EIN SARG AUS HONGKONG - Manfred R. Köhler

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Prisma
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EIN SARG AUS HONGKONG - Manfred R. Köhler

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● EIN SARG AUS HONGKONG / DU GRISBI POUR HONGKONG (D|F|1964)
mit Heinz Drache, Sabina Sesselmann, Willy Birgel, Ralf Wolter, Greta Chi, Monika John, Suzy May Wong,
Pierre Richard, Kurt Beck, Henri Cogan, Tommy Ray, Amy Cheung, Michael Bulmer sowie Elga Andersen
eine Urania Filmproduktion | Rapid Film | Les Films Jacques Leitienne | im Constantin Filmverleih
nach einem Roman von James Hadley Chase
ein Film von Manfred R. Köhler

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»Ihr Tod ist sicher!«


Der in London ansässige Privatdetektiv Nelson Ryan (Heinz Drache) entdeckt eine ermordete Frau in seiner Wohnung. Jo Ann Jefferson (Greta Chi) wurde von einem Unbekannten erschossen. Kurz bevor er die Polizei verständigen kann, taucht ein Mann namens William Jefferson (Willy Birgel) auf, der einen anonymen Hinweis über ihren Verbleib erhalten hatte. Es handelt sich um den Schwiegervater der Ermordeten, die gerade den Sarg mit dessen toten Sohn aus Hongkong überführt hatte. Ryan bekommt den Auftrag, den rätselhaften Fall vor Ort zu klären. Gemeinsam mit seinem Partner Bob Tooly (Ralf Wolter) reist er nach Hongkong, um nach Spuren zu suchen, doch es stellt sich schnell heraus, dass die Ermittlungsarbeit mit tödlichen Gefahren versehen ist...

In der Filmografie des deutschen Regisseurs und Drehbuchautors Manfred R. Köhler lassen sich hauptsächlich Abenteuer-Krimis finden, die nach dem gleichen Strickmuster wie sein Debütant "Ein Sarg aus Hongkong" entstanden sind. Die großen Vorteile dieser Produktionen ergeben sich zunächst einmal aus der Tatsache, dass überwiegend an Originalschauplätzen gedreht wurde, die auch diese Geschichte mit einem spürbaren Flair und einer fernen Exotik auszustatten wissen, wenngleich die Story wie in zahlreichen Fällen leicht zu durchschauen ist. Da derartige Geschichten in diesem Zeit-Intervall gerade en vogue waren, kann vielleicht von einem gewissen Selbstläufertum gesprochen werden, zumal sie über Besetzungen verfügen, die sich in deutschen und internationalen Krimi-Formaten Rang und Namen erspielt hatten. Der Einstieg dieses Reißers kann sich durchaus sehen lassen, denn es kommt zu einem urplötzlichen Mord an einer Frau, die lediglich ihren Auftrag erfüllt hatte, dann aber schnellstmöglich liquidiert wird, nicht jedoch ohne den Mordverdacht auf den Protagonisten der Story abzuwälzen, sodass der weitere Verlauf wie auf Schienen gelegt wirkt. Nachdem die prominente Kundschaft erst einmal durch einen riesen Bluff abgewimmelt werden kann - nicht ohne ihr einen lukrativen Auftrag zu entlocken, immerhin beklagte Ryan noch Minuten zuvor, dass es momentan überhaupt keine Morde in London gebe - darf es samt Kollegen und prallem Spesengeld nach Hongkong gehen, wo man des Rätsels Lösung vermutet. Etwas einfach gestrickt, kann das Geschehen dennoch mit temporeichen Einlagen punkten, von einer Reihe wirksam inszenierter Mode ganz zu schweigen. Die Kulissen und Schauplätze sorgen für die nötige Aufmerksamkeit, die passende Besetzung für zusätzliches Interesse, immerhin handelt es sich um keine Unbekannten im weitläufigen Genre. Als Hauptfigur sieht man Heinz Drache als Mann der 90 Minuten, dem eine auffällige Agilität in Wort und Tat auferlegt ist, was nicht einmal so deplatziert wie befürchtet wirkt, denn er hat die Sache nicht immer vollends im Griff, was ihn vergleichsweise mit sympathischeren Zügen ausstattet.

Um nicht selbst unter Mordverdacht zu geraten, muss er den Fall schnellstmöglich anpacken, bevor es möglicherweise zu noch mehr platzierten Hinweisen kommt. Wenige Minuten später entschließt sich ein gekaufter Komplize des großen Hintermannes allerdings dazu, ihn einem fingierten Suizid zum Opfer fallen zu lassen. Mit dem Kopf aus der Schlinge, dem Kollegen im Gepäck und klarem Fokus, darf das unübersichtliche Hongkong unsicher gemacht werden, um dem Publikum auch noch etwas mehr fürs Auge und Hirn bieten zu können. Ab hier geht es Schlag auf Schlag weiter, hin und wieder im wahrsten Sinne des Wortes, und man kann dieser Angelegenheit zumindest ein immer wieder aufflimmerndes Tempo bescheinigen. Beim Thema Spannung wird es allerdings etwas übersichtlicher. Zwar temporär vorhanden, hätte die Regie besser daran getan, sich nicht so schnell in die Karten schauen zu lassen, immerhin war Manfred R. Köhler auch für das Script verantwortlich. Die Produktion wartet mit weiteren Stars auf, deren Rollen oftmals beinahe nur marginal ausgefallen sind. Dies gilt nicht für Ralf Wolter als tatkräftigen Unterstützer Ryans, der neben Heinz Drache noch am häufigsten Wahrzunehmen ist. Gleiches gilt für die immer schöne Elga Andersen, mit deren Part jedoch nicht viel mehr anzufangen ist. Willy Birgel gibt sich im Dunst alter beziehungsweise weltmännischer Gebärden, ist aber ebenso wie Sabina Sesselmann in einem ungewöhnlich kurzen Auftritt zu sehen. Sesselmanns erfüllte Kino-Karriere wurde hier abrupt besiegelt, vermutlich standen hier vertragliche Pflichten im Vordergrund, noch einen Film liefern zu müssen. Der Film der hauptsächlich kurzen Auftritte profitiert von einer Zentrierung auf das Wesentliche, zu dem auch die Hauptfigur gehört. Ausstaffiert mit leuchtenden Farben und atmosphärischen Sets, kann die turbulent ausgefallene Jagd überzeugen, auch wenn ihr ein wenig die Kirsche auf der Eurospy-Torte zu fehlen scheint. Manfred R. Köhler hat seinen Vertreter jedoch zu jeder Zeit gut im Griff, was auch für die Führung seiner Interpreten gilt, sodass "Ein Sarg aus Hongkong" am Ende sicherlich nicht der uninteressanteste Genre-Beitrag geworden ist.

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