● DIE BANDE DES SCHRECKENS (D|1960)
mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Fritz Rasp, Karin Kernke, Dieter Eppler, Ulrich Beiger, Ernst Fritz Fürbringer, Eddi Arent,
Karl Georg Saebisch, Alf Marholm, Günther Hauer, Otto Collin, Karl-Heinz Peters, Marga Maasberg und Elisabeth Flickenschildt
ein Rialto Film Preben Philipsen | im Constantin Filmverleih
ein Film von Harald Reinl
»Ich wette dagegen!«
Der seit Jahren gesuchte Betrüger und Fälscher Clay Shelton (Otto Collin) erschießt bei seiner Verhaftung einen Polizisten und wird wegen Mordes zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung schwört er allen, die an seiner Verurteilung beteiligt waren, dass sie einem baldigen Tod entgegensehen werden. Wenig später wird ein Mordanschlag auf Inspektor Long (Joachim Fuchsberger) verübt, welcher maßgeblich an der Verhaftung Sheltons beteiligt war. Anschließend kommen der Staatsanwalt, Henker und Richter unter äußerst mysteriösen Umständen ums Leben, sodass Long tatsächlich davon ausgehen muss, dass sich Sheltons Prophezeiungen bewahrheiten. Als man dessen Grab öffnet, um die endgültige Gewissheit zu haben, dass er auch wirklich tot ist, findet man in seinem Sarg lediglich Backsteine und eine Todesliste, die darüber Aufschluss gibt, wen es als nächsten erwischen soll...
Im noch frühen Stadium der erstaunlich gut angelaufenen Edgar-Wallace-Reihe sollte es Harald Reinl sein, der als erster Regisseur zum zweiten Mal den Zuschlag bekam, ein neues Wallace-Abenteuer inszenieren zu können. Mit "Die Bande des Schreckens" gelang es dem Österreicher, einen ebenso guten, wenn nicht sogar noch spannenderen Film als "Der Frosch mit der Maske" zu kreieren, und es ist deutlich wahrzunehmen, dass sich die Serie von Film zu Film weiter entwickelte. Diese 1960 entstandene Produktion konnte den bisherigen Zuschauerrekord von gut über 3 Millionen Zuschauern übertreffen und bedient sich neuer Fragmente, die bislang noch nicht exponiert in Erscheinung getreten waren. So zeigen sich nicht nur ausgeprägte Grusel-Elemente, sondern auch Spuren von leichtem Horror, der insbesondere in den Szenen auftritt, in denen ein Hingerichteter seinen potenziellen Opfern die Galgenhand entgegenstreckt. Unter Betrachtung der bisherigen Zuschauerzahlen zeigt sich eindeutig, dass die damaligen Kinogänger ein prinzipielles Interesse an der Materie in neuer Fasson hatten, es aber auch ausschlaggebend war, wie und von wem der jeweilige Film inszeniert wurde. In der Geschichte rund um die "Die Bande des Schreckens" geht schließlich rapide das Gerücht umher, dass eine Leiche ihr rachsüchtiges Unwesen treiben könnte, mindestens aber einige Helfershelfer, deren Identität oft nur zu erahnen aber nicht vollkommen auszumachen ist. Auch ohne die bestehenden Fakten oder Zahlen stellt sich binnen kürzester Zeit heraus, dass man es auch über die Grenzen der Reihe hinaus mit einem Krimi-Klassiker zu tun hat, der sich in allen wichtigen Bereichen mühelos profilieren kann. So provoziert die Regie immer wieder mit für damalige Verhältnisse drastischen Szenen, die nicht nur für Nervenkitzel sondern auch für breit angelegte Spannung zu sorgen wissen, die sich in den richtigen Momenten mobilisiert und hochschaukelt.
