Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Kurze und/oder lange Kommentare oder Reviews zu den von euch gesehenen Filmen.
nerofranco
Beiträge: 48
Registriert: Mi., 11.11.2020 09:56

Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Mein Leben hängt an einem Dollar (...dai nemici mi guardo io!, ITA 1968)
R: Mario Amendola


Unbenannt.jpeg
Unbenannt.jpeg (9.26 KiB) 256 mal betrachtet

Alan Burton (Charles Southwood) bekommt von einem sterbenden Südstaatencolonel einen Silberdollar. Der erzählt ihm, dass er mit zwei weiteren Kameraden der Südstaaten einen Schatz versteckt hat und dass die drei Dollar gemeinsam zu dessen Versteck führen. Burton macht sich nun auf die Suche nach den zwei anderen Dollars.

Regisseur Mario Amendola ist hauptsächlich für seine Arbeiten als Drehbuchautor bekannt, meist zusammen mit Bruno Corbucci, der dabei auch häufig die Regie übernahm. Zusammen schufen sie unter anderem die bekannte Figur des Schnodderpolizisten Nico Giraldi, der von Tomas Milian verkörpert wurde. Ihre bekanntesten Arbeiten im Westernbereich sind mit Sicherheit Sergio Corbuccis Il grande Silenzio (Leichen pflastern seinen Weg) und Spara, Gringo, Spara (Im Staub der Sonne), bei dem Bruno auch Regie führte. Bei ...dai nemici mi guardo io! war jetzt Amendola mal an der Reihe Regie zu führen. Das Ergebnis ist allerdings äußerst durchschnittlich, aber immerhin einigermaßen kurzweilig und unterhaltsam.

Die Hauptrolle spielt der Amerikaner Charles Southwood, der später in den 90’ern seine eigene Zigarettenmarke unter dem klangvollen Namen Death Cigarettes auf den Markt brachte. In Italowestern war er insgesamt fünfmal zu sehen, meist in der Hauptrolle. Sein erster Auftritt war in Demofilo Fidanis Regiedebüt Straniero… fatti il segno della croce! (Bekreuzige dich, Fremder), in dem er einen eiskalten Kopfgeldjäger spielte. Seine besten Auftritte hatte er aber mit Sicherheit in zwei Filmen von Giuliano Carnimeo, und zwar in Testa t'ammazzo, croce... sei morto... Mi chiamano Alleluja (Man nennt mich Halleluja) als russischer Fürst Alexi. Hier macht er sich, mehr oder weniger gemeinsam, mit George Hilton auf die Suche nach einem Haufen Juwelen. Im zweiten Film unter Carnimeos Regie, C'è Sartana... vendi la pistola e comprati la bara (Django und Sartana- wie die blutigen Geier), spielte er keinen geringeren als Sabata, ebenfalls neben George Hilton. Ein überragender Schauspieler war Southwood jetzt nicht gerade, brachte aber seine große und schlaksige Figur immer recht gut zur Geltung. Auch in diesem Film macht er eine ordentliche Figur, ohne wirklich zu glänzen.

"Deine gemeine Verbrecherfratze, die widert mich an, Bastard." (El Condor zu Burton)

Southwoods Partner Hondo wird dargestellt vom Spanier Julián Mateos, der als mexikanischer Kleinganove den guten Charles als glatt an die Wand spielt, obwohl seine deutsche Synchronstimme unpassend und ziemlich nervend ist. Hondo bleibt die ganze Laufzeit über ein eher undurchsichtiger Charakter. Die beste Figur von allen macht allerdings die wunderschöne Alida Chelli als Burtons Herzensdame Juana. Chelli ist übrigens die Tochter von Komponist Carlo Rustichelli, der sich hier auch für den Soundtrack verantwortlich zeichnet. Auf der dunklen Seite des Universums ist diesmal Mirko Ellis als El Condor zu bewundern, der Burton die Suche nach den drei Dollar etwas erschwert. Als ihn Burton und Hondo einmal als Pfaffen verkleidet aus einer Kirche entführen, ist El Condor vollkommen entsetzt, da Condor, wie in bester Mafiositradition, streng gläubig ist und regelmäßig mit seinen Aposteln zur Kirche geht (Condor: "Burton, du begehst eine Gotteslästerung, du entweihst eine heilige Stätte." – Hondo: "Den guten Zweck wird der Himmel anerkennen.").

