Die Gewalt bin ich (D)
Il cinico, l'infame, il violento (IT)
Le cynique, l'infâme, le violent (F)
El cínico, el infame, el violento (ES)
En Strømer Ser Rødt (DK)
The Cynic, the Rat and the Fist
IT 1977
R: Umberto Lenzi
D: Maurizio Merli, Tomas Milian, John Saxon, Renzo Palmer, Gabriella Lepori, Guido Alberti, Bruno Corazzari, Robert Hundar, Gabriella Giorgelli, Claudio Nicastro, Tommaso Palladino, Fulvio Mingozzi, Riccardo Garrone u.a.
Deutsche Erstveröffentlichung: 1982 (VHS-Premiere)
Synchronkartei
Schnittbericht
Italo-Cinema.de
Score: Franco Micalizzi
IMCDb
OFDb
"Wenn die Beiden sich in die Haare bekommen, geht ein Feuerwerk los. Ein solches Feuerwerk, dass der Vesuv dagegen ein Spiritus-Kocher ist."
Wie so oft in der damaligen Zeit herrscht unter der Bevölkerung Roms die pure Angst und Panik vor, denn völlig skrupellose Verbrecherbanden haben die Hauptstadt Italiens in ihrer Gewalt. Als Ex-Kommissar Leonardo Tanzi (Maurizio Merli) eines schönen Abends in sein trautes Heim zurückkehrt, findet er völlig überrascht auf dem Nachttisch eine Todesanzeige mit seinem Namen vor, bevor er kurz darauf einen unangekündigten Besuch von zwei angeheuerten Todesengeln erhält, die ihn eiskalt über den Haufen schießen. Am nächsten Tag ist Tanzis Tod die Schlagzeile auf den Titelseiten sämtlicher Tageszeitungen: "Zwei Killer erschießen Ex-Kommissar Tanzi"! In Wahrheit überlebte Tanzi jedoch den Anschlag des abgesandten Killerkommandos. Als Drahtzieher des vermeintlichen Mordanschlags wird der frisch geflohene Kriminelle Luigi Maietto a.k.a. der Chinese (Tomas Milian) vermutet, gegen den sich dann auch fortan die auf eigene Faust ausgeübte Ermittlungstätigkeit Tanzis richtet. Damit Tanzi sein Unterfangen auch in aller Ruhe durchführen kann, wird die Geschichte seines Ablebens in er Öffentlichkeit weiterhin aufrecht erhalten. Zufrieden mit seinen vermeintlichen Erfolg widmet sich der Chinese postwendend seiner zweiten, geplanten Amtshandlung, nämlich die Vereinbarung einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit mit Frank Di Maggio (John Saxon), dem Anführer einer konkurierenden Verbrecherbande. Nach zähen Verhandlungen stimmt Di Maggio etwas zähneknirschend dem Vorschlag des Alka-Seltzer®-affinen Chinesen zu, bevor er sich wieder zurück in seine Luxusvilla begibt, wo ihn bereits seine beiden deutschen Killer-Doggen, Dick & Schulz, sehnsüchtig erwarten. Di Maggios liebstes Hobby ist übrigens Golfspielen. Am allerliebsten zelebriert er dieses Spiel mit säumigen Schuldnern oder persönlichen Gegnern, wozu er diese zunächst von seinen Schergen knebeln und fesseln lässt, bevor er ihre bis dato noch heilen Angesichter mit steinharten Golfbällen torpediert. Den Rest erledigen seine zwei bisswütigen Doggen.
Nachdem sich Zivilist Tanzi im Krankenhaus wieder von seinen leichten Blessuren erholt hat, verdonnert ihn sein ehemaliger Vorgesetzter Kommissar Astalli (Renzo Palmer) umgehend zu seinem eigenen Schutz sowie zur weiteren Konfliktvermeidung dazu, augenblicklich nach Genf auszureisen. Doch der ehemalige Kommissar denkt überhaupt nicht daran das Land zu verlassen. Stattdessen nistet er sich viel lieber vor Ort in einem unauffälligen Hotel ein, um von dort aus auf eigene Faust gegen die beiden mächtigen Bandenchefs zu operieren. Sein Plan sieht vor, die beiden Bandenbosse gegeneinander auszuspielen, in der Hoffnung, dass sich die Beiden irgendwann gegenseitig wegrationalisieren werden. Zunächst scheint Tanzis Plan auch aufzugehen, denn im weiteren Verlauf steigt nicht nur das gegenseitige Misstrauen zwischen den beiden Kontrahenten enorm an, sondern auch das Gewaltpotenzial - und zwar auf beiden Seiten. Als dann auch noch Tanzis Onkel (Guido Alberti) auf offener Strasse niedergeschossen wird, dominiert schlagartig die Farbe Wut-Rot sein Gesicht, seine Zähne beginnen sich zu fletschen, seine Halsschlagadern heftigst zu pumpen und seine Schnauzbarthaare bedrohlich zu vibrieren - Kommissar Eisen ist zurück!