Die Finessen ergeben sich weiterhin aus der Tatsache, dass hier eine originelle Story zugrunde liegt, die jederzeit Verwirrung stiften und für Überraschungen sorgen kann. Insbesondere der übernatürliche Touch der Angelegenheit ist maßgeblich daran beteiligt, dass das Publikum hin und her gerissen ist zwischen der gedanklichen Verurteilung oder Rehabilitation bestimmter Charaktere. Als pragmatisch denkender und aufmerksam folgender Krimi-Fan hält man es natürlich für ausgeschlossen, dass ein Toter den selbsternannten Rache-Engel spielen könnte, obwohl Shelton auch nach seinem Tod immer wieder auftaucht und es einem sanfte Schauer über den Rücken treibt. überhaupt ist die Figur des Clay Shelton überaus interessant und kann trotz der überaus kurzen Auftrittsdauer aus dem Off überzeugen, da sein Fluch wie ein Schatten über dem Szenario liegt. Seine Todesankündigungen wirken verheißungsvoll und es erscheint gleichzeitig sehr plausibel, dass die Köpfe der verurteilten Personen rollen werden. Pikant bei diesem undurchsichtigen Thema ist, dass die ermittelnde Figur in persona eines agilen Joachim Fuchsberger ebenfalls auf dieser Liste steht, somit von Anfang an das Epizentrum der Gefahren gerückt wird. Fuchsberger ist hier in seinem bereits zweiten Wallace-Auftritt zu sehen und er macht daraus vielleicht einen seiner überzeugendsten. Dabei hat der junge Polizist an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen: Gegen die geisterhafte Shelton-Maschinerie, gegen die Wünsche seines Vaters, dessen Stammbaum seiner Ansicht nach viel zu würdevoll ist, um diese Voraussetzungen bei Scotland Yard zu verschwenden, und er muss schließlich noch um die Gunst von Nora Sanders und dafür kämpfen, dass sie der schrecklichen Bande nicht in die Hände fällt. Aus wenigen Fragmenten der Story werden nach und nach gut nachvollziehbare und geschickt ineinander überfließende Handlungsstränge, die exzellent von den Schauspielern, aber vor allem den Damen getragen werden.
Karin Dor, damalige Ehefrau des Regisseurs und in ihrem Wallace-Debüt zu sehen, passt sich der düsteren Anforderung in Perfektion an, indem sie daran arbeitet, deutliche Kontraste herauszuarbeiten. Ihre Anmut ist auffällig, ihre Attraktivität sowieso, und sie steht für unberührte Tugenden und Werte, die der Gefahr ausgesetzt sind, vergiftet zu werden. Karin Dor bewegt sich überaus sicher auf diesem Parkett mit doppeltem Boden und demonstriert bereits hier in aller verfügbaren Leichtfüßigkeit, warum sie zur Stil-Ikone für die Welle deutscher Kriminalfilme wurde. Ihre Nora Sanders stellt dabei eine Art Melange der Frau von damals und morgen dar, da sie einerseits das übliche Rollenbild verkörpert, andererseits aber auch für sich selbst sorgen kann, indem sie arbeitet und sich ein Stück weit von Korsetts der damaligen Gesellschaft frei macht. Kein Wunder also, dass sich Inspektor Longs Interesse bei der modern und vollkommen aufrichtig wirkenden jungen Dame verankern kann. Für völlig andere Eindrücke sorgt die damals als vielversprechend gehandelte Karin Kernke, die als leichtlebiges Pendant zwischen den Stühlen aufgebaut wird. Dabei fällt Kernkes besondere Fähigkeit auf, die jeweilige Szenerie für sich zu vereinnahmen, und das noch nicht einmal vordergründig im optischen Sinn, sondern im Rahmen ihrer darstellerischen Basiskompetenzen, die in Erinnerung bleiben. Elisabeth Flickenschildt als Mrs. Revelstoke spielt dem Empfinden nach oftmals in einer ganz anderen Liga, wenn man Vergleiche heranzieht, was jedoch hauptsächlich an der Auslegung der Rolle und am Gebrauch des Handwerks liegt. Beinahe flüsternd und über den Dingen schwebend, stiftet die Dame von Welt Verwirrung und lässt es nicht zu, dass ihr das eigene Umfeld in die Karten sehen kann, was übrigens auch für das Publikum gilt. Ihr mütterlicher Rat gegenüber Nora beeindruckt mehr als das Gegenteil der Fall wäre, sodass man die Flickenschildt quasi mit unmittelbarem Sicherheitsabstand begleitet, da man nicht anders kann.