Zu den Mitgliedern seiner Bande zählt auch der stämmige Pietro Ceccarelli, der seinen markanten Glatzkopf zur Schau stellen darf. Ebenso noch mit dabei ist Ivano Staccioli, der hier unsterblich in die schöne Juana verliebt ist und ihr an die Wäsche will ("Du willst mich nicht, aber ich, ich will dich und das genügt"). Ganz witzig auch noch der Totengräber, der noch nichts von sozialer Gleichstellung gehört hat ("Außerdem bekomm ich für die Beerdigung eines Banditen zwei Dollar und für die Beerdigung einer ehrenwerten Leiche bekomm ich fünf Dollar. Solche sozialen Unterschiede gibt es auch unter den Toten."). Einen kurzen Auftritt hat noch Lorenzo Robledo als Jack Garland, der einen der Dollars besitzt, und beinahe von Condor aufgeknöpft wird.

Die Geschichte von ..dai nemici mi guardo io! ist weder innovativ noch besonders spannend was aber bei einem kleinen B-Western wie diesem wohl auch keiner erwartet, aber der Film schafft es zumindest über die ganze Laufzeit einigermaßen zu fesseln und bietet somit kurzweilige Unterhaltung. Der Streifen ist recht flott inszeniert und hat auch ein paar Brutalitäten aufzuweisen, die man aber alle schon anderswo, meist besser, gesehen hat. Außerdem schafft es Amendola eine schön staubige und dreckige Atmosphäre zu schaffen. Ein Pluspunkt ist noch die schmissige Musik von Rustichelli, die auch einen netten Titelsong zu bieten hat ("Where is my luck, I do not know…"). Die DVD von VZ ist ziemlicher Mist mit einer grausigen Bildqualität, hoffentlich kommt da mal etwas Besseres.

nerofranco
Beiträge: 48
Registriert: Mi., 11.11.2020 09:56

Re: Beichtet Freunde, meine Filmliste kommt

Beitrag von nerofranco »

Beichtet Freunde, Halleluja kommt (Il West ti va stretto, amico... è arrivato Alleluja, ITA/FRA/GER 1972)
R: Giuliano Carnimeo


Il_West_ti_va_stretto,_amico_è_arrivato_Alleluja_ItPoster02.jpg
(1)


Die Revolution tobt in Mexiko. Die Rebellen rüsten sich zum Kampf gegen Kaiser Maximilian von Österreich, unter ihnen General Ramirez (Roberto Camardiel). Um im Krieg gegen Maximilian bestehen zu können, muss General Ramirez die Indianer vom Stamm der Pueblos auf seine Seite ziehen. Dafür benötigt er eine für die Indianer besonders wertvolle Statue. Um an die Figur zu kommen, bittet er Halleluja (George Hilton) sie für ihn zu besorgen und bietet ihm 20.000 Dollar als Prämie. Allerdings ist General Ramirez nicht der Einzige, der hinter der Figur her ist, sondern auch Maximilian selber, der natürlich ebenfalls die Unterstützung der Indianer benötigt. Und neben den beiden gibt es da ja noch den Großindustriellen Ferguson (Umberto D’Orsi), der sich die Konzession für den Straßenbau, der Eisenbahn und für den Plantagenbau unter den Nagel reißen will. Um an dieses Ziel zu gelangen, versucht er ebenso, mit seinen Leuten die Figur zu bekommen, um sie Maximilian übergeben zu können.

"Wer kein Pferd hat, wird erschossen." (Sheriff)

Im Jahre 1972, dem Produktionsjahr des Films, war der Höhepunkt des Italowestern schon längst überschritten. Nachdem die harte Welle 1968 mit Sergio Corbuccis Il grande Silenzio (Leichen pflastern seinen Weg) am Zenit angelangt war und Sergio Leone mit Giu la testa (Todesmelodie) so ziemlich den Endpunkt des Revolutionswestern setzte, kam die große, und ebenso kurze, Zeit der Komödien. Eingeleitet wurde die Welle durch den sensationellen Erfolg von Enzo Barbonis Lo chiamavano Trinità (Die rechte und die linke Hand des Teufels), der auch den Anfang für Bud Spencer und Terence Hill als Komödienduo darstellte. Nach dem Erfolg dieses Films und des Nachfolgers ...continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) wurden eine ganze Menge Westernkomödien produziert. Die besten und erfolgreichsten waren jene Filme mit Bud Spencer und/oder Terence Hill wie Occhio alla penna (Eine Faust geht nach Westen) oder E poi lo chiamarono il magnifico (Verflucht, verdammt und Halleluja) und eben jene Filme mit George Hilton. Seine erfolgreichste Komödienfigur war Halleluja, die er in zwei Filmen Testa t'ammazzo, croce... sei morto... Mi chiamano Alleluja (Mann nennt mich Halleluja) und Il west ti va stretto, amico... è arrivato Alleluja (Beichtet Freunde, Halleluja kommt) darstellte.

