COLORADO - ZWEI HALUNKEN IM GOLDRAUSCH - Demofilo Fidani

Staubige Dörfer, schweigsame Pistoleros und glühende Colts.
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nerofranco
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COLORADO - ZWEI HALUNKEN IM GOLDRAUSCH - Demofilo Fidani

Beitrag von nerofranco »

Colorado- Zwei Halunken im Goldrausch (Amico mio, frega tu... che frego io!, ITA 1973)
R: Demofilo Fidani


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Die beiden Herumtreiber Jonas und Mark bekommen von einem alten Sack namens Tripper die Information, dass sich irgendwo in den Bergen Gold befinden soll. Daraufhin machen sie sich auf den Weg, um die Goldmine auszubeuten. Sie haben allerdings nicht mit dem gefinkelten Banditen Miller gerechnet, der sich einen besonders ausgeklügelten Plan austüftelt, um an das Gold zu kommen.

Hier handelt sich nun tatsächlich um eine Westernkomödie vom Trashmeister Demofilo Fidani, als ob seine anderen Trashfilmchen nicht schon witzig genug wären. Amico mio, frega tu… che frego io! ist nun alles andere als ein guter Film, aber man glaubt es kaum, ist er nun doch einigermaßen unterhaltsam.

Die beiden Hauptcharaktere sind der Pseudopriester Jonas Dickenson und der Herumtreiber Mark Taylor. Ein dicker, großer, starker und nicht ganz so heller Bär und ein charmanter gewitzter Kerl. Na, woher kennen wir denn so ein Westernpärchen? Jonas wird dargestellt von Ettore Manni, der von großen Klassikern bis hin zum Trash so ziemlich überall mitgespielt hat. Manni muss wohl ein alter Spezi von Fidani gewesen sein, hat er doch in nicht weniger als acht seiner Filme mitgespielt. Mannis Partner spielt der weniger bekannte Spanier Andrés Resino, der den Part des feschen und gewitzten Frauenschwarms übernimmt. Und wer die Filme von Spencer und Hill kennt, kann sich ungefähr vorstellen welche Zutaten Fidani hier verwurstet hat. Es gibt jede Menge Schlägereien, Fressorgien, blöde Sprüche und Kartentricks. Leider ist das Ganze natürlich auf einem weitaus niedrigeren Niveau angesiedelt als wie bei Enzo Barboni.

Der härteste Konkurrent der beiden Kumpels ist der äußerst miese Verbrecher Miller, der das ganze Gold für sich haben will. Die Szenen, in der seine Leute den Goldgräbern ihr für harte Arbeit erworbenes Gold abknöpfen ist recht witzig geraten. Von der staatlichen Autorität hält er auch nicht viel und übernimmt kurzerhand mal das Sagen in der Stadt (Miller: "Jetzt bin ich das Gesetz in der Stadt. Also benehmt euch, sonst bekommt ihr keine Rente." - Sheriff: "Es ist gemein mit Rentenentzug zu drohen, ich protestiere. Das ist Meuterei Mister Miller"). Millers rechte Hand ist der Riese Amerigo Castrighella, der einer von Fidanis Stammpersonal war und in den meisten seiner Filme dieselben Klamotten übergestreift hat. Castrighella hätte man ruhig öfter in anderen Filmen in Szene setzen können, denn er hat eine wirklich herausragende Verbrechervisage. Immerhin war er kurz, als Zuschauer bei einer Hinrichtung, in Sergio Leones Klassiker Il buono, il brutto, il cattivo zu sehen. In diesem nicht ganz so großen Klassiker bekommt er einen Sheriffstern verpasst, als Miller die Macht im Städtchen übernimmt.

Simonetta Vitelli beweist jede Menge Sitzfleisch, denn viel mehr als irgendwo im Saloon herumsitzen macht sie eigentlich nicht. Als Amüsiermädchen Pearl sieht sie aber zumindest wieder ganz nett aus, was auch Miller nicht verborgen bleibt ("Nicht schlecht Pearl. Diese Beine werden dich noch weit bringen, wenn tust was ich sage"). Wer Sleepy Warren ist weiß ich nicht, klingt aber stark nach Pseudonym. Dann gibt’s da noch ein Kartenass, dass Miller jede Menge Tricks vorführt, natürlich nur damit der später den Goldgräbern ihr Gold beim Pokern aus den Taschen ziehen kann. Aber es gibt immer einen, der besser spielt. Federico Boido hat auch noch einen Kurzauftritt als etwas degenerierter Kerl, der mit seinem imaginären Freund Bob Karten spielt und letztendlich vom bulligen Jonas eins auf die Rüber kriegt. Benito Pacifico ist als Mitglied von Millers Bande auch noch mit von der Partie.

Dass die Produktion natürlich nicht gerade leonemäßiges Budget hat, dürfte wohl nicht allzu sehr verwundern. Die meiste Zeit über befindet man sich in irgendeiner Kiesgrube oder in einem heruntergekommenen Städtchen, das wohl zu Mitchells Cave Studios gehören wird. Die Kameraarbeit ist leider nicht so trashig wie üblich, was heißt, dass die Kamera nicht so schön in der Gegend herumwirbelt und sich um Personen kreist als sonst. Das liegt wohl daran, dass diesmal nicht Franco Villa an der Kamera war, wie häufig bei Fidani, sondern Claudio Morabito. Immerhin gibt es wieder das schöne Ringelspielchen, bei dem der in der Mitte schön eins auf die Mütze bekommt. Auch sonst gibt es noch ein paar nette Einfälle, wie beispielsweise ein chinesisches Fahrrad, das sich Mark zu eigen macht. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit dem berühmten Kniechen-Näschen-Öhrchen-Spiel, dass man bereits aus Laurel und Hardys 1933 erschienen The Devil's Brother (Hände hoch- oder nicht) kennt, in dem die beiden Fra Diavolo das Leben schwer machen. Diesmal soll das Spielchen den schier unbändigen Hunger vertreiben, was nicht unwesentlich ist, da Jonas seinen Kumpel vor lauter Hunger mit einem Truthahn zu verwechseln beginnt.

Das Drehbuch schrieb Fidani zusammen mit seiner Angetrauten Mila Vitelli Valenza. An der Kamera ist diesmal, wie bereits erwähnt, leider nicht Franco Villa, sondern ein gewisser Claudio Morabito, der aber mit Villa zusammen an so manchem starken Film beteiligt war (zb. Milano Calibro 9). Der Soundtrack von Lallo Gori ist recht nett und spritzig geraten und trägt so zur angenehmen Atmosphäre bei.

Im Endeffekt ist Amico mio, frega tu... che frego io! ein recht netter, anspruchsloser Spaß, der einige größer budgetierte Komödienproduktionen, zwar nicht locker, aber immerhin, in die Tasche steckt. Wer einen nicht allzu großen Anspruch an den Film stellt, und das wird bei Demofilo Fidani wohl kaum jemand, der wird hier angenehm unterhalten.

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