● WARHEAD / PRISONER IN THE MIDDLE / SABRA COMMAND / MISSION OVERKILL (US|ISR|1977)
mit David Janssen, Karin Dor, Christopher Stone, Art Metrano, Tuvia Tavi, David Semdar, Joan Freeman,
Mordecai Arnon, Eddy Muktar, Jacob Roda, Poly Reshef, Itzik Weiss, Ellyn Stern, Nicholas Torzeski, u.a.
eine Buddy Ruskin Produktion | Sabra
ein Film von John O'Connor
»Letzte Nacht wurde versehentlich eine unserer Atombomben abgeworfen.« Eine derartig beunruhigende Nachricht und potenziell tödlicher Fehler hört sich wie ein gelungener Startschuss für einen Kriegsfilm an, bei dem es sich noch herauszustellen hat, ob er seine Anti-Kriegs-Mission ernst nimmt, oder ob es sich nur um einen reißerischen Versuch handelt, das sensationslustige Publikum bestenfalls zufriedenzustellen. Eine hybride Version wäre selbstverständlich die Beste aller Lösungen, und schnell kristallisiert sich eine Brisanz heraus, die wohl immer aktuell zu sein scheint und niemals aufzuhören droht. Ein von Karin Dor alias Lt. Liora eskortierter Schulbus fährt durch die Abgeschlagenheit Israels, die Deutsche ist dabei bis unter die Zähne bewaffnet. Ein Attentat macht alle Hoffnung zunichte, dass vor allem die Schwächsten in politisch unsicheren Zuständen geschützt werden können. Der US-amerikanische Regisseur stellt schweres Kriegsgerät zur Schau, der heiße Wind heult wie ein Vorbote, um von Tod und Verderben zu berichten. Die Helfershelfer und Verteidiger aller Seiten werden mit schnellen und eindrücklichen Zeichnungen versehen, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Männer wie Frauen steigern sich in die gefährliche Perfektion hinein, mit ihren Waffen umzugehen, die angedeutete Spirale führt abwärts. Im Hinterkopf bleibt, dass den Amerikanern versehentlich einer ihrer Atomsprengköpfe verloren gegangen ist, der davor bewahrt werden muss, in die falschen Hände zu geraten, wobei die rhetorische Frage im Nirgendwo verhallt, ob eine derartige Waffe nicht stets in den falschen Händen sein wird. Das Szenario wird von Trostlosigkeit dominiert, obwohl es immer wieder zwischenmenschliche Hoffnungsschimmer zu geben scheint, die allerdings von jetzt auf gleich wegradiert werden könnten. Zur allgemeinen Erleichterung wird die Atomwaffe zu einem recht schnellen Fundstück für den entsandten Spezialisten, doch die sogenannte palästinensische Befreiungsfront nimmt beide in Gewahrsam, um vollmundig zu erklären, welche terroristischen Vorhaben auf die Welt zukommen sollen.
Alles dreht sich um die Entschärfung der Bombe und das Schreckgespenst der totalen Vernichtung, denn Terroristen setzen ihre Interessen irrwitzigerweise gleich mit Know-how, was die Sache noch trüber aussehen lässt. Inszenatorisch gesehen ist der Film gleichzusetzen mit den staubigen Bildern aus der Wüste, denn es kommt wenig Finesse auf, was ebenso für die schauspielerischen Leistungen gilt, da sie stereotyp wirken nicht mit psychologischer Tiefe ausgestattet zu sein scheinen. Inzwischen sprechen wieder die Maschinenpistolen und es kommt zu einer handelsüblichen Dezimierung der gerade eben oder sporadisch vorgestellten Charaktere. Bei den Themen Action, Tempo und vor allem Spannung kommt es leider nur zu Gastauftritten, und der Verlauf arbeitet sich einförmig und wenig spektakulär nach vorne, dessen Weg hauptsächlich mit Leichen gepflastert wird. Die Hauptdarsteller David Janssen und Christopher Stone bieten das an, was zumindest erwartet wird, ohne sich jedoch mit ausgefeilten Leistungen hervorzutun. Gleiches gilt auch für Karin Dor, die jedoch zumindest wegen ihrer für sie ungewöhnlichen Rolle aufzufallen weiß. Erwähnenswert ist sicherlich noch der Auftritt von Joan Freeman, die sich mit einer beinahe-Dynamik und stark konturierter Prosa von mancher Kollegin abzuheben weiß. Im Rahmen der wenigen Dialoge bekommt man hin und wieder ein paar Spitzen geboten, die als Ausdruck von Hass und Verzweiflung recht gut funktionieren, bis sich patriotische Untertöne breitmachen, die wohl auch ohne besondere Erwähnung auf der blutigen Hand gelegen hätten. Die hier angebotenen Tricks sind by the way kaum annehmbar. Am bitteren Ende bleibt das in weiten Teilen langatmige Himmelfahrtskommando "Mission Overkill" eine der vielen bitteren Erzählungen über eine der größten Geißeln der Menschheit und die Wenigen, die überproportional viele Unschuldige leiden lassen, nur um persönliche Interessen durchzupeitschen. Dem Publikum werden hierbei leider kaum neue Erkenntnisse oder ein besonderer Mehrwert angeboten, selbst wenn man die Darbietungen weniger Interpreten mit einiger Spannung erwartet hat.