Im ersten Halleluja geht’s auf die Jagd nach Juwelen, hier im zweiten Teil suchen alle nach einer Indiofigur. Regisseur Giuliano Carnimeo ist vor allem durch seine drei Sartana Filme mit Gianni Garko bekannt geworden, die bereits sehr komödiantisch angehaucht waren. Mit Hilton drehte er bereits zuvor den harten Il momento di uccidere (Django- ein Sarg voll Blut) und C'è Sartana... vendi la pistola e comprati la bara (Django und Sabata- wie blutige Geier), danach folgten noch die Tresette- Reihe und einige Gialli, wie etwa Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?.

Den Halleluja gibt, wie bereits erwähnt, wieder George Hilton. Hilton ist eines der bekanntesten und beliebtesten Gesichter des Italowestern. Er selbst konnte sich nie so wirklich für den Western begeistern, nützte aber natürlich die Gelegenheit in diesem Genre Karriere zu machen. Die Komödie war viel mehr sein Metier, so ist er auch in sehr vielen Westernkomödien, meist eben unter der Regie von Carnimeo, zu sehen. Seine Figur Halleluja ist eine gut gelungene Parodie zu den harten Helden wie Django, Sartana, Ringo und so weiter. Den Pistolengürtel trägt er stets über der Schulter und er hat immer alles bei sich, was er gerade braucht, wie eine Schreibmaschine, einen Schalldämpfer oder gar eine ganze Golfausrüstung. Zum Einsatz kommen ungewöhnliche Waffen wie eine Peitsche, ein paar Golfbälle und sogar ein mit Pfeffer gefüllter Dudelsack.

Überhaupt sind die Darsteller der große Pluspunkt des Films, die Besetzung ist nämlich mehr als gelungen, es wimmelt sozusagen nur so von skurrilen Nebenfiguren. Roberto Camardiel ist als etwas tollpatschiger und nicht gerade intelligenter General Ramirez zu bewundern, der sich mit Halleluja ständig wegen des Geldes in die Haare kriegt. Zu jeder Rebellengruppe gehört natürlich auch ein, der Gewalt nicht gerade abgeneigter, Priester, der hier von Aldo Barberito verkörpert wird.

"Wir wollen zuerst ans Geschäftliche denken, später kann man alle erschießen." (Ferguson)

Richtig Klasse ist der Auftritt von Charakterdarsteller Umberto D’Orsi als etwas größenwahnsinniger Großindustrieller Ferguson („Wir wollen zuerst ans Geschäftliche denken, später kann man alle erschießen“),der mit großen Regisseuren wie Federico Fellini oder Dino Risi arbeitete, darüber hinaus aber hauptsächlich in Komödien zu sehen war. Mit seinen Untergebenen geht Ferguson nicht gerade zimperlich um, vor allem Drake hat es ihm angetan („Wenn du mein Sohn wärst, würd ich mich umbringen“). Sein Handlanger Drake wird gespielt von Paolo Gozlino, dem so gut wie alles in die Hose geht. Als diebisches Paar treten Lincoln Tate und Agate Flori auf, die ein paar geklauten Juwelen nachjagen, die in der Figur versteckt sind. Nachdem Charles Southwood im ersten Teil noch einen Russen mimt, gibt Tate hier einen Schotten mit echtem Schottenrock („Hey Knut, sieht sie (Tate) nicht aus wie deine Schwester?“ - „Nein, so ein Vollweib ist meine Schwester nun auch wieder nicht!“). Als leicht stotternder Lustmolch Zagaya, das schnelle Messer, tritt hier Riccardo Garrone in Aktion, der sich gleich einmal mit Halleluja anlegt („Zicke zacke Zick, und die Ohren sind weg“), aber natürlich den Kürzeren zieht.

