MATHIEU CARRIÈRE
[*02.August 1950]
Das Lexikon der deutschen Filmstars hat geschrieben:Arztsohn hugenottischer Abstammung; wächst in Lübeck auf und besucht das "Katharineum", dieselbe Schule wie Thomas Mann. Wird folgerichtig für die Rolle des jugendlichen Titelhelden Tonio Kröger (1964) entdeckt. Zwei Jahre später spielt er in Schlöndorffs Musil-Verfilmung Der junge Törless (1966) einen introvertierten Zögling, der die Qualen eines Mitschülers beobachtet, ehe er eingreift. Der Erfolg des Films eröffent ihm eine internationale Karriere, Carrière spielt Andrzej Wajda (Gates to Paradise, 1967), Harry Kümel (Malpertuis, 1972) und besonders mit französischen Regisseuren wie Marguerite Duras, Roger Vadim, Jacques Ruffio oder Alain Corneau, ist Partner von Romy Schneider, Orson Welles und Brigitte Bardot. Der Wunderknabe entfaltet ein vielseitiges Talent: Er studiert in Paris Philosophie bei Gilles Deleuze, verfasst Drehbücher, tritt im Pariser Nachtclub "Alkazar" mit Hamlet- und Goebbels-Parodien auf und schreibt ein Essay "für eine Literatur des Krieges Kleist", das 1981 erscheint. Neben dem französischen bleibt aber auch der deutsche Film für Carrière wichtig, in dem er weiter unter Schlöndorrf, Vesely und anderen wichtigen Regisseuren arbeitet. In Zugzwang (1989) führt er erstmals selbst Regie. War mit der amerikanischen Malerin Jennifer Bartlett verheiratet, inzwischen geschieden. Typ: Ein Star von feinnerviger Eleganz, der besonders morbiden Charakteren Profil verleiht. Abwesend, gelangweilt, aber nicht verträumt, scheint er wie geschaffen für die Kunstwelt einer Marguerite Duras oder eines Robert van Ackeren. Depressive Künstler, feige Schönlinge, Aristokraten oder intellektuelle Aussteiger fallen in sein Fach.
Der Schauspieler Mathieu Carrière gehört sicherlich zu einer der interessantesten Persönlichkeiten des lang- bis kurzlebigen Filmbusiness, bleibt dabei nicht zuletzt wegen seiner polarisierenden, um nicht zu sagen, markanten Art des Interpretierens in lebhafter Erinnerung. Dies bezieht sich nicht nur auf sein breites Spektrum der dargebotenen Charaktere, sondern auch auf die immer wieder wirksam in Erscheinung tretende Person der Öffentlichkeit, die es nie gescheut hat, mit unbequemen Themen anzuecken. Zwar wirkt Mathieu Carrière in der cineastischen Betrachtung oft überaus festgelegt auf Personen zwischen böse und noch böser, die außerdem den Eindruck vermitteln, dass sich ein gewisser Sicherheitsabstand aufgrund seiner Unberechenbarkeit anbietet, aber man sieht auch völlig unkonventionelle Herangehensweisen an sein Handwerk, das mit breitem Repertoire veredelt wird. Erwähnt man Rollen aus dem Reich der moralisch verworfenen Zeitgenossen, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es dem Interpreten stets möglich ist, sie mit Charme, Nonchalance und Kultiviertheit auszustatten, was Monotonie so gut wie ausschließen kann. Dem Empfinden nach hat man es überwiegend oder häufig mit einer beinahe aristokratisch bis lasiert wirkenden Erscheinung zu tun, die in Windeseile und natürlich im Zweifelsfall blitzschnell auf Angriff umgestellt werden kann. Diese Attacken auf seine nicht selten weiblichen Kollegen können schmerzhafte Erfahrungen im Rahmen menschlicher Verworfenheit, Kontrolle oder völliger Gleichgültigkeit mit sich bringen. Mathieu Carrière gehört zu der Riege der wohl verdientesten Interpreten des deutschen und internationalen Films, welcher bei Gelegenheit kaum Wert darauf legt, mit allen Mitteln gefallen zu müssen, was meistens passgenau zu Carrières neurotischen, skrupellosen, durchtriebenen oder tiefsinnig-melancholischen Charakteren passen möchte. Filme mit ihm in großen oder kleinen Parts dürfen daher als etwas Besonderes eingestuft werden, da man im Spektrum pointierter Darbietungen und Dialoge alles geboten bekommt, was man vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte.