Auch bei den Herren kann man sich auf Kompetenz und vor allem Präsenz verlassen. In diesem Zusammenhang ist zunächst Otto Collin als Clay Shelton zu nennen, dessen Auftrittsdauer nicht über den Vorspann hinaus kommt. Oder doch? Mit dieser Frage spielt Harald Reinl recht geschickt und auch wenn man die eine mögliche Maskerade vermutet, geht die Strategie sehr gewinnbringend auf. Collin dominiert das Geschehen quasi aus dem Jenseits heraus und lässt seine Drohungen nach und nach wahr werden, indem unschuldige Sterben, die er vor seiner Hinrichtung schuldig sprach. Otto Collins gespenstische Erscheinung sorgt richtiggehend für eine Aura und kommt dieser Geschichte sehr zugute, auch wenn es sich nur um eine Nebenrolle handelt, die keine Erwähnung in den Titelcredits des Films gefunden hat. Ebenso starke Leistungen, die auf dem jeweiligen Erscheinungsbild oder der bloßen Ausstrahlung fußen, liefern Fritz Rasp, Ulrich Beiger, Dieter Eppler oder Alf Marholm, sowie Ernst Fritz Fürbringer, Günther Hauer oder Eddi Arent auf Seiten der Polizei. Vor allem Arent wurde bereits in diesem frühen Wallace-Stadium das Abonnement zuteil, für den trockenen Humor zu sorgen, der bestenfalls auflockernd wirkt. Dennoch ist und bleibt Joachim Fuchsberger der Mann dieser etwa 90 Minuten, den man bei seiner teils unkonventionellen Ermittlungsarbeit gerne zuschaut, da er sie Sache fest im Griff hat. Überhaupt sind in den Anfangszeiten noch wesentlich dichtere Ermittlungen wahrzunehmen und hier kann man sogar den Begriff Teamwork in die Runde werfen, wenngleich neben Fuchsberger so gut wie jeder zum Stichwortgeber wird. Die Geschichte gewinnt durch die hohe Dichte an Morden an Rasanz, auch wenn manche Mordmethoden auf den Zufall und das Schicksal gleichzeitig angewiesen sind. Spätestens nach dem dritten Toten ist jedem klar, dass es auch jeden erwischen könnte, bis schließlich die Todesliste auftaucht, die Klarheit verschafft und eine hohe Trefferquote aufweist
Harald Reinls Film zeichnet sich vor allem durch sein hohes Tempo und dessen sichere Hand aus, was in so gut wie allen Bereichen erkennbar ist. Dem Publikum werden jedoch auch immer wieder angemessene Atempausen angeboten, sodass die "Bande des Schreckens" vielleicht als einer der Filme in die Geschichte der Reihe eingehen kann, der mitunter am meisten ausgewogen wirkt. Für besondere Gänsehaut- und Gruselmomente wirkt der Teils morbide wirkende Inszenierungsstil, der vor allem in der Rückschau zu den typischen Charakteristika gehören wird. Betrachtet man die sehr publikumswirksam ausgearbeitete Story, ergeben sich natürlich einige Fragen nach der Plausibilität, allerdings möchte man ein derartiges Schreckensstückchen erst gar nicht an derartigen Normen messen, da der Unterhaltungswert weit über dem Durchschnitt liegt. Im Grunde genommen wirkt hier alles dicht bis ins Detail durchgeplant, sodass keine Wünsche offen bleiben und die Serie sogar klammheimlich in eine neue Qualitätsebene gehoben wird. Besondere Erwähnung sollte die klassische Bildkomposition finden, die von wirksamen Schwarzweiß-Kontrasten und besonders gut arrangiertem Licht- und Schattenspiel lebt. Insbesondere wenn Donner ertönt, der Wind pfeift, ein Messer durch die Nacht fliegt oder Sheltons Silhouette im Nebel zu erahnen ist, kommt das typische Wallace-Feeling auf, das die Reihe so groß gemacht hat. Die Musik von Heinz Funk unterstützt die Story klassisch und kraftvoll, bis man auch schon einem Showdown entgegen sieht, der sich sehen lassen kann, da Harald Reinl großen Wert auf Überraschungsmomente legt, die mit einer auffälligen Brutalität und Unbarmherzigkeit eingeleitet und vollstreckt werden. Im Wallace-Universum markiert "Die Bande des Schreckens" einen waschechten Klassiker, der seine Stärken an den richtigen Stellen auszuspielen weiß, ohne sich vor dem spannenden Finale allzu sehr aus der Reserve locken zu lassen. Kann man wirklich nicht oft genug gesehen haben.