Äußerst interessant ist auch eine eingebaute Nebenhandlung, in der die Brüder Kain und Abel, die sich auch hier kräftig in die Haare kriegen und außerdem nur Mädchen zeugen können, die Figur finden und sie zu einem Pfandleiher bringen. Die Brüder werden gespielt von den beiden Genreveteranen Nello Pazzafini und Lars Bloch. Um noch mehr Zwistigkeiten zu entgehen, bringen die beiden die Figur zu dem Pfandleiher Sam, gespielt vom Franzosen Raymond Bussières, der einen Papagei als eine sprechende Preisliste verwendet und einer etwas rundlichen Kundin (Mara Krupp) nachstellt. Mit dabei ist auch noch der deutsche Autor und Schauspieler Peter Berling, der auch in Filmen von Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder mitwirkte, als etwas dümmlicher österreichischer Soldat Schultz. Als dessen Vorgesetzter Von Steffen ist ebenfalls ein deutscher Schauspieler, Michael Hinz, bekannt aus Bernhard Wickis Die Brücke, mit von der Partie.

Die deutsche Synchronisation ist zwar streckenweise etwas albern, im Großen und Ganzen aber doch recht gelungen. Den österreichischen Soldaten wurde hier allerdings kein österreichischer, sondern ein deutscher Akzent verpasst, was sich manchmal etwas seltsam anhört. Sehr witzig auch noch der Ausspruch des Sheriffs, gespielt von Fortunato Arena, nachdem er die Jagd auf Archie eröffnet hat; „Wer kein Pferd hat, wird erschossen“. Arena war in ...continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) mit einem „Wildschwein“ (Bud Spencer) zusammengestoßen und konnte danach nur noch behämmert durch die Gegend grinsen.

Über das Thema Rassismus hat sich zu der Zeit wohl noch keiner allzu große Gedanken gemacht, vor allem Ferguson hält nicht viel von seiner schwarzen Mitbevölkerung. So fallen Sätze wie, „na, was ist, Onkel Tom, soll ich mich trocken waschen!“ oder auch, „Also mein Schokoladenfreund, es ist ganz sicher, dass die Figur jetzt bei Ferguson ist, ja?“. Im zweiten Tresette- Film Di Tresette ce n'è uno, tutti gli altri son nessuno (1974) wird das Ganze noch ausgebaut und Hilton bekommt es sogar mit dem Ku-Klux-Klan zu tun. („verbrennt mehr Neger, und wenn ihr keine habt, dann pumpt euch welche“)

Eine historische Unkorrektheit hat sich auch eingeschlichen. Ferguson sagt ein Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Ulysses S. Grant ab. Grant wurde allerdings erst 1869 zum Präsidenten ernannt, während Kaiser Maximilian bereits 1867 zum Tode verurteilt und unter der Aufsicht vom mexikanischen Präsidenten Benito Juárez hingerichtet wurde.

Lobenswert zu nennen sind noch die Kameraarbeit von Stelvio Massi und die fröhliche Musik von Stelvio Cipriani. Massi arbeitete ebenso wie Drehbuchautor Tito Carpi häufig mit Carnimeo zusammen. Der äußerst gelungene Soundtrack von Cipriani ist übrigens auf der Halleluja- Box von Koch Media enthalten, bei der auch der erste Teil mit drauf ist. Stelvio Massi war später selbst als Regisseur tätig und schuf einige Genreklassiker wie etwa den Polizeithriller Squatra Volante (Der Einzelkämpfer) mit Tomas Milian und Gastone Moschin.

Im Großen und Ganzen bekommt man hier eine durchaus gelungene Westernkomödie, die vor allem durch die ausgezeichnete Besetzung, der professionellen und schwungvollen Inszenierung und dem sympathischen Soundtrack zu überzeugen weiß, die deutsche Synchronisation trägt mit Sicherheit auch zum Gelingen bei.

Ich denke, entweder mag man Carnimeos Komödien oder man mag sie nicht, ich für meinen Teil liebe sie, weil sie nur so sprudeln von verrückten Ideen. Beichtet Freunde, Halleluja kommt gefällt mir von seinen Komödien am besten, da sie einfach durch und durch sympathisch ist.


(1) https://www.spaghetti-western.net/index ... leluja,_Il

Antworten