DER TODESKUß DES PATEN - Vittorio Schiraldi

Harte Kerle, grobe Keilereien, heiße Feger und unbarmherzige Gangster.
Antworten
Benutzeravatar
Richie Pistilli
Beiträge: 3657
Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
Kontaktdaten:

DER TODESKUß DES PATEN - Vittorio Schiraldi

Beitrag von Richie Pistilli »

z.jpg


Der Todeskuß des Paten (D)
Baciamo le mani (IT)
Beso sus manos (ES)
El besamanos (ES)
Sin City Confidential
I Kiss the Hand
Kiss My Hand
Family Killer
Mafia War

IT 1973

R: Vittorio Schiraldi
D: Arthur Kennedy, John Saxon, Agostina Belli, Pino Colizzi, Spiros Focás, Marino Masé, Corrado Gaipa, Daniele Vargas, Joshua Sinclair, Giuseppe Addobbati, Paolo Turco, Anna Orso u.a.



img2024-01-11-20h56m29s148.png


Deutsche Erstaufführung: VHS-Premiere

Synchronkartei - #

Score: Enrico Simonetti

IMCDb

OFDb



01.png
02.png
03.png
04.png

05.png
06.png
07.png
08.png

09.0.png
09.png
10.png
11.png



"Die Ratten, die bei mir tanzen, haben mir nie so richtig gefallen."


Eine neue Generation der Mafia, gewalttätig, zügellos und ohne jede Bindung zur Tradition, versucht langsam und gefährlich, die Kontrolle über die verschiedenen "Familien", die die mächtige "sizilianische Mafia" bilden, zu übernehmen. Es entbrennt ein tödlicher Kampf. [Quelle: Greenwood VHS #1]


Nachdem sich Stefano Ferrante (Joshua Sinclair), Sohn des Mafia-Chefs Don Angelino (Arthur Kennedy), vehement weigerte, dem aufstrebenden Mafioso Gaspare Ardizzone (John Saxon) sein Grundstück in der Nähe von Palermo zu verkaufen, wird er von diesem unehrenhaft ermordet. Da Ardizzone keinerlei Skrupel kennt und auch seine Macht in den familiären Kreisen immer weiter ausweitet, bittet Don Angelino den ältesten der Mafiabosse, Don Santino Bileggi (Daniele Vargas), um dessen Hilfe, woraufhin dieser auch prompt aus den Vereinigten Staaten anreist. Was Don Santino zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnt, ist die traurige Tatsache, dass seine Reise nach Palermo zugleich auch seine letzte sein sollte, denn nachdem er am Flughafen von Gaspare Ardizzone herzlich in Empfang genommen wurde, findet er sich bereits wenige Minuten später von zahlreichen Gewehrkugeln durchsiebt im Dreck liegend wider, wo er auch schon im nächsten Moment für immer aus dem Leben scheidet. Was folgt, ist ein Gipfeltreffen der Familienoberhäupter, bei dem Ardizzone von den Anwesenden einstimmig zu einem der ihrigen ernannt wird. Don Santino, der bereits vorzeitig das Treffen verlassen hatte, bleibt von da keine andere Wahl mehr, als gemeinsam mit seinen drei anderen Söhnen, Luca (Spiros Focas) Massimo (Paolo Turco) und Luciano (Marino Masé) gegen den rachsüchtigen Widersacher Ardizzone ins Feld zu ziehen, bevor ihnen dieser selbst den Garaus macht.


13.png
14.png
15.png
16.png

17.0.png
18.png
19.png
20.png

21.png
22.png
23.png
24.png



"Die Unterwelt hat strenge Gesetze. Wer gegen diese Gesetze verstößt, kann durch den Todeskuss des Paten gezeichnet werden."
[Quelle: Greenwood VHS #2]


DER TODESKUß DES PATEN zählt für mich ebenfalls zu den Poliziotteschi-Produktionen, die ich nach der Erstsichtung als äußerst zäh und belanglos in Erinnerung behielt. Als ich mir kürzlich den Streifen aber erneut anschaute, sah die Welt plötzlich ganz anders aus, denn obwohl DER TODESKUß DES PATEN in keinster Weise mit seinem großen Vorbild (DER PATE) mithalten kann, beeindruckte mich plötzlich das komplexe Treiben. Inszeniert wurde das Ganze von Vittoria Schiraldi, einem Drehbuchautor, Dokumentarfilmer sowie Autor zahlreicher Romane, wobei DER TODESKUß DES PATEN, dessen Handlung übrigens auf dem gleichnamigen Roman Schiraldis beruht ("Baciamo le mani"), auch zugleich seine erste und einzige Regierarbeit bleiben sollte.