"Ettore, hol den Wagenheber."
DER ZYNIKER, DER NIEDERTRÄCHTIGE, DER GEWALTTÄTIGE, so lautet die deutsche Übersetzung des italienischen Originaltitels. Doch anstatt auf diesen zurückzugreifen, verlieh der deutsche Verleiher dem Film mit DIE GEWALT BIN ICH einen reißerischeren Titel, der aber 'des Pudels Kern' letzten Endes ebenso trifft - wenn nicht sogar noch ein wenig genauer. Zwar ging es Umberto Lenzi bei dieser Inszenierung etwas ruhiger an, indem er beispielsweise die rasanten Verfolgungsjagden durch eine eingeschobene Heistfilmkomponente ersetzt, die obendrein nicht so richtig zum restlichen Filmverlauf passt, aber dennoch kann das Endresultat überzeugen, denn DIE GEWALT BIN ICH stellt gleich nach CAMORRA - EIN BULLE RÄUMT AUF meine zweitliebste Lenzi-Merli-Koproduktion dar (wobei sich der Film im Vergleich mit der VIPER nicht viel schenkt). Die Kameraarbeit bewegt sich nicht nur auf einem gewohnt hohen Niveau, sondern liefert auch haufenweise schön fotografierte Bildkompositionen ab. Mit Ausnahme der etwas aus dem Rahmen fallenden TOP-JOB-Szene wird ansonsten eine durchweg dichte, stimmige und mitreißende Geschichte dargeboten, die sich in Verbindung mit den hervorragenden Leistungen der beteiligten Schauspieler zweifelsfrei einen Platz im oberen Bereich der besten italienischen Polizeifilm-Produktionen sichert. Tomas Milian überzeugt mit einer eher gesetzteren als auch ernsthafteren Spielweise. Außerdem ist er in ständig neuen Outfits zu bewundern, die aufgrund ihrer ausgefallenen Muster und Schnitte einen famosen Blickfang darstellen. John Saxon mimt in seiner Rolle den grimmigen Gangsterboss Di Maggio und weiß dabei bestens zu gefallen. Schade, dass er lediglich bei einer handvoll Polizeifilmen italienischer Herkunft mitwirkte. Zu der schauspielerischen Leistung eines Maurizio Merli muss eigentlich nichts mehr gesagt werden, da sich diese im Vergleich zu CAMORRA und DIE VIPER weder in ihrer Heftigkeit, noch in ihrer Unterhaltsamkeit unterscheidet. Eine Unmenge an gern gesehenen Nebendarstellern wie beispielsweise Bruno Corazzari, Robert Hundar, Gabriella Giorgelli, Claudio Nicastro, Tommaso Palladino, Fulvio Mingozzi oder Riccardo Garrone runden das Spektakel schließlich vollends ab.
Was ebenfalls positiv überrascht, ist die deutsche Synchronfassung, denn obwohl es sich bei dieser um eine eigens für das VHS-Release angefertigte Synchro handelt, klingt diese absolut erstklassig. Abgerundet wird das Spektakel mit einer bombastischen Komposition aus dem Hause Micalizzi. Und dank der beiden Herren Hoeneß & Beckenbauer, die sich ihres Zeichens für den Audiokommentar der FilmArt DVD verantwortlich zeigten, erfahren wir auch die Hintergründe über die Namensgebung der beiden Doggen von John Saxon: In der deutschen Synchronfassung werden die beiden Hunde "Cäsar & Nero" genannt, in der englischen Sprachfassung "Dick & Schultz" und in der italienischen Fassung "Dutch & Schultz", wobei die letztere Namensgebung dem tatsächlichen Namen eines real-existierenden Bandenchefs eines Alkoholschmugglerrings aus der Prohibitionszeit entspricht.
Fazit: Eine prächtige und wutgeladene Schnauzbart-Orgie der Gewalt, die mit einem gut aufgelegten Maurizio Merli, einem modebewussten Tomas Milian und einem oberlippenbärtigen John Saxon aufwartet.
Titelvorspann & italienischer Trailer:
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Filmplakate sowie ein Bildvergleich zwischen den DVDs von FilmArt und X-Rated reiche ich aus zeitlichen Gründen erst Morgen nach.