DIE RECHNUNG - EISKALT SERVIERT - Helmuth Ashley

Sexwellen, Kriminalspaß und andere Krautploitation.
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Prisma
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DIE RECHNUNG - EISKALT SERVIERT - Helmuth Ashley

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George Nader

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● DIE RECHNUNG - EISKALT SERVIERT / UN CERCUEIL DE DIAMANTS (D|F|1966)
mit Christian Doermer, Yvonne Monlaur, Horst Tappert, Ullrich Haupt, Walter Rilla, Helga Schlack, Birke Bruck, Arthur Brauss,
Ilija Ivezić, Rainer Brandt, Hans Waldherr, Pierre Richard, Günther Dockerill, Bob Lerick und Heinz Weiss sowie Richard Münch
eine Constantin Produktion der Allianz Film | Prodex | im Constantin Filmverleih
ein Film von Helmuth Ashley

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»Du kannst doch nicht plötzlich nackt durch New York rennen!«


Während der Klärung eines Kriminalfalls wird Jerry Cotton (George Nader) eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht begangen hat und letztlich vom Dienst suspendiert, da sein Chef, Mr. High (Richard Münch), keine andere Wahl hatte. Jerry war einer Gangsterbande auf der Spur, doch kann diese Ungerechtigkeit nicht auf sich sitzen lassen. Durch Zufall bekommt er einen heißen Tipp zugespielt, die ihn wieder auf die Fährte der Bande bringt, die ihren nächsten Coup bereits plant. Als sie merken, dass man den F.B.I.-Mann nicht so leicht abschütteln kann, wird es lebensgefährlich...

Bei "Die Rechnung – eiskalt serviert" handelt es sich um den vierten und letzten in Schwarzweiß gedrehten Beitrag der erfolgreichen Jerry Cotton-Reihe, der vielleicht am treffendsten als eine Art Schwellenfilm beschrieben ist, denn er erinnert inszenatorisch und handwerklich gesehen noch sehr stark an seine teils hölzernen Vorgänger, grenzt sich aber auch schon ein bisschen von dieser herkömmlicher wirkenden Vorgehensweise ab. So erinnert er mehr an das, was im Farbfilmbereich noch auf das Publikum zukommen sollte, und die angebotenen Modifikationen kommen hier sehr gut an. Die Geschichte wird sehr klassisch erzählt und anschaulich präsentiert, bedient sich dabei eines kleinen Whodunit-Effekts, was innerhalb der Reihe und über die Jahre gesehen am besten ankommen konnte. Die Story befasst sich mit minutiöser Planung, Raub und Durchführung, außerdem mit einigen unbequemen Launen des Schicksals, welches von zahlreichen Gangstern befeuert und manipuliert wird. Hin und wieder etwas zu einförmig geraten, kann aber auch dieser Flick von Regisseur Helmuth Ashley überzeugen - natürliches Interesse für derartige Strickmuster vorausgesetzt. George Nader, Heinz Weiss und Richard Münch überzeugen längst als eingespieltes Team, wirken im Endeffekt so, als könne der Polizeiapparat ohne sie erst überhaupt nicht existieren. Wie üblich verfügt die mit zahlreichen Action-Einlagen bepackte Geschichte auch über eine erfreuliche Gästeliste, die Horst Tappert, Ullrich Haupt, Christian Doermer, Yvonne Monlaur oder Walter Rilla für ihre Auftritte empfiehlt. Im Verleihprogramm der Constantin Film war in der Vorankündigung seinerzeit zu vernehmen, dass die Hauptfigur dieser Geschichte einen ersten verhängnisvollen Fehler begehe, was die Realitäten eines solchen Kriminalfalls und die allgegenwärtige Potenz Jerry Cottons wieder ein bisschen mehr in die Realität zu rücken weiß.

Wenn es in dieser Geschichte schließlich so weit ist, dass Jerry Cotton einen Kardinalfehler begeht, kann man es als Zuschauer kaum glauben, und hieraus ergibt sich eine besondere Form der Spannung, da man den Ausweg aus der gerade entstandenen Zwickmühle nicht sofort erkennen kann. Dramaturgisch wird daher vielleicht ein bisschen mehr aufgefahren, als in den einschlägig bekannten Vorgängern, und es kommt zu guten Phasen, die mit Action und Tempo ausgestattet sind. Helmuth Ashley legt insgesamt verstärkt Wert darauf, dass sein Film im handwerklichen Sinn nicht die gravierend auffälligen Abstriche seiner Vorgänger macht, was zu einem qualitativ hochwertigeren Ergebnis führt. Als mittlerweile eingespielte Stammbesetzung funktionieren Heinz Weiss und George Nader recht gut, auch Richard Münch kann die gewünschte Autorität vermitteln, die sein Amt erfordert. Er hat seinen Laden im Griff, bei den Verbrechern scheint es allerdings nicht so zu sein, sodass sein bestes Duo zu Hochtouren auflaufen muss. Musikalisch gesehen sorgt Peter Thomas' Begleitung für vertraute eindrücke, und dieser neuste Fall kommt insgesamt zu einem gut konsumierbaren und konsequentem Ergebnis. "Die Rechnung – eiskalt serviert" stellt nicht nur die Halbzeit der Reihe dar, sondern auch gleichzeitig das Ende der Schwarzweiß-Ära bei Jerry Cotton. Sicherlich haben diese Konturen viel Atmosphäre zu bieten, doch die farbenfrohen Vertreter stecken die ersten vier Filme in vielerlei Hinsicht in die Tasche. Dies tut auch dieser Vertreter mit seiner Konkurrenz in Schwarzweiß, und am Ende handelt es sich vielleicht um den ausgefeiltesten Cotton dieser Fraktion. Am Ende stellt sich in nicht ungefährlicher Arbeit heraus, dass es hier wesentlich mehr zu tüfteln gab, als angenommen, und der Zuschauer kann auf einen gelungenen, in Intervallen spannenden und vor allem kurzweiligen Action-Krimi blicken, der seine Qualitäten an vielen Stellen in die Waagschale wirft.

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