Mathieu Carrières Erscheinungsbild weckt eindeutige Reaktionen beim Zuschauer, welche im Grunde genommen eine breit gefächerte Klaviatur darstellen. Manche Personen wirken gespenstisch oder unterschwellig brutal, emotional völlig unbeteiligt, in ihren Sozialkompetenzen weitgehend abgestumpft, aber auch geheimnisvoll und schließlich anziehend. Nicht selten erfordern solche Parts einen stillen oder lauten Beobachter, der die Kunst des Taktierens und Kaltstellens seiner Widersacher in Perfektion beherrscht. Im Gegenzug können die gespielten Personen aber auch etwas zurückgeben, und sei es nur eine fundierte Zeugenaussage in einem Krimi. Carrières Einsätze in gut frequentierten Krimis oder überhaupt Serien-Formaten brachten den Interpreten einem breiten Publikum näher, beziehungsweise ferner, welches die oft unbequem bis schwer zuzuordnenden Rollen auf der hohen Qualitätsebene sicherlich überwiegend dankend annahm. Hin und wieder entstand aufgrund einer völlig progressiven Herangehensweise der Eindruck von etwas Einzigartigem oder mindestens einmal Denkwürdigem, doch Mathieu Carrières große Interpretationen sind vornehmlich im Spielfilmbereich zu finden, wahlweise in Großproduktionen auf internationaler Ebene. Neben namhaften Partnern und Partnerinnen brauchte sich der Mime keineswegs zu verstecken, brachte er es doch immer wieder fertig, völlig neue, beziehungsweise unterschiedliche Entwürfe zu Rollen-Schablonen zu liefern. Eigenartigerweise verhält es sich dem Empfinden nach so, dass er trotz besonderer Zeichnungen ebenfalls in einem eigens vom Film entworfenen Laufrad wiederzufinden war, da er schnell auf gewisse Typen und Charaktere abonniert wurde. Bedeutende Akzente ergeben sich aus seiner Art zu sprechen, seiner Angewohnheit, andere zu fixieren und zu manipulieren, und einer Körperlichkeit, bei der man manchmal nicht zwischen Lässigkeit oder Statik unterscheiden kann. Mathieu Carrière ist glücklicherweise bis heute im Filmgeschäft aktiv, auch wenn es im Gegensatz zur Boulevardpresse ungleich ruhiger um ihn geworden ist. Dennoch bleiben seine Auftritte in Film, Fernsehen und Talk stets ein Happening.
Mathieu Carrières Erscheinungsbild weckt eindeutige Reaktionen beim Zuschauer, welche im Grunde genommen eine breit gefächerte Klaviatur darstellen. Manche Personen wirken gespenstisch oder unterschwellig brutal, emotional völlig unbeteiligt, in ihren Sozialkompetenzen weitgehend abgestumpft, aber auch geheimnisvoll und schließlich anziehend. Nicht selten erfordern solche Parts einen stillen oder lauten Beobachter, der die Kunst des Taktierens und Kaltstellens seiner Widersacher in Perfektion beherrscht. Im Gegenzug können die gespielten Personen aber auch etwas zurückgeben, und sei es nur eine fundierte Zeugenaussage in einem Krimi. Carrières Einsätze in gut frequentierten Krimis oder überhaupt Serien-Formaten brachten den Interpreten einem breiten Publikum näher, beziehungsweise ferner, welches die oft unbequem bis schwer zuzuordnenden Rollen auf der hohen Qualitätsebene sicherlich überwiegend dankend annahm. Hin und wieder entstand aufgrund einer völlig progressiven Herangehensweise der Eindruck von etwas Einzigartigem oder mindestens einmal Denkwürdigem, doch Mathieu Carrières große Interpretationen sind vornehmlich im Spielfilmbereich zu finden, wahlweise in Großproduktionen auf internationaler Ebene. Neben namhaften Partnern und Partnerinnen brauchte sich der Mime keineswegs zu verstecken, brachte er es doch immer wieder fertig, völlig neue, beziehungsweise unterschiedliche Entwürfe zu Rollen-Schablonen zu liefern. Eigenartigerweise verhält es sich dem Empfinden nach so, dass er trotz besonderer Zeichnungen ebenfalls in einem eigens vom Film entworfenen Laufrad wiederzufinden war, da er schnell auf gewisse Typen und Charaktere abonniert wurde. Bedeutende Akzente ergeben sich aus seiner Art zu sprechen, seiner Angewohnheit, andere zu fixieren und zu manipulieren, und einer Körperlichkeit, bei der man manchmal nicht zwischen Lässigkeit oder Statik unterscheiden kann. Mathieu Carrière ist glücklicherweise bis heute im Filmgeschäft aktiv, auch wenn es im Gegensatz zur Boulevardpresse ungleich ruhiger um ihn geworden ist. Dennoch bleiben seine Auftritte in Film, Fernsehen und Talk stets ein Happening.
► Text zeigen