige weitere Auftritte in kriminalistischen Vorabendserien folgen, auch wenn sich heute kaum mehr jemand an sie erinnert, denn dafür war ihre Schaffensperiode insgesamt zu kurz, auch wenn sie breit aufgestellt war.

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