DER TODESKUß DES PATEN erzählt die immerwährende Mafia-Leier von Stolz, Ehre, Macht, Intrigen und Rache, wobei der Handlungsaufbau recht komplex verstrickt wurde. Kein Wunder, denn in dem Film wirken unzählige Mafiaclans mit, deren Mitglieder wiederum umfangreich auf den verschiedensten Ebenen miteinander verbandelt sind. Da wäre beispielsweise John Saxon, der in der Rolle des machthungrigen Mafiosos Gaspare Ardizzone einen hundsmäßigen Dreckskerl spielt, der weder irgendwelche Regeln, noch den allgemein gültigen Ehrenkodex der altehrwürdigen Mafia anerkennt. Für Ardizzone, auch 'der Tunesier' genannt, zählen nur Macht und Geld. Ein Systemsprenger par excellence. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass er zum Erreichen seiner Ziele ohne auch nur mit der Wimper zu zucken über Leichen geht, was wiederum Joshua Sinclair als Mitglied des Ferrante-Clans gleich zu Beginn der Geschichte zu spüren bekommt.


Dies ruft wiederum Arthur Kennedy auf den Plan, der in der Rolle des Familienoberhauptes der Ferrantes normalerweise eine Vendetta ausrufen müsste. Doch anstatt die Situation eskalieren zu lassen, übt sich Don Angelino als Vertreter der 'alten Mafia' in Zurückhaltung, während John Saxon als Anhänger der 'neuen Mafia' grundsätzlich jede Regel bricht, die ihn an seinem Durchmarsch an die Spitze der Macht hinderlich sind. Unterstützung erhält Saxon dabei nicht nur von Corrado Gaipa, der das mächtige Familienoberhaupt der Grisantis verkörpert, sondern auch von den restlichen Mafia-Clans, die mehr oder minder zur Solidarität mit Gaspare Ardizzone gezwungen wurden. Ein weiterer Handlungsstrang in dieser komplexen Geschichte befasst sich mit dem Schicksal von Agostina Belli, die als Witwe des getöteten Sohns von Don Angelino den befreundeten Masino D'Amico (Pino Colizzi) als Aufpasser zur Seite gestellt bekommt. Dumm nur, das sie sich zu diesem hingezogen fühlt, denn kurz darauf muss sie feststellen, dass sie bereits in anderen Umständen ist. Normalerweise eine erfreuliche Nachricht, wenn man nicht gerade Familienmitglied eines mächtigen Mafia-Clans ist, der bei gewissen Regelverstößen keinerlei Gnade mehr kennt. Dann wären da auch noch die drei anderen Söhne von Don Angelino, mit denen er gezwungenermaßen ums Überleben seiner Familie kämpft. Während der hitzköpfige Luca tatkräftig an der Seite seines Vaters verweilt, setzt sich der jüngste Sohn Massimo irgendwann im weiteren Verlauf zu seinem Bruder Luciano nach New York ab, was sich im Nachhinein als eine fatale Entscheidung herausstellt. Dabei hatte ihn Don Angelino zuvor eindringlich von der Reise abgeraten, aber Massiomo blieb leider stur.


Was die deutsche VHS-Fassung betrifft, so wurde diese im Vergleich zur italienischen Originalfassung in den Handlungsszenen um über 20 Minuten gekürzt. Zwar fallen die meisten Kürzungen recht wenig ins Gewicht, da sie den stellenweise etwas zu lang geratenen Film auf eine angenehme Länge straffen, aber dass die eigentliche Schlüsselszene komplett entfernt wurde, grenzt fast schon an einen Skandal. Diese betrifft das Gipfeltreffen der Familenclans, bei dem sowohl Arthur Kennedy als auch kurz darauf John Saxon eine bombastische Darbietung aufs Parkett legen. Weitere unfeine Kürzungen betreffen die Hochzeitsfeier von Joshua Sinclair und Agostina Belli, die in einer herausgeschnittenen Rückblende vonstattengeht, einen Wutausbruch John Saxon, den er gegenüber seiner Frau auslebt, die Gefährderansprache Arthur Kennedys, die er seinem jüngsten Sohn Massimo erteilt, ein Teil der stimmungsvollen New-York-Szenen sowie das Freudenfest, bei dem Luca plötzlich die Laune umschlägt und er selbst damit beginnt, die altehrwürdigen Mafia-Regeln zu brechen, die sowieso von niemandem mehr geachtet werden. Als recht ordentlich würde ich hingegen die deutsche Synchronfassung beschreiben, bei der es sich letztlich nur um eine VHS-Synchro handelt, denn dem TODESKUß DES PATEN blieb hierzulande eine Kinoauswertung leider verwehrt. Was die internationale Auswertung für den Heimkinomarkt anbelangt, so wurde der Film bis dato lediglich in der Tschechoslowakei als DVD mit italienischer Tonspur ausgewertet.


Fazit: Ein äußerst komplexer Mafia-Thriller, der von Coppolas DER PATE maßgeblich beeinflusst wurde. Zwar gelingt es dem Film nicht, seinem Vorbild auch nur ansatzweise das Wasser zu reichen, aber dennoch entpuppte sich der Streifen trotz mancher Längen als äußerst sehenswert - zumindest nach der zweiten Betrachtung.


25.png
26.png
27.png
28.png

29.png
30.png
31.png
32.png

33.png
34.png
35.png
36.png

37.png
38.png
39.png
40.png



Filmplakate:
► Text zeigen




Filmszenen:
► Text zeigen




Score:
► Text zeigen




Trailer:


Antworten