Im noch frühen Stadium der erstaunlich gut angelaufenen Edgar-Wallace-Reihe sollte es Harald Reinl sein, der als erster Regisseur zum zweiten Mal den Zuschlag bekam, ein neues Wallace-Abenteuer inszenieren zu können. Mit "Die Bande des Schreckens" gelang es dem Österreicher, einen ebenso guten, wenn nicht sogar noch spannenderen Film als "Der Frosch mit der Maske" zu kreieren, und es ist deutlich wahrzunehmen, dass sich die Serie von Film zu Film weiter entwickelte. Diese 1960 entstandene Produktion konnte den bisherigen Zuschauerrekord von gut über 3 Millionen Zuschauern übertreffen und bedient sich neuer Fragmente, die bislang noch nicht exponiert in Erscheinung getreten waren. So zeigen sich nicht nur ausgeprägte Grusel-Elemente, sondern auch Spuren von leichtem Horror, der insbesondere in den Szenen auftritt, in denen ein Hingerichteter seinen potenziellen Opfern die Galgenhand entgegenstreckt. Unter Betrachtung der bisherigen Zuschauerzahlen zeigt sich eindeutig, dass die damaligen Kinogänger ein prinzipielles Interesse an der Materie in neuer Fasson hatten, es aber auch ausschlaggebend war, wie und von wem der jeweilige Film inszeniert wurde. In der Geschichte rund um die "Die Bande des Schreckens" geht schließlich rapide das Gerücht umher, dass eine Leiche ihr rachsüchtiges Unwesen treiben könnte, mindestens aber einige Helfershelfer, deren Identität oft nur zu erahnen aber nicht vollkommen auszumachen ist. Auch ohne die bestehenden Fakten oder Zahlen stellt sich binnen kürzester Zeit heraus, dass man es auch über die Grenzen der Reihe hinaus mit einem Krimi-Klassiker zu tun hat, der sich in allen wichtigen Bereichen mühelos profilieren kann. So provoziert die Regie immer wieder mit für damalige Verhältnisse drastischen Szenen, die nicht nur für Nervenkitzel sondern auch für breit angelegte Spannung zu sorgen wissen, die sich in den richtigen Momenten mobilisiert und hochschaukelt.
Die Finessen ergeben sich weiterhin aus der Tatsache, dass hier eine originelle Story zugrunde liegt, die jederzeit Verwirrung stiften und für Überraschungen sorgen kann. Insbesondere der übernatürliche Touch der Angelegenheit ist maßgeblich daran beteiligt, dass das Publikum hin und her gerissen ist zwischen der gedanklichen Verurteilung oder Rehabilitation bestimmter Charaktere. Als pragmatisch denkender und aufmerksam folgender Krimi-Fan hält man es natürlich für ausgeschlossen, dass ein Toter den selbsternannten Rache-Engel spielen könnte, obwohl Shelton auch nach seinem Tod immer wieder auftaucht und es einem sanfte Schauer über den Rücken treibt. überhaupt ist die Figur des Clay Shelton überaus interessant und kann trotz der überaus kurzen Auftrittsdauer aus dem Off überzeugen, da sein Fluch wie ein Schatten über dem Szenario liegt. Seine Todesankündigungen wirken verheißungsvoll und es erscheint gleichzeitig sehr plausibel, dass die Köpfe der verurteilten Personen rollen werden. Pikant bei diesem undurchsichtigen Thema ist, dass die ermittelnde Figur in persona eines agilen Joachim Fuchsberger ebenfalls auf dieser Liste steht, somit von Anfang an das Epizentrum der Gefahren gerückt wird. Fuchsberger ist hier in seinem bereits zweiten Wallace-Auftritt zu sehen und er macht daraus vielleicht einen seiner überzeugendsten. Dabei hat der junge Polizist an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen: Gegen die geisterhafte Shelton-Maschinerie, gegen die Wünsche seines Vaters, dessen Stammbaum seiner Ansicht nach viel zu würdevoll ist, um diese Voraussetzungen bei Scotland Yard zu verschwenden, und er muss schließlich noch um die Gunst von Nora Sanders und dafür kämpfen, dass sie der schrecklichen Bande nicht in die Hände fällt. Aus wenigen Fragmenten der Story werden nach und nach gut nachvollziehbare und geschickt ineinander überfließende Handlungsstränge, die exzellent von den Schauspielern, aber vor allem den Damen getragen werden.
Karin Dor, damalige Ehefrau des Regisseurs und in ihrem Wallace-Debüt zu sehen, passt sich der düsteren Anforderung in Perfektion an, indem sie daran arbeitet, deutliche Kontraste herauszuarbeiten. Ihre Anmut ist auffällig, ihre Attraktivität sowieso, und sie steht für unberührte Tugenden und Werte, die der Gefahr ausgesetzt sind, vergiftet zu werden. Karin Dor bewegt sich überaus sicher auf diesem Parkett mit doppeltem Boden und demonstriert bereits hier in aller verfügbaren Leichtfüßigkeit, warum sie zur Stil-Ikone für die Welle deutscher Kriminalfilme wurde. Ihre Nora Sanders stellt dabei eine Art Melange der Frau von damals und morgen dar, da sie einerseits das übliche Rollenbild verkörpert, andererseits aber auch für sich selbst sorgen kann, indem sie arbeitet und sich ein Stück weit von Korsetts der damaligen Gesellschaft frei macht. Kein Wunder also, dass sich Inspektor Longs Interesse bei der modern und vollkommen aufrichtig wirkenden jungen Dame verankern kann. Für völlig andere Eindrücke sorgt die damals als vielversprechend gehandelte Karin Kernke, die als leichtlebiges Pendant zwischen den Stühlen aufgebaut wird. Dabei fällt Kernkes besondere Fähigkeit auf, die jeweilige Szenerie für sich zu vereinnahmen, und das noch nicht einmal vordergründig im optischen Sinn, sondern im Rahmen ihrer darstellerischen Basiskompetenzen, die in Erinnerung bleiben. Elisabeth Flickenschildt als Mrs. Revelstoke spielt dem Empfinden nach oftmals in einer ganz anderen Liga, wenn man Vergleiche heranzieht, was jedoch hauptsächlich an der Auslegung der Rolle und am Gebrauch des Handwerks liegt. Beinahe flüsternd und über den Dingen schwebend, stiftet die Dame von Welt Verwirrung und lässt es nicht zu, dass ihr das eigene Umfeld in die Karten sehen kann, was übrigens auch für das Publikum gilt. Ihr mütterlicher Rat gegenüber Nora beeindruckt mehr als das Gegenteil der Fall wäre, sodass man die Flickenschildt quasi mit unmittelbarem Sicherheitsabstand begleitet, da man nicht anders kann.
Auch bei den Herren kann man sich auf Kompetenz und vor allem Präsenz verlassen. In diesem Zusammenhang ist zunächst Otto Collin als Clay Shelton zu nennen, dessen Auftrittsdauer nicht über den Vorspann hinaus kommt. Oder doch? Mit dieser Frage spielt Harald Reinl recht geschickt und auch wenn man die eine mögliche Maskerade vermutet, geht die Strategie sehr gewinnbringend auf. Collin dominiert das Geschehen quasi aus dem Jenseits heraus und lässt seine Drohungen nach und nach wahr werden, indem unschuldige Sterben, die er vor seiner Hinrichtung schuldig sprach. Otto Collins gespenstische Erscheinung sorgt richtiggehend für eine Aura und kommt dieser Geschichte sehr zugute, auch wenn es sich nur um eine Nebenrolle handelt, die keine Erwähnung in den Titelcredits des Films gefunden hat. Ebenso starke Leistungen, die auf dem jeweiligen Erscheinungsbild oder der bloßen Ausstrahlung fußen, liefern Fritz Rasp, Ulrich Beiger, Dieter Eppler oder Alf Marholm, sowie Ernst Fritz Fürbringer, Günther Hauer oder Eddi Arent auf Seiten der Polizei. Vor allem Arent wurde bereits in diesem frühen Wallace-Stadium das Abonnement zuteil, für den trockenen Humor zu sorgen, der bestenfalls auflockernd wirkt. Dennoch ist und bleibt Joachim Fuchsberger der Mann dieser etwa 90 Minuten, den man bei seiner teils unkonventionellen Ermittlungsarbeit gerne zuschaut, da er sie Sache fest im Griff hat. Überhaupt sind in den Anfangszeiten noch wesentlich dichtere Ermittlungen wahrzunehmen und hier kann man sogar den Begriff Teamwork in die Runde werfen, wenngleich neben Fuchsberger so gut wie jeder zum Stichwortgeber wird. Die Geschichte gewinnt durch die hohe Dichte an Morden an Rasanz, auch wenn manche Mordmethoden auf den Zufall und das Schicksal gleichzeitig angewiesen sind. Spätestens nach dem dritten Toten ist jedem klar, dass es auch jeden erwischen könnte, bis schließlich die Todesliste auftaucht, die Klarheit verschafft und eine hohe Trefferquote aufweist
Harald Reinls Film zeichnet sich vor allem durch sein hohes Tempo und dessen sichere Hand aus, was in so gut wie allen Bereichen erkennbar ist. Dem Publikum werden jedoch auch immer wieder angemessene Atempausen angeboten, sodass die "Bande des Schreckens" vielleicht als einer der Filme in die Geschichte der Reihe eingehen kann, der mitunter am meisten ausgewogen wirkt. Für besondere Gänsehaut- und Gruselmomente wirkt der Teils morbide wirkende Inszenierungsstil, der vor allem in der Rückschau zu den typischen Charakteristika gehören wird. Betrachtet man die sehr publikumswirksam ausgearbeitete Story, ergeben sich natürlich einige Fragen nach der Plausibilität, allerdings möchte man ein derartiges Schreckensstückchen erst gar nicht an derartigen Normen messen, da der Unterhaltungswert weit über dem Durchschnitt liegt. Im Grunde genommen wirkt hier alles dicht bis ins Detail durchgeplant, sodass keine Wünsche offen bleiben und die Serie sogar klammheimlich in eine neue Qualitätsebene gehoben wird. Besondere Erwähnung sollte die klassische Bildkomposition finden, die von wirksamen Schwarzweiß-Kontrasten und besonders gut arrangiertem Licht- und Schattenspiel lebt. Insbesondere wenn Donner ertönt, der Wind pfeift, ein Messer durch die Nacht fliegt oder Sheltons Silhouette im Nebel zu erahnen ist, kommt das typische Wallace-Feeling auf, das die Reihe so groß gemacht hat. Die Musik von Heinz Funk unterstützt die Story klassisch und kraftvoll, bis man auch schon einem Showdown entgegen sieht, der sich sehen lassen kann, da Harald Reinl großen Wert auf Überraschungsmomente legt, die mit einer auffälligen Brutalität und Unbarmherzigkeit eingeleitet und vollstreckt werden. Im Wallace-Universum markiert "Die Bande des Schreckens" einen waschechten Klassiker, der seine Stärken an den richtigen Stellen auszuspielen weiß, ohne sich vor dem spannenden Finale allzu sehr aus der Reserve locken zu lassen. Kann man wirklich nicht oft genug gesehen haben.